'Unschuld' - Kapitel 16 - Ende

  • Wie man dann Joel ins Gefängnis stecken kann, der völlig unschuldig zum Täter geworden ist, verstehe ich ja auch nicht. Er war ein Kind, sogar ein recht kleines. Unter Drogeneinfluss.

    Ich denke mal, dass das Gericht schon prüfen muss, ob das Geständnis echt ist bzw. ob der Mord oder "Unfall" so passiert sein kann. Fraglich ist, ob die Eltern bestraft werden, was meinem Rechtsempfinden nach ja dringend sein müsste. Für den offenen Zugang der Kinder zu Waffen wahrscheinlich nicht, aber für den Medikamentenmissbrauch hoffentlich schon.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Wenn ich seine ausgebrochene und die für Molly drohende Krankheit mit einbeziehe, kann ich schon verstehen, warum er zu einem solchen Deal bereit ist.

    Mag sein, aber er kennt doch die Rosendales gut genug, um zu wissen, dass sie eben nicht für Molly sorgen, sondern nur Geld bereit stellen. Zum Glück hat Molly irgendwie in Mick ja einen kleinen Anker gefunden.

    Es tat mir beim Lesen sehr weh, wie kaputt Molly ist.

    "We are all broken - that's how the light gets in" - das Heminway Zitat finde ich sehr passend gewählt. Mollys und Joels Risse sind nur viel zu riesig in meinen Augen.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Aufgrund seiner Krankheit wird auch er nicht völlig rational gedacht haben. Für ihn hat es sich wahrscheinlich so dargestellt, dass Molly ihn auf jeden Fall verlieren wird oder er zu einer zusätzlichen Belastung für sie wird, wenn die Krankheit fortschreitet. Da kann ich verstehen, wie man auf den Gedanken kommen kann, dass von den Optionen "Molly ist allein und arm" und "Molly ist allein, hat aber zumindest Geld" die zweite die bessere ist. Und er ist wahrscheinlich auch davon ausgegangen, dass Mick für Molly da sein wird.


    Ich sage nicht, dass es eine gute Entscheidung ist, ich sage nur, dass ich die Gedankengänge dahinter nachvollziehen kann.

  • Ich denke mal, dass das Gericht schon prüfen muss, ob das Geständnis echt ist bzw. ob der Mord oder "Unfall" so passiert sein kann. Fraglich ist, ob die Eltern bestraft werden, was meinem Rechtsempfinden nach ja dringend sein müsste. Für den offenen Zugang der Kinder zu Waffen wahrscheinlich nicht, aber für den Medikamentenmissbrauch hoffentlich schon.

    Ja ich hoffe einfach mal, dass die Eltern zumindest für den Medikamentenmissbrauch belangt werden. Es ist einfach nur entsetzlich, dass in USA immer noch dieses Waffenrecht gilt obwohl es zu so vielen Unfällen kommt. Zumindest hoffe ich für Joel, dass er nicht für diese Tat ins Gefängnis muss. In meinen Augen hat er keinerlei Schuld

  • Ja ich hoffe einfach mal, dass die Eltern zumindest für den Medikamentenmissbrauch belangt werden. Es ist einfach nur entsetzlich, dass in USA immer noch dieses Waffenrecht gilt obwohl es zu so vielen Unfällen kommt. Zumindest hoffe ich für Joel, dass er nicht für diese Tat ins Gefängnis muss. In meinen Augen hat er keinerlei Schuld

    Ich möchte auch glauben, dass Joel straffrei bleibt.

    Mit 8 Jahren hat er seinen Bruder getötet. Mit 8 Jahren! Was das mit ihm gemacht hat, ist kaum vorstellbar. Als Molly zu den Rosendaleskam, war er auf dem besten Weg sich selbst zu zerstören, Drogen, Alkohol, Selbstverachtung...

    Hoffnung gibt mir auch, dass er Molly bittet, auf ihn zu warten. Ich glaube, dass sie gut füreinander sein können.

  • Natürlich kann man sich Gründe für seine Entscheidung vorstellen.

    Welche es tatsächlich waren, werden wir nicht erfahren.


    Aber ich gehe bei meinen Gedanken eben von mir und meiner Sichtweise etc. aus. :-)

    Und ich tu mich halt ein bissle schwer, die Entscheidung zu verstehen.

    Was sicher auch damit zu tun hat, dass es hier um Mord geht.

    Also der Vater als Mörder dasteht.

    Na ja, es gibt ja zum Schluss zum Glück eine Art kleines Happy End. :-)

  • Ich habe das Buch ja sehr schnell gelesen, nachdem ich angefangen habe, es hatte einen richtigen Sog ins Unglück. So, wie die Protagonisten durch den Unfall ins Unglück gezogen wurden. Eine rationale Entscheidung war es ja nicht.


    Ich stelle mir Florentin als starken, handwerklich begabten Mann vor, der durch seine Hände genug Geld verdient, um für sich und seine Tochter zu sorgen. Er fängt an zu zittern, hat eine unheilbare Krankheit und versteckt diese vor seinem Arbeitgeber. Er sieht aber, irgendwann in Zukunft wird er sich nicht auf seinen Körper verlassen können und nicht mehr für seine Tochter sorgen können - das wird sein Stolz nicht zulassen können. Und er sieht hier in einem Augenblick eine Möglichkeit, langfristig für seine Motte zu sorgen.


    Jonathan ist Waffenlobbyist und in der NRA hoch oben. Da ist sicherlich die Angst vor politischen Angriffen innewohnend, da er ja genau die Gegenseite ist und pro Waffen argumentiert und da unterstelle ich ihm, genauso aus Schicksalsschlägen Politik zu machen, wenn es pro Waffen sein könnte. Da kommt die Angst her, es könnte rauskommen. Dazu der Schock, dass das, wofür man sein Leben gelebt hat, vielleicht doch falsch war. Das eigene Kind ist tot. Ich glaube, das Thema Deals ist in den USA insgesamt verbreiteter, so reime ich mir das alles zusammen.


    Tiffany scheint einfach durchgehend unter Medikamenten zu stehen. Als sie ihre Kinder ruhigstellt. Heute in der Klinik. Für mich sieht sie einfach alles durch einen Filter, der Emotionen tötet.


    Alle leiden unter der Tragödie, auch Jonathan sagt ja, er war in den letzten 10 Jahren keinen tag wirklich froh. Und er fragte sich, ob er wirklich trauert. Natürlich kann eine Familie aus so einer schlimmen Krise schwer herauskommen und glücklich werden, vor allem nicht, wenn noch so eine Lüge dazukommt und nichts verarbeitet wird, weder untereinander noch mit professioneller Hilfe.


    Takis Würger hat sich hier vier Bausteine zusammengesucht, Medikamentenmissbrauch, überbordenden Waffenbesitz, Huntington-Krankheit und Reichtum gegen Armut, und daraus eine spannende, verstrickte Geschichte geschrieben. Nicht immer waren alle Entscheidungen klar, nachvollziehbar, manches übertrieben. Aber es passt für mich sehr gut zusammen.


    Was ich gar nicht gebraucht hätte: Juiette. Für Kritik am Bouevardjournalismus war es mir zu wenig, den Plot hat es auch nicht vorangebracht. Ins Haus zu kommen, das hätte auch anders geklappt.

  • Was ich gar nicht gebraucht hätte: Juiette. Für Kritik am Bouevardjournalismus war es mir zu wenig, den Plot hat es auch nicht vorangebracht. Ins Haus zu kommen, das hätte auch anders geklappt.

    Ja da gebe ich Dir recht. Juliette war für die Handlung eigentlich überflüssig.

  • Was ich gar nicht gebraucht hätte: Juiette. Für Kritik am Bouevardjournalismus war es mir zu wenig, den Plot hat es auch nicht vorangebracht. Ins Haus zu kommen, das hätte auch anders geklappt.

    Ich hab immernoch gewartet, dass sich mir deren Bedeutung für die Handlung erschließt. Wieso sollte es für eine Journalistin einfacher sein, sich in den Haushalt Rosendale einzuschleusen? Jonathan ist supervorsichtig, weil er negative Presse von der NRA fernhalten will.

    Hab ich überlesen, woher Molly Juliette eigentlich kennt? Von der Berichterstattung über den Prozess ihres Vaters?