Ernst Jünger - nur Ideologe der Rechten?

  • Es gibt einen Schriftsteller, der mir bisher sehr viele Rätsel aufgegeben hat. Es geht um Ernst Jünger. Ich habe schon sehr viel von ihm gelesen, aber seine Person, seine wirklichen Ansichten sind mir dadurch nicht näher gebracht worden.
    Faszinierend sind seine Tagebücher „Strahlungen“ und „Siebzig verweht“. Eine sehr interessante Lektüre. Stellt man jedoch die Bücher „In Stahlgewittern“ oder „Über den Marmorklippen“ dagegen, dann ist dieser Mann für mich ein einziges Rätsel.
    Ist er wirklich nur ein Fatalist? Oder ist er wirklich der verbohrte Ideologe der Rechten?


    Sein Buch „In Stahlgewittern“ ist für mich nichts weiter eine als eine groteske Verherrlichung des Krieges. Zu „Über den Marmorklippen“ kann ich nur sagen – ich habe es nicht verstanden. Und dann gibt es da ja auch noch die Schrift „Der Arbeiter“. Was hat er damit eigentlich bezweckt?


    Bezüglich Ernst Jünger bin ich wirklich hin- und hergerissen. Auch sein Briefwechsel mit Carl Schmitt (ebenfalls sehr umstritten) konnte diesen Zustand nicht beenden.


    Ich bin echt auf die Antworten und Meinungen hier gespannt.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

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  • Interessant. Ich denke, wenn man auf Jünger irritiert reagiert, hat man wohl die angemessene Einstellung dazu. Ihn in Bausch und Bogen als Zulieferer für die ultrarechte Ideologiemaschine zu verdammen und damit auszublenden, halte ich für zu simpel. Andererseits ist er in einigen Texten aus meiner persönlichen Sicht in seiner Qualität als literarischer Schriftsteller völlig überschätzt. Er bleibt wohl am Ende ein irrlichternder Geist, der in einer fremdartigen und beängstigenden Welt seine Erfahrungen machen musste und daraus diese eigene Form der Sicht der Dinge entwickelte. Gleichwohl berührt er einige Punkte, die uns auf- und abgeklärte postmoderne (zählt Jünger zur Moderne ?!?) Zivilgesellschaftler unabhängig vom historischen Kontext zutiefst beunruhigen. Warum fasziniert uns die Ästhetik der Gewalt? Beginnt der Mensch erst im Angesicht des brutalsten Untergangs zu leben? Gibt es wirklich eine Aussicht auf ein "gutes" und "glückliches" Dasein? Dieser abstruse Käfersammler spießt auch die kleinen Seelenkrabbler in den Lesern auf, die man ansonsten so gerne tief in der Erde der Seele unbesehen vor sich hingraben lässt.
    (Junge, Junge, ist das ein fettes Sprachbild .. sorry ... :help)
    Gruß
    Columbo

    RomeoyJulietaMilleFleursundeinGlasBunnahabhainwasbrauchtesmehr?

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