'Bergleuchten' - Prolog - Kapitel 07

  • Das Ehepaar hat offensichtlich den einzigen Sohn, den Erben verloren; ob wir da mehr erfahren? Unfall?

    Das wird bestimmt später noch aufgeklärt - kann ja alles mögliche gewesen sein.

    Was mir an diesem Dialog aufgestoßen ist, war, dass sich die Mutter anscheinend die Schuld dafür gibt, dass sie nicht noch mehr Kinder produziert hat.


    Helene ist eine ungewöhnliche junge Frau in jener Zeit. Statt daheim bei ihrer Mutter in der Küche zu werkeln, hilft sie lieber ihrem Vater und ist eine fähige Fuhrwerkerin geworden. Doch die Zeit ist wie sie ist, Frauen dürfen keinen Betrieb führen. Sie müsste also den passenden Mann heiraten. Ihrer Mutter gefällt das gar nicht, wenn Helene dem Vater hilft.

    Wenn die hauptsächliche Bestimmung der Frau ist, für Nachwuchs zu sorgen, ist eben die Nichterfüllung eine besondere Belastung, die jetzt an Helene weitergegeben wird :(

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend U. T. Bareiss: Green Lies - Tödliche Ernte

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  • Die Fahrt über den Pass setzt Können und Erfahrung voraus. Wir erfahren von den Gefahren der Strecke: schmale Straßen, gefährlicher Nebel, enge Kehren, enge Brücken wie die Teufelsbrücke.

    Helene ist sehr heimatverbunden, und die Naturbeschreibungen haben mir gut gefallen.

    Ja, das ist wirklich schön und eindrücklich geschildert :thumbup:

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


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  • Was mir an diesem Dialog aufgestoßen ist, war, dass sich die Mutter anscheinend die Schuld dafür gibt, dass sie nicht noch mehr Kinder produziert hat.

    Das ist mir auch sauer aufgestoßen. Aber so war das damals. Gerade bei Firmeneigentümern und Hof-Besitzern. Die brauchten Stammhalter zur Übergabe. Und am besten noch eine Reserve. By the way. Im Englischen Königshaus auch nicht anders. So heißt ja auch Williams Buch. :grin

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Ninni Schulman - Den Tod belauscht man nicht

    Hanna Caspian - Im Takt der Freiheit


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • KarinS , sag Bescheid, wenn ich da helfen kann / soll! Wäre kein Problem.

    Wenn du möchtest, gerne. :-)

    Das Braune sind alles Installations und Verwaltungsgebäude. Die Nummer 3 ist das Kompressorenhaus, da wurde die Druckluft für die Bohrmaschinen "hergestellt". (Foto 3 + 4) Ansonsten Werkstätten für Maschinen, Pulvermagazine, Häuser für ca. 300 Arbeiter und ihre Familien. Das letzte Foto zeigt das Nordportal um 1875.

  • Dem überwiegenden Teil der Dörfler gefallen wohl die zusätzlichen Einnahmen, welche die Arbeiter im Tunnel mit sich bringen.


    Ich denke, dass sich das Leben für die Menschen im Dorf sehr verändern wird.

    Der Tourismus scheint in dieser Gegend auch schon seit einiger Zeit eingezogen zu sein. Es gibt mehrere Gasthäuser und Hotels. Also ganz fremd sind ihnen die Fremden nicht. Wie viele Arbeiter es tatsächlich werden können, haben sich aber wahrscheinlich die wenigsten vorstellen können.


    Interessant fand ich, dass gleich Schule und Krankenhaus mit eingeplant wurden. Da konnten wohl die Organisatoren wie Louis Favre aus ihrer Erfahrung mit anderen Großprojekten schöpfen.

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  • Interessant fand ich, dass gleich Schule und Krankenhaus mit eingeplant wurde. Da konnten wohl die Organisatoren wie Louis Favre aus ihrer Erfahrung mit anderen Großprojekten schöpfen.

    War schon dramatisch für das kleine Dorf, was sich da änderte. Und es war nicht alles schlecht.

    Hollundergrüße :wave



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  • Ja, das war ein Herzensprojekt von mir, auf das ich mich auch sehr gefreut habe. :-)

    Das merkt man wirklich an Deiner Gründlichkeit :thumbup:

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  • Der Urs ist ja schon ein ziemlicher Querkopf. Und er hetzt alle anderen auf. Ich verstehe ja ihre Sorgen. Wie heute z.B. die Arbeiter in den Kohlemienen. Aber manches ist einfach zum Aussterben verurteilt. Man kann den Fortschritt und die Veränderungen nicht aufhalten. Man muss damit Schritt halten. Das können die Jungen natürlich besser als die Alten. Auf jeden Fall sollten sie schon mal planen, was sie mit dem zusätzlich verdienten Geld machen.

    Urs Einwände sind schon berechtigt, aber eben auch weltfremd und rückständig.

    Irgendwie scheint es auch darum zu gehen, wer das Sagen hat. Urs will auch die Kontrolle über seine Kinder behalten und sich nicht von seinem Sohn belehren lassen.

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  • Über den Tunnelbau weiß ich fast gar nichts. Immerhin bin ich schon mal vor ein paar Jahren durch den Tunnel und das ist schon was besonderes. Der ist ja soooo lang. Man meint, das endet nie.

    Das war aber sicher der Straßentunnel. Der wurde von 1970 - 1980 gebaut. Davor konnte mann mit dem Auto entweder über den Pass, oder man ist in Göschenen mit dem Auto auf den Zug gefahren, dann durch den Tunnel und in Airolo wieder runter vom Zug. Habe ich mit meinen Eltern in den 1970ern noch erlebt.


    Zitat

    Eine Leistung, dass da von zwei Enden gebaut wurde und es klappte. Bin mal gespannt, ob das wirklich problemlos ging. Spannend sind für mich auch die technischen und logistischen Feinheiten. Das mag ich, dass da einiges zur Sprache kommt. Ich denke ja schon, das wäre doch ein toller Filmstoff.



    Es gibt einen Film von 2016 ( anlässlich der Einweihung des Gotthardbasistunnels gedreht) der sehr gut und spannend ist. Vor allem die Szenen im Tunnel sind sehr beeindruckend. Historisch ist er nicht ganz korrekt, die Reihenfolge der Ereingisse stimmt nicht ( der Streik war viel früher und hatte auch andere Ursachen), aber sehenswert ist er: https://www.3sat.de/film/fernsehfilm/gotthard-1-100.html


    Der Film war auch der Grund, dass ich mich erst nicht an den Stoff gewagt habe. Meine Lektorin hat mir dann gesagt, dass es unzählige Bücher und einige Filme über den Untergang der Titanic gibt, die sich trotzdem alle unterscheiden.

  • Urs Einwände sind schon berechtigt, aber eben auch weltfremd und rückständig.

    Irgendwie scheint es auch darum zu gehen, wer das Sagen hat. Urs will auch die Kontrolle über seine Kinder behalten und sich nicht von seinem Sohn belehren lassen.

    Aber dass er Frau und Kinder in Armut stürzen würde um seinen Sturkopf durchzusetzen, das finde ich nicht richtig.

    Hollundergrüße :wave



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  • Aber dass er Frau und Kinder in Armut stürzen würde um seinen Sturkopf durchzusetzen, das finde ich nicht richtig.

    Klar, das ist schon eine sehr extreme Aussage und wird trotz oder wegen seiner Wut nicht ernst genommen.

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  • Das war aber sicher der Straßentunnel. Der wurde von 1970 - 1980 gebaut. Davor konnte mann mit dem Auto entweder über den Pass, oder man ist in Göschenen mit dem Auto auf den Zug gefahren, dann durch den Tunnel und in Airolo wieder runter vom Zug. Habe ich mit meinen Eltern in den 1970ern noch erlebt.

    Ich bin 1985 mit dem Auto über den Pass gefahren - von Altdorf nach Locarno (um das erste Mal Palmen zu sehen;))

    An einen Tunnel kann ich mich da nicht mehr erinnern, aber an unzählige Serpentinen und an einen tollen Ausblick vom Gotthardpass.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend U. T. Bareiss: Green Lies - Tödliche Ernte

  • Der Tourismus scheint in dieser Gegend auch schon seit einiger Zeit eingezogen zu sein. Es gibt mehrere Gasthäuser und Hotels. Also ganz fremd sind ihnen die Fremden nicht. Wie viele Arbeiter es tatsächlich werden können, haben sich aber wahrscheinlich die wenigsten vorstellen können.


    Interessant fand ich, dass gleich Schule und Krankenhaus mit eingeplant wurden. Da konnten wohl die Organisatoren wie Louis Favre aus ihrer Erfahrung mit anderen Großprojekten schöpfen.

    Wie viele Gasthäuser es vor Baubeginn gab, weiß ich gar nicht. Das "Schäfli" ist belegt. das "Trögli" habe ich erfunden, dazu schreibe ich gleich mal was. Es gab nur ein Hotel: Zum weissen Rössli. Da hat angeblich Goethe schon Station gemacht.

  • Wie viele Gasthäuser es vor Baubeginn gab, weiß ich gar nicht. Das "Schäfli" ist belegt. das "Trögli" habe ich erfunden, dazu schreibe ich gleich mal was. Es gab nur ein Hotel: Zum weissen Rössli. Da hat angeblich Goethe schon Station gemacht.

    Ich dachte jetzt besonders an das St. Gotthard Hotel in Hospental, zu dem Helene allein benötigte Ware liefert.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend U. T. Bareiss: Green Lies - Tödliche Ernte

  • Eine Anmerkung dazu, warum ich einige Kneipen- und Hotelnamen erfunden habe:

    Als wir letztes Jahr in Göschenen waren und ich beim Gemeindeamt zwei Bücher über Göschenen gekauft habe, habe ich erzählt, dass ich für ein Buch über den Tunnelbau recherchiere und die netten Damen wurden dann deutlich zurückhaltender. In einem der Bücher habe ich dann den Grund gefunden: Ein anderes Buch mit dem Titel "Hinter den sieben Bergen". Das hat eine Anna Josephine Fischer geschrieben. Eine deutsche Kommunistin, die vor den Nazis geflohen ist und einige Jahre in Göschenen gelebt hat.


    Zitat

    Winter 1945, Zürich. Im Verlag «Büchergilde Gutenberg» erscheint «Hinter den sieben Bergen». Die Autorin des Werks, Anna Josephine Fischer, behauptet, alle darin beschriebenen Personen und Handlungen seien frei erfunden. Das ist – ironischerweise - aber das Einzige, das wirklich frei erfunden ist. Denn Personen, Orte und Handlungen werden sehr schnell erkannt.



    Zitat

    Ihr Buch über Göschenen sorgte 1945 für einen Skandal. Zwar hat die Autorin alle Namen verfremdet, doch den Göschenern war sofort klar, wer und was gemeint war. Zum Beispiel die italienische Wirtefamilie im Restaurant, das im Buch «Felsenkeller» heisst, in Wahrheit aber «Schöllenen-Bahn». Im Buch erfährt die Familie von den Einheimischen Verachtung, Ausbeutung und Ausländerhass und wird letztlich zum Verlassen des Dorfes gezwungen.

    Also die Göschener kamen in ihrem Buch nicht gut weg, und das hallt im Dorf tatsächlich noch nach.

    Meine Personen sind aber wirklich alle erfunden, bis auf die historischen, die hinten in der Liste aufgeführt sind. Da kommen allerdings einige auch nicht gut weg.


    Hier ist ein Zeitungsartikel dazu: https://www.aargauerzeitung.ch…liengeschichte-ld.1207916

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  • Urs Einwände sind schon berechtigt, aber eben auch weltfremd und rückständig.

    Irgendwie scheint es auch darum zu gehen, wer das Sagen hat. Urs will auch die Kontrolle über seine Kinder behalten und sich nicht von seinem Sohn belehren lassen.

    Er verennt sich leider total - und ist auch ein Fanatiker. Den Widerstand der Fuhrhalter gab es, sie haben auf der Südseite auch Anschläge auf die Wasserleitungen verübt und einen jungen Fuhrhalter, der für die Gotthardbahngesellschaft gefahren ist, erschlagen.

  • Es war wohl kaum ein Trost für die Angehörigen,

    Du hast natürlich völlig Recht mit dem, was Du sagst; noch haben wir nicht das, was wir heute Sozialgesetzgebung nennen - dennoch: ich kann mir vorstellen, dass es den den Angehörigen ein (kleiner) Trost war, dass das Opfer nicht ganz vergebens war und dass der Tod einen Sinn hatte. Nicht umsonst spricht der Bundespräsident vom "Feld der Ehre". Natürlich sehen wir das heute anders.

    Aber ich sehe das wie Du: damit stiehlt sich die Baugesellschaft aus der Verantwortung und beruft sich eben auf diesen hehren Überbau von Opfertod und so fort.

    Mich würde interessieren, ob die Gotthard-Baugesellschaft irgendwelche sozialen Maßnahmen ergriff bei Tod oder Invalidität. Vielleicht erfahren wir in dem Buch noch etwas dazu.

    Bei dem Tunnelbau starben sie wohl hauptsächlich aufgrund nicht existierender Arbeitsschutzmaßnahmen und miserablen Unterbringung in total überfüllten und unhygienischen Barracken.

    Wir werden sicher davon lesen! Ich habe mich nicht informiert, sondern verlasse mich auf das Buch.

    Ich weiß noch nicht, wie die Unterbringung der Arbeiter war, sicher gab es Möglichkeiten im Dorf, aber die werden nicht ausgereicht haben.


    Ich denke, dass noch ein Unfall-Verursacher-Faktor dazukommt: der zeitliche Druck, der im Lauf der Bauarbeiten mit Sicherheit gestiegen ist.