Johanna Grillmayer - That's life in Dystopia

  • ASIN/ISBN: 3990142461


    Das Buch hat zwar einen englischen Titel, ist aber auf Deutsch geschrieben.


    Klappentext:

    Eine kleine Gruppe Zwanzig- bis Dreißigjähriger ist durch Zufall einer umfassenden Katastrophe entgangen, anders als nahezu die gesamte Menschheit. Die verschont Gebliebenen müssen ihr Leben nun neu organisieren, die Parole lautet: das Beste daraus machen. Warum also nicht die Stunde Null als Chance sehen, die Dystopie als Utopie?


    Autorin:

    Johanna Grillmayer, geboren 1974, lebt mit ihrer Familie in Wien. Studium der Geschichte an der Universität Wien. Arbeitet als Redakteurin beim ORF. That's life in Dystopia ist ihr erster Roman. Zwei ähnlich umfangreiche Fortsetzungsteile sind in Arbeit.


    Johanna Grillmayer ist außerdem meine Schwester und ich freue mich wahnsinnig für sie und bin sehr stolz! Ich verzichte daher auf eine Sterne-Bewertung am Ende, aber ich denke, die Worte werden für sich sprechen. ;)


    Ich habe Wolke gefragt, ob es OK ist, das Schwesterbuch hier vorzustellen und sie war so lieb, mir ihren Segen zu geben. :roeslein


    Meinung:

    Vorangestellt sei zu sagen, ich habe eine große Schwäche für "Zufallsgesellschaften" und, egal in welchem Genre, für mich ist stets das am wichtigsten, was ich "Figuren und ihre Beziehungen" nenne und da war ich in dem Buch genau richtig!


    Wir lernen Jola, die zentrale Figur und ihre Familie, sehr gut kennen und sie alle werden einem schon bald zu lieben FreundInnen, mit denen man liebt und bangt und manche sind mir ganz extrem ans Herz gewachsen, was immer ein gutes Zeichen für die Lebendigkeit und Vielschichtigkeit der Figuren ist.

    Es mangelt hier zwar nicht an aufregenden Ereignissen, aber für mich entsteht die Spannung in erster Linie aus, Ihr habt es erraten, den Figuren und ihren Beziehungen. Dieser Aspekt ist hier ein besonderer Leckerbissen, da Jolas aus den Umständen entstandene Familie eine ist, wie ich sie in der Form noch nie gelesen habe und sich erfrischenderweise nicht in eine Schublade packen lässt. Im Prinzip ist es eine Reihe von komplexen, sich stets wandelnden Einzelbeziehungen, aus denen etwas Gemeinsames entsteht. Dauerhaft? Man wird sehen, denn ein Rückkehrer bringt das gesamte Gefüge ins Schwanken.


    Die Geschichte wird in zwei Zeitebenen erzählt, es empfiehlt sich also, stets darauf zu achten, in welchem Jahr wir uns gerade befinden, was dankenswerterweise den Abschnitten vorangestellt ist. Damit kommt man sehr gut zurecht und ich persönlich mag das, wenn Aufmerksamkeit verlangt wird und die Geschichte trotzdem glatt fließt und sich schön zusammenfügt.

    Einerseits begleiten wir Jola & Co ein paar Jahre nach dem Ereignis und andererseits erleben wir es dann auch noch mit und sehen, wie sich die Familie langsam entwickelt hat, vor welchen Herausforderungen sie standen - und immer noch stehen - und wie man ein neues Leben aufbauen kann. Welche überlebensnotwendigen Fähigkeiten lassen sich aus Büchern (solange es die noch gibt!) erlernen?


    Dazu werden weitere, alles andere als einfache Fragen gestellt. Wie erklärt man einem nach der Katastrophe geborenen Kind, was eine U-Bahn ist? Muss man überhaupt? Wieviel von früher muss/soll/kann erhalten bleiben? Inwieweit ist dies die Chance auf einen Neubeginn? Wieviel Gesellschaft und Zivilisation braucht es überhaupt? Wie schnell verschwindet eine Zivilisation, hat man überhaupt eine Wahl?


    Ein hochinteressantes, extrem menschliches Buch, das sich komplett von selbst liest.