Oliver Pötzsch - Der Totengräber und der Mord in der Krypta

  • ASIN/ISBN: 386493219X

    „Der Totengräber und der Mord in der Krypta“ ist der dritte Teil der Totengräber-Serie. Sie spielt in Wien 1890. In diesem Buch findet sich eine Karte von Wien aus diesem Jahr sowie ein Personenverzeichnis.
    In Wien spukt es. Nach dem Fund eines Toten unter dem Stephansdom tauchen Fotografien mit Geistererscheinungen auf, Seancen sind der neueste Schrei und Kinder werden vom Nachtkrapp aus dem Waisenhaus entführt. Das alles passt hervorragend zum neuen Buch von Augustin Rothmayer, worin er sich mit Spuk- und Geisterscheinungen befasst.
    Der tote Dr. Lichtenstein hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die Schwindeleien bei Seancen aufzudecken. Ist ihm das zum Verhängnis geworden? Er war ein sehr guter Freund von Oberpolizeirat Stukart. Da beide Juden sind, denkt dieser, dass der Fall bei den Kollegen nicht ernst genommen wird und beauftragt Leopold von Herzfeldt mit der Aufklärung. Der findet heraus, dass Lichtensteins letzte Seance bei der Operndiva Maria Vanotti stattfand. Also begibt sich Leo ebenfalls dorthin, zusammen mit Julia, seiner Freundin und Tatortfotografin.
    Leos Kollege Leinkirchner befasst sich in der Zwischenzeit mit dem Verschwinden von Jungs aus dem Waisenhaus, was er aber nicht allzu ernst nimmt. Es sind ja nur Straßenkinder. Zur gleichen Zeit taucht auf dem Friedhof bei Rothmayer und seiner Adoptivtochter Anne deren alter Freund, der Straßenjunge Jossi, auf. Nur ganz kurz konnte er etwas zum Nachtkrapp sagen. Und so erfahren auch Julia und Leo von diesen Kindern. Für die beiden gibt es eine Menge zu tun. Sie gehen, getrennt und zusammen, verschiedenen Spuren nach.
    Zu allem Unglück kommt auch noch Leos Mutter nach Wien und will etwas Zeit mit ihrem Sohn verbringen, was ihm aber gar nicht passt. Sie quartiert sich in einem relativ neuen Hotel ein und lernt einen berühmten englischen Schriftsteller kennen, mit dem sie sich sehr vergnügt und Leo somit entlastet ist.
    Diese Fälle sind für alle Beteiligten eine große Herausforderung. Immer wenn Leo sicher war, den Täter zu kennen, kommt es anders. Es gibt immer wieder neue Verdächtige, weitere Tote, mehr verschwundene Kinder. Auch privat kommt er nicht weiter, er hat kaum Zeit für Julia. Der Opernbesuch, den er ihr zum Geburtstag geschenkt hatte, fiel wegen des Toten ins Wasser. Außerdem ist er auch noch eifersüchtig auf Julias alten Freund. Julia geht es auch nicht besser, sie hat viel zu tun, nicht nur mit Tatortfotos. Sie macht auch andere Fotos und verkauft sie an verschiedene Leute, weil sie das Geld braucht. Sie will für ihre kleine Tochter eine neuartige Behandlungsmethode ausprobieren lassen, die sehr teuer ist. Auch hat sie gemerkt, dass Leo keinen Draht zur ihrer Tochter findet. Nun überlegt sie, wie es mit ihnen weitergeht.
    Das Buch ist wieder großartig und mitreißend geschrieben, spannend von der ersten bis zur letzten Seite. Es ist auch mit historischen Fakten hinterlegt, gerade was Franz Joseph Galls Schädellehre betrifft, was sehr grausame Theorien waren.
    Die Handlungsstränge sind sehr gut miteinander verbunden und ergeben am Ende eine gut konstruierte Geschichte aus Historie und Fiktion.
    Diese Bücher sind einfach ein Muss für alle Historienfans und ich möchte unbedingt noch sehr viel mehr vom Totengräber und den anderen lesen.

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  • "Spukerscheinungen sind derzeit in Mode."


    Als jüdischer „Piefke“ hat es der Ermittler Leopold „Leo“ von Herzfeldt in Wien nicht leicht, auch sein Hochdeutsch (seine Mutter stammt aus Hannover) macht ihn zum Außenseiter. Seine Beziehung zur Tatortfotografin Julia muss er geheim halten – die beiden sind Kollegen bei der Polizei.

    Spiritismus und Séancen sind im 19. Jahrhundert in Wien der letzte Schrei (sogar Kaiserin Elisabeth nimmt an Geisterbeschwörungen teil), und auch die (bereits wissenschaftlich widerlegte) Phrenologie spukt noch in den Köpfen herum. Der technische Fortschritt kurbelt die Wirtschaft an (die Armen fristen dennoch ein Leben am Rande der Gesellschaft), in der High Society nimmt indes der Aberglaube zu. Als ein Naturwissenschaftler, der dem okkulten Humbug ein Ende setzen wollte, tot aufgefunden wird und mehrere Kinder aus einem Wiener Waisenhaus verschwinden, sind neben dem Inspektor auch der Totengräber Augustin Rothmayer und sein Mündel Anna (das Mädchen kannte einen ermordeten Jungen, der vor seinem Tod vor dem „Nachtkrapp“ warnte!) gefordert. Gespenstergeschichten sorgen für hohe Auflagen und Leo ist nicht glücklich, als ein Journalist geheime Informationen veröffentlicht, und es fuchst den Inspektor, dass Julia den vermeintlichen Rivalen gut kennt. Als auch noch Mama Herzfeldt nach Wien kommt und einem Schriftsteller namens Arthur Conan Doyle nicht mehr von der Seite weicht ist das Chaos perfekt, und es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, als die Polizei den Hauptverdächtigen tot aus der Donau fischt…


    „Der Totengräber und der Mord in der Krypta“ ist ein interessanter historischer Kriminalroman, der ohne Vorkenntnisse gelesen werden kann (obwohl es sich bei dem Buch um den dritten Teil einer Reihe handelt). Der Totengräber ist meine Lieblingsfigur, und ich mag es, dass der Autor die Sozial- und Medizingeschichte Wiens tangiert. Trotz kleiner Schwächen hat mich der Roman prima unterhalten - die Sprache klang in meinen Ohren stellenweise zu modern, ich hätte mir mehr Austriazismen gewünscht & man hätte den plot straffen können; manchmal hätte ich mir ein wenig mehr ‚Feinschliff‘ gewünscht. Müsste nicht eine Figur namens „Nikolai Trevic“ eher „Nikola Trević“ heißen? Ich fand die Story insgesamt spannend – auch wenn es erst im letzten Drittel der Erzählung Schlag auf Schlag geht.

    4/5 Eulen.

    "Literatur ist die Verteidigung gegen die Angriffe des Lebens."


    "...if you don't know who I am - then maybe your best course would be to tread lightly."

  • Wien, 1895: Während sich der technische Fortschritt ausbreitet, ist in Wien der Aberglaube noch weitverbreitet. Spiritismus und Séancen sind beliebt und dabei wird allerlei Schwindel betrieben. Dem wollte der Naturwissenschaftler Dr. Lichtenstein entgegenwirken. Doch dann machen Touristen bei einer Führung durch die Gruft des Stephansdom einen grausigen Fund. Zwischen den alten Knochen liegt eine männliche Leiche. Das Gesicht ist verzerrt. Was hat den Mann so entsetzt? Der Tote ist Lichtenstein und ein Freund des Oberpolizeirat Stukart. Der beauftragt Inspektor Leopold von Herzfeldt die Sache zu untersuchen.

    Anna, dem Mündel des Totengräbers Augustin Rothmayer, ist aufgefallen, dass aus dem Waisenhaus im 5. Bezirk in Wien immer wieder Kinder verschwinden. Ein ermordeter Junge hatte Anna noch vor dem Nachtkrapp gewarnt. Doch Leos Kollege Leinkirchner zeigt sich nicht besonders interessiert, handelt es sich doch meist um Straßen- oder Waisenkinder, die angeblich weggelaufen sind. Aber dann verschwindet ein Junge aus einer gutsituierten Familie.

    Dies ist nun bereits der dritte Band um das ungewöhnlicher Ermittlerteam. Auch dieses Mal konnte mich der Autor Oliver Pötzsch wieder fesseln. Er entführt mich mit seiner Geschichte in ein Wien, das sehr atmosphärisch dargestellt ist. Dabei gibt es nicht nur die schönen Seiten der Stadt, sondern auch viel Not und Hoffnungslosigkeit.

    Die Charaktere sind gut und sehr individuell beschrieben. Leopold von Herzfeldt hat in Graz Kriminalistik studiert, kommt aber mit seinen modernen Methoden nicht gut bei den Kollegen an. Auch dass er Jude ist, wird ihm angekreidet. Der Totengräber Augustin ist kauzig, aber ein kluger Kopf. Dieses Mal verfasst er ein Buch zum Thema Spuk- und Geisterscheinungen. Auch die Tatortfotografin Julia Wolf ist wieder mit von der Partie. Sie hat eine kleine Tochter, für die sie nur das Beste will. Inzwischen verbindet sie mit Leo mehr als nur das berufliche Interesse, doch das darf niemand wissen. Es gibt also alle Hände voll zu tun für unsere Ermittler. Doch dann taucht Leos Mutter auf, weil sie Zeit mit ihrem Sohn verbringen möchte, bis sie im Hotel dem Schriftsteller Arthur Conan Doyle begegnet.

    Es gibt immer wieder Wendungen, welche die Spannung hochhalten. Lange habe ich im Dunkeln herumgetappt, wer wohl hinter allem steckt.

    Es ist ein informativer und sehr spannender historischer Krimi, der mir wieder gut gefallen hat.


    10/10

  • Spannender Krimi im historischen Wien 1895

    Die Bücher von Oliver Pötzsch sind ein Garant für spannende Unterhaltung und tolle Aufbereitung von historisch interessanten Themen. Wie gewohnt ist der Schreibstil flüssig zu lesen. Ich habe alle drei Bücher von der neuen Totengräber-Reihe mit Begeisterung gelesen.

    In diesem Buch, das im Jahr 1895 spielt, geht es um Gespenster und Spiritismus. Nachdem der jüdische Professor Lichtenstein die Betrügerei bei einer Séance aufdeckte, wird er kurze Zeit später in der Gruft des Stephansdoms ermordet aufgefunden. Leopold von Herzfeldt, der ebenfalls ein Jude ist, soll diesen Fall lösen. Es kommen jedoch noch weitere Morde hinzu, die augenscheinlich mit dem ersten zusammenhängen. Zur Seite steht ihm wieder Totengräber Rothmayer und seine Freundin Julia. Als der Waisenjunge Jossi schwerverletzt bei Augustin Rothmayer und Anna auftaucht und vor deren Augen stirbt, bitten sie Leo den Mörder von Jossi zu finden. Dieser Fall hängt jedoch eng mit dem Verschwinden eines reichen Jungen zusammen, den sein direkter Vorgesetzter, Paul Leinkirchner, der ein besonders hartnäckiger Antisemit ist, aufklären muss.

    Die durchweg sympathischen Charaktere der Hauptprotagonisten machen es einem sehr einfach in die Geschichte zu versinken und die spannenden Fälle sowie der Schreibstil tun ihr übriges, um dieses Buch in ein absolutes Lesehighlight und einen tollen Pageturner zu verwandeln.

    Hinzu kommt noch, dass das Buch einen historischen Stadtplan von Wien enthält und dass im Nachwort erläutert wird, welche Personen auf historische Tatsachen beruhen und welche Handlungen der Autor erfunden hat.

    Ich kann mir gut vorstellen, dass auch dieses Buch ein Bestseller wird. Klare Kaufempfehlung für Leser, die gerne historische Krimis lesen. Ich freue mich schon auf den nächsten Fall.

  • Wiener Blut, Wiener Blut…

    Die Geschichten im Wien des ausgehenden 19. Jahrhunderts von Oliver Pötzsch sind immer spannende Krimis, aber auch ein interessantes Stück Zeitgeschichte des fin de siècle. Wenn man bedenkt, im dritten Roman um den Totengräber August Rothmayer, Polizeiinspektor Leo von Herzfeldt und Tatortfotografin JuliaWolf spielt die Handlung im Jahr 1895, nur 9 Jahre vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges, am Ende dessen das habsburgische Reich zerschlagen und auf das Kronland reduziert, so hält man Ausschau nach etwaigen Anzeichen des großen Krieges. Aber nichts dergleichen. Wien scheint nur von Wiener oder Grazer Menschen bevölkert zu sein, keine Tschechen, Slowenen, Ruthener, Kroaten Italiener oder Ungarn sind dabei. Das ist auch ein interessanter Aspekt von Oliver Pötzsch Roman. Wien kommt sehr authentisch rüber: Die alte ehrwürdige KuK Hauptstadt mit ihren Denkmälern, Kirchen, Museen, Prachtstraßen, Prater, Cafés, Restaurants und auch Bordellen, sie sind alle da. Und vergessen wir nicht den Wiener Zentralfriedhof, der heute so groß ist, dass sogar eine Buslinie dafür eingerichtet wurde.

    Die Handlung, oder besser gesagt, die beiden Handlungsstränge, sind hervorragend aufgebaut und miteinander verwoben. Zuerst denkt man, die sind getrennt voneinander, dann bekommen wir die Vermutung zugesteckt, sie führen zueinander und sind eigentlich eine einzige vielfache Mordgeschichte, nur um am Ende doch als zwei separate Kriminalfälle mit getrennten Ermittlungen, hauptsächlich von unserem bekannten und geschätzten Trio geleitet, dargestellt zu werden. Oliver Pötzsch vermag es hervorragend, die Handlungslinien zu führen, zu verknoten und wieder zu trennen.

    Ich liebe Pötzschs Beschreibungen vom alten Wien. Und ich liebe das heutige, gegenwärtige Wien und habe mich richtig vertieft in den kleinen Stadtplan im Innenteil des Einbands. Ich habe die beiden großen Museen in Wien besucht, das Naturhistorische ist mir in Erinnerung geblieben mit den Fossilien- und Gesteinssammmlungen. Den “Rassensaal”, von dem Pötzsch im Nachwort schreibt, gab es nicht mehr bei meinen Besuchen. Den Stephansdom (aber ohne Krypta) habe ich besichtigt und auch Konzerte gehört. Einen Tag haben wir am Wiener Zentralfriedhof verbracht. Leider konnten wir Herrn Rothmayers Häuschen nicht entdecken. Ich glaube, ein erneuter Besuch in Wien ist fällig.

  • Cui bono

    Das raffiniert gestaltete Buchcover ist wieder ein Hingucker und hat hohen Wiedererkennungswert. So sieht man wieder das historische Wien, das durch einen beleuchteten Sarg überblendet wird. Schon während der ersten Seiten hat mich der Schreibstil des Autors Oliver Pötsch wieder gepackt. Dieser dritte Fall des Inspektors Leopold von Herzfeldt ist für mich auch das dritte Buch aus dieser Serie. Wie bei der Henkerstochter-Reihe, bei der der eigentliche Hauptprotagonist der Henker Jakob Kuisl ist, ist hier der Hauptprotagonist nicht der Totengräber Augustin Rothmayer, sondern der Inspektor Leopold von Herzfeldt. Während der Totengräber dabei ist, ein Buch mit dem Titel „Spuk und Geistererscheinungen“ zu schreiben, muss sich Leopold erst einmal mit dem Fall um den Toten in der Stephansgruft beschäftigen, der mit dem Oberpolizeirat Stukart befreundet war. Weitere Tote kommen hinzu, die ebenfalls ermordet wurden. Beim Lösen dieser Fälle hilft Leopold die Frage „cui bono“ (wem nützt es). Ich finde die Auflösung überraschend, aber sehr schlüssig.

    Ich fand alle Hauptprotagonisten auf ihre Weise sehr sympathisch, auch wenn sie in unterschiedlichen Welten leben. So schätzt Leopold den schrulligen Totengräber inzwischen nicht nur beruflich als Informationsquelle sehr. Seine Freundin Julia, die Tatortfotografin und Mutter von Sisi ist, hat sogar eine freundschaftliche Beziehung zum Totengräber und vor allem zu seiner Pflegetochter Anna, die ihrerseits gerne mit ihrer Tochter Sisi spielt.

    Ich habe das Buch innerhalb kürzester Zeit gelesen. Es ist ein spannendes einfallsreiches Buch, das ich absolut weiterempfehle.

  • Die Totengräber-Serie geht in die dritte Runde

    Diese neue Krimiserie um das Ermittler-Duo Inspektor Leopold von Herzfeldt und Totengräber Augustin Rothmayer, das zu Zeiten Wien Ende des 19. Jahrhunderts spielt, gefällt mir wieder ausgesprochen gut. Der Schreibstil von Oliver Pötsch ist einfach und flüssig zu lesen. Der wienerische Dialekt des Totengräbers, den man wunderbar verstehen kann, passt wunderbar zur Geschichte. Wie bei den beiden Vorgängerbüchern springt man sofort mit einem Auszug aus dem neuen Buch des Totengräbers Rothmayer, das Spuk und Geistererscheinungen beschreibt, in die Geschichte. In seinem dritten Fall muss Leopold von Herzfeldt aufklären, wer Professor Lichtenstein in der Krypta des Stephansdom ermordet hat und wird hierbei wieder tatkräftig durch Augustin Rothmayer mit dessen Hintergrundswissen unterstützt. Seine Freundin Julia arbeitet als Tatortfotografin und kann Leopold ebenfalls wichtige Hinweise zum Lösen der Fälle geben, die sich bei ihm immer mehr häufen. Nebenher soll er den Nachtkrapp finden, der unartige Waisenkinder aus dem Waisenhaus entführt und tötet.

    Die Protagonisten wirken sympathisch und authentisch. Dies gilt vor allem für die einfachen Leute mit ihrem wienerischen Dialekt.

    Absolute Kauf- und Leseempfehlung für historisch interessierte Krimifans.

  • Wien, 1895: In der Krypta des Stephansdoms wird eine männliche Leiche gefunden. Der Tote war ein Freund des Oberpolizeirats Moritz Stukart. Dieser beauftragt Leopold von Herzfeldt mit den Ermittlungen. Da der Tote erst kürzlich eine Séance gestört hatte, gibt es bald Gerüchte, ein Geist habe ihn getötet, diese werden von bei der Presse aufgetauchten Fotographien unterstützt. Auch auf einem von Julia Wolf am Tatort angefertigten Foto scheint ein Geist zu sehen zu sein.


    Das Mädchen Anna, das der Totengräber Augustin Rothmayer bei sich aufgenommen hat, hat derweil andere Sorgen. Immer wieder verschwinden obdachlose Kinder, angeblich hat der Nachtkrapp sie geholt. Auch ein Junge aus reichem Haus ist seit einiger Zeit verschwunden, doch für Leos ermittelnden Kollegen, Paul Leinkirchner, ist klar, der Junge ist von zu Hause weggelaufen.


    Leopold hat neben seinem verzwickten Fall noch andere Probleme, seine Mutter besucht ihn in Wien und freundet sich mit einem berühmten englischen Schriftsteller, der zudem der Spiritistenszene zugeneigt ist, an, und Julia trifft sich mit einem Journalisten.


    Der dritte Band der Reihe hat mich wieder von Anfang an in seinen Bann gezogen. Ich mag diese Reihe einfach sehr, auch wegen ihrer Charaktere, wobei bei mir ganz vorne Augustin Rothmayer steht, der an einem neuen Buch schreibt, natürlich wieder thematisch passend, und aus dem es, wie in den Vorgängern, einige Zitate zu lesen gibt. Um ihn musste ich mir dieses Mal aber auch richtige Sorgen machen. Gut gefallen hat mir, dass Anna eine größere Rolle erhält, und zeigt, dass sie nicht nur Köpfchen hat, sondern auch unerschrocken ist. Interessante Charaktere sind auch der bereits erwähnte britische Schriftsteller und Julias Journalistenfreund, beide haben ihren Anteil an den Ermittlungen.


    Oliver Pötzsch wusste mich wieder einmal von vorne bis hinten zu fesseln, er schreibt packend, bildhaft, und lässt auch immer wieder Humor einfließen. Die beiden Fälle sind interessant und spannend, ich habe die Charaktere gerne begleitet und konnte auch gut mit ihnen mitfühlen. Leo, Julia, Anna und Augustin sind schon so etwas wie gute Bekannte, es ist immer schön, sie wiederzutreffen, und ihre persönliche Entwicklung mitzuerleben. Auch hier tut sich im Privaten manches, und ich bin gespannt, wie das sich auf die weiteren Bände auswirken wird.


    Die Ermittlungen lassen auch den Leser:innen Raum für eigene Überlegungen, die Fälle werden am Ende nachvollziehbar gelöst, einer davon bringt eine Auflösung à la Hercule Poirot im Beisein aller Verdächtigen und sonst Beteiligten mit sich.


    Abgerundet wird der Roman durch eine Karte, ein Personenverzeichnis, ein Glossar und das lesenswerte Nachwort des Autors.


    Die Reihe mochte ich von Anfang an sehr und das hat sich auch bisher nicht geändert, im Gegenteil. Wer gerne gut recherchierte historische Kriminalromane liest sowie gut gezeichnete und etwas eigene Charaktere mag, ist hier auf jeden Fall richtig – absolute Leseempfehlung von mir.

  • Über den Autor (Amazon)

    Oliver Pötzsch, Jahrgang 1970, arbeitete nach dem Studium zunächst als Journalist und Filmautor beim Bayerischen Rundfunk. Heute lebt er als Autor mit seiner Familie in München. Seine historischen Romane haben ihn weit über die Grenzen Deutschlands bekannt gemacht: Die Bände der Henkerstochter-Serie sind internationale Bestseller und wurden in mehr als 20 Sprachen übersetzt.


    Produktinformation (Amazon)

    ASIN ‏ : ‎ B0BJW7TRB1

    Herausgeber ‏ : ‎ Ullstein eBooks (31. August 2023)

    Sprache ‏ : ‎ Deutsch

    Dateigröße ‏ : ‎ 5703 KB

    Seitenzahl der Print-Ausgabe ‏ : ‎ 529 Seiten


    Eine unerwartete Leiche

    In der Gruft unter dem Stephansdom in Wien finden Touristen bei einer Führung im Jahr 1895 eine männliche Leiche. Ein entsetzt verzerrtes Gesicht, doch sonst unversehrt. Ist der Mann vor Angst gestorben? Panik?

    Im Wien, Ausgang des 19. Jahrhunderts, grassiert der Spiritismus und überall werden Séancen abgehalten. Der Tote deckte Schwindler auf. War das der Grund, dass er sterben musste? Herzfeldt ermittelt und der Totengräber Rothmayer wird von seiner Adoptivtochter auf ein anders Verbrechen aufmerksam gemacht, denn im Waisenhaus der Stadt verschwinden Kinder. Wer vergreift isch an den Schutzlosen oder ist es doch ein Geist?


    Meine Meinung

    Das Buch ließ sich wieder sehr leicht und flüssig lesen, denn keine Unklarheit im Text störte meinen Lesefluss. Der Messner Josef Waldleitner führte Touristen in die Krypta und verdiente sich damit etwas dar zu. Doch dieses Mal ging es anders aus, denn die Gruppe fang eine Leiche. In einer Krypta gibt es natürlich viele Leichen, aber eben nur skelettierte und keine frischen, und die war absolut frisch. Sie verdarb Herzfeldt und seiner Julia den Opernbesuch. Doch auch ein Junge wird vermisst, und das nimmt zunächst niemand wirklich richtig ernst. Kinder reißen eben öfter mal aus und tauchen dann auch wieder auf. Doch das Buch wird richtig spannend und das bis zum Ende. Denn wie alles zusammenhängt und was sich am Ende herausstellt ist überraschend. Ich habe das so jedenfalls nicht erwartet. Spannend und fesselnd geschrieben hat mich das Buch auch sehr gut unterhalten. Eine Weiterempfehlung und fünf Sterne.

    ASIN/ISBN: B0BJW7TRB1

  • In der Gruft des Stephansdoms liegt ein Toter und auf der Tatortfotografie erscheint eine schemenhafte Gestalt, die sich scheinbar über den Toten beugt. Hat sich hier ein Geist an dem Kritiker spiritistischer Methoden gerächt? Leopold von Herzfeldt ermittelt zusammen mit Julia Wolf und auch der Totengräber Augustin Rothmeyer trägt seinen Teil zur Lösung dieses Falls und dem der verschwundenen Waisenkinder von Margareten bei.


    In diesem Buch dreht sich alles um Geister und deren Beschwörung. Im Wien des ausgehenden 19. Jahrhunderts waren spiritistische Sitzungen ganz groß in Mode. Der Tote war ein Freund des Chefs von Leopold und noch dazu Jude und hat vehement gegen den Spiritismus protestiert und versucht die diversen Scharlatanerien aufzudecken. So taucht Leopold wieder einmal in die High Society von Wien ein und muss feststellen, dass nicht nur Betrügereien hinter dem Ganzen stehen. Zusätzlich kommt ein Fall auf, in dem immer wieder Kinder aus dem Waisenhaus in Margareten verschwinden. Gemeinsam mit Rothmayer, Anna und kurioserweise auch Arthur Conan Doyle, der sich gerade in Wien aufhält, versucht Leopold herauszufinden was dahinter steckt.


    Das Buch liest sich wieder sehr flüssig und das Kopfkino läuft von der ersten Seite an. Das Verhältnis zwischen Julia und Leopold ist wieder ein zentrales Thema der Geschichte. Leopold ist eifersüchtig und Julia fragt sich, wie es mit ihnen beiden weitergehen soll. Das Eintreffen von Leopolds Mutter in Wien zeigt immer mehr, dass Julia gesellschaftlich ganz anders aufgewachsen ist und sich solche Unterschiede nicht so leicht überbrücken lassen.


    Alles in allem war es ein spannendes Buch, dass allerdings an manchen Ecken zu ausführlich war. Und manch einen Schlenker hätte man sich durchaus schenken können. Trotzdem werden am Ende alle Knoten sauber aufgelöst. Ich mag vor allem die gelungenen Beschreibungen des Lokalkolorits und die nebenbei einfließenden Informationen zur Wiener Gesellschaft der damaligen Zeit.

    Ich bin gespannt, wie es weitergehen wird, ein weiterer Band der Reihe ist bereits angekündigt.


    9 von 10 Punkte