'Unschuld' - Kapitel 16 - Ende

  • Ich habe das Hörbuch gestern Abend noch beendet.

    Die Auflösung war jetzt keine Riesenüberraschung mehr.

    Florentin Carvers Beweggründe für seine Entscheidung konnten mich im ersten und vielleicht auch zweiten Moment nicht so richtig überzeugen.


    Ich überlege gerade, das Hörbuch noch einmal zu hören............einfach um alles zu überdenken.

    Vielleicht habe ich auch etwas überhört.

    Oder ich bekomme einen anderen Blick auf die Geschichte.

    Mal schauen............

  • Ich bin gleich fertig mit dem Lesen, und ich hab gestern auch gedacht, dass ich das Buch gerne nochmal lesen wollte, falls mir etwas entgangen sein sollte.

    Eigentlich weiß ich auch, was ich nochmal nachlesen möchte: Wann/warum ist Florentin von Molly weggegangen und hat bei den Rosendales gelebt und gearbeitet? Das war mir die ganze Zeit nebulös. Oder steht das auf den letzten Seiten, die ich noch nicht gelesen habe:gruebel

    Die Szene, wo der Mann an der Seite des Wohnwagens steht und Flo daraufhin weggeht und Molly bei Mick zurücklässt, habe ich schon weiter vorn (2. Abschnitt?) nicht verstanden. Schludrig gelesen oder fehlende Information?

  • Ich habe heute Mittag tatsächlich nochmal mit Hören angefangen, bin aber nicht weit gekommen.


    Momentan denke ich immer noch, weshalb hat Florentin das gemacht?

    Hat er wirklich hauptsächlich an die Versorgung von Molly gedacht?

    Aber was ist schlimmer?

    Sein Kind dem Mörder- und Hinrichtungsszenario aussetzen oder weniger finanzielle Sicherheit zu haben?

    Die Antwort ist für mich eindeutig.

    Aber vielleicht verstehe ich ihn beim zweiten Hören besser...............


    Und für seinen AG musste er sich ja auch nicht "aufopfern"..........ja, da war natürlich Joel............aber er war ein Kind und ob es ihm deshalb besser gegangen ist?


    Nein, mir ist das Verhalten von Florentin ziemlich unverständlich.

  • Ich möchte glauben, dass die Schuld Joels wegen auf sich genommen hat, aber irgendwie erscheint das auch unlogisch, weil er gleichzeitig seine Tochter alleinlässt.

    Ich finde es gerade nicht, aber sagt er nicht so etwas davon, dass er Jonathans Familie und die Waffenliga vor dem Skandal schützen will?

    Moment...

    "Er erzählte, wie er mit Mr Rosendale auf der Marmortreppe gesessen und den Vorschlag gemacht hatte, den Mord auf sich zu nehmen, um die Familie und die Waffenlobby vor einem Skandal zu bewahren. Wie er ihn gebeten hatte, sich um Molly zu kümmern. Wie Rosendale am gleichen Abend zum Wohnwagen gekommen war und die Beiden ein Geschäft gemacht hatten: ein Geständnis für einen Mord, den es nie gegeben hatte, im Tausch für Mollys Zukunft."

    (Takis Würger "Unschuld",Penguin Verlag 2022)


    Sagte er das nur, um Mollys Zukunft zu sichern? Er wusste, dass er sterbenskrank war, aber doch nicht in der fortschreitenden Phase.


    Gruselig allemal, dass die Rosendales vorerst, immerhin für 10 Jahre, damit davongekommen sind. Ich möchte nicht wissen, was Joel in diesen 10 Jahren alles geschehen ist. Wer hat sich um dieses traumatisierte Kind gekümmert? Niemand! Einfach nur schrecklich!


    Ich fand dieses Buch großartig.

  • Wie Rosendale am gleichen Abend zum Wohnwagen gekommen war und die Beiden ein Geschäft gemacht hatten: ein Geständnis für einen Mord, den es nie gegeben hatte, im Tausch für Mollys Zukunft."

    Und genau das ist es, was mir Probleme bereitet bzw. was ich nicht nachvollziehen oder richtig finden kann.

    Hauptsache, seine Tochter ist finanziell versorgt muss aber damit klar kommen, dass ihr Vater im Gefängnis sitzt, zum Tode verurteilt ist, überall als Mörder gesehen wird?

    Diese 10 Jahre müssen doch schrecklich für Molly gewesen sein...............


    Für mich leider eine seltsame Entscheidung und das führt auch zu Abstrichen bei mir.

    Erzählt war die Geschichte wunderbar, mir hat der Stil gefallen, der Aufbau, die Personen.

  • Was für ein grandioses Buch. :anbet

    Raffiniert aufgebaut und bei mir wird es ein Weilchen nachwirken.


    Ich kann Florentin schon verstehen, soweit man das überhaupt kann. Wieviel hat er vom Verlauf seiner Erkrankung überhaupt gewusst? Und Molly wäre mit der Verantwortung für einen kranken, arbeitsunfähigen Vater völlig überfordert gewesen. Trotzdem war es eine harte Entscheidung.


    Besonders krass finde ich im Nachhineine die Verteidigung Rosendales der Waffenlobby. Wie kann ein Mensch mit irgendwelchen Emotionen nach einer solchen Katastrophe noch das Waffentragen rechtfertigen?

    Nachdem der leichtfertige Umgang, sein leichtfertiger Umgang mit Waffen einen Sohn sofort das Leben gekostet hat, dem anderen Sohn die gesamte Jugend ruiniert hat.


    Wie man dann Joel ins Gefängnis stecken kann, der völlig unschuldig zum Täter geworden ist, verstehe ich ja auch nicht. Er war ein Kind, sogar ein recht kleines. Unter Drogeneinfluss.


    Das Nachwort fand ich auch sehr beeindruckend, auch wenn ich das meiste schon wusste.

    In manchen Teilen sind die USA ein furchtbares Land.

  • Wie man dann Joel ins Gefängnis stecken kann, der völlig unschuldig zum Täter geworden ist, verstehe ich ja auch nicht. Er war ein Kind, sogar ein recht kleines. Unter Drogeneinfluss.

    Joel hat einen Mord gestanden, also muss es schon eine Verhandlung geben und er in der Zwischenzeit in Untersuchzngshaft. Das ist nachvollziehbar, denke ich. Molly meinte, dass er laut Anwalt freigesprochen werden wird. Er war ein Kind, 8 Jahre alt und unter Drogen. Er wird nicht im Gefängnis bleiben.

  • Hat er wirklich hauptsächlich an die Versorgung von Molly gedacht?

    Aber was ist schlimmer?

    Sein Kind dem Mörder- und Hinrichtungsszenario aussetzen oder weniger finanzielle Sicherheit zu haben?

    Die Antwort ist für mich eindeutig.

    Wäre sie hier und in meiner Situation auch - aber man darf nicht vergessen, dass die Situation in den USA eine ganz andere ist. Allein die Absicherung in medizinischer Hinsicht dürfte ein Alptraum sein, speziell wenn die genetische Veranlagung für Huntington da ist. Von so unwichtigen Sachen wie Bildung über eine schlechte High School für die Unterschicht hinaus mal gar nicht zu reden.


    Wenn ich seine ausgebrochene und die für Molly drohende Krankheit mit einbeziehe, kann ich schon verstehen, warum er zu einem solchen Deal bereit ist.

  • Ich fand dieses Buch großartig.

    Ich auch! :anbet

    Ich habe jetzt die letzten beiden Abschnitte in einem Rutsch gelesen, ich konnte da keine Pause mehr einlegen.

    Im letzten Drittel ist bei mir schon mal die Vermutung aufgekommen, wer Caspar damals wirklich umgebracht haben könnte. Es wurde irgendwo erwähnt, dass Joel von seiner Mutter durch die Medikamente ruhiggestellt wurde und er dann mit einer Waffe im Bett lag. Da war mir dann schon ziemlich klar, was passiert sein musste.


    Ich finde es so unglaublich, wie die Mutter die Kinder einfach immer mit Medikamenten betäubt hat, nur damit sie ihre Ruhe hat. Und ich kann mir gar nicht vorstellen, was Joel die letzten 10 Jahre durchgemacht haben muss, wenn er weiß, dass er seinen Bruder getötet hat. Mir tun die beiden Jungs einfach nur unendlich leid.


    Ich fand das Buch genial aufgebaut. Mit den Abschnitten aus den unterschiedlichen Perspektiven, richtig gut gemacht.


    Ich habe ein Interview mit Takis Würger verlinkt. Darin erzählt er viel aus seinem Leben. Und in den letzten 10 Minuten auch etwas über die Entstehung von diesem Roman und was davon Fiktion ist und warum er es so geschrieben hat. Ich fand es sehr interessant!

    Dora Heldt trifft Takis Würger

  • Die Auflösung war jetzt keine Riesenüberraschung mehr.

    Florentin Carvers Beweggründe für seine Entscheidung konnten mich im ersten und vielleicht auch zweiten Moment nicht so richtig überzeugen.

    Das ging mir auch so, das hatte ich im letzten Abschnitt schon erwähnt.

    Vielleicht dachte Florentin, dass er schneller an Huntington sterben würde. Dass er Molly verlassen hat, um dieser in Waffen und Drogen vernarrten Familie zu helfen, kann ich nicht nachvollziehen.


    Ich mag es ja sehr, wenn in Büchern nicht alles immer aufgeht. Vielleicht hat Florentin die Briefe an Molly nicht abgeschickt, weil er wusste, er hat einen Fehler gemacht und konnte das nicht eingestehen.

    Oder er suchte in der Giftspritze Erlösung von der Krankheit? Molly erwähnt ja im letzten Abschnitt bei ihrem Besuch im Gefängnis, dass sie ein stärkeres Fortschreiten der Krankheit erwartet hat.


    Fragen über Fragen...


    Insgesamt hat mir das Buch aber sehr gut gefallen.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin