Jane Harper - Die Suche / Exiles

  • Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)

    Der Bundesermittler Aaron Falk ist auf dem Weg ins südaustralische Weinland, um bei einer Taufe dabei zu sein. Genau vor einem Jahr ist dort eine Frau verschwunden: Kim Gillespie hat offenbar ihr schlafendes Kind auf einer Kirmes zurückgelassen. Danach hat sie niemand mehr gesehen. Das Rätsel ihres Verschwindens ist immer noch nicht gelöst, und eine neue Suche beginnt. Falk versucht, die letzten Schritte von Kim zu rekonstruieren. Er begreift, dass die Ermittler vermutlich einen Fehler begangen haben: Sie haben das gesehen, was sie sehen wollten – und sind auf eine große Täuschung hereingefallen.


    Autorin (Quelle: Verlagsseite)

    Jane Harper wurde 1980 in Manchester geboren, lebt aber schon lange in Melbourne, Australien. Sie war Journalistin, bevor sie mit dem Schreiben von Thrillern begann. Gleich mit ihrem Debütroman »Hitze« gewann sie neben zahlreichen anderen Preisen auch den wichtigsten britischen Krimipreis, den »Gold Dagger«.


    Allgemeines

    Titel der Originalausgabe: „Exiles“, ins Deutsche übersetzt von Matthias Frings

    Erschienen bei Rütten & Loening am 19.09.2023 als HC mit 382 Seiten

    Gliederung: Prolog - 40 Kapitel – Danksagung

    Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven

    Handlungsort und -zeit: Südaustralien, in der Gegenwart


    Inhalt

    Finanzermittler Aaron Falk reist von Melbourne ins südaustralische Weinland, um Taufpate des kleinen Sohnes seiner Freunde Greg und Rita Raco zu werden. In diese Zeit fällt auch das alljährliche Marralee Valley Festival, das in diesem Jahr von einem Vermisstenfall überschattet wird. Im Jahr zuvor verschwand bei diesem Festival Kim Gillespie, die Expartnerin von Greg Racos Bruder Charlie und Mutter seiner Tochter Zara. Kim war mit ihrem Ehemann Rohan und der erst sechs Wochen alten Zoe angereist, auf dem Festplatz wurde das Baby in seinem Kinderwagen aufgefunden – von der Mutter keine Spur! Gemeinsam mit der Familie Raco und dem Polizisten Dwyer versucht er, den Fall erneut aufzurollen.

    Ein weiterer ungeklärter Vorgang beschäftigt die Menschen vor Ort bereits seit sechs Jahren. Damals wurde ein in der Gemeinde beliebter Mann bei einem Unfall getötet, der Fahrer beging Fahrerflucht. Aaron Falk kommt während seines Aufenthalts der Witwe Gemma näher und möchte ihr und ihrem Stiefsohn zuliebe Licht ins Dunkel bringen.


    Beurteilung

    „Die Suche“ wird auf dem Cover als „Thriller“ ausgewiesen, diese Bezeichnung ist jedoch unzutreffend und könnte falsche Erwartungen wecken. Trotz zweier ungeklärter Fälle handelt es sich in weiten Teilen um eine Erzählung, die ohne nennenswerte Spannungskurve und im langsamen Erzähltempo die Ereignisse der vergangenen Jahre rekapituliert. Erst im letzten Abschnitt des Romans kommt das Krimi-Element zum Tragen.

    Die Autorin stellt zunächst alle Romanfiguren – ein wahrlich großes Personalaufgebot – vor, anhand deren Gespräche und sonstigen Interaktionen versucht der Leser eigene Theorien zu den ungeklärten Fällen zu erstellen. Der Roman setzt sich aus verschiedenen Handlungssträngen (Gegenwart, Vergangenheit vor einem Jahr und vor sechs Jahren) zusammen, der Wechsel von einer Zeitebene zur anderen ist nicht durch Absätze gekennzeichnet. Mitten in der fortlaufenden Handlung wird Aaron Falk von seinen Erinnerungen übermannt. Diese sprunghafte Erzählweise verlangt dem Leser einiges an Konzentration ab, es handelt sich also nicht um leichte Unterhaltung.

    Der Roman besticht durch seine zahlreichen, sehr individuell ausgearbeiteten und realitätsnah wirkenden Charaktere und den interessanten Einblick in das Leben und die Gesellschaft des südaustralischen Weinlandes. Hier werden zeitlose Problematiken zu Partnerschaft, Elternschaft und deren Vereinbarkeit mit einer beruflichen Karriere angesprochen.

    Auch die allmählichen Ermittlungsfortschritte sind für den (geduldigen) Leser eindrucksvoll.


    Fazit

    Ein eindrucksvoller, in ruhiger Erzählweise gehaltener Roman mit gelungenen Gesellschafts- und Landschaftsschilderungen, einen Thriller sollte man allerdings nicht erwarten!

    8 Punkte

    ASIN/ISBN: B0C2ZL8YT2

  • Meine Meinung


    Die Aaron-Falk-Reihe wird zwar dem Thriller-Genre zugeordnet (wahrscheinlich, weil es kein eigenes Genre dafür gibt), aber es ist kein Thriller, was man aus dem 1. Band allerdings bereits kennt und weiß. Für mich ist das vollkommen in Ordnung, vielleicht aber nicht für jemanden, der einen Thriller im eigentlichen Sinn erwartet. Ich habe das unglaublich gerne gelesen.


    Die Geschichte spielt in Südaustralien. Es gibt 2 Fälle, die in diesem Band ungeklärt schon 1 Jahr bzw. 6 Jahre zurückliegen. Beide Fälle ereigneten sich während eines in Marralee jährlich stattfindenden Festivals, in das auch die Familie Raco, mit der Aaron befreundet ist, durch Greg Racos Bruder integriert ist. Aaron ist während der Zeit des Festivals sowohl vor 1 Jahr als auch aktuell nicht als Polizist/Ermittler dort, sondern wegen einer Familien-Angelegenheit von Rita und Greg, die vor 1 Jahr aufgrund des Verschwindens von Kim nicht stattfinden konnte.

    Aaron ermittelt eigentlich nicht, trotzdem macht er sich so seine Gedanken, die er nicht aufhalten und abschalten kann, und die ihn als einzigen dort immer mehr auf die richtige Spur bringen. Er und sein Freund Greg Raco, der bei der Staatspolizei in Victoria arbeitet, kommunizieren viel miteinander. Alle anderen Beteiligten tappen weiterhin im Dunkeln, selbst der zuständige Sergeant, der nicht allzuviel Arbeit investiert, um die Ereignisse aufzuklären. So sollte man nicht allzuviel Spannung erwarten, es ist halt kein Thriller.


    Drumherum bekommt man aber eine dichte, bildhafte, ausführliche und atmosphärische Erzählung und damit Einblick über die Protagonisten, ihre Lebensumstände und Lebensentscheidungen: Aaron, die Racos, die Familie Gillspie, bei der es um das Verschwinden von Kim Gillspie geht, und weitere Beteiligte, so dass man als Leser ständig dabei ist, eigene Theorien darüber aufzustellen, was warum geschah und durch wen. Man bekommt außerdem einen tollen, interessanten Eindruck vom Leben in dem Weingebiet.


    Es gibt verschiedene Handlungsstränge (was ich sowieso gerne lese) in verschiedenen Zeitebenen durch Aarons Erinnerungen und Rückblenden, die fortlaufend in die Erzählung integriert sind, so dass man wirklich konzentriert lesen muss.

    Ich frage mich allerdings, ob es überhaupt mal eine Zeit in der Beziehung zwischen Charlie Raco und Kim gab, in der keinen Streit gab. Ich glaube ja, nicht.


    Was ich nur nicht so richtig verstanden habe:



    Ich lese die Reihe um Aaron Falk zwar gerne, bin aber unschlüssig, ob ich sie weiterlese.


    Von mir gibt es 2,5 Sterne

    Irrlicht und Hexe (7. Hexenregel: Unterschätze nie die Kraft des Wortes - es hat eine besondere Kraft, es kann befreien, anstoßen und verändern, aber auch verletzen und zerstören)

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