Eva-Maria Bast – Sisis Schwester

  • Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)

    Sie ließ ihr Herz über ihren Verstand siegen – Das schicksalhafte Leben von Kaiserin Sisis jüngster und rebellischster Schwester

    Possenhofen, 1865: Herzogin Ludovika in Bayern schmiedet fleißig Hochzeitspläne für ihre Tochter Sophie Charlotte, die jüngste Schwester von Kaiserin Sisi. Doch der rebellische Freigeist möchte nicht heiraten, auch die Verlobung mit König Ludwig II. kann sie nicht umstimmen. Sie ist verliebt, und zwar in einen Bürgerlichen! Heimlich lebt sie die Beziehung aus, bis Ludwig die Verlobung löst. Daraufhin setzt man ihr einen standesgemäßen Gemahl vor: Herzog Ferdinand von Alençon. Sophie kann der Heirat nichts entgegensetzen. Wird er ihren Freigeist zähmen?


    Autorin (Quelle: Verlagsseite)

    Starke Frauen haben die Journalistin Eva-Maria Bast schon immer fasziniert – und so war es eine große Freude für die Leiterin der Bast Medien GmbH, die Zeitschrift „Women’s History – Frauen in der Geschichte“ ins Leben zu rufen, um interessanten historischen Frauenfiguren eine Bühne zu bieten und die Rolle der Frau im Verlauf der Geschichte zu beleuchten. Für ihre Arbeiten erhielt Eva-Maria Bast unter anderem den Deutschen Lokaljournalistenpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung in der Kategorie Geschichte. Unter dem Pseudonym Charlotte Jacobi (zusammen mit Jørn Precht) stand Eva-Maria Bast mehrfach auf der SPIEGEL-Bestsellerliste. Die Autorin lebt in am Bodensee.


    Allgemeines

    Erschienen am 31.08.2023 im Piper Verlag als TB mit 416 Seiten

    Gliederung: Prolog – Roman in drei Teilen mit insgesamt 50 Kapiteln – Epilog – Nachwort – Spuren der Realität – Danksagung – Quellen- und Literaturangaben

    Erzählung in der dritten Person aus der Perspektive der Protagonistin Sophie Charlotte in Bayern

    Handlungsorte und -zeit: Verschiedene Orte in Europa, 1860 bis 1897


    Inhalt und Beurteilung

    Jeder kennt die österreichische Kaiserin Elisabeth, genannt Sisi, aber auch die Schicksale ihrer zahlreichen Geschwister sind interessant. Der vorliegende biographische Roman befasst sich mit dem Leben ihrer jüngsten Schwester Sophie Charlotte (1847 – 1897), eine auf ihre Art ebenso unangepasste Persönlichkeit wie Sisi.

    Die wichtigste Pflicht für eine Prinzessin ist es, gut und vor allem standesgemäß zu heiraten. Sophie ist nicht davon begeistert, dass ihre Mutter Ludovika ihr ständig neue Heiratskandidaten ans Herz legen will. Der einzige Mann, dem sie sich verbunden fühlt, ist ihr Cousin Ludwig, der mit 18 Jahren den bayerischen Königsthron übernehmen muss. Die beiden Verwandten verloben sich, doch die Hochzeit kommt wegen Ludwigs Neigung zum eigenen Geschlecht nicht zustande. Sein Verhalten seiner Verlobten gegenüber ist erratisch und völlig unberechenbar, so ist es nicht allzu erstaunlich, dass Sophie sich in einen anderen Mann verliebt.

    Edgar, der Sohn des Hoffotografen Hanfstaengl, ist als Bürgerlicher allerdings unstandesgemäß und Sophie muss ihrer Liebe entsagen. Mit Herzog Ferdinand von Alençon kommt sie durch Vermittlung von Ludovika doch noch zu einem standesgemäßen Gatten, der ihr ein liebevoller und loyaler Ehepartner ist, doch Sophie ist nicht zum Glücklichsein geschaffen…


    Der gut recherchierte biographische Roman bietet einen interessanten Einblick in die Welt des bayerischen Hochadels in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als Ehen ohne Rücksicht auf Verluste des persönlichen Glücks geschlossen werden. Leider werden diesen Ehen aufgrund des Standesbewusstseins im zu engen verwandtschaftlichen Umfeld geschlossen, was dazu führt, dass nicht wenige Angehörige des Hochadels sehr exzentrische und psychisch labile Menschen sind. Dies wird nicht nur beim bayerischen König Ludwig II, sondern auch bei seiner Cousine Sophie deutlich.

    Diese ist – wie ihre Schwester Sisi – sehr egozentrisch und leidenschaftlich. Sie neigt zu unüberlegten Handlungen und ihre Gefühlswelt bewegt sich zwischen Hochstimmungen und Depressionen. Ihre Gefühlsschwankungen bedeuten Stress und auf Stress reagiert sie mit häufigen Erkrankungen.

    Sophie, deren komplizierter Charakter von der Autorin sehr gut wiedergegeben wird, weckt im Leser widersprüchliche Gefühle zwischen „Genervtheit“ und Mitleid, speziell weibliche Angehörige damaliger Adelsfamilien sind um ihr wenig selbstbestimmtes Leben nicht zu beneiden.

    Ungeheuerlich muten auch die Schilderungen aus der Psychiatrie des 19. Jahrhunderts an, als Menschen, die psychisch krank sind oder dafür gehalten werden, mit brutalen Eisbädern traktiert werden.

    Die letzten Lebensjahre Sophies vor ihrem Tod im Alter von 50 Jahren werden leider weitgehend ausgespart.

    Der anschaulich geschriebene, informative Roman wird durch ein Autorennachwort, Erläuterungen zu Fakten, den geringen fiktionalen Abweichungen sowie eine umfängliche Bibliographie abgerundet.


    Fazit

    Ein lesenswerter, informativer biographischer Roman, der dem Leser Sisis jüngste Schwester Sophie Charlotte eindrücklich nahebringt!

    9 Punkte

    ASIN/ISBN: 3492063713


    Edit: Links zu anderem Forum entfernt.

  • "Sisis Schwester" stellt den 17. Band der bei Piper erschienenen Reihe 'Bedeutende Frauen, die die Welt verändern' dar und war für mich aus zwei Gründen ein Must-Read:

    1. Stichwort: Sisi - ich verschlinge sämtliche Romane, Filme und Dokumentationen über das Leben der legendären Kaiserin.

    2. Ich habe in diesem Jahr bereits mehrere Bücher der Autorin Eva-Maria Bast lesen dürfen, die mir aufgrund ihres angenehmen Schreibstils allesamt gut gefallen haben.

    Während der Lektüre kam mir die Redewendung "Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt" in den Sinn: Die junge Sophie Charlotte schwärmt nämlich kurzzeitig tatsächlich für ihren musikbegeisterten Cousin Ludwig (= König Ludwig II) … der ihre Verlobung allerdings bald auflöst (und ohnehin eher an Männern interessiert ist), verliert ihr Herz letztlich an einen Mann, mit dem es kein Happy End für sie geben kann … und heiratet anschließend wiederum einen anderen Mann, mit dem sie sogar Kinder bekommt.

    Ich wünschte, ich könnte nun berichten, dass diese unkonventionelle, überaus sympathische Frau somit ihr Glück gefunden hätte - leider war ihr dies nicht vergönnt. Stattdessen erleidet Sisis jüngste Schwester ein grausames Schicksal, das mich gleichermaßen fassungslos wie bestürzt zurückgelassen hat.

    Gekonnt entführt uns die Autorin mittels lebendiger, atmosphärischer Beschreibungen in die damalige Zeit, in welcher Frauen sich dem Willen der Männer unterordnen mussten und ihr Leben nicht nach den eigenen Vorstellungen gestalten durften. Die Handlung ist zwar mit allerlei historischen Fakten gespickt, zu Unterhaltungszwecken aber selbstverständlich auch mit Fiktion angereichert worden.

    𝗙𝗮𝘇𝗶𝘁:

    Eine sehr lesenswerte Romanbiografie, die mich wunderbar unterhalten hat.