Paul Schüler, 1942. Das Labor

  • ASIN/ISBN: 3746639204


    Zum Autor (Quelle: Verlag):


    Paul Schüler, Jahrgang 1986, studierte in Hannover erst Architektur, später Physik und Mathematik. Nach einigen Jahren als Songschreiber, Sänger und Gitarrist der Band „Ich Kann Fliegen“ und diversen journalistischen Tätigkeiten begann er, als Lehrer zu arbeiten. In seinem Debütroman verbindet er die Liebe zu Thrillern mit sprachlicher Präzision und physikalischem Fachwissen.


    Verlagsinformation zum Inhalt:


    Eine Frau und ihr Kampf gegen die gefährlichste Waffe der Welt.

    Leipzig im Juni 1942: Die Physikerin Margarete von Brühl arbeitet an der Entwicklung einer Uranmaschine. Sie ahnt nicht, wie sehr sich die Gestapo für ihre Experimente interessiert. Als es in ihrem Labor zu einer Explosion kommt, bei der ihr Assistent und heimlicher Geliebter stirbt, wird sie verhaftet - und danach von einem alten Freund befreit. Er behauptet, Mitglied einer Widerstandsgruppe zu sein und dass Margaretes Forschung dem Bau einer Atombombe dient. Gemeinsam versuchen sie mit all ihren Kräften zu verhindern, dass die Nazis an die apokalyptische Waffe gelangen.

    Ein packender Thriller über eine Verschwörung im Dritten Reich - nach historischen Begebenheiten erzählt.


    Mein Hör-Eindruck:


    Im Juni 1942 kam es im Physikalischen Institut der Universität Leipzig zu einem folgenschweren Unfall. Die Universität Leipzig war eine von vier wissenschaftlichen Einrichtungen, die sich am sog. Uran-Projekt beteiligten. Einige Jahre vorher war die Kernspaltung entdeckt worden, und im Rahmen des Uran-Projekts sollte ein Versuchs-Kernreaktor gebaut und die Nutzbarmachung der Kernspaltung untersucht werden. Dahinter stand natürlich die Überlegung einer militärischen Nutzung. Der Unfall im Leipziger Institut zerstörte den Reaktor jedoch gründlichst.


    Diesen Hintergrund nutzt der Leipziger Autor Paul Schüler, aber er geht frei mit diesen historischen Tatsachen um, die ihn offensichtlich zu diesem Roman inspiriert haben. Im Mittelpunkt steht die junge Physikerin Dr. Margarethe von Brühl, der „ihr“ Reaktor während einer Versuchsreihe (die der Autor sehr laientauglich erklärt!) explodiert. Dieser Unfall hat weitreichende Folgen, und Margarethe v. Brühl gerät in ein Spinnennetz von unterschiedlichsten Interessen, und zwar persönlichen als auch politischen. Zudem wird sie einem Wechselbad der Gefühle ausgesetzt; Freunde entpuppen sich als Feinde und umgekehrt.


    Die Handlung beginnt mehrperspektivisch und nimmt nur sehr zögerlich Fahrt auf, aber dann entpuppt sie sich als rasante Räuberpistole, und der Autor lässt sich eine Aktion nach der anderen einfallen: wilde Verfolgungsjagden, drohende Erschießung, alliierter Bombenangriff, russische Partisanen etc. – filmreif bis zum finalen Showdown. Gelegentlich leidet darunter die Glaubwürdigkeit, z. B. wenn die Heldin nur im Krankenhaushemdchen aus dem schwer bewachten Krankenhaus fliehen kann oder wenn ein Folteropfer der Gestapo, nackt und halbtot geschlagen, nach seiner Befreiung problemlos wieder in der Handlung mitmischen kann.

    Diese filmreifen Aktionen laufen ab vor dem düsteren Hintergrund des Jahres 1942, der gekennzeichnet ist von zunehmenden Nazi-Terror und der erschöpfenden Kriegssituation. Der Autor breitet diesen Hintergrund nicht plakativ aus, sondern er setzt eher kleine Schlaglichter, mit denen er den Zeitgeist einfängt. Am Schluss des Romans klingt verhalten, aber wirkungsvoll die Frage nach der moralischen Verpflichtung von Forschung und Wissenschaft an.


    Das Hörbuch wurde eingelesen von Jasmin Shaudeen, die v. a. mit ihrem Berliner Dialekt für Frische sorgt.


    6/10 Pkt.