Kochen im falschen Jahrhundert - Teresa Präauer
Herausgeber : Wallstein (Februar 2023)
Sprache : Deutsch
Gebundene Ausgabe : 198 Seiten
ISBN-10 : 3835354299
ISBN-13 : 978-3835354296
Inhalt:
Gastgeberin sein zu können heißt letztlich: erwachsen geworden zu sein. Der Roman eines Abends und einer Einladung zum Essen. Voll mit Rezepten für ein gelungenes Leben und einen misslingenden Abend, der immer wieder neu ansetzt, schlau, witzig, heiter, gleichzeitig begleitet von den unterschwelligen oder ganz offen artikulierten Aggressionen der Beteiligten. In ihren Gesprächen verhandeln sie die ganz großen und kleinen Themen, von den ›Foodporn‹-Bildern im Internet über Kochen, Einkaufen und Wohnen als soziale Praktiken. Zunehmend wird der Abend komischer, tragischer, erotischer – dabei werden einzelne ›heutige‹ Begriffe diskutiert, während die Gastgeberin keine besonders talentierte Gastgeberin ist und sich immer wieder ins falsche Jahrhundert versetzt fühlt. Nebenbei wird in Anekdoten eine Geschichte der Waren, Speisen und des Kochens erzählt.
Die Autorin:
Teresa Präauer geb. 1979, studierte Germanistik und bildende Kunst.Im Wallstein Verlag erschienen die Romane »Für den Herrscher aus Übersee«, »Johnny und Jean« und »Oh Schimmi« sowie der Großessay »Tier werden«, das Geschichtenbuch »Das Glück ist eine Bohne« und der Erzählband »Mädchen«, dessen theoretischen Unterbau Präauers Ende 2021 gehaltenen Zürcher Poetikvorlesungen bilden. Teresa Präauer lebt in Wien.
Mein Leseeindruck:
Beschreibung von Denis Scheck für das Buch: "Hygge from Hell"
Dieses Buch hat mich sehr begeistert und könnte mein Jahreshighlight werden.
Es ist die Geschichte eines Abends, einer Essenseinladung. Die handelnden Personen sind kaum charakterisiert, es sind Typen: die Gastgeberin, ihr Partner, das Ehepaar und der Schweizer. Später kommen noch die Amerikaner dazu. Das reicht aber für die Geschichte völlig aus, denn die Typen stehen sinnbildlich für alle Menschen (aus der westlichen Welt), die sich ins Erwachsenenleben einfinden müssen. Man ist nicht mehr Student, der zum Kochen eben Salz verwendet. Nein, man ist angekommen in der Gesellschaft, hat eine eigene Wohnung mit einem dänischen Esstisch und Bücherregalen, die extra für die Wohnung angefertigt wurden. Und man hat auch nicht mehr einfach Salz auf dem Tisch, sondern rosa Himalaya-Salz in einem speziellen Behalter, natürlich mit passendem Löffelchen. Das alles hat die Autorin ungeheuer scharf beobachtet und beschrieben, abler nicht herablassend oder zynisch, sondern mit einem leichten Augenzwinkern.
Das Dumme ist, dass die Gastgeberin nicht wirklich kochen kann und sehr unsicher ist, ob der geplante Abend so klappt wie er soll. Also hält sie sich genau an die Rezepte im Kochbuch. Sie hat viele davon - und obwohl im Buch nur vom "internationalen Koch" die Rede ist, erkennt man unschwert Ottolenghis Handschrift darin.
Der Abend beginnt wie geplant, die Gäste kommen, man öffnet die erste Flasche Crémant, unterhält sich, macht Fotos und postet sie sofort auf Instagram (natürlich mit Filter) - und plötzlich erfolgt ein Loop, wir sind wieder am Anfang des Abends, aber eine Nuance ist verändert. Damit nimmt der Abend auch einen anderen Verlauf. Mich hat das total fasziniert, es ist, als würde der Abend in einer Zeitschleife immer erneut ablaufen und niemals gleich sein.
Sprachlich finde ich das Buch brillant, die Autorin arbeitet und spielt mit der Sprache sehr gekonnt. Allein das würde das Buch lesenswert machen.
Es gibt einige wenige Kapitel, in denen die Autorin die Leserin direkt mit "du" anspricht, z. B. "Erinnerst du dich ..." Auch diese Abschnitte haben mich sehr angesprochen und auch nicht aus dem Lesefluss herausgeholt. Diese Abschnitte wirkten auf mich manchmal etwas wehmütig, vielleicht, weil ich mich tatsächlich an viele der hier beschriebenen Dinge und Situationen selbst erinnere.
Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung.
Interview Denis Scheck mit Teresa Präauer
Buchbesprechung in "Lesenswert Quartett" (ab ca. Minute 21)
ASIN/ISBN: 3835354299 |