Selbstverteidigungskurse für Frauen

  • Hallo zusammen,


    dieser Thread richtet sich hauptsächlich an die weiblichen Eulen unter uns. Ich habe mich soeben für einen Selbstverteidigungskurs für Frauen angemeldet, weil ich beispielsweise abends alleine immer etwas ängstlich unterwegs bin. Ich wüsste gar nicht, wie ich mich im Ernstfall verhalten müsste.


    Geht es euch auch so? Habt ihr schonmal so einen Kurs gemacht? Welche Erfahrungen habt Ihr damit?


    Ich kann nicht immer mit jemandem zusammen gehen und da fand ich so etwas wichtig. Wenigstens umn dort ein paar Tipps zu bekommen, was ich machen kann und wie ich mich verhalten sollte. Was denkt Ihr darüber?


    Ich freue mich sehr auf ein reges Gespräch mit euch.


    :wave

    Auch aus Steinen,
    die dir in den Weg gelegt werden,
    kannst du etwas Schönes bauen

    Erich Kästner

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Branka ()

  • Hab zwar schon ein paar Griffe gezeigt bekommen , aber da ich sie selber nocht nicht ausprobiert habe , weiß ich nicht ob ich im Ernstfall drauf zurückgreifen könnte. Will auch irgendwan mal so ein Kurs mitmachen.

  • Zitat

    Original von Branka
    Geht es euch auch so? Habt ihr schonmal so einen Kurs gemacht? Welche Erfahrungen habt Ihr damit?


    Hmm, ich habe an diesen Kursen so meine Zweifel. Klar wird Frau auf Situation X getrimmt - und dann?


    Monate oder Jahrelang passier überhaupt nix und dann auf einmal ... wie viel ist dann von dem erworbenen Wissen überhaupt noch da?


    Ich habe viele Jahre aktiv Taekwon-Do betrieben, leider mußte ich irgenwann das Handtuch werfen, als ich mir bei einem saudummen Unfall das Sprunggelenk zermatscht habe und noch heute Probleme damit habe :cry
    Ich persönlich bin mehr dafür, Selbstverteitigung als Dauersport zu betreiben. So ist gewährleistet, das Frau sich dann auch wirklich wehren kann. Ich habe halt keine Ahnung wie viel von so einem normales Kursus übrig bleibt nach einer Weile...


    Vielleicht weiß ja unsere BJ über sowas bescheid?!

  • Naja, in dem Kurs soll ja auch besprochen werden, wie man gegebenenfalls Konflikten aus dem Weg geht. Ich halte so etwas schon für sinnvoll, denn für einen regelmäßigen Sport in diese Richtung hätte ich keine Zeit.

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    Erich Kästner

  • Ich glaube nicht, dass so ein Kurs sinnvoll ist.
    Ausser vom sportlichen Effekt her.


    Wie oft kommt es vor, das eine Frau von einem fremden Mann überfallen wird?...sehr selten, die meisten gewalttätigen Übergriffe kommen von Ehemännern, Bekannten u.s.w.


    Frauen, die sich selbstbewusst durchs leben bewegen, werden so gut wie nie angegriffen, eher die Mäuschen, die schon eine Opferhaltung zeigen.


    Ich weiß nicht, ob man den Mut, brutal zuzuschlagen tatsächlich lernen kann.
    Und wenn so ein Kurs, dann mit Männern, damit man mal sieht, inwieweit die doch körperlich überlegen sind, oder auch nicht.

  • Zitat

    Original von Insomnia


    Vielleicht weiß ja unsere BJ über sowas bescheid?!


    :lache


    Inso, du sprichst mir aus dem Herzen......
    Ich will nicht alle Selbstverteidigungskurse (ob nurn für Frauen, Männer oder Mädchen) verunglimpfen, aber aus meiner Sicht sind sie absoluter Humbug.


    Ich hab letztes Jahr mal probehalber an so einem Kurs ( ging über 4 Wochen mit 3 mal Training in der Woche) teilgenommen. Ich war eingeladen worden, um mir das mal anzusehen und um dem Trainer Verbesserungsvorschläge nach dem Kurs zu unterbreiten.


    Die Ladys wurden auch herrlich auf jede Art von Situation vorbereitet. Wie sie reagiert, wenn ihr wer die Handtasche entreißen will, wie sie sich am besten gegen Schläge verteidigt, wie sie verbal einen Angreifer in die Flucht schlägt etc. Alles wurde durchgespielt und nach jeder Stunde wurden Gespräche geführt.
    Ich für mich stellte fest, daß die Damen, alle plötzlich ein enormes Selbstebewußt sein entwickelten, alle fühlten sich total sicher, hatten ja jetzt gelernt, wie sie sich schützen konnten und im Trainingsraum funktionierte das alles ja auch wunderbar. Viele der Frauen erzählten mir sehr stolz, daß sie sich nun total sicher fühlen würden, auch im Dunkeln und in düsteren Parkhäusern. Die ein oder andere lief sogar auf einmal lieber alleine zu Fuß durch Kölns düstere Winkel, weil sie ja nun Selsbtverteidigungsmäßig total fit war.
    Stirnrunzelnd hab ich diese Entwicklung beobachtet und abgewartet, denn die Abschlußübung nahte.


    In dieser Übung wurden die Mädels in Zweiergruppen für eine Stunde durch einen Park geschickt (bei Tageslicht) Jedes der Mädels wußte, daß irgendwann innerhalb dieser Stunde, sie von einem ihnen unbekannten angegriffen werden würden. Dieser Unbekannte würde sie in genau die Situationen bringen, die sie vorher in der Turnhalle geübt hatten.
    Alle sagten, vorher daß sie keinerlei bedenken hätten, den Täter zu überwältigen oder zumindest in die Flucht zu schlagen.


    Das vernichtende Ergebnis war von 20 Frauen, haben 18 vor lauter Schreck, obwohl sie auf die Situation vorbereitet waren, still und steif da gestanden, weder um Hilfe geschrien, noch die eingeübten Griffe zur Verteidigung angewendet.
    Lediglich zwei Frauen haben sich einigermaßen wacker geschlagen.
    Die eine war immerhin noch in der Lage laut und vernehmlich um Hilfe zu schreien.
    Die andere war ich, ich hab mich mit dem guten Mann ordentlich geprügelt, mußte aber aufgrund der kräftemäßigen Überlegenheit des Mannes mich schließlich ebenfalls geschlagen geben und bin immerhin weggerannt. :lache


    Alle Frauen waren nach diesem Ergebnis schockiert und konnten sich ihr Verhalten nicht erklären.


    Mein Fazit aus diesem Erlebnis ist, daß man sich auf eine solche Situation nicht vorbereiten kann und ein solcher Kurs den Teilnehmerinnen eine falsche Sicherheit vorgaukelt, bzw. zu einer enormen Selbstüberchätzung führt.
    Klar lernt man gewisse Dinge und Griffe. Aber jetzt mal ehrlich, wollt ihr zu dem Täter im Realfall sagen, Moment in der Übungssituation, hat der Täter aber da gestanden und könnten sie nen Moment still halten, damit ich ihr Handgelenk besser umfassen kann?


    Ich würde jedem von einem solchen Kurs abraten, ist rausgeworfenes Geld.
    Macht lieber regelmässig eine Kampfsportart, wie Teakwondo, Juijutsu oder, womit ich bisher die besten Erfahrungen gemacht habe Wingtsung (ich hoffe ich hab jetzt alles richtig geschrieben).
    Das führt zu einer guten Kondition und ihr lernt wie ihr euch in jeder Situation verteidigt.
    Solche Kurzkurse, sind eben einfach zu kurz, um die Verhaltensschemata so zu verinnerlichen, wie es nötig wäre, um in einer Realsituation richtig zu reagieren.

  • Ach ja...
    den besten Tipp hab ich wohl irgendwann mal von meinem Vater bekommen. Der hatte wie gesagt ne Tankstelle und ich hab hin und wieder dort Kassendienst geschoben, jedes Mal bevor ich mich hinter die Kasse stellte bekam ich zu hören:


    "Wenn dich wer überfällt, dann gib alles raus, Geld ist scheißegal, markier hier bloß nicht den Helden. Aber präg dir genau ein, was er anhat, wie er aussieht und merk dir das Kennzeichen."


    Das hat sich bei mir so eingebrannt, das werd ich wohl nie vergessen. :-]



    Es ist keineswegs feige sich gegen einen übermächtigen Gegner nicht zu wehren, sondern wegzulaufen und dabei möglichst viel Krach zu veranstalten. Denn wenn wir es realistisch sehen und nicht gerade Regina Halmich heißen, dann sind so ziemlich alle Männer mit einigermaßen sportlichem Körperbau für uns Frauen übermächtige Gegner, da nützen auch ein paar einstudierte Griffe nichts.


  • :write


    Genau da liegt das Problem. Damit die auf diese Weise erlernten Praktiken auch tatsächlich funktionieren, muß Konzentration da sein. Und sind wir mal ehrlich, in so einem Moment ist so ziemlich alles da - nur eben keine Konzentration. Wer jedoch langfristig Kampfsport/Selbstverteidigung ausübt, wird bestätigen können, das schon durch pure Reflexe das richtige gemacht wird. Es ist der berühmte Schreckmoment, der den Angreifer in Vorteil bringt. Nimmt man ihm diese jedoch, sieht das schon alles anders aus.


  • :write


    Ich halte solche Kurse auch nur sinnvoll für Frauen, die sich eh nicht trauen und EIN WENIG Mut dabei fassen könnten, weil sie meinen nun gut gerüstet zu sein.

    _______________________
    Grüßle, Heaven


    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Goethe) ;-)

  • Ich hab einen gemischten Selbstverteidigungskurs gemacht, also für Männer und Frauen. Wir haben auch "Draufhauen" geübt, aber auch das richtige Auftreten, die richtige Körperhaltung, Nein-Sagen, so dass es auch ankommt. War ziemlich gut. :anbet Besser wäre es allerdings gewesen, wenn ich mich anschliessend in der Gruppe des Lehrers angemeldet hätte und Selbstverteidigung dauerhaft geübt hätte, wie Insomnia sagt, aber war ich wieder zu faul zu... :rolleyes

  • Naja, ich finde so einen Kurs alleine schon deshalb gut, weil man ein paar Tipps bekommt. Deshalb gleich in einen Verein einzutreten finde ich eigentlich übertrieben. Wenn ich anschließend feststelle, ich würde gern mehr darüber lernen, kann ich immer noch Teakwondo machen.

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    Erich Kästner

  • Branka:
    wichtig ist halt nur, sich nicht in falscher Sicherheit zu wiegen. Gegen Ende des Kurses wirst du feststellen, daß du alle deine Gegnerinnen (einige leicht einige schwerer) auf die Matte bekommst.
    Aber das heißt eben nicht, daß du auch in der Lage bist, dich tatsächlich zu verteidigen, denn bedenke, deine Gegenerinnen, wissen, was du tun willst, sie bereiten sich, wenn auch unterbewußt auf deine Griffe vor und machen es dir so leicht, genau so zu aggieren, wie du es vor hast.
    Dazu kommt die Begeisterung des Trainers, der seinen Kurs natürlich als erfolgreich verkaufen will und euch alle in den Himmel loben wird. Bleib am Boden und schätze realistisch ein, ob du eine Chance hast, oder nicht, wenn du keine hast, renn weg !!!


    Ich hab hin und wieder auch so kleine Höhenflüge, da holt mein Bruder mich dann meist wieder sehr schnell runter, indem er mir in einem kleinen Training ordentlich die Fresse poliert.... :lache

  • Es geht mir auch nicht unbedingt darum, dass ich nach dem Kurs nur noch vor Selbstsicherheit strotze. Mir ist schon klar, dass eine Realsituation anders aussieht als in so einem Kurs. Mir geht es darum, dass ich überhaupt mal gezeigt bekomme, was ich machen kann, wie ich mich verhalten kann. Denn ich habe überhaupt keine Ahnung! Danach werd ich wenigstens etwas Ahnung von den Möglichkeiten haben, die mir bleiben, wenn was passiert.

    Auch aus Steinen,
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    Erich Kästner

  • Sage mal als 2m Mann > 100 kg etwas dazu:
    Bin z Z in einem Ferienclub am Mittelmeer.


    Hier ist jemand, der bietet den Clubgästen - den weiblichen und auch den Kindern - Selbstverteidigungs- und Selbstbehauptungskurse an. Ein großer Riese (gibt es nicht, aber ich kann mich hinter ihm verstecken :wow)


    Werde ihn auf diesen Thread aufmerksam machen, erwird bestimmt einen Link hier hinein schreiben.


    Fazit der Kursteilnehmerinnen: Sie fühlen sich sicherer!


    Bemerkung am Rande: Ich hatte ihm angeboten, als "Buh-Mann" (der ich wirklich nicht bin) in seine Veranstaltung zu kommen. Antwort: "die - die Teilnehmerinnen - zerreißen dich, das lassen wir lieber"


    andermann

  • Hatte mal eine Kursleiterlizenz für so was, hab aber selbst nie welche angeboten :-) Denke schon, dass solche Kurse für etwas gut sind, man (bzw. Frau) lernt doch einige Kniffe und Verhaltensmuster. Richtig ist allerdings sicherlich auch, dass man nach einem 8stündigen Kurs nicht alle Angreifer dieser Welt abwehren kann und ob das Erlernte in einer Stresssituation abrufbar ist, ist wohl auch von Mensch zu Mensch verschieden. Um Selbstsicherheit zu erlangen, erlernte Techniken anzuwenden, ist auf jeden Fall regelmäßiges Training nötig. Als Einstiegspunkt können solche Kurse aber allemal dienen.


    Zitat

    Original von Alexx61
    Frauen, die sich selbstbewusst durchs leben bewegen, werden so gut wie nie angegriffen, eher die Mäuschen, die schon eine Opferhaltung zeigen.


    Der Kursplan, wie ich ihn kennen gelernt habe, war daher auch eine Mischung aus Steigerung des Selbstwertgefühls, selbstbewusstes Auftreten und dazu noch einige Techniken für den Notfall. Fand die Mischung eigentlich schon gut und interessant, aber um dauerhaft zu wirken ist ein einzelner Kurs sicherlich zu wenig.

  • Hallo,


    ich kann mir auch nicht vorstellen, dass so ein Kurs viel bringen soll. Sicher, man ist vielleicht hinterher selbstbewusster, aber in Babyjanes Bericht hat sich da hinterher auch in Wohlgefallen aufgelöst...!


    Mein Tipp: Dose Pfefferspray kaufen und bei dem geringsten Anzeichen von ungewollten Handgreiflichkeiten drauflossprühen und weglaufen...!


    LG Mallorca

  • Ich hab auch schon zwei Selbstverteidigungskurse mitgemacht und war eher mäßig begeistert. Man vergisst die Techniken so schnell wieder, das es eigentlich keinen Zweck hat, sowas zu machen.
    Wenn einem sowas liegt lohnt es sich wirklich, einem Kampfsportverein bezutreten. Ich mach selber seit zwei Jahren Judo und bin meiner Meinung nach viel selbstbewusster geworden und fühle mich wirklich (!!!) sicherer.
    Dabei geht es nicht so sehr um die Techniken. Die darf man, zumindest als Judoka, nicht an Leuten ausprobieren, die keine Fallschule gelernt haben. Nein, es geht vielmehr um das Selbstvertrauen, das man erlangt, wenn man weiß: Ich KANN mich wehren!!! Dazu muss man es noch nicht einmal VORHABEN bei Angreifern anzuwenden. Der bloße Gedanke, es zu können reicht aus, um selbstbewusster aufzutreten und sich sicherer zu fühlen.


    LG,
    Rava

    Ich, ohne Bücher, bin nicht ich.


    Bücher sind lebensnotwendig. Ohne Bücher existiere ich. Aber ich lebe nicht.

  • Ich habe früher Aikido praktiziert. Im Vordergrund steht da die Selbstdisziplin, aber man übt ja das Schlagen mit Waffen, ein falscher Schritt und man hat eine ziemlich unansehnliche Narbe.
    Ich halte Kampfsport für einen schönen Zeitvertreib, der gegen ein Messer hilft und bei dem man sich gut fühlen kann und körperlich mehr Muskeln bewegt als man es im normalen Sport tut. Ich hatte auch ein paar Verletzungen wie eine ausgerenkte Schulter. Als ich mal von einem Ex-Marine (und Ex-Arbeitskollege) mal schräg angemacht wurde, habe ich es gewagt mich zu verteidigen und bin mit einer gebrochenen Rippe davongekommen, einfach weil ich schneller oder flexibler war.


    Bei einer Handfeuerwaffe (und ich kann mit solchen recht gut umgehen) würde ich mich niemals verteidigen. Gegen eine Kugel verliert man immer (auch wenn Studien besagen, dass nur 4 von 100 Kugeln treffen, was ich nicht glaube), und die Nervosität des Täters darf man nicht unterschätzen. Lieber langsam alles hergeben, was der Mensch von einem will.


    Ich kenne allerdings jemanden, die noch nichtmal vor einer Pistole Respekt hat. Mónica meinte bei einem Überfall, wo der Junge sie aufforderte Rolex und Tasche herauszurücken: Die Uhr kannst Du haben, die Tasche nicht! und der junge Mann meinte" Okay". Wahrscheinlich war er von der Angstlosigkeit der Walküre beeindruckt.
    Die Geschichte ist in meinem Kreis heute noch Gesprächsstoff, wenn es um ihren Charakter geht. Sie hat vor niemandem Respekt oder Angst und ich denke, es ist wohl vielmehr das Auftreten einer Person, die Menschen dazu bringt, sie anzugreifen oder sie in Ruhe zu lassen.



  • Wozu ich nur sagen kann, das erste, was ich bei meinen Selbstverteidigungskursen gelernt habe und seitdem konsequent beherzige: Trage nie eine Waffe bei Dir, die gegen Dich selbst eingesetzt werden könnte!
    Vorm Sprühen hast Du nämlich vermutlich auch nicht die Geistesgegenwart zu testen, wie der Wind steht, und wer das Zeug im Endeffekt abkriegt.