Mindestlohn für alle - Ja oder Nein?

  • Immer mehr Wirtschaftsdenkende und Intellektuelle fordern einen Mindestlohn für alle Bürger.


    Dies wäre eine völlige wirtschaftspolitische Umgestaltung.


    Was haltet ihr davon?

    Die Geschichte lehrt die Menschen, daß die Geschichte die Menschen nichts lehrt.


    Mahatma Gandhi, indischer Freiheitskämpfer

  • Was ich davon halte?


    Ich glaub, da müßte man wirklich das Volk austauschen, um so etwas wirklich durchzuziehen.


    Angeblich soll es in etwa in Teilen Ostaustraliens in etwa funktionieren, aber ich habe diese Infos lediglich aus dritter Hand, also keine Belege...und ich zweifle das auch eher skeptisch an.


    :wave
    Ikarus

  • Zitat

    Original von Perseus
    Immer mehr Wirtschaftsdenkende und Intellektuelle fordern einen Mindestlohn für alle Bürger.


    Dies wäre eine völlige wirtschaftspolitische Umgestaltung.


    Was haltet ihr davon?


    Nichts:pille

    „Streite niemals mit dummen Leuten. Sie werden dich auf ihr Level runterziehen und dich dort mit Erfahrung schlagen.“ (Mark Twain)

  • Naja, Bürgergeld ist einfach der monatliche Anspruch jedes Staatsbürgers auf eine festgelegte staatliche Geldzahlung. Oder anders, der Staat gibt jedem Bürger monatlich einen bestimmten Betrag (800€).


    Der gesetzliche Mindestlohn ist wie der Name schon sagt, eine gesetzliche Vorschrift für die unterste Lohngrenze.


    Diese Lohngrenze darf nicht unterschritten werden und ist somit Mindestlohn (entweder wird ein bestimmter Monatsmindestlohn, 1200€, oder ein bestimmter Stundenmindestlohn festgeschrieben). Finde ich ganz vernünftig, ist in sehr vielen Ländern schon Praxis. Da wir mit der Osterweiterung zu kämpfen haben, fänd' ich's nicht verkehrt.

  • Wie Grizzli schon schrieb, werden hier zwei völlig gegensätzliche Konzepte vermengt:


    ein Bürgergeld oder Bürgergehalt wäre quasi die "Dividende der Deutschland AG" und würde den ganzen Hartz-IV-Sozialhilfe-Blödsinn überflüssig machen (wobei 800€ pro Nase nicht finanzierbar wäre, 400-600 wäre vernünftiger)


    Jemand, der Bürgergeld bekommt, kann nach Lust und Laune Mini-Jobs annehmen, und muß seine Einkünfte nur wie jeder andere auch dem Finanzamt offenlegen - das bürokratische Hin-und-Her mit Arbeitsagentur und Sozialamt würde komplett entfallen. Ein Bürgergeld würde auch sicherstellen, daß sich jeder eine Krankenversicherung leisten kann, wodurch der ganze Wasserkopf der einkommensabhängigen Beitragserhebung durch gesetzliche Krankenkassen überflüssig würde.


    Wer im Jahr genug verdient, um z.B. 12.000 € Steuern zu zahlen, würde sein Bürgergeld nicht ausgezahlt, sondern als Freibetrag auf die Steuern angerechnert bekommen. Fairer und gerechter geht es eigentlich nicht.



    Ein Mindestlohn hingegen würde genau die Minijobs verbieten, mit denen ein Leistungsempfänger sich etwas dazuverdienen kann. Ein Mindestlohn stellt den Arbeitgeber vor die Wahl: "Zahl dem Arbeiter genug, um seine Familie zu ernähren, oder schmeiß ihn ganz raus", was in vielen Fällen auf letzteres hinausliefe.


    Wenn z.B. der "Studienkreis" verpflichtet würde, seinen Nachhilfelehrern einen monatlichen Mindestlohn zu zahlen, würde für meine Verlobte ganz schnell die Hälte ihres Einkommens wegfallen - diese Nachhilfeorganisation könnte dann nämlich von jetzt auf gleich dichtmachen, weil man Nachhilfelehrer nun mal nicht 8 Stunden am Tag beschäftigen kann.


    Das eine ist also ein liberales Konzept, und das andere ein sozialistisches.

  • Zitat

    Original von Grizzly


    Der gesetzliche Mindestlohn ist wie der Name schon sagt, eine gesetzliche Vorschrift für die unterste Lohngrenze.



    Nur zur Information: Ein gesetzlichen Mindestlohn gibt es in Deutschland nicht, wohl aber einen tariflichen Mindestlohn. Wird ein Tarifvertrag für allgemeinverbindlich erklärt, dann würde ein dort vereinbarter Mindestlohn eines gesetzesähnlichen Charakter haben.


    In der Sache selbst bin ich gegen ein Bürgergeld und auch gegen einen gesetzlich garantierten Mindestlohn. In diesem Land haben wir schon genug Regularien, wir brauchen keine neuen, die bürokratie weiter aufbauschende Vorschriften und Regelungen. Zudem würde sich in der Praxis die Finanzierung eines Mindestlohns stellen. Wie soll ein Betrieb beispielsweise diesen Lohn zahlen, wenn er gar nicht in der Lage ist ihn zu erwirtschaften?
    Das alles sind Denkmodell aus der Planwirtschaft. Dort haben sie bereits ihre Unvereinbarkeit mit der Realität bewiesen.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • [PHP]Wie soll ein Betrieb beispielsweise diesen Lohn zahlen, wenn er gar nicht in der Lage ist ihn zu erwirtschaften?
    Das alles sind Denkmodell aus der Planwirtschaft. Dort haben sie bereits ihre Unvereinbarkeit mit der Realität bewiesen.[/PHP]


    Voltaire unterschreib :write


    Unser Unternehmen bearbeitet Überkapazitäten von Fremdfirmen ( sog. Outsourcin, Lohnveredelung ) Seit ca. 3 Jahren ist es verdammt hart geworden, so zu wirtschaften, dass am Monatsende noch was übrig bleibt, denn die Fixkosten bleiben konstant, bzw. steigen ( Sozialabgaben etc ) aber was die Stundensatzpreise, bzw. Stückzahlenpreise anbelangt müssen wir mit Ländern in Osteuropa (neuerdings verstärkt China )konkurrieren. Und das wird auf Dauer nicht mehr für uns funktionieren. Wir mussten schon 3 Festangestellte in den letzten 2 Monaten entlassen deswegen. Und wir stellen auch nur noch geringfügig Beschäftigte ein.
    Wenn also Mindestlöhne, dann bitte zuerst Mindestpreise !!!


    Grüssle

  • Mindestlöhne sind dazu da, um den Arbeitern (nicht Angestellten!) einen Lohn für eine bestimmte Tätigkeit zuzusichern.


    In Mexico liegt der gesetzliche Mindestlohn bei etwa 4 USD pro Tag, in den USA bei 5,50 USD/h. In Mexico beispielsweise verdient ein durchschnittlicher Arbeitnehmer (hier egal ob Arbeiter, Angestellter oder Selbständiger) den zweieinhalbfachen Mindestlohn, also etwa 10 USD pro Tag, in den USA ist es etwas über 12 USD/h. Gleichzeitig gibt es in Mexico Grundnahrungsmittel, deren Preise vom Staat vorgeschrieben werden, damit sebst die schwächsten Bevölkerungsschichten genug Nahrung zur Verfügung haben, in den USA gibt es das nicht.


    Soweit mir bekannt gibt es in D einen Mindestlohn im Baugewerbe, quasi als Antidumpingmassnahme.


    Grizzly : Meinst Du wirklich 1200 EUR sind ein gerechtfertigter Mindestlohn für Arbeiter? Ich halte es für absolut irreal.
    Wenn man bedenkt, dass es in den USA 880 USD sind, dann sind die Deutschen anscheinend nicht gewillt ihren Lebenstandard auf ein Niveau zu bringen, welches der tatsächlichen wirtschaftlichen Lage des Landes entspricht. Wie soll das Land auf ein kompetitives Mass gebracht gebracht werden, wenn für simple Tätigkeiten ein Vermögen ausgegeben werden muss?


    Deutschland muss entweder hochqualifizierte Arbeit anbieten oder sich mit einem Absinken des allgemeinen Wohlstandes zufrieden geben, weil die Firmen keinen Bedarf an deutschen Arbeitern haben, wenn die Qualität nicht um den gleichen Anteil besser ist, den sie dafür verlangen.
    Wenn im Nachbarland ein Arbeiter noch nicht einmal 5 EUR für eine Stunde bekommt und gleichwertige Arbeit liefert, dann werden die Firmen eben die 200 km oder auch mal 8000 km in Kauf nehmen, weil sie sich hohe Lohnkosten sparen.

  • Zitat

    Original von Oryx


    Soweit mir bekannt gibt es in D einen Mindestlohn im Baugewerbe, quasi als Antidumpingmassnahme.


    Dieser Lohn gilt aber nur bei der Vergabe von öffentlichen Aufträgen an ausländische Firmen mit ausländischen Arbeitern. Diese dürfen im Baugewerbe nicht unter den deutschen Tariflöhnen beschäftigt werden.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Oryx
    Interessant.
    Private Bauherren können also nach Lust und Laune zahlen?



    Auch private Bauherren dürfen keine Dumpinglöhne zahlen, da gibt es dann schon wettbewerbsrechtliche Grenzen.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Oryx
    Aber sie können sich den billigsten Anbieter aussuchen, und der muss ja nicht unbedingt in D beheimatet sein, korrekt?


    Völlig richtig. Nur gebe ich zu Bedenken, dass die Geltendmachung eventueller Ersatzansprüche nicht ganz einfach sein dürfte. Gewährleistungsansprüche im Ausland durchzusetzen ist nicht ganz so leicht.
    Das was du dort evtl. sparst kann sich auch als Pyrhusssieg (richtig geschrieben?) herausstellen.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


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    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von hinterwäldlerin
    so müsste niemand mehr für praktisch nichts jobben.


    Hinterwäldlerin,


    derzeit hast du wenn Du jobbst die Wahl zwischen "sehr wenig verdienen" oder "garnix verdienen". Wenn die Möglichkeit "für wenig Geld jobben" wegfällt, dannheißt das nicht, daß auf einmal viel Geld vom Himmel fällt. Es heißt nur, daß du nicht mehr jobben kannst, weil die betreffenden Jobs ersatzlos wegfallen, weil sie nicht mehr rentabel finanzierbar sind.


    Ein Mindfestlohn ist kein Gebot, viel zu zahlen, sondern nur ein Verbot für Minijobs. Die Leute, die solche Jobs brachen, die also laut deiner Aussage "für praktisch nichts jobben müssen" treibst Du, wenn Du ihnen die "praktisch-nichts-Jobs" auch noch wegnimmst, zwangsläufig in die Sozialhilfe.

  • Interessante Diskussion.


    Mir hat voriges Jahr ein Volkswirtschaftslehredozent mal gesagt, das die Löhne in den nächsten Jahren hier heruntergehen werden, um sich den Strukturen des osteuropäischen Marktes anzugleichen. Die wiederum heben ihre Löhne wieder an, um ein ungefähres Gleichgewicht herzustellen.


    Und was bedeutet tariflicher Mindestlohn? Die Not treibt viele junge Menschen dazu als Taglöhner zu arbeiten, oder ältere nicht qualifizierte Leute.Die Jobs sind sehr hart und schlecht bezahlt. In der Baubranche werden sie oft eingesetzt.
    Es ist ja schön das sie für ein paar Tage Geld haben, aber später werden wir Zeche dafür bezahlen.


    Auch Arbeiter aus dem Ausland werden für den Bau eingesetzt. Teilweise sollen mafiaähnliche strukturen herrschen.


    Und wenn die Arbeitgeber aus sämtlichen Verbänden aussteigen, ihren Hauptsitz im anderen europäischen Land haben, müssen sie sich nicht an irgendwelche tarifrechten halten und zahlen.


    Heuzutage ist alles möglich. Und warum ein Bürgergeld? Warum muss der Staat immer für alles bezahlen?
    Wir sollten viel mehr Eigenverantwortung für unser Leben übernehmen. Es soll natürlich nicht wie in China enden, wo das gesundheitssytem nach dem gesetz der Marktwirtschaft orientiert wurde. Die Leute die nicht viel Geld verdienen können sich Krankheit nicht mehr leisten, weil eine Behandlung sehr viel Geld kostet.


    Zofie :wave