Nachtfrauen – Maja Haderlap

  • Suhrkamp, 2023

    294 Seiten


    Kurzbeschreibung:

    Als Mira ins Auto steigt, um sich auf den Weg nach Südkärnten zu machen, weiß sie, dass ihr schwierige Tage bevorstehen: Ihre alte Mutter muss auf den Auszug aus dem Haus vorbereitet werden, in dem sie vor Jahrzehnten als ungelernte Arbeiterin mit den damals noch kleinen Kindern Obdach gefunden hat. Tatsächlich verdichten sich im Lauf der folgenden Wochen die Erinnerungen an eine als traumatisch erlebte Kindheit, die vom frühen Tod des Vaters genauso belastet war wie von der rigiden patriarchalen Ordnung und den Dogmen der katholischen Kirche. Die alten, unaufgelösten Konflikte verschaffen sich neuen Raum, und Mira beginnt zu verstehen, dass sie von den lang beschwiegenen Lebensgeschichten ihrer Ahninnen befeuert werden: Tagelöhnerin die eine, die unter dramatischen Umständen ums Leben kam, Partisanin die andere, die nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs nicht mehr nach Kärnten zurückkehrte.


    Über die Autorin:

    Maja Haderlap wurde in Bad Eisenkappel / Železna Kapla (Kärnten) geboren. Nach einem Studium der Theaterwissenschaft und Germanistik war sie Lehrbeauftragte an der Universität Klagenfurt und lange Jahre Chefdramaturgin am Stadttheater Klagenfurt. Sie veröffentlichte Lyrik in slowenischer Sprache, ehe sie für einen Auszug aus ihrem Romandebüt Engel des Vergessens 2011 mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet wurde. Weitere renommierte Preise folgten, wie der Max Frisch-Preis 2018 oder der Christine Lavant Preis 2021.


    Mein Eindruck:


    Nominiert für den Österreichischen Buchpreis und durchaus ein Favorit.


    Maja Haderlap erzählt aus der Perspektive von Maja, einer Frau mittleren Alters, über eine Heimkehr von Wien ins ländliche Kärnten, indem sie aufgewachsen ist. Da lebt ihre aus Slowenien stammende Mutter, die das Haus verlassen muss.

    Verletzungen und Verstörungen der Vergangenheit leben in Miras Erinnerungen wieder auf. Sie befindet sich auch aktuell in einer Lebenskrise.

    In der zweiten Romanhälfte wechselt Maja Haderlap in die Perspektive von Miras Mutter Annie, die die Erinnerungen auf ihre Art reflektiert.

    Dadurch gewinnt der Roman noch mehr an Tiefe.

    Schließlich denkt Anni noch an ihre Mutter und ihre eigene Jugend. Das diese Komponente integriert wird, gibt dem Buch eine große Komplexität.


    Die Autorin überzeugt mich sprachlich wie von der Komposition der Handlung!



    ASIN/ISBN: 3518431331

  • Tochter und Mutter - Mutter und Tochter


    Im Buch "Nachtfrauen" von Maja Haderlap lernen wir beide kennen.

    Zuerst die Tochter und im zweiten Teil die Mutter.

    Dazu noch weitere Frauen aus der Familie mit ihren Schicksalen.


    Mira, die Tochter, soll bzw. muss ihre Mutter auf den Einzug in das Altenheim vorbereiten.

    Was gleichzeitig bedeutet, das Haus, in dem sie einen großen Teil ihres Lebens verbracht hat, zu verlassen.

    Durch den Besuch bei ihrer Mutter werden Erinnerungen geweckt, sei es an eine Jugendliebe oder die eigene Kindheit.

    Diese Tage bei der Mutter sind ein schwieriger Prozess für Mira und schmerzhaft.


    Im zweiten Teil kommt Anni, die Mutter, zu Wort.

    Durch ihre Erzählung hat sich mein Blick auf sie, den ich aus dem ersten Teil gewonnen hatte, gewandelt.

    Ihr Leben war geprägt von Kriegszeiten und Entbehrungen, einem Trinker als Mann (der früh verunglückt, und das ist eine Geschichte für sich) und alles andere als einfach.

    Nun steht sie quasi am Ende ihres Lebens und muss sich mit dieser Phase arrangieren.

    Alles nicht einfach.


    Das Buch war nicht immer einfach zu lesen. Der Schreibstil ist teilweise spröde.

    Ich habe es aber trotzdem gerne gelesen weil es sehr interessant und auch bewegend ist.

    Und es Raum zum Nach- und Weiterdenken bietet.