Niederländischer Originaltitel: Lotte Weeda
Erscheinungsjahr: 2004
Kurzbeschreibung:
Die Fotografin Lotte Weeda macht ein Fotobuch von Einwohnern des Dorfes Monward. Als nach und nach die abgebildeten Personen sterben, bricht Panik aus. Man glaubt selbst, daß die Fotografin sich Voodoo-Praktiken bedient hat. Lotte ist inzwischen nach Atjeh (Indonesien) verschwunden und hat nur eine E-Mail Adresse hinterlassen, über die sie sich allerdings nicht meldet. Zu allem Unglück bricht auch noch die Vogelgrippe aus.
Über den Autor:
Maarten 't Hart wurde 1944 in Maassluis bei Rotterdam als Sohn des lokalen Totengräbers geboren. Er studierte an der Rijksuniversiteit Leiden Biologie und arbeitete dort viele Jahre als Dozent für Tierethologie, ehe er sich ganz der Schriftstellerei widmete.
Seine bekanntesten Romane sind „Ein Schwarm Regenbrachvögel“, „Das Wüten der ganzen Welt“ und „Die Netzflickerin“.
Maarten 't Hart lebt in Warmond (das Monward aus dem vorliegendem Roman), einem Vorort von Leiden.
Meine Meinung:
Ich habe das Buch vor einigen Monaten gelesen. Obwohl es gemischte Gefühle bei mir hinterlassen hat, habe ich aus aktuellem Anlaß – da die Vogelgrippe ja beinahe wieder in aller Munde ist (hoffentlich nur im übertragenen Sinne) beschlossen, doch noch eine Rezension zu diesem Werk zu fabrizieren.
Zugegeben, das Buch fängt schon sehr spannend an, auch wenn der etwas nuschelnde Eerzählstil etwas gewöhnungsbedürftig ist. Und lustig ist es teilweise auch, obwohl ich manchmal den Eindruck habe, der Autor versuche krampfhaft, Humor einzuweben.
Was mich beim Weiterlesen (vor allem im letzten Drittel des Romans) irritierte, waren die oft an den Haaren herbeige- und mit einbezogenen aktuellen Themen, wodurch es durch die Themenvielfalt zu einer störenden Zersplitterung der Hauptstruktur kommt. Weniger wäre mehr gewesen!
Wie ein Holzfäller bewegt 't Hart sich durch den Aktualitätenwald und hackt unwillkürlich hier den einen dort den anderen Baum um. Schade!
Einer dieser „umgehackten Bäume“ ist die Vogelgrippe, die im Vorsommer 2003 in den Niederlanden herrschte und zu massalen Räumungen des Federviehs führte. Auf hilarisch-überspitzte Weise werden mehr oder weniger glaubwürdige Szenen beschrieben und daß der Autor seinen Protagonisten einen Vergleich ziehen läßt zwischen dem Vogel-Vernichtungsdrang der Regierung und dem Holocaust des 2. Weltkrieges, geht mir doch entschieden zu weit.
Over the top finde ich auch viele der en detail beschriebenen Sexszenen des mittelalterlichen männlichen Ich-Erzählers. Wenn ich nicht wüßte, daß 't Hart die 60 inzwischen passiert hat, würde ich sagen, der Mann hat eine gigantische Midlife Crisis, und können die extravaganten Sexschilderungen nur der Phantasie eines frustrierten älterwerdenden Autors entsprungen sein.
Endbeurteilung:
Zu zwei Drittel doch ein lesenswertes Buch.
......