Der Untergang

  • Gestern Abend gab es in der ARD den ersten Teils des Films "Der Untergang" zu sehen. Irgendwie bin ich schon zwiespältig was diesen Film angeht.
    Bruno Ganz als Hitler bringt sicher eine sehr gute schauspielerische Leistung, allerdings wird mir der Mensch Hitler zu positiv dargestellt. Auch der Mythos Albert Speer wird - wenigstens im ersten Teil - kräftig aufrecht erhalten. Ich habe so ein wenig den Eindruck, als würde hier einiges doch etwas zu sehr heroisiert. Vielleicht täusche ich mich ja auch.
    Nach Beendigung des ersten Teils würde ich den Film mit "gerade noch befriedigend" bewerten. Das ist natürlich nur meine ganz subjektive Sichtweise.
    Bin wirklich gespannt auf den zweiten Teil.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Ich fand ihn langweilig... aber gab es dazu hier nicht irgendwo ein Topic...macht sich mal eben auf die Suche :kiss


    EDIT: finde tatsächlich nichts, bin mir aber sicher dazu schon mal was geschrieben zu haben... sehr seltsam :wow

  • Ich habe den Film im Kino gesehen. Ich war restlos begeistert. Ganz große Schauspieler. Und etwas habe ich mich in die Lara verguckt. So hübsch, natürlich, intelligent. :yikes


    Zitat

    Bruno Ganz als Hitler bringt sicher eine sehr gute schauspielerische Leistung, allerdings wird mir der Mensch Hitler zu positiv dargestellt.


    Das ist der Punkt, der mich stört:


    Hitler war kein Elefant, Hitler war kein Monster, sondern schlichtweg ein Mensch mit Blut und Organen, wenn auch ein geisteskranker, wahnsinniger, zu keinen Emotionen fähiger Mensch.


    Die Reaktionen "Hitler wird zu menschlich gezeigt" bedeuten doch im Grunde, dass man sehr schwer damit umgehenkann, dass Hitler aus unserer eigenen Spezies kommt. Wie konnte es nur dazu kommen, dass so ein ungebildeter Trottel von fast allen als "Führer" bezeichnet und behandelt wurde?


    Hitler war laut Ohrenzeugen im persönlichen Umgang mit Menschen, die er mochte, einfach ziemlich nett und charmant, Hitler hatte im Grunde eine eigenartige Ausstrahlung, die anziehend gewirkt haben muss.


    Was ist daran falsch, dies zu zeigen?


    Für mich ist gerade diese Tatsache der große Verdienst dieses Films. ;-)


    Übrigens muss man den Film im Kino sehen. Nur dort wirkt er richtig.


    Ich habe im Kino nach dem Film mit vielen anderen Menschen geweint. Vor Scham, dass so etwas passieren konnte - Ja, auch Männer können weinen. Auch ich, der Perseus. ;-)


    Mit freundlichen Grüßen
    Perseus

    Die Geschichte lehrt die Menschen, daß die Geschichte die Menschen nichts lehrt.


    Mahatma Gandhi, indischer Freiheitskämpfer

    Dieser Beitrag wurde bereits 3 Mal editiert, zuletzt von Perseus ()


  • Es muss nicht unbedingt falsch sein soetwas zu zeigen, nur besteht doch gerade dabei die Gefahr, dass Hitler idealisiert wird. Das gesagt wird "...na so schlimm war er doch gar nicht" - die unsäglichen Verbrechen dieses Menschen werden so doch nur relativiert.


    Wir wissen doch um die Macht des Mediums Fernsehens. Selbst irgendwelcher Unsinn der dort gezeigt wird, wird von vielen Menschen für bare Münze genommen.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Hiho,


    ist das der Kinofilm "Der Untergang"?
    *Müsste er sein, mit Bruno Ganz als Hilter* :-)


    Wenn dem so ist, so finde ich keineswegs, dass er heroisierend wirkt. Hitler wird vielschichtig gezeichnet, und das finde ich gut, weil es sehr viel stärker zeigt, wie dieser Mann die Menschen beeindrucken und beeinflussen konnte, als wenn man wieder einmal ein unmenschliches Monster entworfen hätte.
    Bruno Ganz' Hilter ist auf der einen Seite charmant und freundlich, fast väterlich, und das wird auf der anderen Seite immer wieder brutal durchbrochen. Diese Gradwanderung zieht sich durch den ganzen Film (und durch fast alle Charaktere): man sieht Menschen hinter den NS-Monstern, die man zu seinem eigenen Erschrecken gar nicht so unsympathisch findet - und diese Menschen mutieren urplötzlich für eine oder zwei Szenen zu menschenverachtenen Ungeheuern mit unglaublich menschenverachtenden Ansichten und Aussprüchen, um kurz darauf wieder in die Rolle des sympathischen Menschens zu schlüpfen.


    M.E. zeigt der Film in eindrücklicher, aber auch erschreckender Weise, wie es möglich war, dass ein Volk solchen Verbrechern gefolgt ist - weil diese eben nicht nur die Monster waren, als die wir sie aus zig Filmen, Büchern und Schulbüchern kennen, sondern auch Menschen, die ihr Charisma geschickt einzusetzen wussten, um ihre wahnsinnigen Ideen durchzusetzen. Damit wird die "Verführung" durch die NS näher an uns herangeholt: Hilter und Konsorten sind keine unmenschlichen Monster, die zu schrecklich sind, als dass sie (bzw. Leute wie sie) wiederkehren könnten, sondern Menschen, denen andere meinten vertrauen zu können. Und das ist etwas, was es immer wieder geben kann und wird.


    Viele Grüße :wave
    Heike

    Der Bernsteinbund - Historischer Roman - Juni 2010 im Aufbau-Verlag
    Die Tote im Nebel - Historischer Kriminalroman - März 2013 im Gmeiner-Verlag

    Rabenerbe/ Rabenbund - DSA-Fantasyromane - 2017/2018 bei Ulisses

  • Zitat

    ch bin mir immer noch nicht sicher, ob die welt solch einen film braucht.


    Und wie die Welt diesen Film gebraucht hat.


    Hitler wurde dauernd als ein Fabelwesen intrepretiert, der kein Mensch, sondern ein undefiniertes Monster war.


    Wie oft höre ich: Ein Mensch würde das doch nie machen.


    Der "Untergang" hat dies entgültig widerlegt.


    Gruß

    Die Geschichte lehrt die Menschen, daß die Geschichte die Menschen nichts lehrt.


    Mahatma Gandhi, indischer Freiheitskämpfer

  • Jetzt wo ihr es ansprecht, fällt mir auf, daß mich das damals auch geärgert hat....(Also, daß Hitler mir zu menschlich erschien, irgendwie zu nett (zumindest zu Beginn)
    Außerdem deckte sich meine Vorstellung von Hitler nicht mit der schauspielerischen Darstellung....


    Irgendwo ich glaub bei Mulisch hab ich einen sehr weisen Satz gelesen:
    "Die Welt wird diesen Krieg erst verarbeitet haben, wenn man seine Kinder wieder Adolf nennen kann, ohne schräg angesehen zu werden."


    Ist zwar jetzt etwas am Thema vorbei, aber den Satz wollte ich immer schon mal wo anbringen :lache

  • Zitat

    M.E. zeigt der Film in eindrücklicher, aber auch erschreckender Weise, wie es möglich war, dass ein Volk solchen Verbrechern gefolgt ist - weil diese eben nicht nur die Monster waren, als die wir sie aus zig Filmen, Büchern und Schulbüchern kennen, sondern auch Menschen, die ihr Charisma geschickt einzusetzen wussten, um ihre wahnsinnigen Ideen durchzusetzen. Damit wird die "Verführung" durch die NS näher an uns herangeholt: Hilter und Konsorten sind keine unmenschlichen Monster, die zu schrecklich sind, als dass sie (bzw. Leute wie sie) wiederkehren könnten, sondern Menschen, denen andere meinten vertrauen zu können. Und das ist etwas, was es immer wieder geben kann und wird.


    :write :write :write


    :anbet :anbet :anbet

    Die Geschichte lehrt die Menschen, daß die Geschichte die Menschen nichts lehrt.


    Mahatma Gandhi, indischer Freiheitskämpfer

  • Zitat

    zu keinen Emotionen fähiger Mensch



    Stimmt so nicht. Das hieße ja, er hätte vor allem auf logischer, aufgeklärter, vernunftbasierter Ebene entschieden ... :wave

  • Zitat

    Original von Voltaire
    Es muss nicht unbedingt falsch sein soetwas zu zeigen, nur besteht doch gerade dabei die Gefahr, dass Hitler idealisiert wird. Das gesagt wird "...na so schlimm war er doch gar nicht" - die unsäglichen Verbrechen dieses Menschen werden so doch nur relativiert.


    Wir wissen doch um die Macht des Mediums Fernsehens. Selbst irgendwelcher Unsinn der dort gezeigt wird, wird von vielen Menschen für bare Münze genommen.


    Hiho,


    kennst du nur die erste Hälfte? Da schlägt das Grausame, Wahnsinnige noch nicht so durch. Schau dir auch den zweiten Teil an. :-)


    Natürlich besteht die Gefahr, dass simple Gemüter die Zweideutigkeit der Hilterdarstellung nicht verstehen, bzw. ignorieren. Aber wenn man sich daran orientieren will, dürfte man Hilter nur als blutsaufendes Monstrum darstellen, und das Phänomen "NS-Zeit" so weit dämonisieren, dass es keinen Bezug mehr zur Lebenwelt hat - als ob man von einer Sache berichtet, die auf einem anderen Stern stattgefunden hat, so weit entfernt, dass man nicht auf die Idee käme, die Geschichte könnte sich irgendwann einmal wiederholen, wenn man nicht aufmerksam genung ist.


    Viele Grüße :wave
    Heike

    Der Bernsteinbund - Historischer Roman - Juni 2010 im Aufbau-Verlag
    Die Tote im Nebel - Historischer Kriminalroman - März 2013 im Gmeiner-Verlag

    Rabenerbe/ Rabenbund - DSA-Fantasyromane - 2017/2018 bei Ulisses

  • Kann ich nur unterstreichen, Heike. (Auch wenn ich diesen Hilter nicht so genau kenne :wave)
    Das ewige Stiefelgeknalle und Rumgeschreie von Guido Knopp und Konsorten halte ich da für viel gefährlicher.

  • Zitat

    Original von Babyjane


    Danke Rosenstolz...
    komisch ich hab in der Suche Untergang eingegeben und es kam nichts heraus... sehr seltsam...


    Ich habe mit der Suchfunktion zur Zeit auch oft Probleme - es wird einfach vieles nicht angezeigt. :-(
    Z.B. habe ich den Lost-Thread gesucht und "Lost" eingegeben - nichts gefunden.
    Deshalb suche ich gerade entweder über das Verzeichnis oder direkt in den einzelnen Gruppen, wie jetzt hier "Film ab".

  • Zitat

    Original von Babyjane


    Danke Rosenstolz...
    komisch ich hab in der Suche Untergang eingegeben und es kam nichts heraus... sehr seltsam...


    Dem kann ich mich nur anschliessen. Hatte auch "Untergang" eingegeben - war aber Fehlanzeige. :-(

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Voltaire


    Es muss nicht unbedingt falsch sein soetwas zu zeigen, nur besteht doch gerade dabei die Gefahr, dass Hitler idealisiert wird. Das gesagt wird "...na so schlimm war er doch gar nicht" - die unsäglichen Verbrechen dieses Menschen werden so doch nur relativiert.


    Wir wissen doch um die Macht des Mediums Fernsehens. Selbst irgendwelcher Unsinn der dort gezeigt wird, wird von vielen Menschen für bare Münze genommen.


    Glaub ich nicht, Voltaire...einen Psychopathen kann man wohl schlecht idealisieren.


    Schau Dir erstmal den zweiten Teil an und den hier schon vorhandenen Thread, würde ich vorschlagen. Ich glaub, dann denkst Du etwas anders über eine Vermenschlichung und Idealisierung - sowohl der dargestellten Person Hitlers als auch der Familie Goebbels.


    :wave
    Ikarus

  • Zitat

    Original von Ako
    Zur TV-Ausstrahlung: Hierbei handelt es sich übrigens um die Langfassung des Films, die so nicht im Kino zu sehen war ;-)


    :fetch Arggh :fetch


    Und ich habe zur Zeit kein Fernsehn ... :fetch

    Der Bernsteinbund - Historischer Roman - Juni 2010 im Aufbau-Verlag
    Die Tote im Nebel - Historischer Kriminalroman - März 2013 im Gmeiner-Verlag

    Rabenerbe/ Rabenbund - DSA-Fantasyromane - 2017/2018 bei Ulisses