'Die Diplomatin' - Seiten 001 - 076

  • Ich kann euch nur zustimmen, was ihr geschrieben habt. Fred ist eine tolle Figur, und der Humor im Buch ist super. Fred ist einsam und sehnt sich nach mehr.


    Fred gefällt mir übrigens sehr (:grin ich muss übrigens immer an @mazians LKW denken).

    Ich mag ja ambivalente Charaktere in Büchern sehr. Irgendwie blitzt immer wieder durch, dass sie sich ein Leben mit Mann und Kind auch hätte vorstellen können.

    Das sehe ich auch so. Und es ist ja nicht so, als das sie es nicht versucht hätte, wie sie mit Mann Nr. 1 und Nr. 2 zeigt. In der vorherigen Generation im diplomatischen Dienst war es noch ganz klar, der Mann ist Diplomat, Frau und Kinder reisen mit und repräsentieren. Jetzt ist sie die Diplomatin, und ihren Männern war das Leben als Unterstützung der Frau nicht genug. Sie erwähnt es nicht direkt, aber ich bekomme beim Lesen den Eindruck, dass sie dies auch hauptsächlich den "umgedrehten Rollenbildern" zuschreibt, sprich als Mann wäre eine Frau bei ihr geblieben. Insgesamt kommt an mehreren Stellen für mich durch, dass ihr Weg als Frau nochmals deutlich schwieriger ist als als Mann, bspw. in der Besprechung mit der Zentrale.


    Am Ende dieses Abschnittes bin ich mir sicher, dass ich nie und nimmer eine Diplomatin sein wollte. Wenn es "gut" läuft, also entspannt in dem entsprechenden Land, dann ist man dafür da, die Bratwürste etc. für die Feste auszusuchen. Dann ist der Chauffeur die Person, die einem am nächsten steht. Wenn es schlecht läuft, siehe Entführung, dann trägt man für alles die Verantwortung und kann alles eigentlich nur falsch machen. Ein Eiertanz. Richtig krass muss dieser Job sein, wenn wirklich diplomatisches Fingerspitzengefühl gefordert ist, z.B. in Diktaturen. Ich bin gespannt, wohin uns Freds Weg noch führt.

    Das ist auch denke ich ein großes Problem, welches Fred mit ihrem Job hat - wenn es um nichts geht, ist sie gut genug, wenn es um etwas geht, darf sie gar nicht eigenverantwortlich handeln. Aus ihrer Perspektive wirkt es eher so, als ob sie eine Empfangsdame für Deutschland ist, und wenn etwas wichtiges entschieden wird, kommt der Manager. Da kommt eine starke Frustration durch.

    Da wäre ich dann auch mit dabei. Ich möchte auf jeden Fall noch ein Buch von dieser Autorin lesen.:)

    Vielleicht sollten wir Töcher einfach mal im Hinterkopf für eine Querbeetrunde kommendes Jahr behalten :grin

  • Vielleicht sollten wir Töcher einfach mal im Hinterkopf für eine Querbeetrunde kommendes Jahr behalten

    Das klingt gut und ich würde den Versuch auf jeden Fall wagen wollen - allerdings kann ich nicht garantieren, dabeizubleiben. Es klingt, als könnte das Buch bei mir einige Trigger auslösen, über die ich möglicherweise nicht in einem öffentlichen Forum reden mag.

  • Ich bin auch dabei - bei den Töchtern. :)



    Aus ihrer Perspektive wirkt es eher so, als ob sie eine Empfangsdame für Deutschland ist, und wenn etwas wichtiges entschieden wird, kommt der Manager. Da kommt eine starke Frustration durch.

    Ich glaube, das ist eine sehr gute Beschreibung der Rolle einer Botschafterin, eines Botschafters. Denn tatsächlich werden die Entscheidungen im Außenministerium oder im Kanzleramt gefällt.

    Ist ja einerseits logisch, auf der anderen Seite arg frustrierend.


    Dabei fällt mir ein: am frustrierendsten muss es sein, wenn ein Botschafter "einbestellt" wird, um stellvertretend Schimpfe zu kriegen.

  • Über den Beruf einer Botschafterin bzw. eines Botschafters habe ich mir bislang tatsächlich noch keine Gedanken gemacht (viel zu weit weg von meiner Lebenswirklichkeit). Umso mehr freue ich mich über das Buch, das genau das anstößt. Und ich stimme euch zu: bei näherer Betrachtung nicht wirklich ein Traumberuf!


    Ich glaube, das ist eine sehr gute Beschreibung der Rolle einer Botschafterin, eines Botschafters. Denn tatsächlich werden die Entscheidungen im Außenministerium oder im Kanzleramt gefällt.

    Ist ja einerseits logisch, auf der anderen Seite arg frustrierend.


    Dabei fällt mir ein: am frustrierendsten muss es sein, wenn ein Botschafter "einbestellt" wird, um stellvertretend Schimpfe zu kriegen.

    :write Vor allem sind das ja (davon gehe ich aus, wenn sie Jura studiert haben) intelligente Menschen, die bestimmt auch etwas gestalten/bewegen wollen und werden dann zu so einem rein repräsentativen Leben gezwungen.

    Wahrscheinlich wird man bei so einem Job automatisch ein wenig einsamer bzw. hat nicht so viele echte Freunde oder soziale Kontakte, wie wenn man doch ein richtiges Zuhause hat.

    Auch das kann ich nur so :write. Richtige Freundschaften können durch so ein unstetes Leben doch nur ganz schwer geschlossen/gepflegt werden. Auch für die mitreisenden Ehepartner (egal ob w oder m) stelle ich mir das auf Dauer sehr schwer vor. Eine Zeitlang kann ich mir das gut vorstellen, doch nicht ein ganzes Leben lang, vor allem dann nicht, wenn Kinder in ein Alter kommen, in der Freunde immer wichtiger werden. Stelle ich mir ganz schwierig vor bei dauerndem Umzügen und irgendwann ist man doch das dauernde Neu-Anfangen doch auch leid.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • So, ich konnte jetzt auch endlich mit dem Buch starten. Der Einstieg hat mir sehr gut gefallen, ich musste auch oft schmunzeln beim Lesen.

    Mit dem Beruf bzw den Aufgaben von Botschaftern habe ich mich auch noch nie näher beschäftigt, meistens hört man von Diplmaten ja nur, wenn sie wieder irgendwo ausgewiesen werden oder irgendwas ganz gewaltig schiefläuft, wie hier ja auch. Ansonsten trifft der Satz "ich stehe da rum und bin Deutschland" den Job wohl ganz gut.

    Dabei fällt mir ein: am frustrierendsten muss es sein, wenn ein Botschafter "einbestellt" wird, um stellvertretend Schimpfe zu kriegen.

    Das stelle ich mir auch etxrem frustrierend vor.