Klappentext:
London, 1851. Im Hyde Park, dem Herzen der Hauptstadt, entsteht ein Bauwerk, wie die Welt noch keins gesehen hat: der »Kristallpalast«, ein glitzernder Traum aus Glas und Stahl. Hier soll das Fest der ersten Weltausstellung gefeiert werden, ein Paradies auf Erden. Emily Paxton, Tochter des Baumeisters, ist fasziniert von der Vision. Dann aber trifft sie Victor wieder, den vergessenen Freund ihrer Jugend, und das Drama der Weltausstellung wird zum Drama ihrer Liebe. Denn Victor setzt alles daran, den Traum ihres Vaters als Alptraum der Menschheit zu entlarven.
In den Augen seiner Tochter ist Joseph Paxton ein Zauberer. Nichts scheint es zu geben, was er nicht kann. Vom einfachen Gärtner stieg er zum Architekten und Eisenbahnkönig auf – ein Selfmademan par excellence. Voller Begeisterung eifert Emily ihm nach, um von ihm das Geheimnis des Lebens zu erfahren. Als sein Zauberlehrling wirkt sie mit an der Verwirklichung des großen Plans, im Hyde Park »einen Tempel des Fortschritts« zu errichten, in dem die Völker der Welt ihre herrlichsten Errungenschaften zusammentragen.
Doch das Wiedersehen mit Victor stellt Emilys Leben von Grund auf in Frage. Plötzlich scheint nichts mehr so, wie es war. Durch ihren Jugendfreund, einen ebenso intelligenten wie sensiblen Außenseiter, erfährt sie, dass das Paradies, von dem ihr Vater träumt, eine schmutzige, dunkle Kehrseite hat. An Victors Seite lernt sie die Elendsviertel von London kennen, und je tiefer sie in diese Unterwelt eindringt, desto deutlicher wird ihr bewusst: Um all die Wunder zu vollbringen, die ihre eigene Welt ausmachen, fordert der Fortschritt von den Menschen täglich grausame Opfer. Und eine bohrende Frage drängt sich ihr auf: Was ist der Kristallpalast – ein Tempel der Unterdrückung und der Schande?
Zweimal macht Emily sich zur Komplizin, zweimal gerät sie in Konflikt mit sich selbst. Dann aber kommt der Tag, an dem sie sich entscheiden muss: zwischen ihrem bewunderten Vater, der den kühnsten Traum des Jahrhunderts träumt, und ihrem Geliebten, der diesen Traum zum bösen Albtraum erklärt. Welchen Weg wird sie gehen?
Autor:
Peter Prange, geboren 1955, promovierte mit einer Arbeit zur Sittengeschichte der Aufklärung. Seit seinem Durchbruch mit dem deutsch-deutschen Roman »Das Bernstein-Amulett« (1999) hat er sich auch international einen Namen gemacht. Seine Bücher wurden inzwischen in mehr als ein Dutzend Sprachen übersetzt. Nach den Erfolgen von »Die Principessa« und »Die Philosophin«, die monatelang auf der Spiegel-Bestsellerliste standen, findet die Weltenbauer-Trilogie mit »Miss Emily Paxton« ihren glänzenden Abschluss.
Hier geht es zur Leserunde:
Als Ergänzung zu dem außergewöhnlich treffenden Klappentext, ein paar Dinge aus meiner Sicht:
Nachdem mir die »Die Principessa« und »Die Philosophin« gut gefallen hatten, konnte ich mir den neuen historischen Roman von Peter Prange natürlich nicht entgehen lassen und habe es nicht bereut, denn der Autor steigert sich mit jedem Roman und legt mit »Miss Emily Paxton« den vorläufigen Höhepunkt vor.
In gewohnt gekonnter Weise verstrickt Prange Fiktion und Wahrheit zu einer spannenden und sehr interessanten Geschichte.
Da ist Emily Paxton, von der kaum mehr bekannt ist, als dass es sie gegeben hat und Victor, ihr Freund aus Kindertagen, eine frei erfundene Figur. Mit dem Schicksal dieser zwei Protagonisten verknüpft Prange die Geschehnisse rund um die erste Weltausstellung - und gibt Einblick über den Unterschied zwischen Reichtum und Armut.
Die Geschichte beginnt damit, dass Joseph Paxton seiner 10jährigen Tochter Emily anhand einer importierten Seerose seine Philosophie über das Leben erläutert, die unter anderem beinhaltet, dass »die Starken die Schwachen verdrängen und nur die Tüchtigsten überleben können«.
Wie die Starken mit den Schwachen verfahren, erfährt Emily kurz danach, denn als Königin Victoria besagte Seerose im Treibhaus besichtigt, wird Victor bei einer versprochenen Überraschung für Emily erwischt, die bei den Erwachsenen allerdings nicht so besonders gut ankommt und für die er teuer bezahlen muss: Victor muss die Heimat zusammen mit seiner Mutter verlassen - und hiermit endet auch der erste Teil.
Der zweite Teil beginnt 12 Jahre später mit Victors Entlassung aus einem Gefängnis sowie der Schilderung seines harten Leben als einfacher Arbeiter, während Emily weiterhin ein sorgloses Leben führt. Der Zufall will es aber, dass die beiden sich begegnen. Als Victor ihr auf ihren eigenen Wunsch Einblicke in das Leben der Armen von London gibt, nimmt sie vor soviel Schmutz und Elend panisch Reißaus und ihre Wege trennen sich wieder.
Unterdessen hat ein gewisser Henry Cole die Idee von einer Weltausstellung und der Leser erfährt unter welchen Schwierigkeiten diese zur Wirklichkeit wird, woran Emily und ihr Vater maßgeblich beteiligt sind. Auch Victor arbeitet am Bau des Kristallpalastes mit und so treffen dann Emily und Victor erneut aufeinander. Emily ist inzwischen mit einem anderen Mann verlobt, aber es kommt zum Eklat und Emily muss sich entscheiden auf welcher Seite sie künftig stehen will...
Die auf der Rückseite des Buches erwähnten Schlagwörter:»Fortschritt - Unrecht - Ruhm - Hass - und Liebe« haben durchaus ihre Bedeutung in diesem Roman, aber er macht auch klar, dass nicht immer alles nur schwarz oder weiß ist, sondern dass es auch Grautöne gibt.
Ein Buch, das nachdenklich macht und das bis heute nichts von seiner Aktualität verloren hat.
Im Anhang gibt Prange genau Aufschluss über Dichtung und Wahrheit seiner Geschichte und liefert obendrein alle wesentlichen Daten zur 1. Weltausstellung.
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