Yokomizo, Seishi - Mord auf der Insel Gokumon

  • Klappentext:


    Der nächste Fall der erfolgreichen klassischen Krimiserie aus Japan - "Japans Antwort auf Agatha Christie." The Guardian.

    Der Privatermittler Kosuke Kindaichi reist auf die abgelegene Insel Gokumon, um einer der wichtigsten Familien dort eine tragische Nachricht zu überbringen: Einer ihrer Söhne ist auf einem Truppentransportschiff, das ihn nach dem Zweiten Weltkrieg zurück in die Heimat bringen sollte, gestorben. Doch Kindaichi ist nicht nur als Bote gekommen - mit seinen letzten Worten warnte der Sterbende, dass nun das Leben seiner drei Stiefschwestern in Gefahr sei. Der Ermittler ist entschlossen, dieser mysteriösen Prophezeiung auf den Grund zu gehen und die drei Frauen zu schützen - wenn er kann. Dann beginnt auf der Insel eine Serie grausamer Morde, und auch Kosuke Kindaichi selbst ist in Gefahr.


    Mein Hör-Eindruck:


    Zwei japanische Soldaten reisen am Ende des II. Weltkriegs nach Hause. Der eine ist der berühmte Privatdetektiv Kosuke, der andere sein Freund Chimata, der Erbe eines großen Fischerei-Unternehmens auf der Insel Gokumon. Chimata erkrankt jedoch auf der Heimreise, und da er wegen des Erbes den Tod seiner drei Halbschwestern befürchtet, bittet er auf seinem Sterbebett Kosuke um Hilfe.


    So kommt Kosuke auf die Insel Gokumon, die von Piraten und Sträflingen besiedelt worden war. Auf dieser kargen Insel empfängt Kosuke eine düstere Atmosphäre, die noch verstärkt wird durch die hochgelegenen Ruinen einer zerstörten Wehranlage. Unterhalb dieser Ruinen befindet sich die weitläufige Residenz der Familie seines Freundes.


    Diese Familie passt zum düsteren und unheimlichen Setting. Da ist der kürzlich verstorbene, aber nach wie vor präsente Patriarch sowie der wahnsinnige Vater, der in einem Käfig leben muss und der mit seinem Geschrei die Inselbewohner erschreckt; da sind seine drei flatterhaften Töchter, die der Erzähler als „rollige Katzen“ beschreibt, und da ist deren nicht standesgemäße Mutter, die mit ihrem Schamanentum die Inselbewohner die Inselbewohner verzaubert hatte und früh starb. Dazu kommt noch die verführerisch-schöne, aber intrigante Schwägerin.


    In dieser irritierenden Familie und dem Mikrokosmos einer Insel nimmt Kosuke inkognito seine Arbeit auf. Kosuke selber ist ein eher unappetitlicher Mensch. Er wirkt ungepflegt und fährt immer wieder so heftig durch seinen Haarschopf, dass seine Schuppen fliegen. Zudem neigt er zum Stottern, und das alles hat zur Folge, dass er oft unterschätzt wird.


    Kosuke arbeitet erfrischend altmodisch: er setzt seinen Verstand ein, er beobachtet, spricht mit den Leuten, sammelt Eindrücke, erstellt Zeitpläne und fällt dabei zusammen mit dem Leser auf falsche Fährten herein. Dabei gerät er selber in Verdacht und wird inhaftiert, bis ihn schließlich einige Haikus auf die richtige Spur bringen. Die Bösewichte werden entdeckt, ihre Motive werden entdeckt, und vor allem werden die Vorgehensweisen bei den aufwändig inszenierten Morden geklärt. Die endgültige Auflösung wirkt jedoch sehr bemüht und überzeugt nicht ganz.


    Auch die Erzählweise ist erfrischend altmodisch. Ein anonym bleibender Erzähler erzählt chronologisch die Handlung und wendet sich dabei immer wieder an den Leser. Die Figuren sind deutlich konturiert und werden mit Humor vorgestellt.


    Der Roman ist der 2. Band einer insgesamt 77bändigen Reihe um den Ermittler Kosuke Kindaichi und lässt sich ohne Kenntnis des 1. Bandes („Die rätselhaften Honjin-Morde“) problemlos lesen.

    Das Hörbuch wird zügig und eher sachlich, jedoch nicht monoton durch Denis Moschitto vorgetragen. Seine unaufgeregte Art vorzulesen passt zu diesem liebenswert gestrigen Krimi.


    Fazit: Ein altmodisch erzählter Krimi, in ruhiger Distanz erzählt.

    8/10 Pkt.


    ASIN/ISBN: 3351051190