Doris Knecht - Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe

  • ASIN/ISBN: 3446278036



    Die Erzählerin in diesem Roman ist nicht mehr ganz jung. Ihre Zwillinge Mila und Max haben gerade die Matura bestanden und damit nähert sich der Zeitpunkt, da sie die elterliche Wohnung verlassen werden. Damit aber stehen auch für die Erzählerin selbst Veränderungen an, denn sie wird die Miete für die Wohnung nicht mehr tragen können. Doch eine kleinere Wohnung bedeutet auch, dass sie sich von vielen Dingen trennen muss. Aber sie mag keine Veränderungen und doch ihr bleibt keine Wahl – und so können wir sie bei ihren Erinnerungen und Entscheidungsprozessen begleiten.


    Erinnerungen sind immer subjektiv. Der Erzählerin, die keinen Namen hat, ist dies bewusst. Sie versucht sicher Wahrheit zu nähern und ahnt doch, dass sie diese Wahrheit über sich nicht finden wird. Dabei kreisen ihre Gedanken oft um Nebensächlichkeiten, während wir über sie und ihre Familie nicht besonders viel erfahren. Außerdem springen ihre Gedanken zwischen den Zeiten hin und her.


    Oft hatte die Erzählerin einen jammernden Ton. Sicherlich war ihre Kindheit in dieser Familienkonstellation nicht leicht, aber ich hatte den Eindruck, als hätte sie auch nie um Beachtung gekämpft. Sie hat ihre Familie sehr früh verlassen, um Freiheit zu erlangen. Auch wenn nicht alles ganz gerade verlaufen ist, so hat sie doch ein geregeltes gutes Leben. Sie braucht Nähe, ist aber auch sehr gerne mit sich allein. Vielleicht ist das der Grund, dass sie ihren Kindern gegenüber doch recht kühl ist, wie ich finde. Wirklich warm geworden bin ich mit dieser Frau nicht.


    Was mir allerdings gut gefallen hat, ist der wunderbare und humorvolle Schreibstil der Autorin Doris Knecht, der sich gut und leicht liest.


    8/10

  • Das war mein zweites Buch von Doris Knecht nach "Gruber geht". Der Titel hat mich erst verwirrt, denn wie kann man eine Liste von Dingen machen, die man vergessen hat? Es klärt sich dann aber auf. Das Cover hätte mich jetzt nicht unbedingt zugreifen lassen.


    Die Kurzbeschreibung hat mich jedoch sehr angesprochen,

    "Wie ist es, wenn das Leben noch einmal neu anfängt? Doris Knechts neuer Roman ist die zutiefst menschliche und intime Selbstbefragung einer Frau, die an einem Wendepunkt steht."

    Eine Art Inventur zu machen, nicht nur wegen des Umzugs, sondern auch um das bisherige Leben Revue passieren zu lassen und für den nächsten Abschnitt gerüstet zu sein, das stellte ich mir spannend vor.


    Der Stil ist flüssig zu lesen, so manches österreichische Wort kommt einem dabei unter, doch es ergibt sich meistens aus dem Sinn, was gemeint ist. Viele kurze Kapitel spornen zum Lesen an, denn "eins geht noch".


    So manches Kapitel erschien mir jedoch zu bemüht oder sogar überflüssig, z.B. wenn die Autorin sich über die Sitzordnung in der Küche ihrer Eltern auslässt, wer welchen Platz hat und wie man an den anderen vorbei kommt, wenn man nicht vorne sitzt. Auch Aufzählungen von Dingen, die sie besitzt, woher sie sie hat und was sie ihr bedeuten, sind manchmal langatmig. Die Wiederholungen, dass die Ich-Erzählerin ihrer Erinnerungen nicht sicher ist oder dass das Geld fehlt oder eben die Kinder ausziehen, haben mich ebenfalls gestört.


    Oftmals kommt jedoch Humor auf, z.B. wenn die Tochter nicht im Roman der Mutter auftauchen möchte, so dass aus ihr mal eben "Max", der Sohn wird. Manchmal war es aber auch verwirrend, denn so meint sie, dass sie im Gegensatz zu ihren Schwestern kein Eigentum hat, sondern zur Miete wohnt, allerdings besitzt sie eine Werkstatt, die sie vermietet hat und eine Art Sommerhaus im Grünen.


    Ehrlich gesagt mochte ich die Hauptfigur nicht, sie kam mir leider nicht sonderlich nahe. Oftmals ertappte ich mich dabei, dass ich die Kapitel überflog und mich nicht berührt fühlte. Oder ich wollte sie mit der Nase darauf stoßen, was sie hat, anstatt zu jammern, was sie nicht hat.


    Mich konnte dieser Roman nicht begeistern.