'Der Schifffskoch' - Seiten 01 - 56

  • Das Buch ist ganz anders, als ich es erwartet habe. Das ist schon mal ein Satz, den ich in einer LR sehr gerne schreibe, denn Überraschungen beim lesen sind spannend.

    So ein kurzes Büchlein und so vollgepackt mit Konflikten, wenn man so tief reingehen will!


    Die Fachbegriffe, die mit Schiff und Seefahrt zu tun haben, schlug ich irgendwann nicht mehr nach:grin

    Dafür weiß ich jetzt viel mehr über Niederländisch-Indonesien, Kolonialzeit, die Besetzung durch Japan und die Unabhängigkeit.

    Ich denke, dass das wichtig ist, um zu verstehen, warum Lammert ist, wie er ist.

    Ich finde das soziale Gefüge auf dem Feuerschiff (musste ich auch nachschlagen) sehr fragil. All die harten Männer warten nur von einer Ablösung zum nächsten Einsatz. Ich fürchte, dass es da noch gewaltig knallt.


    Na, und das Böckchen...Ich bin gespannt, was es für eine Rolle spielen wird. Dass es so sein wird, steht für mich außer Frage, denn bisher scheint alles durchdacht in diesem Buch. Ich mag die Sprache und die Bilder, die sie heraufbeschwört.


    So, und jetzt dürft ihr:wave

  • Dieser Schiffskoch ist eine geheimnisvolle Person. Er scheint ein wenig zu sein, wie sein Haus. Sämtliche Informationen über ihn und seine Vergangenheit sind tief innendrin versteckt.

    Interessant finde ich, was und wie wir von seinen Eltern erfahren. Ein Bild und die Kochrezepte seiner Mutter. Daraus müssen wir unsere Schlüsse ziehen.


    Das Böckchen bringt sicher Leben aufs Schiff. Schon die "Anreise" ist spannend. Der Koch will es unbedingt mitbringen. "Lebendes verdirbt nicht". Ein unschlagbares Argument.


    Mich beschäftigt noch das viel zu nah vorbeifahrende Liberty Schiff ganz am Anfang. Scheinbar hat nur der Schiffskoch die gefährlich nahe Vorbeifahrt registriert. Obwohl er doch in seiner Kombüse bei der Arbeit war. Eher würde man vermuten, dass die Matrosen das registrieren.


    Ich finde das soziale Gefüge auf dem Feuerschiff (musste ich auch nachschlagen) sehr fragil. All die harten Männer warten nur von einer Ablösung zum nächsten Einsatz. Ich fürchte, dass es da noch gewaltig knallt.

    Ich habe eher den Eindruck, dass diese Männer nicht gar so hart sind, wie sie womöglich tun. Snoek ist zumindest ein Mensch, der über Dinge nachdenkt, genau beobachtet.

    "Die reden immer von dem, was das Schiff nicht ist, nie von dem, was es ist" . Ein Satz, der nicht nur für Bemerkungen über das Feuerschiff gilt. Auch seine Beobachtungen der Umgebungen und die Formulierungen dabei zeigen, dass er ein besonderer Mensch ist.


    Sein Dialog mit dem Koch (bei mir im Ebook auf Seite 30) im 7. Kapitel) zeigt einiges von ihm und auch vom Koch. Er kümmert sich um das Böckchen, macht sich um ihn Gedanken, führt es sogar spazieren.

    Lammert weiß vermutlich, warum er ihm gleich empfiehlt, dem Böckchen keinen Namen zu geben.


    Dass es so sein wird, steht für mich außer Frage, denn bisher scheint alles durchdacht in diesem Buch. Ich mag die Sprache und die Bilder, die sie heraufbeschwört.

    Da bin ich ganz deiner Meinung. Da steht kein Wort, das nicht gut bedacht ist und ich bin sicher, ich werde zu einigen Sätzen während des Lesens zurückkehren.

  • Ich bin am Handy, daher ist einzelnes Zitieren schwierig.


    "Harte Männer" hätte ich vielleicht in Anführungszeichen setzen sollen, denn das ist es, was ich, natürlich völlig klischeehaft, erwarte von diesen Seeleuten. Aber wie immer im Leben ist nicht alles schwarz oder weiß.


    Ich glaube nicht, eigentlich von Anfang an nicht, dass Lammert das Böckchen nur als Lebendvorrat mit auf das Schiff nimmt. Ich kann das nicht festmachen, ist mehr so ein Gefühl.


    Und ich orientiere mich an den vielen Zitaten, die ich mir markiert habe, um bei meinem Eindruck während des Lesens zu bleiben, denn ich konnte gestern nicht aufhören und habe gestern Nachmittag schon ausgelesen. Der Sog war einfach zu stark :engel

  • Bevor ich lange googeln muss eine Frage an euch ( Dieter Neumann , du weißt das bestimmt):

    Was ist ein Feuerschiff? Welche Funktion hat es?

    Feuerschiffe haben heute im Zeitalter der Satellitennavigation weitgehend ihren Zweck verloren. In früheren Zeiten, als Seeleute noch verstärkt auf Landmarken und beleuchtete Seezeichen angewiesen waren, um z. B. bei Einlaufen von See Fahrrinnen zu finden und Untiefen zu erkennen, hat man sog. Feuerschiffe überall an den Küsten der Weltmeere, vor allem in stark befahrenen Gebieten, vor Anker gelegt. Zunächst wurden auf diesen Schiffen in der Nacht tatsächlich veritable Feuer in speziellen Eisenkörben angezündet, die dann in bestimmten zeitlichen Abständen am Mast hoch- und wieder heruntergezogen wurden und weithin sichtbar waren. Später wurden die Feuer durch Glühbirnen ersetzt.

    Jedes Feuerschiff hat / hatte eine spezielle sog. Kennung, d.h. eine Lichterführung (Beispiel: Weißes Licht für 10 Sekunden, dann fünf Sekunden Pause, dann wieder weißes Licht für 10 Sekunden). Das ist also dasselbe Erkennungsprinzip wie bei modernen Leuchttürmen, die vorwiegend an Land stehen.

    Noch in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts lagen in der Deutschen Bucht u. a. die Feuerschiffe Elbe I, Elbe II und Elbe III, und sogar hier bei mir vor der Haustür, wo die Flensburger Außenförde in die Ostsee übergeht, gab es ein Feuerschiff namens "Kalkgrund". Das ist längst von einem automatisch betriebenen Leuchtturm ersetzt worden (Übrigens derjenige, an dessen Fuß die Wasserleiche in meinem allerersten Krimi "Die Tote von Kalkgrund" vorbeischwimmt ...)

    Ich habe unten ein uraltes Foto des längst verschrotteten Feuerschiffs "Kalkgrund" und eines vom jetzt an derselben Stelle im Wasser stehenden gleichnamigen Leuchtturm angehängt.

    Wie gesagt, heute hat jeder, selbst auf kleinen Sportbooten, einen GPS-Kartenplotter an Bord, so dass man sich die kostspieligen und personalaufwendigen Feuerschiffe sparen kann. Allerdings macht es durchaus Sinn, sich mit den konservativen Mitteln der seemännischen Navigation fit zu halten, denn Elektronik an Bord kann auch mal ausfallen ...

  • Na, und das Böckchen...Ich bin gespannt, was es für eine Rolle spielen wird. Dass es so sein wird, steht für mich außer Frage, denn bisher scheint alles durchdacht in diesem Buch. Ich mag die Sprache und die Bilder, die sie heraufbeschwört.


    So, und jetzt dürft ihr:wave

    Das Böckchen spielt sicher noch eine Rolle, dabei soll es doch den Speiseplan bereichern? Der eine Satz hat mich gleich gefangen genommen, als der Koch das Dröhnen des anderen Schiffes hört "Er spürte, wie das Geräusch nicht nur den Schiffsrumpf mitschwingen ließ, sondern auch irgendetwas in einem wenig besuchten Winkel seiner Erinnerung." Da bin ich schon gespannt, das hat sicher mit seiner Kindheit und den Lagern zu tun.

    Jetzt lese ich aber weiter, damit ich euch einhole.

  • So ein schönes Buch! Mathijs Deen ist echt eine Entdeckung für mich. "Der Holländer" hat mir sehr gut gefallen. "Der Taucher" liegt noch ungelesen hier.

    Kennt ihr das auch, dass ihr total erleichtert seid, wenn ein Autor, dessen Bücher ihr mögt, euch wieder ein tolles Buch schenkt? Mich macht das immer sehr froh.


    Ich habe mich sehr schnell in dem Buch in einer mir doch sehr fremden Welt zurecht gefunden. Ich lerne hier wieder mal etwas aus einem Bereich, für den ich mich eigentlich nicht interessiere. Das macht Spaß.


    Die sehr verschiedenen Männer, die zur Besatzung der Texel gehören, werden eindrücklich geschildert.

    Ich bin natürlich sehr gespannt, was das Herabsetzen der Medikamentendosis mit Snoek macht.

    Und natürlich, ob Vonk das Töten des Ziegenböckchens noch verhindern kann.


    Jetzt lese ich mal eure Eindrücke.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Na, und das Böckchen...Ich bin gespannt, was es für eine Rolle spielen wird. Dass es so sein wird, steht für mich außer Frage, denn bisher scheint alles durchdacht in diesem Buch. Ich mag die Sprache und die Bilder, die sie heraufbeschwört.

    Außerdem ziert es sehr prominent den Buchdeckel. Es dürfte also eine wichtige Rolle spielen...:gruebel

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • So ein schönes Buch! Mathijs Deen ist echt eine Entdeckung für mich. "Der Holländer" hat mir sehr gut gefallen. "Der Taucher" liegt noch ungelesen hier.

    Kennt ihr das auch, dass ihr total erleichtert seid, wenn ein Autor, dessen Bücher ihr mögt, euch wieder ein tolles Buch schenkt? Mich macht das immer sehr froh.


    Ich habe mich sehr schnell in dem Buch in einer mir doch sehr fremden Welt zurecht gefunden. Ich lerne hier wieder mal etwas aus einem Bereich, für den ich mich eigentlich nicht interessiere. Das macht Spaß.

    Ich mag die Seefahrt und alles drum rum. Wir sind früher öfter gesegelt, allerdings mit einem gemieteten Boot.


    Ja, der Autor ist auch für mich eine Entdeckung und ich werde mit Sicherheit weiter Bücher von ihm lesen.

  • Dieser Schiffskoch ist eine geheimnisvolle Person. Er scheint ein wenig zu sein, wie sein Haus. Sämtliche Informationen über ihn und seine Vergangenheit sind tief innendrin versteckt.

    Interessant finde ich, was und wie wir von seinen Eltern erfahren. Ein Bild und die Kochrezepte seiner Mutter. Daraus müssen wir unsere Schlüsse ziehen.

    Das finde ich auch ganz toll geschrieben. Mir fiel beim Lesen sofort "Altes Land" von Dörte Hansen ein. Sie hat auch sehr eindrücklich das alte Haus beschrieben, das in dem Buch eine große Rolle spielt, so gut, dass ich immer wieder daran denken muss.

    Ich wusste nicht, dass Malaria immer wieder ausbrechen kann. Hoffentlich übersteht Lammert den Anfall.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Das Böckchen bringt sicher Leben aufs Schiff. Schon die "Anreise" ist spannend. Der Koch will es unbedingt mitbringen. "Lebendes verdirbt nicht". Ein unschlagbares Argument.

    Was denkt ihr, warum Lammert das Böckchen lebend mit auf das Schiff gebracht hat? Wenn er nur den Eintopf im Sinn hatte, hätte er es auch zu Hause schlachten können. Das gefrorene Fleisch wäre viel einfacher zu transportieren gewesen.

    Vielleicht wollte er etwas mit dem lebendigen Tier bewirken? :gruebel

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Mich beschäftigt noch das viel zu nah vorbeifahrende Liberty Schiff ganz am Anfang. Scheinbar hat nur der Schiffskoch die gefährlich nahe Vorbeifahrt registriert. Obwohl er doch in seiner Kombüse bei der Arbeit war. Eher würde man vermuten, dass die Matrosen das registrieren.

    Diese Stelle habe ich auch mehrmals gelesen. Ich hatte den Eindruck, dass die Situation nicht wirklich gefährlich war, aber eine Erinnerung heraufbeschworen hat. Vielleicht an eine gefährliche Situation, die Lammert als Kind erlebt hat.

    Ich kann mich aber auch täuschen. Auf jeden Fall ging mir die Stelle unter die Haut.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Von diesem Autor muss ich auf jeden Fall auch noch mehr lesen, einfach toll wie er die Matrosen und das Leben auf dem Feuerschiff beschreibt.


    Was denkt ihr, warum Lammert das Böckchen lebend mit auf das Schiff gebracht hat? Wenn er nur den Eintopf im Sinn hatte, hätte er es auch zu Hause schlachten können. Das gefrorene Fleisch wäre viel einfacher zu transportieren gewesen.

    Vielleicht wollte er etwas mit dem lebendigen Tier bewirken? :gruebel

    Das frage ich mich auch die ganze Zeit, was Lammert mit dieser Aktion bezweckt, das Argument "Frisches verdirbt nicht" zieht nicht, immerhin haben sie eine Gefriertruhe an Bord.

  • Mich beschäftigt noch das viel zu nah vorbeifahrende Liberty Schiff ganz am Anfang. Scheinbar hat nur der Schiffskoch die gefährlich nahe Vorbeifahrt registriert. Obwohl er doch in seiner Kombüse bei der Arbeit war. Eher würde man vermuten, dass die Matrosen das registrieren.


    Ich habe eher den Eindruck, dass diese Männer nicht gar so hart sind, wie sie womöglich tun. Snoek ist zumindest ein Mensch, der über Dinge nachdenkt, genau beobachtet.

    "Die reden immer von dem, was das Schiff nicht ist, nie von dem, was es ist" . Ein Satz, der nicht nur für Bemerkungen über das Feuerschiff gilt. Auch seine Beobachtungen der Umgebungen und die Formulierungen dabei zeigen, dass er ein besonderer Mensch ist.

    Das mit der engen Passage des Schiffes ist mir auch aufgefallen, es gab wohl keine Not, das Feuerschiff so zu bedrängen, aber evtl. wie Regenfisch schreibt, hat es bei dem Koch etwas ausgelöst. Als er daheim ist, holt er ja dann das Rezeptbuch seiner Mutter und kauft das Zicklein. Da könnte ein Zusammenhang bestehen.


    Snoek hat ja auch Probleme, er hört Stimmen und muss Medikamente nehmen. Er hat wohl eine engere Beziehung zu Lammert.

  • Ich denke, Lammert hat jedenfalls vor, aus dem Ziegenböckchen ein leckeres Schmorgericht zu machen. Sonst hätte er wohl nicht die zahlreichen und ungewöhnlichen Gewürze mitgenommen.

    Was dabei in seinem Gehirn sonst noch herumgegangen ist? Vielleicht erfahren wir es.

    Bei diesem Autor bin ich mir nicht sicher, ob wir es nicht selbst zusammenreimen müssen.


    Doch, Malaria wird man nicht wieder los. Vielleicht heute mit den modernen Medikamenten. Ich kenne zwei Leute, die sich immer wieder mit mehr oder weniger starken Attacken plagen. Jahrelange Arbeit in den Tropen ist trotz Prophylaxe immer noch gefährlich.


    Dieter Neumann so ein Leuchtturm ist sicher auch auf Dauer preiswerter und auf weitere Distanz zu sehen. Vermutlich wird man auch mit GPS nicht auf diese Warnungen verzichten wollen.


    Mir gefällt die Vorstellung des Ziegenböckchens an Bord des Feuerschiffs. Wenige Tierkinder sind so niedlich, lebendig und schlau wie Zicklein. Eine gute Wahl. Zum Essen sind diese noch nicht entwöhnten Tierchen eigentlich noch viel zu klein. Ist ja nix dran.

  • So, nun habe ich den ersten Teil in einem Rutsch durchgelesen, komme hierher, um davon zu schwärmen, und muss feststellen, ihr habt eigentlich alles, was mir so durch den Kopf geht, schon gesagt.
    Ich liebe die Sprache des Autors und werde sicher nach diesem noch weitere Bücher von ihm lesen. Deshalb liebe ich die Querbeeteulen, einige Autoren hätte ich ohne euch nie gefunden.

  • Dieter Neumann so ein Leuchtturm ist sicher auch auf Dauer preiswerter und auf weitere Distanz zu sehen. Vermutlich wird man auch mit GPS nicht auf diese Warnungen verzichten wollen.

    Man KANN sogar gar nicht darauf verzichten, hat jedoch fast überall auf sog. Kardinaltonnen oder andere Betonnung umgestellt, da man heutzutage ja alles fernsteuern kann und nicht allein zum Betrieb eines Lichtes auf dem Meer ständig Leute dort auf einem Kahn vor Anker vor sich hingammeln lassen muss.

    Das - nämlich der absurde Mikrokosmos eines bemannten Feuerschiffs - ist ja die wesentliche Voraussetzung, dass diese skurrile Geschichte überhaupt erzählt werden kann.