Klappentext
Die lebhafte Jenny entstammt einer reichen jüdischen Kaufmannsfamilie. Durch ihre Liebe zu dem Pfarrer Gustav wird ihr erstmals klar, wie sehr die preußische Gesellschaft Angehörige des jüdischen Glaubens ausgrenzt. Mutig und selbstbewusst kämpft sie um ihre Liebe und tritt für die Emanzipation von Frauen und gegen Antisemitismus ein. Wird Jenny ihr Lebensglück finden?
Über die Autorin
Fanny Lewald (1811–1889), jüdische Kaufmannstochter aus Königsberg, frühe Feministin und eine der bekanntesten Schriftstellerinnen des 19. Jahrhunderts.
Mein persönliches Fazit
Von Zeit zu Zeit versuche ich mich an Büchern außerhalb meiner Komfortzone, gerne auch mal an Klassikern und gerne auch mal in nicht aktueller Sprache. Bisher hatte ich da mit meiner Auswahl nicht immer das geschickteste Händchen, aber dieses Buch hat sich dann doch als Glücksgriff entpuppt.
Den Klappentext finde ich ein wenig irreführend, denn "Jenny" ist weitaus mehr als eine verkappte Liebesgeschichte. Es ist Familiendrama, Gesellschaftskritik und Emanzipationsroman in einem und wirft einen recht ungeschönten Blick auf die deutsche Gesellschaft um die Jahrhundertwende des 18./19. Jahrhunderts.
Die Sprache ist etwas gewöhnungsbedürftig und zunächst fühlt man sich durch die Menge an Personen, die direkt auftreten etwas erschlagen. Aber ich kam sehr gut in die Geschichte rein und war danach sehr gefesselt.
Die junge Protagonistin Jenny wächst in einem jüdischen Elternhaus auf, tritt der Liebe wegen aber zum Christentum über. Und stellt dabei fest, dass die an sie gemachten Anforderungen als Frau und als Gläubige, ihren Horizont weit überschreiten. Es beginnt für die junge Frau eine sehr anstrengende und zweifelhafte Zeit. Es fällt ihr schwer zu Glauben, die Zweifel an der Religion wiegen schwer
Es ist eine Zeit des Umbruchs, die Gesellschaft oder vielmehr ein Teil davon, möchte sich von alten Denkmustern lösen, ein anderer Teil die bestehenden Strukturen um jeden Willen beibehalten. Das Judentum und die Emanzipation der Frau stehen jedoch bei beiden Teilen nicht besonders hoch im Kurs.
Fanny Lewald zeigt von Beginn an, dass ein latenter Antisemitismus keine Erfindung der Neuzeit ist, sondern bereits sehr lange in den Köpfen der Menschen verankert ist. Die geäußerten Bemerkungen über die Familie Meier und die junge Jenny würden heutzutage - völlig zurecht! - einen Shitstorm sondergleichen auslösen.
Und so geht es in Lewalds Buch um mehr als nur um Frauen, die sich selbst und ihre eigene Stärke entdecken. Es geht auch um die Emanzipation der Juden, die für ihre Anerkennung kämpfen.
ASIN/ISBN: 3150114551 |