Fräulein Anna, Gerichtsmedizin: Die Schwabinger Morde – Petra Aicher

  • Produktinformation (Amazon):

    • Herausgeber ‏ : ‎ Ullstein Taschenbuch; 1. Edition (27. Juli 2023)
    • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
    • Taschenbuch ‏ : ‎ 416 Seiten
    • ISBN-10 ‏ : ‎ 3548064019
    • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3548064017
    • Reihe: Die Gerichtsärztin 2

    Kurzbeschreibung (Verlag):

    Ein toter Säugling in einem Münchener Hinterhof – Anna und Fritz ermitteln im Schwabinger Künstlermilieu

    1914: Anna Zech ist die einzige Frau in der Münchener Gerichtsmedizin. Mit dem adeligen Skandalreporter Fritz von Weynand verbindet sie eine tiefe Freundschaft, und mehr sollte es für den verheirateten Fritz und die aus einfachen Verhältnissen stammende Anna eigentlich auch nicht werden. Als in einem Hinterhof im Schwabinger Künstlerviertel ein toter Säugling gefunden wird, beginnt Fritz für seine Zeitung zu recherchieren. Anna macht diese Leichenschau sehr traurig und gleichzeitig wütend. Gemeinsam mit Fritz beginnt sie zu ermitteln, da stirbt der einzige Zeuge. Die intensive Suche nach der Mutter des Kindes bringt Anna und Fritz einander näher. Bis der Krieg ausbricht.


    Zur Autorin (Verlag):

    Petra Aicher, geboren 1972, ist Münchnerin mit ganzem Herzen und recherchiert die Geschichte und Geschichten ihrer Stadt, wenn ihre Zeit es zulässt.


    Meine Meinung:

    Als eines Tages ein toter Säugling in der Gerichtsmedizin eingeliefert wird, nimmt das alle sehr mit. Fritz von Weynand verspricht Anna sich umzuhören, um die Mutter des totgeborenen Säuglings ausfindig zu machen. Dabei decken sie aber nur Ungereimtheiten auf und als ein schwangeres Mädchen stirbt wird die Sache noch rätselhafter.

    Anna und Fritz sind weiterhin miteinander befreundet, Annas Schwester Franziska lebt mittlerweile dauerhaft in München und hat sich an ihrer Schule gut eingelebt. Wir begleiten also nicht nur Anna und Fritz bei ihren Ermittlungen, sondern auch Franziska und Christiane von Arnsberg, die Franziska fördern will und dabei nicht immer diplomatisch vorgeht.


    Das Buch ist diesmal mehr ein Krimi zeigt aber eben auch gleichzeitig ein gesellschaftliches Bild von München zum Beginn des ersten Weltkriegs. Es geht immer wieder darum, dass gerade Männer, die „anders“ sind bespitzelt und bevorzugt an die Front geschickt werden. Und auch darum, dass Frauen in dieser Männerbestimmten Welt kaum eine Chance auf persönliche Freiheit und Chancen haben.


    Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Die Kriminalgeschichte war sehr spannend und verwickelt, da war es wirklich nicht leicht zu erraten was denn nun passiert ist. Hier überrascht die Autorin wirklich mit der Auflösung. Und auch die persönliche Entwicklung von Anna, Fritz und eben auch Franziska hat mir gut gefallen. Fritz merkt langsam dass ihm angesichts der Toten und Verletzen des Krieges der Zynismus abhanden kommt und Anna muss lernen, dass Franziska wohl eine Zukunft offen stehen könnte, von der sie nur träumen kann.

    Auch Onkel Ludwig ermittelt wieder mit zusammen mit Martin Stöttner. Die beiden müssen auch feststellen, dass sowohl Anna als auch Fritz, besonders als sein Alter Ego Fritz Nachtwey manchmal bei Ermittlungen hilfreicher sind als die Offiziellen.


    Ich hoffe sehr, dass es weitere Bücher aus dieser Reihe geben wird. Mir gefällt die Konstellation sehr gut und ich möchte doch auch wissen, wie es wohl in der Gerichtsmedizin mit den beiden Ärzten weitergehen wird.


    Von mir daher eine Leseempfehlung auch für diesen Band der Reihe.


    9 von 10 Punkte

    ASIN/ISBN: 3548064019

  • Exzellente Fortsetzung um die historische Ermittler-Reihe um Anna und Friedrich

    Das historische Buchcover gefällt mir wieder sehr gut und ähnelt dem ersten Band sehr. Dies ist nun mein zweites Buch von Petra Aicher und ich war wieder von ihrem Schreibstil begeistert. Ich habe das Buch verschlungen. Es ist eine tolle Fortsetzung dieser neuen historischen Krimi-Reihe, die in München spielt.

    Nachdem der Auftakt dieser historischen Krimi-Reihe eher ein historischer Roman mit Krimielemente beinhaltete, handelt es sich bei dieser Fortsetzung um einen echten historischen Kriminalroman, wie der Leser es erwartet. Auch in diesem Band lernt der Leser sehr gut die Münchner Atmosphäre und die Sichtweise der unterschiedlichen Gesellschaftschichten kurz nach Ausbruch des ersten Weltkriegs kennen. Dies ist meines Erachtens der Autorin Petra Aicher wieder sehr gut gelungen. Auch die Zusammenhänge der Toten sind schlüssig.

    Die Protagonistin Anna, die aus einfachen Verhältnissen kommt, war mir bereits im ersten Band von Anfang an sehr sympathisch und ist es immer noch. Die biedermeierliche Anna hat sich inzwischen gemausert und hilft Friedrich von Weynand tatkräftig. Friedrich von Weynand, verarmter Adliger, lebt vom Geld seiner reichen bürgerlichen Ehefrau Sibylle bzw. vom Geld seines Schwiegervaters und wird ansonsten von der Kindererziehung seiner Söhne fast gänzlich ausgeschlossen. Bereits im ersten Band wurde er mir im Laufe der Geschichte immer sympathischer und ist es in diesem Band auch geblieben. Ich traue der Mäzenin Christiane von Arnsberg nicht so ganz über den Weg. Einerseits will sie nur das Beste für Franziska, andererseits glaube ich nicht, dass sie dies so uneigennützig macht.

    Fazit:

    Absolute Kauf- und Leseempfehlung für Leser, die sich für das historische München der 1910er Jahre interessieren