'Bergleuchten' - Kapitel 16 - 24

  • Ja, Stoff hätte es wohl wirklich auch für einen Dreiteiler gegeben - mit noch ein paar Bildern und Karten versehen und einigen ausgebauten Nebenschauplätzen ...


    Piero hat Glück bei Teresia so schnell unterzukommen - aber ob es für Helene so günstig war, da ein privates Zimmer nutzen zu können? :gruebel

    Gab es dort damals keinen Kuppeleiparagrafen wie in Deutschland? Da hätte Teresia und ihr Mann schon viel eher Schwierigkeiten mit dem Gesetz kriegen können.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend U. T. Bareiss: Green Lies - Tödliche Ernte

  • Am Ende des Tages sind Gefühle manchmal einfach stärker als die Vernunft. Und der Mensch neigt eh dazu zu denken, dass schon nichts passieren wird.

    Ja, das denke ich auch. Liebende haben sich zu allen Zeiten über die geltende Moral und Verbote hinweggesetzt um zueinander zu kommen. Dazu kommt auch, dass Johanna nicht in Schwierigkeiten gekommen wäre, wenn Matteo nicht verunglückt wäre. Er hätte seine Papiere geholt und sie geheiratet. Helene hat auch nicht damit gerechnet, das Piero Göschenen verlassen muss.


    Zitat

    Dass Anna nicht mit ihrer Tochter spricht liegt vermutlich auch einfach daran, dass Helene doch wusste, wie ihre Eltern über eine Verbindung zu Piero dachten. Und das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter ist ja wahrhaftig nicht so gut, dass Anna da ein Gespräch über Verhütung suchen würde. Dass man sich Männern nicht hinzugeben hatte, ist den Mädchen damals ja schließlich von klein auf gepredigt worden und ganz viele sind damals ganz sicher in die Hochzeitsnacht gegangen ohne zu wissen, was passieren würde.


    Ich glaube nicht, dass Mütter damals über Verhütung gesprochen haben. Und Aufklärung gab es auf den Bauernhöfen "live", man hat es ja bei den Tieren gesehen.

  • Helene war am Anfang der Geschichte 21, also 1872 - inzwischen ist 1875, also ist sie 24 als sie sich mit Piero einlässt.

    Keine Ahnung wie genau die Rechtsprechung damals dort war, aber anscheinend brauchte eine Frau egal welchen Alters nicht nur die Zustimmung des Vaters sondern auch noch die der Gemeindevorsteher.

    Ich habe irgendwo gelesen, dass ab 28 Jahren die Zustimmung des Vaters nicht mehr gebraucht wurde. Ich finde es aber nicht mehr.

  • Das ist unglaublich, vor allem Ruedi, der sie ja angeblich so sehr geliebt hat, mag sich nicht erbarmen und sie heiraten.

    Dass Ruedi nicht die zweite Wahl sein will, das kann ich nachvollziehen, aber nicht, dass er seinen Groll so auslebt und das nicht nur bei Johanna.

    Dass Helene unabsichtlich schwanger wird, ihre Eltern eine Ehe mit dem "Italiener" akzeptieren?

    Ich denke nicht, dass die Eltern die Ehe mit einem italienischen Mineur tolerieren würden.

  • Ich habe irgendwo gelesen, dass ab 28 Jahren die Zustimmung des Vaters nicht mehr gebraucht wurde. Ich finde es aber nicht mehr.

    Interessant! ;)

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend U. T. Bareiss: Green Lies - Tödliche Ernte

  • Ich habe irgendwo gelesen, dass ab 28 Jahren die Zustimmung des Vaters nicht mehr gebraucht wurde. Ich finde es aber nicht mehr.

    Um es mal bös zu sagen: Vermutlich ist man da dann davon ausgegangen, dass Frau dann eh nicht mehr geheiratet wird, weil man ja ne alte Jungfer ist. Und Kinder kriegen war ja nach damaliger Meinung in dem Alter auch schon schwierig....


    Ich hätte oben vielleicht nicht Verhütung schreiben sollen, das ist natürlich Quatsch in der damaligen Zeit. Aber Aufklärung, oder eben ne Warnung, wie es zu Schwangerschaften kommt wäre ja manchmal schon hilfreich gewesen.

    Auf Bauernhöfen hat sich das sicher von alleine ergeben.....

  • Ja, das denke ich auch. Liebende haben sich zu allen Zeiten über die geltende Moral und Verbote hinweggesetzt um zueinander zu kommen. Dazu kommt auch, dass Johanna nicht in Schwierigkeiten gekommen wäre, wenn Matteo nicht verunglückt wäre. Er hätte seine Papiere geholt und sie geheiratet.

    Wirklich? Hätten sie die Zustimmung des Vaters und der Gemeinde bekommen, weil sie schwanger war? :/


    Ich glaube nicht, dass Mütter damals über Verhütung gesprochen haben. Und Aufklärung gab es auf den Bauernhöfen "live", man hat es ja bei den Tieren gesehen.

    Sicher gab es wohl den tierischen Anschauungsunterricht - aber die Menschen haben sich doch den Tieren so viel überlegener gefühlt und außerdem Märchen verbreitet, wie dass der Storch die Kinder bringt und eine anständige Frau nur in der Ehe ein Kind kriegen kann.

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    :lesend U. T. Bareiss: Green Lies - Tödliche Ernte

  • Ich habe gestern Abend auch begonnen es zu lesen, dann siegte die Vernunft die Müdigkeit zuzulassen. 😂Es ist geschichtlich gesehen ein enorm wertvolles Zeitdokument, emotional erdrückende Berichte.

    Verständlich! Inzwischen lese ich auch über die Fehler hinweg :trippel

    Bewusst?

    Denn ansonsten ist Karin aufgeschlossen ggü. weiteren Korrekturen. Klar ärgern sie diese Fahrlässigkeiten, doch ist sie auch an einem möglichst fehlerfreien Produkt interessiert. Sollte es eine Neuauflage geben, haben wir uns um Fehlerreduktion bemüht.

    Und Aufklärung gab es auf den Bauernhöfen "live", man hat es ja bei den Tieren gesehen.

    :writeAuch heute gehören Kinder von Landwirten und Tierärzten zur sehr gut selbst aufgeklärten Zielgruppe, die bereits im Kindergartenalter zu dem Thema gut Auskunft geben. 😄

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Kondome gab es, die waren aber extrem teuer und zudem verboten. Verhütet wurde meistens durch Koitus Interruptus, und wie zuverlässig das ist, wissen wir ja. Ich gehe für mich davon aus, das Piero das auch gemacht hat, wollte es aber nicht beschreiben. Hätte ich vielleicht tun sollen?

    Nein, finde ich nicht. Es muss auch Leerstellen geben, die der Leser sich selber füllen kann.

    Meiner Ansicht nach hätte es auch nicht in den Roman gepasst hätte, wenn Du Sexszenen erzählst.

  • Damals brauchte man in der Schweiz trotz Volljährigkeit, die Einwilligung des Vaters oder eines anderen männlichen Verwandten - und - der Kantonsregierung. Es gab in der Schweiz auch deshalb viele uneheliche Kinder, weil viele Paare nicht heiraten durften. Gründe: Zu wenig Geld, irgendwann mal von der Fürsorge abehängig gewesen, "liederlicher" Lebenswandel.

    Von den "Genießverhören" habe ich auch erst während der Recherche erfahren. In einer meiner Quellen stand, dass uneheliche Geburten "hart sanktioniert" wurden und da habe ich nachgeforscht und bin auf dieses hier gestoßen:

    Die Schweizer Gesetze damals sind noch haarsträubender als andernorts. Aber mich wundert das gar nicht. Die gehörten ja auch zu den letzten Ländern, bei denen Frauen wählen durften. Erst 1971. :cursing:


    Piero ist wirklich ätzend. Der hat sich so zu seinem Nachteil entwickelt. Dem trau ich inzwischen alles zu.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Ninni Schulman - Den Tod belauscht man nicht

    Hanna Caspian - Im Takt der Freiheit


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Piero und Helene finden zusammen. Ich hoffe mal sehr, dass Helene nicht das gleiche wie Johanna durchmachen muss....

    Ja, hat mich überrascht, dass die beiden miteinander Sex haben, obwohl sie Johannas Schicksal vor Augen haben. :/

    Teresia Chiodo gab es wirklich. Sie galt in Göschenen als ein "gefürchtetes und berüchtigtes Weib". Sie hat sich in der sehr männlich geprägten Welt des Tunneldorfs behauptet, wohl auch mal zugeschlagen, wenn ihr jemand blöd kam. Es gab ein Gerücht, dass sie einmal am Barbara-Tag an der Spitze von 20 Mann einen Italiener aus der Haft befreit hat. Die Göschener haben ihr so ziemlich alles zugetraut - was ihr dann zum Verhängnis wurde, als sie und ihr Mann 1876 in einen Mordfall verwickelt wurden. Sie muss eine sehr interessante Frau gewesen sein. Leider habe ich nicht rausbekommen, was aus ihr nach dem Mordprozess geworden ist, deshalb habe ich diesen Teil ihrer Geschichte im Buch auch nicht erzählt.

    Wenn ich jetzt so nachdenke, hätte ich locker einen Zweiteiler aus dem Gotthard machen können, es gibt so unglaublich viel Stoff.

    Das hab ich beim Lesen schon gedacht, dass die "echt" war. Was für eine tolle reale Person. Schade, dass es dazu nicht noch mehr Material gab. Schade, das solche Frauen vergessen werden, denn die gab es auch.


    Dank unserer Leserunde erfahren wir ja alles und ich fühl mich fast wie in einem Zweiteiler, weil es soviel Input von dir gibt liebe Karin. :anbet

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


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    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Ohne zuviel zu verraten, kann ich hier sagen, dass Paula gegen Ende der Geschichte ein wenig "Schicksal" spielt.

    Ich mag ihren Lebenshunger, gepaart mit Pragmatismus.

    Und ich mag, dass es hier so starke Nebendarsteller gibt. Das ist ja total wichtig und macht die Geschichte erst rund. Ah. Da bin ich jetzt doppelt gespannt.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


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  • Ich gehe für mich davon aus, das Piero das auch gemacht hat, wollte es aber nicht beschreiben. Hätte ich vielleicht tun sollen?

    Eine kleine Andeutung hätte ich gut gefunden. Das hätte mich beruhigt, dass die beiden schon wissen was sie tun und nicht nur hormongesteuert sind. Und das Pietro Verantwortung übernimmt. Denn sollte etwas passieren, dann ist er ja fein raus.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


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  • Noch ein interessantes Detail: Wenn eine Schweizerin einen Ausländer heiratete, verlor sie ihre Staatsbürgerschaft und hatte die des Mannes. Favres Tochter z.B. war Türkin, weil sie einen türkischen Bankier geheiratet hat.

    :yikes Wird ja immer wilder.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


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