Schnell leben – Brigitte Giraud

  • Frankfurter Verlagsanstalt, 2023

    200 Seiten


    OT: Vivre Vite

    Aus dem Französischen von Michael Kleeberg


    Kurzbeschreibung:

    Vor zwanzig Jahren hat Brigitte Giraud den Mann ihres Lebens, Claude, bei einem Motorradunfall verloren. Drei Tage später ist sie mit ihrem kleinen Sohn in das neue Haus, das sie zusammen mit Claude gekauft hat und in dem er nun niemals wohnen wird, gezogen. Wer die Schuld an dem Unfall trägt, bleibt unaufgeklärt, ihre Fragen unbeantwortet. Als sie zwanzig Jahre später gezwungen ist, das Haus zu verkaufen, das dem Erdboden gleichgemacht werden wird, fühlt es sich für sie an, als würde sie Claudes Seele verkaufen. Der Moment ist gekommen, sich ihrer Vergangenheit zuzuwenden. Erstmals traut sie sich, sich dem »Was wäre gewesen, wenn« zu stellen. Girauds intime Suche umkreist universelle Fragen: »Was im Leben löst die Katastrophe aus? Existiert das Schicksal?« Schnell leben ist eine Liebesgeschichte, eine Erzählung über Schuld, ohne Schuldige zu benennen, ein Porträt der Abwesenheit.


    Über die Autorin:

    Brigitte Giraud wurde 1960 in Sidi Bel-Abbès (Algerien) geboren. Ihre Kindheit und Jugend verbrachte sie in Lyon, wo sie auch heute noch lebt. Sie arbeitete als Buchhändlerin (u. a. in Lübeck), als Übersetzerin und Journalistin. Sie veröffentlichte zahlreiche mit Preisen ausgezeichnete Romane. Für Schnell leben erhielt sie 2022 den bedeutendsten Literaturpreis Frankreichs, den Prix Goncourt.


    Mein Eindruck:

    Dieses Buch hat letztes Jahr den Prix Goncourt gewonnen.

    Ich habe es zwei Mal gelesen. Beim ersten Lesen war ich zu ungeduldig und habe die Feinheiten verpasst, aber auf die kommt es an.

    Beim zweiten Lesegang habe ich dann sofort bemerkt, dass das ganze wirklich gut formuliert ist.


    Die Autorin schreibt autofiktional über den Tod ihres Mannes, mit dem sie auch einen Sohn hat. Vor über 20 Jahren ist er bei einem Motorradunfall gestorben. Gerade vorher haben sie ein Haus gekauft und Brigitte musste dann ohne ihn mit dem Sohn einziehen.

    Jetzt verkauft sie das Haus. Das ist der Anlaß wieder an das Ereignis zu denken und auch, was den Vorfall hätte verhindern können. Viele, viele Kleinigkeiten hätten dazu führen können, die tödliche Motorradfahrt zu vermeiden. Giraud führt wie in einem Bericht auch Kleinigkeiten und Details dazu auf. Das ergibt eine ungewöhnliche, manchmal etwas strenge Form.

    Indem die Autorin die einzelnen Momente durchgeht, wird auch das gemeinsame Leben reflektiert. Man erlebt z.B. auch das Ende der neunziger Jahre sehr nah und intensiv. Ein Zeitgefühl wird übertragen.

    Die Details sind die Stärke der Autorin. Und natürlich ihre Sprache, die ich schätze!


    Noch eine Anmerkung: Das Buch gibt es auch als Hörbuch, von Melanie Straub sehr ansprechend eingelesen.


    ASIN/ISBN: 3627003136