Suhrkamp, 2023
185 Seiten
Kurzbeschreibung:
Von einem anderen Erdteil kehrt Gregor zurück in die Heimat. Das »vormalige Vieldörferland« ist eine städtische Agglomeration geworden, vertraut und zum Verirren fremd zugleich. Auch die Familie hat sich verändert: Zwar wartet der Vater wie früher mit den Spielkarten, doch hat die Schwester überraschend einen Säugling auf dem Arm. Er, der große, ältere Bruder, soll der Taufpate des Kindes werden. Vom jüngeren Bruder Hans bleiben derweil nur die Todesnachricht, vom älteren der Familie verschwiegen, und Erinnerungen, zum Beispiel an den Unfall in den Brennesseln. Selbst der Obstgarten ist ein anderer geworden, noch immer an Ort und Stelle, aber längst nicht mehr zu retten. Es zieht ihn also in die Straßen und Gassen, ins Kino, ins Fußballstadion, in den Wald, und er geht und geht immer weiter.
Über den Autor:
Peter Handke, geboren 1942 in Griffen, Kärnten, lebt in der Nähe von Paris.
Mein Eindruck:
Ein Mann, ein moderner Odysseus, kehrt aus dem Ausland in seine Heimat zurück. Anlaß ist, dass er Taufpate für das Baby seiner Schwester sein soll.
Gregor hat aber auch gerade die Nachricht des Todes seines Bruders Hans bekommen, der in der Fremdenlegion war. Aber diese Nachricht verschweigt er seiner Familie. Überhaupt entzieht er sich und streift in der Gegend herum.
Ein richtiger Lesefluss kommt zunächst nicht zustande. Man muss immer konzentriert lesen.
Für das Buch sprechen die Beobachtungsgabe und die Details sowie die starke Atmosphäre, die sich daraus ergibt.
Der Erzählton ist ernst, hoch und feierlich, nicht gerade wenig pathetisch. Auch ein wenig Zivilisationskritik lässt Handke bei seiner Hauptfigur Gregor zu.
Handke erzählt streckenweise umständlich, dadurch wird das Buch sperrig. Andererseits entsteht so auch etwas ganz Eigentümliches.
Man kann den autobiografischen Aspekt nicht komplett ignorieren. Handkes Onkel Gregor war tatsächlich als Fronturlauber aus dem zweiten Weltkrieg heimgekehrt und hatte der Familie den Tod des Bruders Hans verschwiegen. Das Handke die Namen seiner Onkel verwendet, ist ein Zeichen, dass ihn die Vergangenheit bis heute beschäftigt.
Die Ballade hat mir vor allen wegen der Atmosphäre besser gefallen als Handke letzte Romane Mein Tag im anderen Land oder Zwiegespräch.
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ASIN/ISBN: 3518431544 |