Claudius Crönert – Die Kathedrale des Königs

  • Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)

    Ein schicksalhafter Schwur, eine verbotene Liebe und ein Meisterwerk der Baukunst

    1260 erhält Maurermeister Henri in Reims einen Brief des englischen Königs: Er soll nach London kommen, um für Heinrich III. eine Kathedrale zu bauen. Nur gilt die Aufforderung eigentlich nicht dem Maurer Henri, sondern seinem Baumeister. Auf der Fahrt über den Kanal gerät die Fähre in einen heftigen Sturm. Henri sieht darin eine Strafe für seine Lüge und schwört, eine einzigartige Kirche zu schaffen, wenn er nur heil in England ankommt. Doch brüchige Fundamente, eine Rebellion des Adels und die stete Sorge, dass sein falsches Spiel auffliegt, drohen sein Vorhaben zum Scheitern zu bringen. Dann stellt ihn die Liebe zu einer jungen Baronin vor die schwerste Herausforderung: Kann er ihre Liebe beschützen, ohne seinen Eid zu brechen?


    Autor (Quelle: Verlagsseite)

    Claudius Crönert, geboren 1961 in Hamburg, studierte Kunstgeschichte und arbeitete als politischer Journalist, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. Imposante Bauwerke und historische Stoffe haben es ihm schon immer angetan. Claudius Crönert lebt in Berlin.


    Allgemeines

    Erschienen am 31.08.2023 im Ullstein Verlag als TB mit 496 Seiten

    Gliederung: Roman in 43 Kapiteln – Nachwort – Glossar

    Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven

    Handlungsort und -zeit: größtenteils London, 1260 bis 1265


    Inhalt

    König Heinrich III schickt den Mönch Archibald nach Frankreich, um den renommierten Baumeister Henri of Reims für den (Weiter)bau an der Kathedrale Westminster Abbey zu rekrutieren. Er trifft auf den jungen Henri, der nicht der gesuchte Baumeister, sondern ein gleichnamiger Maurer mit Ambitionen ist; dieser ergreift die Gelegenheit beim Schopf und folgt dem Ruf nach England. Da er die Baukunst schon ausgiebig an der Seite anderer Baumeister studiert hat, ist er in der Lage, die Bauarbeiten an Westminster zu leiten.

    Auf dem Schiff nach England macht er die Bekanntschaft des Barons von Farnham, der mit seinen Kindern Oliver und Carol reist. Die eigenwillige Carol beeindruckt ihn tief und die jungen Leute, die sich in Westminster wiederbegegnen, verlieben sich ineinander. Eine Heirat zwischen ihnen ist aus Standesgründen ausgeschlossen, außerdem will Oliver seine Schwester unbedingt mit Guy, einem Sohn des Simon de Montfort, verheiraten. Die de Montforts sind eine einflussreiche Familie, Simon hat sich, obwohl er der Schwager Heinrichs III ist, von diesem abgewandt und zieht als Anführer aufständischer Barone, die den König der Steuerverschwendung beschuldigen und mehr Mitspracherechte fordern, in den Kampf.


    Beurteilung

    Der Roman setzt sich aus zwei miteinander verschmelzenden Handlungssträngen zusammen. Einerseits wird über den Abschnitt der jahrhundertelangen Bauphase an der Westminster Abbey in den Jahren 1260 bis 1265 berichtet. Da über den Baumeister Henri of Reims kaum mehr als sein Name überliefert ist, wird hier vieles vom Autor fiktiv ausgestaltet, die Figur des Henri ist – ebenso wie die seines treuen Freundes Archibald - gründlich als Sympathieträger ausgearbeitet.

    Andererseits stellen die wesentlich besser dokumentierten Konflikte zwischen König Heinrich und den aufständischen Baronen unter der Führung des Simon de Montfort einen Schwerpunkt der Handlung dar. Da auch die Barone untereinander oft uneins sind, kommt Simon auf die Idee, ein „Volksparlament“ zu gründen, ein wichtiger Schritt in der Geschichte des Parlamentarismus und quasi die Keimzelle des House of Commons. Der fiktive Oliver of Farnham unterstützt die de Montforts, die Liebesgeschichte seiner Schwester Carol mit Henri bildet den Brückenschlag zwischen den beiden Handlungssträngen.

    Der Erzählstil ist sehr anschaulich und bietet in den Schilderungen von Carols Kampf gegen ihren selbstgefälligen, bevormundenden Bruder viel Spannung. Die Charakterisierung der Farnhams wirkt ein wenig überzogen: Carol ist zu emanzipiert für ihre Zeit, ihre Teilnahme an politischen Gesprächen scheint nicht sehr realitätsnah. Oliver wird als egozentrischer und machtbesessener Erzschurke porträtiert und es befremdet auch, dass sein Vater, der „amtierende“ Baron, der seine Tochter liebt, seinem Sohn keinen Einhalt gebietet.

    Ein informatives Autorennachwort und ein Glossar runden den unterhaltsamen Roman ab.


    Fazit

    Unterhaltsame und stellenweise sehr spannende Lektüre, die den Leser ins London der Sechzigerjahre des 13. Jahrhunderts führt – lesenswert!

    8 Punkte

    ASIN/ISBN: 3548068308


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  • Am 6. Mai 2023 war es so weit: König Charles III. Und seine Frau Camilla wurden zu König und Königin des Vereinigten Königreichs gekrönt. Und zwar genau in der Kirche, in der es in “Die Kathedrale des Königs” geht. In der Westminster Abbey. Sie wurde nach der französischen Hochgotik gebaut und fasziniert mich schon immer.


    Archie, ein Mönch des Klosters Harlesden, wird von König Heinrich III. Beauftragt nach Reims zu reisen und dort den Baumeister Henri nach London zu holen, denn Heinrich ist schon seit vielen Jahren damit beschäftigt, dort eine ganz besondere Kathedrale zu bauen. Archie trifft dort zwar auf einen Henri, aber nicht auf den Baumeister, sondern auf den Maurer. Henri hat sich allerdings die Techniken zum Bau einer Kathedrale selber angeeignet und täuscht vor, gesuchter Henri zu sein. Auf der Fährüberfahrt, die alles andere angenehm ist, schwört er, die herrlichste Kathedrale zu bauen, wenn er die Überfahrt überlebt. Doch dann verliert er seine Rolle mit den Plänen.


    Ich weiß gar nicht so genau, wo ich anfangen soll, denn das Buch hat mich von Anfang an total gefesselt. Da ich es im Rahmen eines Buddyreads gelesen habe, musste ich mich beherrschen, um nicht alles hintereinander wegzulesen. Das Buch beschreibt nicht nur den Bau der Kathedrale, es gibt auch eine kleine Lovestory und eine geschichtliche Ebene, die den Beginn des House of Commons erzählt. Claudius Crönert hat diese drei Komponenten so geschickt miteinander verwoben, dass ich mich nicht eine Minute gelangweilt habe. Ganz im Gegenteil: Ich wollte die ganze Zeit wissen, wie es weitergeht. Ehrlicherweise muss ich aber zugeben, dass ich die Lovestory nicht zwingend gebraucht habe, sie hat aber auch nicht gestört. Vielleicht war aber auch sie es, die alle Fäden miteinander verbunden hat.


    Mein Lieblingscharakter war ganz eindeutig Archie. Schon zu Beginn des Buches hat er einen unerschütterlichen Glauben gezeigt und Henri damit immer wieder Rückhalt gegeben. Seine fröhliche Art und seine Liebenswürdigkeit haben dazu geführt, dass er für mich einer der besonderen Charaktere des Romans war.

    Im Nachwort schreibt der Autor, dass vieles rund um den Bau der Westminster Abbey nicht dokumentiert ist. Der Roman beinhaltet die Baugeschichte zwischen 1260 und 1265 und wurde meiner Meinung nach trotz der fehlenden Informationen sehr glaubwürdig dargestellt. Anders sieht es aus mit dem zweiten Aufstand der Barone, den Claudius Crönert anhand der fiktiven Familie of Farnham erzählt. Dieser ist um einiges mehr dokumentiert. Bisher war mir beides relativ unbekannt. Das Buch hat nun aber mein Interesse geweckt, so dass ich mir schon mal weitere Literatur in Form von Romanen dazu herausgesucht habe.


    Wenn du dich für Großbritannien interessierst, ist “Die Kathedrale des Königs” auf jeden Fall etwas für dich. Lass dich nicht davon abschrecken, dass das Buch in der Baumeister-Reihe erschienen ist. Viel technischer Kram kommt im Buch nicht vor und wenn, wird es so gut erklärt, dass sogar ich es verstanden habe.

    Mein Fazit: “Die Kathedrale des Königs” von Claudius Crönert ist eine gelungene Mischung aus Historie, Politik und Fiktion. Unbedingt lesen!


    Das Buch wurde mir vom Ullstein Verlag zur Verfügung gestellt. Ich bedanke mich dafür herzlich. Dies hat meine Meinung nicht beeinflusst.

  • Als Henri in Reims von einem englischen Mönch angesprochen wird, ob er der Baumeister von Reims ist, ergreift er die Gelegenheit und lässt sich anwerben für den englischen König Heinrich III. in England die Westminster Abbey zu bauen. Schon auf der Überfahrt kommen ihm während eines Sturms Zweifel, ob seine Täuschung richtig war und er schwört der heiligen Jungfrau Maria eine Kathedrale zu erbauen.


    In England angekommen trifft er zunächst auf Heinrich und auch auf Carol, eine Baroness, die seine Pläne auf der Überfahrt gerettet hat. Zwischen den beiden entsteht eine Anziehung die dank des Standesunterschieds nicht sein darf.


    Claudius Crönert nutzt die Lücken in der Chronik von Westminster Abbey geschickt um sie mit seinen Charakteren zu füllen. Über Henri von Reims ist nicht viel bekannt, außer dass er der Baumeister war der den ersten großen Bauabschnitt zu Ende brachte. Ihm zur Seite stellt der Autor den Mönch Archibald, der ihn anwirbt und auch in England an seiner Seite bleibt. Daneben gibt es noch Maud, Henris Wirtin die im Hintergrund wirkt und beiden eine gute Freundin ist. Lady Carol ist sehr eigensinnig und stellt sich ihrem Bruder Oliver entgegen, als dieser sie mit einem Sohn Simons von Montfort verheiraten will.


    Hier kommt auch die zweite geschichtliche Ebene ins Spiel, die deutlich besser dokumentiert ist, der Aufstand der Barone gegen Heinrich und am Ende das Montfortsche Parlament, an dem zum ersten Mal auch Bürgerliche und Kleriker über die Geschicke des Landes bestimmten sollten. Hier erleben wir einen Meilenstein in der englischen Geschichte. Allerdings muss ich sagen, dass mir weder Oliver noch Montforts Sohn sonderlich sympathisch waren. Die Ziele waren vielleicht ehrenhaft formuliert, am Ende ging es aber den meisten nur um die persönliche Macht.


    Das Buch lies sich gut und flüssig lesen und ich hatte das Setting vor Augen. Trotzdem hat es mich nicht komplett gepackt, irgendwie waren mir manche Dinge zu konstruiert. Trotzdem kann ich das Buch Geschichtsinteressierten empfehlen.


    8 von 10 Punkte