'Bergleuchten' - Kapitel 16 - 24

  • Erstaunlich, was alles passiert. Gelesen sind die Abschnitte ja flott, allerdings überschlagen sich die Ereignisse und um sich alles zu merken sind sie zu lang.

    Matteo, Johannas Geliebter, kommt bei einer Explosion um. Tragisch daran, also außer dem Tod, Johanna ist schwanger und hat bei ihren Eltern keinen Rückhalt. Nein, ihr wird sogar das Kind kurz nach der Geburt weg genommen. Das ist unglaublich, vor allem Ruedi, der sie ja angeblich so sehr geliebt hat, mag sich nicht erbarmen und sie heiraten.

    Helene und Piero entdecken ihre Liebe zueinander, was ja eine logische Folgerung der ganzen Geschichte ist, sind aber ebenso leichtsinnig wie Johanna und Matteo.

    Sie werden von Ruedi, diesem missgünstigen Menschen, verraten, Piero wird seines angenehmen Quartiers verlustig.

    Da die Arbeitsbedingungen immer schlechter werde, sie immer schneller arbeiten sollen, Sicherheitsvorkehrungen massiv missachtet werden, versuchen die Arbeiter bei Stockalper Gehör zu bekommen. Der ignoriert ihre Argumente, will sie entlassen, worauf die Arbeiter, versuchen, einen Streik zu organisieren.


    Ich meine, ich kann Helene und Piero verstehen, aber sie sollten doch Matteos und Johannas Schicksal als Beispiel nehmen. Natürlich wünsche ich ihnen ihre Liebe leben zu können. Aber ihre Eltern haben den Heiratsantrag Pieros nicht akzeptiert, werden es vermutlich auch nicht tun.

    Man wundert sich, dass dieser Tunnel überhaupt fertig geworden ist, bei den Bedingungen. Es gibt doch nicht endlos Mineure und andere Arbeiter, die fachlich qualifiziert sind. Sicher, die Schotterer sind leichter zu ersetzen aber die anderen? Auch diejenigen, die sprengen sollten sich doch auskennen.

  • Ich meine, gelesen zu haben, Helene sei 21... klar steckt sie ihre Füße noch unter Vaters Tisch, doch ist sie wirklich noch nicht volljährig? Kann ihr Vater eine Hochzeit verhindern/ muss er noch einwilligen?


    Arme Johanna und andere ledige Mütter. Wie erniedrigend, im Moment der Geburt zum Vater von "Amtsherren" befragt zu werden. Das erinnert mich daran, dass im englischen Königshaus lange üblich war, dass bei Geburten ein Mitglied der Regierung mit im Geburtszimmer anwesend war um Geburt zu bezeugen. Wie furchtbar, Johanna ihren zwei Wochen alten Säugling wegzunehmen.


    Ich hoffe so sehr, dass Piero unverletzt bleibt/ den Roman überlebt und Helene heiraten darf. Auch wäre ideal, wenn er sein Studium wieder aufnimmt.


    Ruedi wird das Stelldichein im Stall von Helene und Piero an Vater Franz verraten haben. Glaube nicht, Peter könnte gepetzt haben. Auch wenn er Helene an seiner Seite gern hätte und in sie verliebt ist... nein, das glaube ich nicht. Klar tut mir leid, dass Helene seine Liebe nicht entgegnet und am besten wäre, wenn auch er schnell eine andere Liebe finden würde. Oder wird er in der Geschichte noch als Helene-Retter benötigt?


    Was soll man Helene und Piero wünschen? Dass Helene unabsichtlich schwanger wird, ihre Eltern eine Ehe mit dem "Italiener" akzeptieren? Da gibt es bestimmt noch einige Dramatik.


    Die Wohn- und Arbeitsituation der Tunnelbauer... gut, dass wir im Roman so viel dazu erfahren. "Oh, Herr Favre - hören sie sie Ihren Angestellten zu."




    Die Fehler werfen kein gutes Licht auf die Arbeit im Aufbau Verlag:


    Seite 203, zweite Zeile: statt "zahl" - zahlt sich ...


    Seite 215, 12. Zeile von unten:

    Er hatte ihm den Armen gehalten, seinen...

    ihn in den...

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Ich meine, ich kann Helene und Piero verstehen, aber sie sollten doch Matteos und Johannas Schicksal als Beispiel nehmen. Natürlich wünsche ich ihnen ihre Liebe leben zu können. Aber ihre Eltern haben den Heiratsantrag Pieros nicht akzeptiert, werden es vermutlich auch nicht tun.

    Man wundert sich, dass dieser Tunnel überhaupt fertig geworden ist, bei den Bedingungen. Es gibt doch nicht endlos Mineure und andere Arbeiter, die fachlich qualifiziert sind. Sicher, die Schotterer sind leichter zu ersetzen aber die anderen? Auch diejenigen, die sprengen sollten sich doch auskennen.

    Tja, wenn allen Liebenden immer vernünftig wären ...

    Es gab sehr viele Mineure, in Göschenen waren es zweitweise ca. 1400, in Airolo 1800. Bei einem Drei-Schicht-Betrieb waren ca 500 Arbeiter im Stollen.

    insgesamt schätzt man, dass um 6000 Arbeiter in diesen zehn Jahren in Airolo und Göschenen waren, die Fluktuation war recht hoch.

  • Ich meine, gelesen zu haben, Helene sei 21... klar steckt sie ihre Füße noch unter Vaters Tisch, doch ist sie wirklich noch nicht volljährig? Kann ihr Vater eine Hochzeit verhindern/ muss er noch einwilligen?

    Damals brauchte man in der Schweiz trotz Volljährigkeit, die Einwilligung des Vaters oder eines anderen männlichen Verwandten - und - der Kantonsregierung. Es gab in der Schweiz auch deshalb viele uneheliche Kinder, weil viele Paare nicht heiraten durften. Gründe: Zu wenig Geld, irgendwann mal von der Fürsorge abehängig gewesen, "liederlicher" Lebenswandel.


    Zitat

    Arme Johanna und andere ledige Mütter. Wie erniedrigend, im Moment der Geburt zum Vater von "Amtsherren" befragt zu werden. Das erinnert mich daran, dass im englischen Königshaus lange üblich war, dass bei Geburten ein Mitglied der Regierung mit im Geburtszimmer anwesend war um Geburt zu bezeugen. Wie furchtbar, Johanna ihren zwei Wochen alten Säugling wegzunehmen.

    Von den "Genießverhören" habe ich auch erst während der Recherche erfahren. In einer meiner Quellen stand, dass uneheliche Geburten "hart sanktioniert" wurden und da habe ich nachgeforscht und bin auf dieses hier gestoßen:

    Man solle mir die Kerzen nur anzünden" :Vaterschaftsklagen und Unzuchtsfälle im

    Kanton Uri des 19. Jahrnhunderts"


    https://www.e-periodica.ch/cnt…-001%3A1998%3A89%3A%3A133


    Das ist doch sehr erschütternd, wie mit den Frauen umgegangen wurde

  • Ich sammle. Ich habe meiner Lektorin letzte Woche schon geschrieben und gefragt, was da schief gegangen ist. Denn das kann es echt nicht sein. Wozu gibt es ein Korrektorat, wenn solche Fehler durchrutschen. Ich selbser sehe meine Fehler nicht (mehr) , nachdem ich das Manuskript ca. 10 Mal gelesen habe. Mein Hirn weiß, was da stehen soll und liest es dann auch.

  • Man solle mir die Kerzen nur anzünden" :Vaterschaftsklagen und Unzuchtsfälle im

    Kanton Uri des 19. Jahrnhunderts"

    Danke für den Link, ich habe das mit Interesse gelesen, weil ich den Begriff "Genießverhör" noch nie gehört habe.

    Einige der Frauen waren in einer abhängigen Situation, weil der Kindsvater ihr Dienstherr war. Das erinnert mich an die aktuellen Diskussionen über sexualisierten Machtmissbrauch.

  • Leider kann ich den link nicht öffnen. Mein Laptop weigert sich da seit einiger Zeit und sagt immer, Fehler bei der Uhrzeit. Die ich mehrmals aktualisiert habe. Auch kopieren und in die Adresszeile einfügen geht nicht, da sagt er das gleiche. Ich weiß nicht, woran das liegt. X(



    Tja, wenn allen Liebenden immer vernünftig wären ...

    Es gab sehr viele Mineure, in Göschenen waren es zweitweise ca. 1400, in Airolo 1800. Bei einem Drei-Schicht-Betrieb waren ca 500 Arbeiter im Stollen.

    insgesamt schätzt man, dass um 6000 Arbeiter in diesen zehn Jahren in Airolo und Göschenen waren, die Fluktuation war recht hoch.

    Ja das ist es wohl, die Vernunft geht im Augenblick der Leidenschaft flöten.


    Das war wirklich ein großes Aufkommen an Arbeitern. Die Fluktuation lag wohl hauptsächlich an Krankheiten und Unfällen, oder wie bei Piero, wenn einer nicht spurt, wird er entlassen.

  • Danke für den Link, ich habe das mit Interesse gelesen, weil ich den Begriff "Genießverhör" noch nie gehört habe.

    Einige der Frauen waren in einer abhängigen Situation, weil der Kindsvater ihr Dienstherr war. Das erinnert mich an die aktuellen Diskussionen über sexualisierten Machtmissbrauch.

    Es war ja auch immer die Frau dafür verantwortlich, dass der Mann übergriffig wurde. Das ist sicher den verschrobenen Ansichten der Kirche zuzuschreiben. Da wetterten die Priester ja immer gegen die Frauen, die den Männern so gefährlich wurden, weshalb auch immer. Gründe gab es genug.

    Aber gerade in Johannas Fall fand ich es von den Eltern, die es sich durchaus hätten leisten können, unglaublich hart und gefühllos. Erfährt man eigentlich noch von ihrem Schicksal? Ich bin im letzten Abschnitt und sie wurde nicht mehr erwähnt.

  • Das war wirklich ein großes Aufkommen an Arbeitern. Die Fluktuation lag wohl hauptsächlich an Krankheiten und Unfällen, oder wie bei Piero, wenn einer nicht spurt, wird er entlassen.

    Und auch daran, dass die Arbeit sehr anstrengend war. Je tiefer es in den Berg ging, um so heißer war es. Dazu kam extrem hohe Luftfeuchtigkeit.

  • Leider kann ich den link nicht öffnen. Mein Laptop weigert sich da seit einiger Zeit und sagt immer, Fehler bei der Uhrzeit. Die ich mehrmals aktualisiert habe. Auch kopieren und in die Adresszeile einfügen geht nicht, da sagt er das gleiche. Ich weiß nicht, woran das liegt. X(

    Das ist ein PDF, vielleicht liegt es daran.

  • Es war ja auch immer die Frau dafür verantwortlich, dass der Mann übergriffig wurde. Das ist sicher den verschrobenen Ansichten der Kirche zuzuschreiben. Da wetterten die Priester ja immer gegen die Frauen, die den Männern so gefährlich wurden, weshalb auch immer. Gründe gab es genug.

    Aber gerade in Johannas Fall fand ich es von den Eltern, die es sich durchaus hätten leisten können, unglaublich hart und gefühllos. Erfährt man eigentlich noch von ihrem Schicksal? Ich bin im letzten Abschnitt und sie wurde nicht mehr erwähnt.

    Die Schweiz war ja streng katholisch und in dem Bericht sieht man ja, wie nachsichtig die Männer beurteilt wurden.

    Johanna kommt noch mal vor.

  • Die Schweiz war ja streng katholisch und in dem Bericht sieht man ja, wie nachsichtig die Männer beurteilt wurden.

    Johanna kommt noch mal vor.

    Ich dachte, sie wäre streng calvinistisch gewesen, aber die waren auch nicht nachsichtiger als die Katholiken.

  • Am Ende des Tages war die Zeit nicht nur dort einfach noch extrem Frauenfeindlich. Die hatten zu spuren und Kinder zu gebären, aber bitte nur dem, der sie auch geehelicht hat.

    Manchmal hat man das Gefühl, dass die Männer Angst vor starken Frauen hatten und sie deshalb mit allen Mitteln klein gehalten haben. Teresa, die Italienerin ist ja auch verschrien, weil sie ihre Meinung sagt und nicht nur brav zu Boden kuckt, wenn jemand ihr doof kommt.


    Die Geschichte von Johanna ist wirklich furchtbar. Keiner hält zu ihr, die feine Dorfgemeinschaft verstößt sie und ihr wird das Kind weggenommen. Ich hoffe mal, sie überlebt das und kann ins Leben zurück finden. Ich fürchte ja, sie wird sich umbringen.


    Piero und Helene finden zusammen. Ich hoffe mal sehr, dass Helene nicht das gleiche wie Johanna durchmachen muss.... Und ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, wie das in der Zukunft funktionieren soll, ich denke Helene wird woanders nicht glücklich und mit Piero wird es in Göschenen wohl keine Zukunft geben.

    Ich lass mich mal überraschen.


    Die Arbeitsbedingungen im Tunnel werden immer schlechter und die Arbeiter begehren auf. Ob das mit dem Streik klappt? Und dann das gewünschte Ergebnis bringt? Werden wir wohl im nächsten Abschnitt erfahren.

    Wünschen würde ich es mir, die Arbeitsbedingungen sind ja wirklich katastrophal. Mal sehen, welchen Part Piero dabei einnimmt.


    KarinS Hast du Piero und Peter eigentlich absichtlich so benannt? Die Namen bedeuten ja im Prinzip beide das Selbe... Und apropos Namen. Meine Töchter haben sowohl Mädchen mit den Namen Helene, Johanna und auch Paula im Jahrgang. Anna kennen wir auch eine.... Sprich die alten Namen sind grad wieder arg in Mode

  • Ich bin noch nicht sehr weit in diesem Abschnitt aber Johanna tut mir jetzt schon leid.

    Schwanger vom toten italienischen Geliebten...............

    Und Ruedi kann nicht über seinen Schatten springen, sehr schade. Er entwickelt sich leider immer mehr zum Negativen. Aber es gibt Menschen, die mit einer solchen seelischen Kränkung überhaupt nicht klar kommen können..........

  • KarinS Hast du Piero und Peter eigentlich absichtlich so benannt? Die Namen bedeuten ja im Prinzip beide das Selbe... Und apropos Namen. Meine Töchter haben sowohl Mädchen mit den Namen Helene, Johanna und auch Paula im Jahrgang. Anna kennen wir auch eine.... Sprich die alten Namen sind grad wieder arg in Mode

    Zunächst nicht. Piero hieß im ersten Entwurf noch Francesco.

    Peter war immer Peter ( er ist einem sehr netten Peter nachempfunden, den ich mal kannte - vor 40 Jahren). Ursprünglich sollte Enzo Piero heißen, und dann ist es mir immer wieder passiert, dass ich statt Francesco Piero geschrieben habe und das fühlte sich für die Figur viel passender an. Also habe ich umbenannt. Später ist mir dann aufgefallen, dass die beiden Männer damit quasi den gleichen Namen haben, fand ich aber gut.

  • Teresa, die Italienerin ist ja auch verschrien, weil sie ihre Meinung sagt und nicht nur brav zu Boden kuckt, wenn jemand ihr doof kommt.

    Teresia Chiodo gab es wirklich. Sie galt in Göschenen als ein "gefürchtetes und berüchtigtes Weib". Sie hat sich in der sehr männlich geprägten Welt des Tunneldorfs behauptet, wohl auch mal zugeschlagen, wenn ihr jemand blöd kam. Es gab ein Gerücht, dass sie einmal am Barbara-Tag an der Spitze von 20 Mann einen Italiener aus der Haft befreit hat. Die Göschener haben ihr so ziemlich alles zugetraut - was ihr dann zum Verhängnis wurde, als sie und ihr Mann 1876 in einen Mordfall verwickelt wurden. Sie muss eine sehr interessante Frau gewesen sein. Leider habe ich nicht rausbekommen, was aus ihr nach dem Mordprozess geworden ist, deshalb habe ich diesen Teil ihrer Geschichte im Buch auch nicht erzählt.

    Wenn ich jetzt so nachdenke, hätte ich locker einen Zweiteiler aus dem Gotthard machen können, es gibt so unglaublich viel Stoff.


    Quelle: Alexandra Binnenkade "

    Ein gefürchtetes und berüchtigtes Weib : zur

    fiktionalen Qualität von Gerichtsquellen"