oder die Gespenster der Vergangenheit
Fischer, 2023
Kurzbeschreibung:
Wenn man sich den Verbrechen der Vergangenheit nicht stellt, kehren sie in Gestalt von Gespenstern wieder. Auch die sowjetische und postsowjetische Zeit erzeugt mit ihren verdrängten Verbrechen fortwährend neue Ungeheuer. Sergej Lebedew folgt in seinen Erzählungen dem vergifteten Erbe der Sowjetunion und seinen unheimlichen Spuren in der Gegenwart: von Tschetschenien bis zur Ukraine, von Katyn bis Berlin. Ein leeres Gebäude oder Gelände, ein Rauschen in der Telefonleitung können dabei zu Auslösern der Erinnerung werden. Obwohl Lebedews Geschichten jeweils für sich stehen, verbindet sie ein gemeinsames Thema, ein gemeinsamer, poetischer Raum. In diesem Raum ziehen die Schatten der Vergangenheit ruhelos umher, und die Toten rufen fortwährend nach Gerechtigkeit.
Über den Autor:
Sergej Lebedew arbeitete nach dem Studium der Geologie als Journalist. Gegenstand seiner Romane sind für den 1981 Geborenen die russische Vergangenheit, insbesondere die Stalin-Zeit mit ihren Folgen für das moderne Russland. Bei S. FISCHER sind seine Romane »Der Himmel auf ihren Schultern« (2013), »Menschen im August« (2015) und »Kronos' Kinder« (2018) erschienen. Zuletzt erschien 2021 der Roman »Das perfekte Gift«. Sergej Lebedew lebt zur Zeit in Potsdam.
Über die Übersetzerin:
Franziska Zwerg, geboren 1969, studierte in Berlin und Moskau Slawistik, Germanistik und Theaterwissenschaft und übersetzt zeitgenössische russische Literatur, neben den Romanen von Sergej Lebedew u.a. die Werke von Grigori Kanowitsch und Dina Rubina.
Mein Eindruck:
Der russische Schriftsteller Sergej Lebedew hat hier ein Thema gefunden, das er in diesen Erzählungen auf verschiedene Art angeht. Es geht um die Verbrechen der Sowjetunion und dauerhaften Auswirkungen, die die Beteiligten durch ihr Leben verfolgen.
Mich haben die eine oder andere Geschichte überzeugt, zu anderen fand ich keinen Zugang.
Erwähnen möchte ich daher hier hauptsächlich die Titelgeschichte. Sie ist stilistisch wie inhaltlich überzeugend.
Ein junger Mann bewundert einen systemkritischen Schriftsteller, der lange im Gulag war. Seine Erzählperspektive bestimmt die Stimmung der Geschichte. Seine Paranoia ist sehr gerechtfertigt.
Als der Schriftsteller, dessen Bücher nicht gedruckt werden durften, stirbt und der Protagonist sein Erbe wird, gerät er selbst in den fatalen Blickpunkt der Staatssicherheit.
Die Form der Erzählung bewirkt, dass man sich als Leser nicht entziehen kann.
Außerdem zeigt die Geschichte die Bedeutung von Kunst und Literatur. Das Buch des Titan begleitet den Protagonisten durch verschiedene Stadien seines Lebens.
Schließlich enthüllt sich das Geheimnis um das letzte Buch des Titan.
Diese Geschichte hat mich getroffen und bleibt in Erinnerung.
ASIN/ISBN: 3103975228 |