'Miss Bennet' - Seiten 409 - 498

  • Es freut mich, dass Mary nun so viel Selbstwertgefühl hat, um dieser Schlange Miss Bingley Paroli zu bieten. Die muss langsam selber aufpassen, dass sie nicht als alte Jungfer landet, wenn sie so offensichtlich um die Gunst der Männer werben und sich aufdonnern muss, um Eindruck zu schinden. Selbst der leichtlebige Mr. Ryder hat sie durchschaut und weiß eher Marys Qualitäten zu schätzen.


    Die hat jetzt zwei Bewerber und kann sich entscheiden, zu wem sie besser passt. Oder wer ihr eine fundiertere, beständige Zukunft bieten kann. Ihr Herz scheint schon sehr zu Tom Hayward zu neigen.


    Interessant war auch der Besuch des Vergnügungsparks Vauxhall Gardens. Da wurde genau unterschieden, welche Attraktionen für anständige Bürger und Familien mit Kindern geeignet waren, und ab wann diese besser den Park verlassen, um den frivoleren Gelüsten auszuweichen. Aus heutiger Sicht wäre es auch interessant gewesen zu erfahren, was den Besuchern der späteren Stunden so alles geboten wurde.

    Der Park in dieser Form hat ja nicht mehr lange nach Jane Austens Zeit existiert.

    - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend U. T. Bareiss: Green Lies - Tödliche Ernte

  • Was für ein amüsanter Abschnitt. Ich finde Mr Ryder fürchterlich, würde er nicht perfekt zu Miss Bingley passen?
    Was mich dann auch wieder einmal mehr sehr verwundert, dass sie immer keinen Mann gefunden hat. Klar ist sie eine fürchterliche Schnepfe, aber alleine ihr familiärer Hintergrund dürfte ihr doch ohne Probleme einen Mann beschaffen. Oder ist sie tatsächlich so wählerisch und lehnt alle ab. Denn ich denke schon, dass sie sich an mangelnden Verehrern nicht beklagen kann.

    Eine fürchterliche Frau, schon alleine Mr Ryder dazu zu bringen, die Tischordnung zu ändern. Aber hier, Hut ab Mary, sehr gekonnt gemeistert diese Situation.


    Mrs Gardiner durchschaut Mr Ryder von Beginn an.
    Was genau für Absichten er hat, da blicke ich noch nicht durch.


    Ich mag Tom Hayward, das Brieflein, welches er dem beschenkten Buch an Mary beigelegt hat, ist so liebenswürdig.

  • Was für ein amüsanter Abschnitt. Ich finde Mr Ryder fürchterlich, würde er nicht perfekt zu Miss Bingley passen?

    Also fürchterlich finde ich Mr Ryder nicht. Ich finde ihn eigentlich ganz lustig uns amüsant, aber schon auch sehr überdreht und impulsiv und er würde tatsächlich viel besser zu Miss Bingley passen als zu Mary, da gebe ich Dir absolut recht.

    Aber er scheint es sich als Ziel gesetzt zu haben, unbedingt Mary erobern zu müssen. Wobei ich mir sicher bin, dass er auf Dauer kein verlässlicher Partner für Mary wäre und sie mit ihm bestimmt nicht so glücklich wäre wie mit Tom Hayward.

    Miss Bingley macht sich ganz schön lächerlich, finde ich. Sie hat also auch immer noch keinen Mann abbekommen, obwohl sie sich solche Mühe gibt.

    Es würde mich ja sehr freuen, wenn Mary dann doch vor Miss Bingley heiraten würde.:grin

  • Also fürchterlich finde ich Mr Ryder nicht. Ich finde ihn eigentlich ganz lustig uns amüsant, aber schon auch sehr überdreht und impulsiv und er würde tatsächlich viel besser zu Miss Bingley passen als zu Mary, da gebe ich Dir absolut recht.

    Aber er scheint es sich als Ziel gesetzt zu haben, unbedingt Mary erobern zu müssen.

    :writeJetzt konnte ich Mr Ryder endlich kennenlernen und klar ist er wesentlich forscher als Tom, aber fürchterlich finde ich ihn auch ganz und gar nicht. Wenn es Tom nicht gäbe, könnte ich ihn mir durchaus als Ehemann für Mary vorstellen - hätte allerdings Sorge, dass er sich anderen Zielen zuwendet, sobald sie erobert ist.


    Ich habe mich gefragt, warum er sich ausgerechnet Mary als Ziel seiner Eroberungen auserkoren hat und wie realistisch das ist. Zunächst konnte ich mir keinen rechten Reim darauf machen, im Laufe der Zeit kam mir aber die Idee, dass gerade die Natürlichkeit und Nicht-Affektiertheit von Mary, die keinen großen Terz um Aussehen und Ansehen macht, für ihn anziehend ist. So eine Persönlichkeit findet sich in seinem Bekanntenkreis wohl selten.


    ..., schon alleine Mr Ryder dazu zu bringen, die Tischordnung zu ändern. Aber hier, Hut ab Mary, sehr gekonnt gemeistert diese Situation.

    Diese Szene fand ich wunderschön! Anstatt sich über den verpatzten Abend zu grämen übernimmt Mary die Initiative, macht das Beste daraus und findet wohl auch einen Freund fürs Leben. Das zeigt für mich ganz deutlich ihre große Entwicklung, selbst aktiv über ihr Leben zu bestimmen. :thumbup:


    So ganz verinnerlicht hat sie das aber wohl noch nicht. Ich habe mich etwas gewundert, warum sie Tom nicht schreibt, wenn sie ihn so sehr vermisst (das tun sie bei Jane Austen doch dauernd und wäre wohl auch einer jungen Dame zugestanden worden). Vor allem nach dem Buchgeschenk wäre das doch DIE Gelegenheit, schließlich muss man sich doch bedanken!


    Mir gefällt das Buch momentan sehr, die Reise in den Norden verspricht nochmal viel Abwechslung!

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • S. 422: ich bin immer wieder mal erstaunt, was früher schon so alles machbar war: alle Lichter im Park gehen gleichzeitig an, wie mit einem Schalter eingeschaltet. Nur daß es noch keine solchen Schalter gab.


    S. 430: So etwas habe ich vor Jahren auch einmal erlebt, daß ein Mensch in einem Raum kam und der damit „voll“ war, so stark war die Ausstrahlung.


    Miss Bingley taucht also wieder auf - und gleich drei Mal in diesem Abschnitt. Bei ihrem „Geschmack“ frage ich mich, ob sie überhaupt irgendetwas kaufen kann, da sie doch an allem etwas auszusetzen hat.


    Während Mary und Mr Hayward sich gaaanz langsam näher kommen, taucht ein weiterer Bewerber auf: Mr. Ryder, der sich im Folgenden zusehends um Mary bemüht. Mrs Gardiner hat ihn gleich gut durchschaut, bei Mary dauert das anscheinend noch etwas. Bei ihrer fehlenden Erfahrung auch kein Wunder.


    Und wieder taucht Lady Catherine de Bourgh auf - wenngleich auch nur in Erzählung von ihr.


    An die fühlte ich mich dann einige Seiten weiter erneut erinnert, als Miss Bingley ganz in Lady Catherines Manier gute Ratschläge zur Einrichtung von Mr Ryder gab (S. 448). Und gleich spinnt sie eine Intrige gegen Mary, die sie offensichtlich als Konkurrenz für ihre eigenen „Ansprüche“ auf Mr Ryder ansieht. Den Gipfel der Frechheit bildet dann das direkte Gespräch mit Mary. Ich hoffe, Miss Bingley fällt (möglichst noch in diesem Buch, damit sich das Lesen wenigstens etwas lohnt) kräftig „auf die Schnauze“ - aber so richtig kräftig. Dumm nur, daß es am Ende des Abends eine für Mr Hayward mißverständliche Situation gibt. Das könnte noch zu Komplikationen bzw. Verzögerungen führen (was das Buch noch länger macht...), da er möglicherweise der Ansicht ist, Mary würde etwas für Mr Ryder empfinden.


    Auf S. 493 fiel mir dann direkt auf, daß das Buch in sehr moderner Sprache geschrieben ist. Den Begriff „entsorgen“ hat man damals ganz gewiß nicht verwendet.



    Die muss langsam selber aufpassen, dass sie nicht als alte Jungfer landet, wenn sie so offensichtlich um die Gunst der Männer werben und sich aufdonnern muss, um Eindruck zu schinden. Selbst der leichtlebige Mr. Ryder hat sie durchschaut und weiß eher Marys Qualitäten zu schätzen.

    :write Ob Mr Ryder die allerdings zur Gnze durchschaut hat, da bin ich mir noch nicht sicher.



    Klar ist sie eine fürchterliche Schnepfe, aber alleine ihr familiärer Hintergrund dürfte ihr doch ohne Probleme einen Mann beschaffen. Oder ist sie tatsächlich so wählerisch und lehnt alle ab. Denn ich denke schon, dass sie sich an mangelnden Verehrern nicht beklagen kann.

    Ich schätze, daß mögliche Heiratskandidaten, sobald sie die "wahre" Miss Bingley kennenlernen, recht bald das Weite suchen - trotz des familiären Hintergrundes.



    So eine Persönlichkeit findet sich in seinem Bekanntenkreis wohl selten.

    Das scheint auch mir der Hauptgrund zu sein.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Auf S. 493 fiel mir dann direkt auf, daß das Buch in sehr moderner Sprache geschrieben ist. Den Begriff „entsorgen“ hat man damals ganz gewiß nicht verwendet.

    Ich habe mal geschaut, ob ich die Stelle im englischen Original finde. Vermutlich meinst Du die Szene mit der Jugenderinnerung an die Käfersammlung des Vaters von Mr. Ryder, die von den Angestellten beseitigt werden. Hier ist von "take away" und "dispose" die Rede, was man einfach auch mit entfernen oder beseitigen übersetzen könnte.

    Das "entsorgen" liegt also eher an der Übersetzerin als an der Autorin.

    - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend U. T. Bareiss: Green Lies - Tödliche Ernte

  • Das "entsorgen" liegt also eher an der Übersetzerin als an der Autorin.

    Danke fürs nachlesen; stimmt, diese Stelle habe ich gemeint. Das hatte ich fast schon so vermutet, "take away" und "dispose" paßt in der Tat besser zum Buch.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")