Kiepenheuer&Witsch, 2023
160 Seiten
Kurzbeschreibung:
Jenny Erpenbeck lässt uns an ihrer Faszination für Christine Lavant (1915–1973) teilhaben, deren Gedichte sie zum ersten Mal liest, als sie Mitte der Neunziger in Graz lebt. An der Faszination für eine Frau, die sich durch ihre Lesewut, Sensibilität und Klugheit aus dem elenden Dasein, das ihr durch Krankheit und Armut vorgezeichnet war, herausgeschrieben hat. Christine Lavants tiefgründiger Wahrnehmung des eigenen Leidens steht das zornige Fragen nach dem abwesenden Gott gegenüber, ihrem Stolz als Dichterin die Bescheidenheit der persönlichen Existenz, der Einsamkeit einer Außenseiterin ein unbändiger Humor.
Befreundet mit Thomas Bernhard und den Lampersbergers, im Briefwechsel mit Martin Buber und Hilde Domin, in ihrer Liebe zum Maler Werner Berg ist sie zeit ihres Lebens eng verbunden mit Künstlern und Denkern, die in ihr, jenseits der Äußerlichkeiten ihrer zufälligen Existenz, die große Autorin und den warmherzigen Menschen erkennen und schätzen.
Ein kraftvoller, ein poetischer Essay, der anschaulich macht, dass eine fremde Welt, die uns durchs Lesen aufgeschlossen wird, immer auch unsere eigene ist.
Über die Autorin:
Jenny Erpenbeck, geboren 1967 in Ostberlin, ist die Autorin zahlreicher Romane, Erzählungen und Essays. Ihre Werke sind in dreißig Sprachen übersetzt und wurden im In- und Ausland vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Independent Foreign Fiction Prize, dem Thomas-Mann-Preis, dem Premio Strega Europeo und dem Internationalen Stefan-Heym-Preis. Zuletzt erschienenen die Romane »Gehen, ging, gegangen« und »Kairos«.
Mein Eindruck:
Ich schätze die Reihe Bücher meines Lebens von Volker Weidermann (z.B. Helga Schubert über Tschechow, Clemens Meyer über Christa Wolf, Florian Illies über Benn) und habe daher wieder zugegriffen.
Jenny Erpenbeck schafft hier einen biografischen Text, der zugleich auch Essay ist. Sie hat einen ansprechenden Stil und schreibt in dichter und konzentrierter Form über die Schriftstellerin Christine Lavant, die vor allen als Dichterin bekannt ist. Erpenbeck hat sie spät entdeckt, war aber sehr berührt von den Gedichten.
Anhand dem Beispiel Christine Lavant bekommt man auch einen Eindruck vom Leben in Kärnten in Armut und Krankheit und in teilweise düsteren Zeiten. Für einige Jahre verstummte Lavants Schreiben, bis sie einige Jahre nach dem Krieg richtig loslegte und ein umfangreiches, kraftvolles Werk vorlegte.
Das beeindruckte auch Jenny Erpenbeck. Ihr Porträt von Leben und Werk ehrt Christine Lavants Leistung.
ASIN/ISBN: 3462004689 |