Bis wir unsere Stimme finden - Astrid Töpfner

  • Seiten: 396

    Herausgeber: Astrid Töpfner (Nova MD)

    Erscheinungstermin: 13. Oktober 2023

    ISBN: ‎978-3985959259



    Meine Meinung:


    Anfang letzten Jahres habe ich das erste Buch von Astrid Töpfner (“Dort, wo die Feuer brennen”) gelesen und mir war damals schon klar, dass ich auf jeden Fall auch weitere Bücher der Autorin lesen muss. Jetzt war es endlich soweit! “Bis wir unsere Stimme finden” durfte ich vorab lesen, so dass ich es dir heute, am Erscheinungstag, vorstellen kann.


    Jakob und Fanny leben in unruhigen Zeiten, und zwar im Jahr 1942 in Österreich. Das größte Problem ist, dass sie beide Juden sind. Bei der Flucht von Österreich in die Schweiz wird Fannys Mutter erwischt und nimmt Jakob das Versprechen ab, auf Fanny aufzupassen als wäre es ihre Schwester. Gesagt, getan! Die beiden Kinder, die nun völlig allein sind, geben sich als Geschwister aus und durchleben unvorstellbar schreckliche Dinge: Sie werden als Verdingkinder in Familien gesteckt, die eigentlich nur auf das Geld von der Fürsorge aus sind und in den beiden billige Arbeitskräfte sehen. Doch dann zerreißt ein Unglück das Leben beider und trennt sie für lange Zeit.


    Ich habe bis zu diesem Buch das Wort Verdingkinder noch nie gehört, was wahrscheinlich daran liegt, dass ich nicht aus der Schweiz komme und mich somit mit dem Thema noch nie so richtig befasst habe. Schlimm genug, dass diese Kinder ganz ohne Familie dastehen, im Fall von Jakob und Fanny werden sie auch noch misshandelt, bekommen viel zu wenig zu Essen und müssen genauso körperlich anstrengende Arbeit verrichten wie Erwachsene. Das war für mich zum Teil sehr schwer zu ertragen, weil hier auch nicht mit seelischen Misshandlungen gegeizt wurde. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass dies in der rauen Zeit des Krieges gang und gäbe war. Dazu kommt noch, wie im Buch ebenfalls beschrieben, dass niemand helfen wollte, weil die Menschen Angst hatten. Zum Teil kann ich das nachvollziehen, aber wie immer, wenn es um diesen Teil der Geschichte geht, frage ich mich, wie ich gehandelt hätte. Eine Antwort habe ich immer noch nicht gefunden.


    Sowohl Jakob als auch Fanny leiden auf ihre Art und Weise auch im Erwachsenenalter unter der Vergangenheit. Sie sind völlig verschiedene Charaktere: Während Jakob sich selber körperlich kaputt macht, ordnet Fanny sich allen unter, um geliebt zu werden. Beides war für mich nicht leicht zu lesen, denn ich habe beide Protagonisten im Laufe des Buches sehr liebgewonnen.


    Die neuere Geschichte der Schweiz wird im Buch ebenfalls beleuchtet, denn Fanny schließt sich der Frauenbefreiungsbewegung an und kämpft erst zögerlich, dann immer vehementer für das Frauenwahlrecht. Allzu oft hätte ich Fanny schütteln mögen, weil sie sich von allen möglichen Menschen hat unterbuttern lassen, aber letztendlich macht im Laufe des Buches eine sehr positive Entwicklung durch.


    “Bis wir unsere Stimme finden” erzählt die Geschichte von Fanny und Jakob vom Kindesalter bis zum Erwachsenenalter mit all seinen Höhen und Tiefen. Obwohl die Stimmung oft hoffnungslos und traurig ist, war es für mich total spannend. Wie ich oben schon schrieb, konnte ich sowohl Fanny als auch Jakob einfach so gut leiden, dass ich wissen wollte, ob sich alles zum Guten wendet. Ob es so gekommen ist, musst du selber lesen.


    Wenn du Bücher magst, die Themen beinhalten, über die Menschen lieber schweigen möchten und dich nicht davor scheust, der Traurigkeit ins Auge zu sehen, bist du mit “Bis wir unsere Stimme finden” gut beraten. Ich schlage dir vor, die Leseprobe auf jeden Fall zu lesen, denn ich konnte nach ein paar Seiten das Buch schon nicht mehr aus der Hand legen.


    Das Buch wurde mir Astrid Töpfner zur Verfügung gestellt. Ich bedanke mich dafür herzlich. Dies hat meine Meinung nicht beeinflusst.


    ASIN/ISBN: 3985959250