Juliane Stadler - König der Turniere

    • Herausgeber ‏ : ‎ Piper; 1. Edition (2. November 2023)
    • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
    • Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 752 Seiten
    • ISBN-10 ‏ : ‎ 3492070558
    • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3492070553


    Kurzbeschreibung;


    Frankreich im Jahr 1181: Der junge Ritter Erec hat eine kleine Truppe mittelloser Lanzenreiter um sich versammelt. Mit halsbrecherischem Wagemut gelingt ihnen das scheinbar Unmögliche: Sie werden in die erfolgreichste Turniermannschaft ihrer Zeit aufgenommen, die des englischen Thronfolgers. Bei Hofe trifft Erec die faszinierende Genovefa. Eine schicksalhafte Liebe bahnt sich an, die allerdings unbedingt geheim bleiben muss, denn Genovefa ist verheiratet. Eigentlich sollte Erec am Ziel seiner Träume sein, doch die Entscheidung für den englischen Königshof stellt sich als folgenschwer heraus. Mit seinen Leuten gerät Erec in eine lebensgefährliche Intrige und wird zum Spielball der Mächtigen …


    Über die Autorin:


    Juliane Stadler studierte in Heidelberg Frühgeschichte, Archäologie und Alte Geschichte und promovierte über keltische Bestattungssitten. Mit ihrem Debüt »Krone des Himmels«, das mit dem Silbernen Homer ausgezeichnet wurde, gelang ihr auf Anhieb ein SPIEGEL-Bestseller. Zusammen mit ihrem Mann und zwei Söhnen lebt sie in der Domstadt Speyer.


    Meine Meinung:

    Schon das Cover ist ein Hingucker, das dunkle Grün mit dem Schild und dem Schwert sieht sehr edel aus und auch die Verzierungen und die Schrift gefallen mir sehr gut.


    Zu Beginn war ich ein wenig überfordert und sehr bemüht, die Personen auseinander zu halten. Das Personenregister am Ende des Buchs ist dabei sehr hilfreich.


    Doch schnell war ich im Roman drin. Erec und seine Turniergenossen Josce, Lionel und Valéry sind eine bunte Truppe, die auf Turnieren kämpfen, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.

    Der Troubadour Armand und das Straßenkind Pépin erweitern die Gruppe und als es durch eine List gelingt, den Marschall des Jungen Königs Henri zu überlisten und ihm im Turnier sein Pferd abzunehmen, ändert sich das Leben der Männer komplett, als sie Teil der Ritter am Hofe des Jungen Königs Henri werden.

    Valéry jedoch hat die Gruppe bereits verlassen, denn er hat die Hoffnung aufgegeben, genug verdienen zu können, um zusätzlich seine Tochter zu unterstützen, von der seine Kampfgenossen nichts wissen, und hat sich notgedrungen einer Truppe Söldnern angeschlossen. Das führt zu Neid und MIssgunst und so lässt er sich als Verräter einspannen.


    Im Laufe des Romans erleben wir Verschwörungen und Intrigen, doch auch immer wieder heitere oder witzige Momente, wie das Torballspiel des Straßenjungen Pépin oder auch die Neckereien zwischen Erec und einer unbekannten Dame, die sich schließlich als Genovefa, der Hofdame der Königin Marguerite herausstellt, und die schließlich eine heimliche Affäre beginnen. Freundschaft ist viel wert und ebenso Vertrauen. Kleine Szenen, wie der Hengst Belos, der sich mittels Pfiffen von seinem Herren komandieren lässt und dabei den fremden Reiter abwirft, sind auch Teil des Ganzen, die die Geschichte unterhaltsam macht.


    Die historischen Umstände im Frankreich des ausgehenden 12. Jahrhunderts sind ebenfalls spannend und nachvollziehbar geschildert. Wer mit wem verwandt war, verfeindet oder verbündet, beschreibt die Autorin so gut, dass ich mich meiner Meinung nach gut auskannte. Menschenleben galten wenig, wenn es darum ging, seine Macht zu erweitern oder zu festigen. Ehen wurden angebahnt, um Fürstentümer zu sichern oder zu vergrößern. Wohltuend, wenn es da Figuren wie Marie de Champagne gibt, die das Erbe ihres unmündigen Sohnes verwalten und offen ihre Meinung vertreten, dass sie ohne Ehemann wesentlich besser dran wären. Überhaupt sind auch die vermeintlichen Nebenfiguren wie z.B. der Troubadour Armand oder auch die beiden Ritter Josce und Lionel so deutlich gezeichnet, dass sie mir lebendig vor Augen standen. Pépin war ohnehin mein Held, sein Wandel vom Straßenkind über dem zerrissenen Gefühlszustand zwischen zwei Welten zum kühnen Helden ist grandios.


    Über die gesamte Zeit steigert sich die Spannung, bis sie schließlich im letzten Drittel so hoch war, dass ich das Buch nicht mehr zur Seite legen mochte. Auch Kampfszenen sind nicht endlos und langweilig beschrieben, sondern im richtigen Maße, dass es interessant bleibt.


    Ein Glossar und ein Nachwort runden den Roman ab


    Für mich ist dieser Roman ein Highlight und ich fühlte mich oft an den Stil von Rebecca Gablé erinnert, was ein großes Kompliment ist.

    Absolute Leseempfehlung und 10 Punkte von mir.


    ASIN/ISBN: 3492070558

  • Erec zieht mit seiner kleinen Turniertruppe von Turnier zu Turnier, immer knapp an der Grenze des Existenzminimums. Gerade als sie ganz am Boden sind und einer der Truppe sie bereits verlassen hat, gelingt es Erec einen Coup zu landen und so in die Turniermannschaft des jungen Henry aufgenommen zu werden. Dieser betreibt die beste Turniermannschaft Europas zu dieser Zeit, finanziert von seinem Vater Henry II, der ihn so ruhig stellen will.

    Am Hof des jungen Königs geraten Erec und seine Freunde in Intrigen, die sie selbst kaum durchschauen können und die sie zum Spielball der Mächtigen machen.


    Juliane Stadler gelingt mit ihrem Roman die Welt der Turniere, der Reichen und Mächtigen aber auch des einfachen Volkes lebendig zu machen. Erecs Mannschaft ist zusammengewürfelt aus Männern, die nicht unbedingt dem Hochadel entstammen, Mit dabei der Straßenjunge Pépin, der sich in seiner Ausbildung zum Knappen immer wieder beweisen muss und gerne als Außenseiter diffamiert wird. Sowohl Erec als auch Pépin wachsen an den Herausforderungen, die ihnen durch die neue ungewohnte Umgebung gestellt werden.


    Mir hat das Buch ausgesprochen gut gefallen. Ein wenig hat mich das Ganze an Rebecca Gablés Waringham Romane erinnert. Auch hier werden erfundene Protagonisten in die Lücken der Geschichtsschreibung gesetzt. Dabei liegt hier der Fokus auf Personen, die sonst gerne ausgelassen werden. Der junge Henry und seine Turniermannschaft waren mir so gut wie gar nicht bekannt. Henry geht im Schatten des großen Vater und seiner Brüder Richard und John gerne unter. Guillaume de Maréchal kennt man meist nur im höheren Alter, hier lernt man ihn als Mann in den besten Jahren kennen. Mir hat das Setting sehr gut gefallen, ich habe hier einige Lücken schließen können.


    Besonders gut fand ich, wie beiläufig die Situation der Frauen und homosexueller Männer mit in die Geschichte eingeflossen sind. Frauen, die erst über Leben bestimmen können, wenn sie verwitwet sind und sich erfolgreich gegen eine neue Verheiratung wehren können. Einfluss erlangten sie damals, wenn sie im Namen der Ehemänner oder unmündigen Söhne die Güter verwaltet haben.

    Der Autorin gelingt es ihr Personal lebendig werden zu lassen, auch Nebenfiguren wie Armand und Damien bekommen ein klares Profil. Genovefa und die anderen Frauen, ob nun historisch verbürgt oder nicht werden sichtbar gemacht in dieser Welt, die doch so von Männern bestimmt ist.


    Dieser historische Roman bietet alles, was ein Buch aus diesem Genre benötigt. Geschichtliche Fakten, Intrigen, Liebe, Freundschaft und Hass, sowie lauter kleine Dinge, die das Gesamtbild rund machen. Dazu ein ausführliches historisches Nachwort, eine Karte der Handlungsorte und eine Auflistung aller Akteure, was bei der Menge an Charakteren für den einen oder anderen sicherlich hilfreich ist. Daher kann ich das Buch Freunden von historischen Romanen nur empfehlen.


    9 von 10 Punkte

  • "König der Turniere" ist das zweite Buch, dass ich von Juliane Stadler gelesen habe. Zwei zentrale Themen stehen für mich im Mittelpunkt der Geschichte. Zum einen der reale historische Hintergrund, der erzählt, wie 1181 der junge Henri als englischer Thronfolger versucht, an Einfluss zu gewinnen und seinen Vater zu überzeugen, dass er ein würdigerer Nachfolger ist, als seine zerstrittenen Brüder. Zum anderen begleitet man den jungen Ritter Erec und seine Freunde von Schauturnier zu Schauturnier. Man erfährt dabei unter anderem, dass diese Turniere ganz anders abliefen, als das heute in Ritterfilmen oft erzählt wird und dass man hier zwar Leib und Leben aufs Spiel setzte, aber auch an Geld und Einfluss einiges gewinnen konnte. Und wie schon im ersten Roman ist durch die unglücklich verheiratete junge Frau Genofeva wieder eine starke Frauenfigur mitten drin im Geschehen.


    Wer Rebecca Gablé schätzt, der wird sich in diesem Roman zuhause fühlen. Der Erzählton und die herrlichen Verwicklungen und dramatischen Wendungen machen die Geschichte von der ersten Seite zu einem Lesevergnügen und das Buch war keine Seite zu lang. Im Gegenteil, am Ende, nach einem wirklich furios spannenden Finale, trennt man sich nur schwer von den liebgewordenen Figuren und wünscht sich, dass es weitergehen könnte.


    Für mich ist Juliane Stadler schon jetzt kein Geheimtipp mehr sondern gehört, auch dank der wundervoll akribischen Recherche, die im Nachwort vortrefflich erklärt wird, zu den besten Histo-Autorinnen im deutschsprachigen Raum. Ich kann es kaum erwarten, neues von ihr zu lesen. :)

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Ninni Schulman - Den Tod belauscht man nicht

    Hanna Caspian - Im Takt der Freiheit


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Ich bin mit diesem tollen historischen Roman in die mir bis dahin völlig fremde Welt der Schauturniere eingetaucht und wurde von der ersten bis zur letzten Seite super unterhalten. So weit ich das als Laie beurteilen kann, steckt ein ganzer Haufen akribischer Recherche in dieser Geschichte und auch sonst bleiben keine Wünsche offen, toll und fesselnd geschrieben inf die Figuren haben ihre Ecken und Kanten, auch die Bösewichte nicht einfach nur böse, sondern voller Grautöne, nur Erec ist ein bisschen zu sehr "Mister Perfect".

    Auch in meinem Bücherregal bekommt Juliane Stadler einen Platz direkt neben Rebecca Gablé.