Das Geschäft der Toten - Alain Mabanckou

  • Liebeskind, 2023

    272 Seiten

    OT: Le commerce des Allongés

    Aus dem Französischen von Holger Fock und Sabine Müller


    Kurzbeschreibung:

    Liwa Ekimakingaï, seines Zeichens Küchengehilfe im Hotel Victory Palace in Pointe-Noire, hat unter mysteriösen Umständen das Zeitliche gesegnet. Am Abend des kongolesischen Nationalfeiertags trifft er in einem Nachtklub die schöne Adeline, er begleitet sie nach Hause ... und erwacht nicht etwa in ihrem Bett, sondern in einem Grab auf dem Friedhof Frère-Lachaise. Liwa findet den eigenen Tod ziemlich unfair und macht sich auf, Licht in die Angelegenheit zu bringen. Bei seiner Reise in die eigene Vergangenheit begegnet er höchst illustren Figuren, lebendigen wie verstorbenen. Da ist beispielsweise Augustin Biampandou, der als Hafenmeister das einträglichste Amt der Stadt bekleidet, sich aber trotz seiner Allmacht zum Schutz eine "Haushexe" hält. Oder der Sänger Lully Madeira, bei dessen Auftritten die Frauen gleich reihenweise in Ohnmacht fallen - aber erst seit er einen Buckel hat, in dem Geister wohnen. Liwa muss erkennen, dass sich die Welt der Toten kaum von der der Lebenden unterscheidet.


    Über den Autor:

    Alain Mabanckou wurde 1966 in der Republik Kongo geboren. Mithilfe eines Förderstipendiums verließ er 1989 seine Heimat, um in Paris sein Jurastudium fortzusetzen. Danach Eintritt in einen französischen Wirtschaftskonzern, für den er fast zehn Jahre lang als juristischer Berater tätig war. Während dieser Zeit erschienen zwei Lyrikbände und sein Debütroman, für den er 1998 den "Grand Prix litteraire d'Afrique" erhielt. Weitere Romanveröffentlichungen folgen, darunter 2003 "African Psycho" und 2006 "Memoires de porc-epic", für den er mit dem renommierten Prix Renaudot ausgezeichnet wurde.


    Mein Eindruck:

    Alain Mabanckous erstaunlicher Roman hat von Anfang an eine Tiefe und Intensität. Das liegt auch daran, dass in zweiter Person erzählt wird, so dass man sich leicht mit dem Protagonisten Liwa Ekimakingaï identifizieren kann. Dass ist von daher besonders kurios, weil er gerade gestorben ist.

    Doch Liwa steht wieder aus seinem Grab auf, denn noch ist er nicht fertig auf dieser Welt.

    Wie selbstverständlich setzt Mabanckou diese Mittel des magischen Realismus ein.

    Natürlich gibt es auch Rückblicke. Man erfährt von Liwas Großmutter, die ihn aufgezogen hat, nachdem seine Mutter Albertine bei der Geburt starb.

    Hinzu kommen die manchmal etwas weitschweifigen Geschichten der anderen Toten.


    Schauplatz in die Republik Kongo. Nicht oft liest man Romane aus diesem Land. Das Lokalkolorit wird deutlich spürbar. Die gesellschaftspolitische Schräglage und die sozialen Missstände werden aber sofort entlarvt.

    Eine fremde Welt für den deutschen Leser, dennoch reich und üppig.

    Weiterhin fällt positiv das detaillierte Erzählen auf und auch die poetische Sprache.

    Mir ist das Buch 9 von 10 Punkten wert.



    ASIN/ISBN: 3954381664