'Bergleuchten' - Kapitel 25 - 36​

  • Piero war einer der Wortführer. Die Idee mit Stockalper zu sprechen kam zuerst von Luigi Dissune (S. 272 oben). Piero übernimmt dan die Initative weil er Dissune für ein Großmaul und Unruhestifter hält.

    Davor bringt aber Piero den Bauleiter, der Favres Stellvertreter ist, ins Gespräch (selbe Seite) - ich dachte, damit meint er Stockalper :/

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend U. T. Bareiss: Green Lies - Tödliche Ernte

  • Tante Li schrieb:

    Erstens das und dann wundert mich schon, dass weder Helene noch Piero Reue zeigen, dass sie miteinander zu weit gegangen sind, als die Schwangerschaft deutlich wird.


    Aber da war Piero doch schon weg, oder?

    Ja, sie merkt erst nachdem er fort ist, dass ihre Tage ausbleiben. Und zunächst hofft sie ja noch, es wäre nur eine Unregelmäßigkeit, weil sie mmer unregelmäßig waren.


    Was meinst du mit bereuen? Weil sie "gesündigt haben"? Weil sie leichtsinnig waren? Helene ist da zwiespältig. Sie hat Angst, was aus ihr wird, sie hofft, dass Pieros sich meldet. Aber wirklich bereuen tut sie es nicht. Sie will dieses Kind.


    Zitat

    Sie legte die Hand auf ihren Bauch. Dort wuchs Pieros und ihr Kind. Die Vorstellung, dass aus ihrer Liebe Leben entstand, hatte etwas Beglückendes. Sie liebte dieses unbekannte Wesen jetzt schon. Doch gleich darauf packte sie die Angst. Was sollte aus ihr werden?

  • Ja, sie merkt erst nachdem er fort ist, dass ihre Tage ausbleiben. Und zunächst hofft sie ja noch, es wäre nur eine Unregelmäßigkeit, weil sie mmer unregelmäßig waren.


    Was meinst du mit bereuen? Weil sie "gesündigt haben"? Weil sie leichtsinnig waren? Helene ist da zwiespältig. Sie hat Angst, was aus ihr wird, sie hofft, dass Pieros sich meldet. Aber wirklich bereuen tut sie es nicht. Sie will dieses Kind.

    Ja, ich meine das "gesündigt" - nicht nur im religiösen Sinne, sondern auch in dem, was damals Brauch und von ihrer Dorfgemeinschaft anerkannt war.

    Außerdem hätte sie die Monate abwarten können, bis Piero sich meldet.

    Und bei ihm hätte sich auch spätestens dann Reue zeigen sollen, als ihm klar wurde, dass das Kind höchstwahrscheinlich von ihm sein wird und er durch seine ungestüme Leidenschaft Helene in diesen Ausweg mit der übereilten Ehe gedrängt hat.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend U. T. Bareiss: Green Lies - Tödliche Ernte

  • 🤩 Inzwischen habe ich herausgefunden in welchem der vielen Castelnuovos Pieros Elternhaus steht. War es besondere Absicht, dass es der Herkunftsort von Don Bosco ist?

    Dieser Heilige hat ja zu diesem Zeitpunkt noch gelebt und in der Gegend gewirkt.

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    :lesend U. T. Bareiss: Green Lies - Tödliche Ernte

  • Ja, ich meine das "gesündigt" - nicht nur im religiösen Sinne, sondern auch in dem, was damals Brauch und von ihrer Dorfgemeinschaft anerkannt war.

    Ich schrieb schon mal, es gab immer wieder junge Leute, die sich nicht an die geltenden Moralvorstellungen gehalten haben. Helene gehört dazu. Sie verstößt ja schon damit gegen das, was "Brauch" war, in dem sie lieber ihren Vater auf seinen Fahrten begleitet, statt im Haushalt zu arbeiten. Sie tut das, was sie für richtig hält. Das muss nicht jeder gut finden.

    Allerdings sind die größten Liebesgeschichten so entstanden. Was wäre "Romeo und Julia", wenn die beiden sich brav an die Regeln ihrer Eltern gehalten hätten? Eine sehr langweilige Geschichte.



    Zitat

    Außerdem hätte sie die Monate abwarten können, bis Piero sich meldet.

    Das verstehe ich nicht. Womit abwarten? Mit der Hochzeit mit Peter? Sie wusste ja gar nicht, ob Piero noch lebt. Er war immer noch krank, als er gegangen ist. Und dann drängte die Zeit, denn unehelich Schwangerschaften mussten gemeldet werden.


    Zitat

    Und bei ihm hätte sich auch spätestens dann Reue zeigen sollen, als ihm klar wurde, dass das Kind höchstwahrscheinlich von ihm sein wird und er durch seine ungestüme Leidenschaft Helene in diesen Ausweg mit der übereilten Ehe gedrängt hat.


    Es tut ihm ja leid. Nur ändern kann er es nicht mehr. Er kann nur ihre Bitte respektieren, sich nicht mehr zu melden.

  • 🤩 Inzwischen habe ich herausgefunden in welchem der vielen Castelnuovos Pieros Elternhaus steht. War es besondere Absicht, dass es der Herkunftsort von Don Bosco ist?

    Dieser Heilige hat ja zu diesem Zeitpunkt noch gelebt und in der Gegend gewirkt.

    Ja, ist Castelnuovo don Bosco. Damals hieß es nocht nicht so. Wie hast du das rausbekommen?

  • :/ Drücke ich mich so unverständlich aus :unverstanden Es geht mir hier um Reue. Bereuen kann man auch Taten, die man (aus welchen Gründen auch immer) begangen hat und im Nachhinein als verkehrt oder dem Zweck undienlich bewertet.

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    :lesend U. T. Bareiss: Green Lies - Tödliche Ernte

  • Ja, ist Castelnuovo don Bosco. Damals hieß es nocht nicht so. Wie hast du das rausbekommen?

    Über die Reiseroute, die Piero zurücklegt - mit Hilfe meines Autoatlas' und Wikipedia ;) war nicht ganz einfach, weil es so viele Orte dieses Namens gibt.

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    :lesend U. T. Bareiss: Green Lies - Tödliche Ernte

  • :/ Drücke ich mich so unverständlich aus :unverstanden Es geht mir hier um Reue. Bereuen kann man auch Taten, die man (aus welchen Gründen auch immer) begangen hat und im Nachhinein als verkehrt oder dem Zweck undienlich bewertet.

    Ich kann mir nicht vorstellen, dass Helene es bereut, dazu ist sie viel zu erfüllt von ihrer Liebe zu Piero. Dieser weiß ja nichts von dem Baby und liebt Helene ja immer noch, wartet nur auf eine Möglichkeit, sie heiraten zu können. Also hat auch er keinen Grund zur Reue.

  • Auch wenn ich in diesem Abschnitt noch lange nicht durch bin:


    Mit hätte ein Drama um die Beziehung Helene/Piero gereicht. Genügend Stoff dazu wäre da gewesen.....

    Peters unglückliche Liebe hätte ich nicht gebraucht.

    :write


    Ich steh da mit meiner Meinung meistens alleine da, ich weiß.

    Probleme dieser Art hatte ich schon mit dem einen oder anderen Buch.

    Einmal sogar so große, dass ich seitdem kein Buch mehr von der Autorin gelesen habe.

    Aber das wird hier nicht passieren.

    Ähm, normalerweise bin ich doch derjenige, der mit seiner Meinung alleine auf weiter Flur steht? ;-) Mir fallen aus dem Stegreif auch einige Autoren ein, von denen ich keine Bücher mehr lesen werde bzw. nur nach vorheriger ausführlicher Information über den Inhalt lesen würde.


    MIr ist die Dramatik in diesem Buch hier eigentlich zu hoch. So gut sind meine Nerven nicht mehr. :alter Das Elend der Arbeiter hätte mir gereicht, da hätte ich nicht diese (bisher) unglückliche Liebesgeschichte gebraucht, die das Bild weiter verdüstert. Ganz ehrlich: hätte ich mir das Buch selbst gekauft, würde ich nicht zu Ende lesen; ich hätte vermutlich spätestens bei der Geschichte mit Johanna abgebrochen. Es ist mir einfach zu viel des Negativen. Drum brauche ich auch so lange: ich muß nach ein paar Seiten etwas Erfreulicheres dazwischen schieben.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • MIr ist die Dramatik in diesem Buch hier eigentlich zu hoch. So gut sind meine Nerven nicht mehr. :alter Das Elend der Arbeiter hätte mir gereicht, da hätte ich nicht diese (bisher) unglückliche Liebesgeschichte gebraucht, die das Bild weiter verdüstert. Ganz ehrlich: hätte ich mir das Buch selbst gekauft, würde ich nicht zu Ende lesen; ich hätte vermutlich spätestens bei der Geschichte mit Johanna abgebrochen. Es ist mir einfach zu viel des Negativen. Drum brauche ich auch so lange: ich muß nach ein paar Seiten etwas Erfreulicheres dazwischen schieben.

    Dabei habe ich die Verhältnisse noch nicht mal so drastisch geschildert, wie sie in Wirklichkeit waren, weil mir das auch zu viel war.

  • Dabei habe ich die Verhältnisse noch nicht mal so drastisch geschildert, wie sie in Wirklichkeit waren, weil mir das auch zu viel war.

    Ist mir nach Deinen Kommentaren hier in der Leserunde schon klar. In Sachbüchern ist meine "Mitleidensfähigkeit" ziemlich hoch, da vertrage ich einiges. In Romanen komme ich da schon eher an meine persönliche Grenze der "Leidensfähigkeit".

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Ist mir nach Deinen Kommentaren hier in der Leserunde schon klar. In Sachbüchern ist meine "Mitleidensfähigkeit" ziemlich hoch, da vertrage ich einiges. In Romanen komme ich da schon eher an meine persönliche Grenze der "Leidensfähigkeit".

    Was ich jetzt tatsächlich als Kompliment nehme, weil die Geschichte dich "mitnimmt" ( im wahren Sinne des Wortes) und das ist ja eigentlich das, was ich als Autorin möchte. :-) Also nicht, dass es dir schlecht geht, aber dass die Situation der Menschen fühlbar wird. Manche berührt das stärker als andere. Sachbücher vemitteln Wissen, und sollten mMn nicht die emtionale Ebene ansprechen, bei Romanen ist das anders.

    Ich merke übrigens auch, dass ich mit zunehmendem Alter empfindlicher werde und manche Dinge nicht mehr lesen kann und will.

  • Was ich jetzt tatsächlich als Kompliment nehme, weil die Geschichte dich "mitnimmt" ( im wahren Sinne des Wortes) und das ist ja eigentlich das, was ich als Autorin möchte.

    Das kannst du auch als Kompliment auffassen; das Buch ist sehr gut geschrieben und läßt sich gut lesen, das viel gerühmte Kopfkino springt jeweils schon bei den ersten gelesenen Worten an.



    Ich merke übrigens auch, dass ich mit zunehmendem Alter empfindlicher werde und manche Dinge nicht mehr lesen kann und will.

    Ich habe mich in mancher Hinsicht lesemäßig verändert, vor allem lese ich seit geraumer Zeit deutlich weniger als früher, was mich selbst irritiert. Denn immer, wenn mir eines meiner Bücher "in die Hände fällt", denke ich "ach ja - gleich lesen". Stelle es ins Regal zurück und lese eben nicht. So langsam kommt mir der Verdacht, daß das auch mit dem nun schon jahrelang ununterbrochen anhaltenden "Krisenmodus" zusammen hängt, der wegen gesundheitlicher Probleme in 2019 für mich schon ein Jahr länger durchgehend anhält. Und die dank des Wirtschaftsministers hinzugekommene Sorge bzw. Angst, wie lange wir noch in unserem Haus leben können, macht es auch nicht gerade leichter. Auch durch diese ganzen Dinge ist mein Fell deutlich dünner geworden.



    Es kommt also zum Streik. Ich habe mich etwas gewundert, daß die paar Männlein der Bürgerwehr so schnell gegen die wohl über tausend Arbeiter gesiegt haben. Sicher hatten die Gewehre, aber bei der Überzahl hätte ich doch gedacht, daß die Bürgerwehr überrannt wird.


    Piero wird angeschossen und kann letztlich fliehen - um vom Regen in die Traufe zu kommen. Mit seinem Bruder ist keine Versöhnung möglich. Immerhin erhält er durch seine Mutter die Gelegenheit, sein Studium beenden zu können.


    Helene erwartet also ein Kind, das war ja fast zu erwarten. In der Not heiratet sie Peter. Wie es wohl gekommen wäre, hätte ihre Mutter ihr den ersten Brief von Piero ausgehändigt? Das muß mental nun eine ziemlich üble Situation sein, die sich möglicherweise auch nicht im Laufe von Jahren bessern wird. Daraus kann nichts Gutes mehr entstehen. Eigentlich kann Peter einem leid tun.


    Ich habe offen gesagt teils sehr schnell, manchmal nur diagonal gelesen, um die Handlung zu erfassen. Mir ist das, wie früher erwähnt, insgesamt zu dramatisch, zu düster und fast schon hoffnungslos. Für mich hätte es in dem Buch nur eines Handlungsstranges bedurft: entweder der Tunnelbau ausführlicher (was ich hier bevorzugt hätte) oder nur den Strang zwischen Piero und Helene (ohne das restliche Elend). Beides zusammen ist mir derzeit zu viel.


    Übers Wochenende werde ich nicht zum Lesen kommen und das Buch dann nächste Woche beenden.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Es kommt also zum Streik. Ich habe mich etwas gewundert, daß die paar Männlein der Bürgerwehr so schnell gegen die wohl über tausend Arbeiter gesiegt haben. Sicher hatten die Gewehre, aber bei der Überzahl hätte ich doch gedacht, daß die Bürgerwehr überrannt wird.

    Gemäß der Analyse von Alexandra Binnenkade hatte die Italiener die Bürgerwehr zunächst gar nicht ernst genommen. Sie haben wohl nicht damit gerechnet, dass wirklich geschossen wird und waren auch nicht darauf vorbereitet. Und es waren auch Frauen und Kinder auf der Straße.


    Zitat

    Die italienischen Arbeiter standen am zweiten Streiktag mehrheitlich auf der Gotthardstraße und nicht beim Tunnelzugang. Viele trugen ihre Festtagskleider, und es waren auch Frauen und Kinder dabei. In Gruppen standen sie zusammen und diskutierten, einige sangen oder spielten Boccia, andere schauten aus den Fenstern ihrer Unterkünfte zu, was sich auf der Strasse abspielte. Ein paar holten sich ein Fässchen Bier und etwas zum Essen und gingen ein Stück weg vom Dorf.
    Als die Mannschaft aus Altdorf eintraf, liefen einige hundert hinter ihr her, lachten und foppten sie. Luigi Dissune machte der Mannschaft durch die Menschenmenge eine Gasse frei, eine Form von Spass, welche die Mitglieder der Bürgerwehr als Spott verstanden. Als sich kurze Zeit später ein Teil der Bürgerwehr beim Wendemanöver in die falsche Richtung drehte, lachten erneut viele Italiener, die ganz allgemein in ausgelassener Stimmung waren.
    Salvatore Villa war einer der ersten, der von einem Schuss getroffen wurde. Er war auf der Anhöhe gestanden und hatte dort, gut sichtbar, in Richtung der Bürgerwehr die Hosen heruntergelassen und die Göschener mit seinem nackten Hintern verspottet.

    Quelle: Alexandra Binndenkade - Sprengstoff

    Der Streik der italienischen Gotthardtunnelarbeiter – Alltag und Konflikte im Eisenbahnerdorf Göschenen 1875




    Selbst als die Bürgerwehr geschossen hat, waren die Streikenden zunächst der Meinung, das wären nur Platzpatronen, denn die Urner haben zunächste über die Köpfe der Italiniener gezielt. Und als dann klar war, die schießen scharf, ist Panik ausgebrochen.