'Bergleuchten' - Kapitel 08 - 15

  • Und auch Piero ist mutig und verhandelt mit Favre über den Zuschlag fürs Schneeräumen. Mal schauen ob es für Piero noch Nachwirkungen gibt. Der Akkordant ist ja auch ein ganz scharfer, nicht dass der anfängt ihn zu schikanieren.... Ich fand es ja schon heftig, wie er die Unverletzten zur Schicht schickt.... Aber gut, Zeit ist Geld.

    Piero hätte mehr auf dem Kasten. Schade, dass das mit dem Studium scheinbar ad acta gelegt ist.


    Der Akkordant ist echt ein Leuteschinder. Auch wenn solche Unfälle sicherlich nicht gerade selten waren in diesem Beruf. Ein Risiko war das doch immer mit dem Sprengstoff und der Möglichkeit herabstürzender Felsen etc. Aber der ist schon eine eigene Hausnummer. Sagt natürlich auch was über Favre aus, wenn er solche Männer einstellt. Damit sie die Leute antreiben.


    Ich kann mir vorstellen, dass Piero noch Probleme bekommen wird.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Es gab in den Wohnhäusern keine Toiletten und auch außerhalb nicht genug Aborte. Man kann sich vorstellen, wie es in den Straßen ausgesehen hat. Manche Arbeiter haben dann halt den Hintern aus dem Fenster gehängt - woraufhin die Hausbesitzer die Fenster vernagelt haben. - Kommt im Roman nicht vor.

    Ah, wie gut, dass wir dich in der Leserunde dabei haben. Diese Infos sind mehr als interessant und erhellend. :anbet

    Lässt du so was raus, weil es zu umfangreich geworden wäre, darüber zu berichten?

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

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    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Mir wäre es auf Dauer auch zu eng und im Winter zu dunkel. Wir hatten letztes Jahr großes Glück, 5 Tage Sonne, 1 Tag bewölkt und 1 Tag Regen. Normalerweise regnet es in Göschenen viel, hat man uns erzählt.

    Nachdem ich gehört habe, wie dunkle und nass und kalte es da übers Jahr ist, kann ich mir nicht vorstellen, dass Piero hier bleibt will nach der getanen Arbeit - sollte er überleben. :/

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


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    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Eines hoffe ich nicht: Dass Helene und Pietro zusammen kommen und er bei einem Unfall im Tunnel oder so ums Leben kommt und Helene und Peter dann danach ein Paar werden.

    Das sind immer so die "Lösungen" in Büchern die ich am wenigsten mag.

    Ich habe auch über die Varianten nachgedacht.

    Helen kriegt Piero und Peter stirbt.

    Helene nimmt Peter und Piero stirbt.

    Helene kriegt Piero, der stirbt und sie nimmt danach Peter.

    Helene nimmt Peter der stirbt und danach nimmt sie Piero.


    Also ehrlich, keine finde ich so richtig toll. Denn ich mag beide Männer.

    Ich bin froh, dass ich das nicht entscheiden musste und nehme jede Variante. Ein bisschen traurig werde ich so oder so sein. Und cool, dass uns die Darsteller schon ein bisserl ans Herz gewachsen sind.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Eines hoffe ich nicht: Dass Helene und Pietro zusammen kommen und er bei einem Unfall im Tunnel oder so ums Leben kommt und Helene und Peter dann danach ein Paar werden.

    Das sind immer so die "Lösungen" in Büchern die ich am wenigsten mag.

    Aber ich warte geduldig ab. ;-)

    Ich glaube, dass sie mit beiden das Ja-Wort ausspricht.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Ah, wie gut, dass wir dich in der Leserunde dabei haben. Diese Infos sind mehr als interessant und erhellend. :anbet

    Lässt du so was raus, weil es zu umfangreich geworden wäre, darüber zu berichten?

    Zum einen, weil es wirklich zu umfangreich geworden wäre, zum anderen, weil mir die Beschreibung der Exkremente, die an den Hauswänden herunterlaufen, ( so steht es in Holds Bericht) dann doch zu eklig war und auch meine Lektorin meinte, so genau würde man das nicht wissen wollen. Ich habe dann lieber die Beschreibung, wie es im Tunnel zuging, reingenommen.

    Darüber hatte ich mir vorher auch keine Gedanken gemacht: Der Tunnel wurde ja täglich länger. Bei 5 Kiilometer dauerte der Weg zur Tunnelbrust gut eine Stunde, die Männer war bis zu zwölf Stunden im Tunnel.

    Da geht niemand raus, wenn er mal muss. Toiletten gab es aber im Tunnel nicht. Das Ganze bei über 30°C und 90% Luftfeuchtigkeit. Eigentlich verwunderlich, dass da nicht jede Menge Seuchen ausgebrochen sind. Kleine Ausbrüche von Cholera gab es - und dann später den "Tunnelwurm".

  • Zum einen, weil es wirklich zu umfangreich geworden wäre, zum anderen, weil mir die Beschreibung der Exkremente, die an den Hauswänden herunterlaufen, ( so steht es in Holds Bericht) dann doch zu eklig war udn auch meine Lektorin meinte, so genau würde man das nicht wissen wollen. Ich habe dann lieber die Beschreibung, wie es im Tunnel zuging, reingenommen.

    Darüber hatte ich mir vorher auch keine Gedanken gemacht: Der Tunnel wurde ja täglich länger. Bei 5 Kiilometer dauerte der Weg zur Tunnelbrust gut eine Stunde, die Männer war bis zu zwölf Stunden im Tunnel.

    Da geht niemand raus, wenn er mal muss. Toiletten gab es aber im Tunnel nicht. Das Ganze bei über 30°C und 90 % Luftfeuchtigkeit. Eigentlich verwunderlich, dass da nicht jede Menge Seuchen ausgebrochen sind. Kleine Asubrüche von Cholera gab es.

    Ich hab das auch auf wiki gelesen, und Piero beschreibt ja, wie schneidend die Luft im Tunnel war, zum einen die Dämpfe der Sprengung, der Staub des Granit und die Notdurft der Männer, das war sicher eine liebliche Mischung. An den Dämpfen sind ja auch einige erstickt, weil sie nicht warten durften bis der Rauch abzog und ein Belüftungssystem, das von Favre versprochen war, wurde dann aus Geldgründen nicht gebaut. Menschen waren eben billiger als Material und Zeit.

  • Der Tunnelwurm wurde sicher so schnell verbreitet, wegen der Exkremente im Tunnel. Ich habe jetzt eben nachgelesen, dass in Bergwerken optimale Bedingungen für ein Aufkommen und Überleben desselben herrschen.

  • Darüber hatte ich mir vorher auch keine Gedanken gemacht: Der Tunnel wurde ja täglich länger. Bei 5 Kiilometer dauerte der Weg zur Tunnelbrust gut eine Stunde, die Männer war bis zu zwölf Stunden im Tunnel.

    Da geht niemand raus, wenn er mal muss. Toiletten gab es aber im Tunnel nicht. Das Ganze bei über 30°C und 90% Luftfeuchtigkeit. Eigentlich verwunderlich, dass da nicht jede Menge Seuchen ausgebrochen sind. Kleine Ausbrüche von Cholera gab es - und dann später den "Tunnelwurm".

    Den zeitlichen Weg zur und von der Arbeit im Tunnelarbeitsbereich zu erwähnen, ist auch wichtiger. 😀

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Ob Piero und Helene zusammen kommen? Das ist an sich nicht wichtig in dieser geschichtlichen Erzählung aber da es ja ein Roman ist, interessiert es die Leser mehr als die wissenschaftlichen Details.

    Dass Favre die Leute zum einen gefährliches Dynamit befördern lässt ohne sie zu warnen und dann die Sprengungen dilettantisch durch führt, was auch noch viele Verletzte fordert, wirft ein neues Licht auf den charismatische Konstrukteur.

    Ruedi ist auf Piero und alle andern italienischen Arbeiter nicht gut zu sprechen, weil sie die Göschener Mädchen einfach mehr faszinieren, als die Burschen, mit denen diejenigen die ganzen Zeit zufrieden waren.

    Meine romantische Seele liebt ja solche Geschichten und ich könnte mir gut vorstellen, dass die beiden zusammen kommen. Ich finde, sie würden gut zueinander passen. Es gefällt mir aber gut - und passt auch perfekt zu Helenes Charakter - dass sie nicht sofort total ins Schwärmen gerät.

    Oft interessieren mich so romantische Fakten tatsächlich mehr als der geschichtliche Hintergrund. Aber in diesem Falle kann ich das so von mir nicht behaupten. Der Bau des Tunnels und alles, was damit zusammenhängt, wird so spannend erzählt, dass mir das Romantische in diesen Abschnitten gar nicht fehlt.


    Ich kann die Göschener Mädels gut verstehen. :zwinker Die Italiener sind so ganz anders als die oft wortkargen und "knorrigen" (wie hollyhollunder sie im vorherigen Thread treffend beschrieben hat :)) Bergler. Sie bringen trotz harten Arbeitsverhältnissen die gewisse italienische Lebensfreude ins Dorf. :)



    Die Sache mit dem Dynamit ist schon heftig. Mir war auch nicht bewusst, dass es bei Kälte instabil wird. Da hat Helene auch gut mit Favre verhandelt, das hat mir gefallen.

    Das wusste ich ehrlich gesagt auch nicht. Aber es ist schon heftig, wie die Verantwortlichen da mit den Arbeitern umgegangen sind und sie solchen Risiken ausgesetzt haben.

    Helene ist so eine tolle Frau! Ich glaube, ihr Vater ist sich dessen auch sehr bewusst. Die Mutter empfinde ich da als viel konservativer udn sie wirkt sehr verbittert. Aber ob das nur mit dem Tod des Sohnes zusammen hängt?


    Eure Spekulationen machen mir ein wenig Angst.... :zwinker Muss es denn gleich so dramatisch werden? Könnte nicht ein nettes italienisches Mädel für Peter auftauchen (die Schwester von einem der Arbeiter) und alle sind glücklich?

    Aber mir wird es dann wohl auch so wie hollyhollunder ergehen, dass es mir die Kehle zuschnürt. Und oh, ja, es gibt so manche Figuren, die sich ins Herz geschlichen haben. Allen voran natürlich Helene. Aber wenn ich ehrlich bin, habe ich auch ein Faible für Elfriede Bissig - ich liebe die Szenen mit ihr. :chen

  • Die Mutter empfinde ich da als viel konservativer udn sie wirkt sehr verbittert. Aber ob das nur mit dem Tod des Sohnes zusammen hängt?

    Sicher nicht.

    Ich sage nur "Magd"............ich denke, der Vater hatte nach dem Tod des Sohnes ein Verhältnis mit der jungen Magd.

    Wenn das Thema "Magd" auftaucht sieht die Mutter ja rot.

  • Mir gefallen die Beschreibungen der Berge so richtig.


    Ich war früher ja öfter in Österreich unnd auch in der Schweiz in den Bergen.

    Ich finde es wunderschön, könnte dort aber nicht leben.

    Auf Dauer würde ich mich doch sehr beengt fühlen und klaustophobisch werden.

    In der Hinsicht bin ich doch eindeutig eher ein "Meermensch". Die Weite, das Meer und Wasser - das ist für mich unverzichtbar.


    Vermutlich ist es bei den Menschen eben so, wie sie aufgewachsen sind, kann ich mir vorstellen.



    Bei der Explosion dachte ich zuerst an Sabotage. Aber scheinbat hat der "Wächter" es ja mit dem aufpassen nicht so ernst genommen. Ich schätze, die Gefahr, die von Dynamit ausging, war den Menschen - auch nach Erklärung - gar nicht so klar.


    Die Arbeitsbedingen aber leider, wie zu der Zeit nicht unüblich "unter aller Sau".

    Das finde ich immer wieder erschreckend, wie wenig auf die Bedürfnisse der Menschen - die die Fertigstellung und den Reichtum ja überhaupt erst möglich machten - eingegangen wurde.


    Spannend finde ich auch die Beschreibungen des italienischen Essens.

    Ich mag das ja so gerne.


    Zur Feier des Tages gibts heute auch Spaghetti Pesto :lache

    (Ich gestehe, das mach ich mir aber oft, da ich das so liebe )

  • Ich schätze Favre so ein, dass er einen Lebenstraum hat und den will er mit aller Macht so schnell wie möglich umsetzen. Solange die Männer mitspielen, ist er ihnen wohlgesonnen. Aber keiner soll sich ihm in den Weg stellen. Man muss natürlich auch sagen, dass damals die Arbeiter noch sehr wenig Rechte hatten und die Arbeitgeber sich allesamt nicht so viel um deren Wohlergehen kümmerten. Soziale Absicherung und sowas war ja noch schwierig. Ich war überrascht, dass es immerhin schon eine Krankenversicherung gab. Die zumindest die Kosten für die medizinische Versorgung übernahm. Ich bin gespannt, ob die Arbeiter dem Favre noch Schwierigkeiten machen werden oder alles mit sich machen lassen.

    Favre hat sich auch auf ruinöse Geschäftsbedingungen eingelassen. Ich sehe es auch so. er hatte diesen Traum, er wollte den Tunnel unbedingt bauen und hat alle seine Mitbewerber unterboten.

    Er hinterlegte eine Kaution von acht Millionen (!) Franken und versprach eine Bauzeit von acht Jahren. Falls die vereinbarte Bauzeit überschritten würde, drohte eine Geldstrafe von fünftausend Franken täglich (!) im ersten halben Jahr - und zehntausend Franken täglich in der folgenden Zeit. Im Falle einer vorzeitigen Fertigstellung galt der gleiche Betrag als Prämie. Sollte die Verzögerung mehr als ein Jahr betragen, würde die hinterlegte Kaution verfallen.

    Angesichts dessen kann man seine Eile beim Vortrieb schon verstehen.

  • Bei der Explosion dachte ich zuerst an Sabotage. Aber scheinbat hat der "Wächter" es ja mit dem aufpassen nicht so ernst genommen. Ich schätze, die Gefahr, die von Dynamit ausging, war den Menschen - auch nach Erklärung - gar nicht so klar.


    Sabotage war es nicht. Eher leichtsinniger Umgang mit dem Sprengstoff.

    Vielen Arbeitern war zu Anfang wirklich nicht so klar, wie gefährlich Dynamit ist. Dass man es nicht einfach in die Hosentasche stecken kann (Quelle: Felix Möschlin, "Wir durchbohren den Gotthart" 1947)

  • Er hinterlegte eine Kaution von acht Millionen (!) Franken und versprach eine Bauzeit von acht Jahren. Falls die vereinbarte Bauzeit überschritten würde, drohte eine Geldstrafe von fünftausend Franken täglich (!) im ersten halben Jahr - und zehntausend Franken täglich in der folgenden Zeit. Im Falle einer vorzeitigen Fertigstellung galt der gleiche Betrag als Prämie. Sollte die Verzögerung mehr als ein Jahr betragen, würde die hinterlegte Kaution verfallen.

    Angesichts dessen kann man seine Eile beim Vortrieb schon verstehen.

    Ich finde gut, dass Du diese wichtige Information auch im Nachwort aufgeführt hast.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)