KaDeWe Haus der Wünsche, Marie Lacrosse , 2.Band

  • KADEWE Haus der Wünsche


    nhaltsangabe:


    Berlin Mitte der 20er Jahre: In der Stadt tobt das Leben, die Strenge des Kaiserreichs ist passé, und Frauen eröffnen sich nie dagewesene Chancen. Im KaDeWe hat sich die Verkäuferin Rieke Krause zur Abteilungsleiterin emporgearbeitet. Währenddessen macht Judith Bergmann Karriere an der Universität und ist mit einem der neuen Geschäftsführer liiert. Rieke und Judith haben noch viele Pläne. Doch dann ziehen dunkle Wolken am Horizont auf. Die neuen Machthaber versuchen, die jüdischen Eigentümer des KaDeWe aus dem Unternehmen zu drängen. Und auch auf Rieke und Judith kommen schwere Zeiten zu ...


    Meine Meinung zur Autorin und Buch

    Marie Lacrosse ist eine großartige Schriftstellerin, sie versteht es jedesmal von neuen zu begeistern. Es ist so als ob sie mich an der Hand nehmen würde um mit mir in die Geschichte des KaDeWe abzutauchen. Auch der Abschlussband ihrer Dialogie , hat mich dermaßen gefesselt, das es mir schwer fiel das Buch aus der Hand zulegen. Sie hat alles wunderbar zusammengefasst, der Werdegang des berühmten Kaufhauses, und der damaligen Zeit, auch das politische Zeitgeschehen .

    Alles ist wie immer hervorragend recherchiert, man spürt mit wieviel Herzblut sie das ganze Geschrieben hat. Die meisten ihrer Figuren sind real und bis auf einige Fiktiv. Auch hat sie sich hervorragend in jede ihrer Protagonisten hinein gelebt, man merkt die Psychologin in ihr.

    Schade das ich Abschied nehmen musste von meinen heiß geliebten Protagonisten, besonders Rieke und Judith.


    Es war mir ein Vergnügen die Freundinnen Rieke und Judith wieder zusehen und sie auf ihren Wegen von 1920 bis 1936 zu begleiten.

    So unterschiedlich sie beide Ihrer Herkunft sind, kann sie nichts trennen.

    Rieke stammt aus einfachsten Verhältnissen von einem der Meyerischen Hinterhöfen in Berlin, und hat es mit viel Fleiß geschafft sich im KaDeWe nach oben zu arbeiten, als Aufsichtsdame in der Damenabteilung. Natürlich hat sie auch ihre Neider, die ihr das Leben schwer machen. Besonders Gunter Perl, sie ist ihm ein Dorn im Auge. Aber Paul Bergmann steht hinter ihr, seine Tochter Judith ist als sozial Arbeiterin , in den Armenvierteln unterwegs, es war einfach rührend wie sie sich für die ärmsten der Armen einsetzte. Die wilden Zwanziger waren schon extrem, als gäbe es kein Heute und Morgen. Martin Tietz , hat große Pläne er baut das Kaufhaus als Luxustempel um, vielleicht etwas Größenwahnsinnig, besonders die Lebensmittel Abteilung, habe ich noch immer deutlich vor Augen, was für ein Luxus, für die reichen. Riekes Mann Peter hat es zum leitenden Dekorateur gebracht , zu gerne hätte ich seine Dekorationen gesehen. Während die ärmsten Hunger leiden, nicht wissen wie sie ihre Miete bezahlen sollen. Ich hatte oft Tränen in den Augen, die Schere zwischen Arm und reich klaffte weit auseinander. Trotzdem war es schön mit Rieke und Judith durch Berlin und das KaDeWe zu schlendern. Aber es bauen sich dunkle Wolken am Horizont auf, die Politische Lage in Deutschland ist am Boden, kein Wunder das Hitler und seine Schergen an die Macht kamen. Das Glück von Rieke , der Jüdin Judith Bergmann den Familien Tietz und Jahndorf sind bedroht, nur weil sie dem jüdischen Glauben angehören. Das ganze soziale Gefüge ist sehr gut beschrieben, es gab keine Sozialversicherung. Es geht sehr spannend und ergreifend zu in der Geschichte, lest es bitte selber.


    ASIN/ISBN: 3442206391

  • Berlin in den 1920er-Jahren: Im KaDeWe hat sich die Verkäuferin Rieke Krause zur Abteilungsleiterin hochgearbeitet. Judith Bergmann dagegen macht Karriere an der Universität. Die beiden Frauen haben noch viele Pläne. Aber es kommen Schwierigkeiten auf Rieke und Judith zu.


    „KaDeWe - Haus der Wünsche“ ist der zweite Band der Kaufhaus-Saga von Marie Lacrosse.


    Meine Meinung:

    Mit 31 Kapiteln, die sich über vier Teile erstrecken und von einem Prolog und einem Epilog eingerahmt werden, greift der Roman auf eine bewährte Struktur zurück. Die Haupthandlung spielt zwischen 1927 und 1934 in Berlin. Genauere Orts- und Zeitangaben erleichtern die Orientierung.


    Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven. Die Sprache ist anschaulich, der Zeit angemessen, einfühlsam und atmosphärisch. Das Glossar erläutert altmodische und weniger bekannte Begriffe. Zwar empfiehlt es sich, den ersten Band vorher zu lesen. Aber auch ohne Vorkenntnisse gibt es keine Verständnisprobleme.


    Erneut stehen Rieke und Judith im Zentrum der Geschichte. Darüber hinaus lernen wir bisher unbekannte Charaktere kennen. Die Figuren sind reizvoll ausgestaltet und wirken glaubwürdig. Ein sehr hilfreiches Extra ist dabei die Personenübersicht.


    Diesmal ist der beschriebene Zeitraum weniger umfassend. Inhaltlich ist der Roman jedoch mindestens genauso interessant. Obwohl die Jahre vor der Machtergreifung literarisch bereits häufig bearbeitet wurde, habe ich mich beim Lesen der mehr als 650 Seiten keineswegs gelangweilt. Die Weltwirtschaftskrise und der Aufstieg des Nationalsozialismus bilden den historischen Rahmen. Vor diesem Hintergrund wird die weitere Entwicklung des Kaufhauses geschildert.


    Dass die Autorin wieder einmal sehr routiniert und sorgfältig recherchiert hat, ist dem Roman an vielen Stellen anzumerken. Wer sich dafür interessiert, was auf echten Tatsachen und was auf Fantasie beruht, wird im ausführlichen und sehr lesenswerten Nachwort („Wahrheit und Fiktion“) fündig. Weiteren Aufschluss gibt das Quellenverzeichnis.


    Das Cover ist zwar etwas austauschbar, passt aber gut zum Genre und zur Reihe. Das gilt auch für den Titel.


    Mein Fazit:

    Auch mit dem zweiten Band der Kaufhaus-Saga hat mich Marie Lacrosse überzeugt. Der Roman „KaDeWe - Haus der Wünsche“ wurde meinen hohen Erwartungen gerecht, sodass ich ihn Fans historischer Literatur gerne ans Herz legen kann. Ich bin schon jetzt gespannt, mit was uns die Autorin zukünftig überraschen wird.


    Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

  • Ziemlich genau vor einem Jahr habe ich den ersten Teil der Kaufhaus-Saga von Marie Lacrosse gelesen. Leider hat es viel zu lange auf meinem Nachttisch gelegen, weil ich mich aus mir nicht bekannten Gründen davor gescheut habe, ein Buch mit 700 Seiten zu lesen. Es gab mal Zeiten, in denen ich genau diese Länge einfach verschlungen habe. Auch diesmal war das der Fall. Meine Sorge, dass ich wochenlang daran lese, hat sich also nicht begründet.


    Auch dieser Teil der Saga widmet sich dem KaDeWe und seiner Entwicklung, diesmal in den Jahren 1927 bis 1934. Nachdem die Hyperinflation überstanden ist, droht dem Kaufhaus eine neue Krise. Die Nazis und damit auch der Antisemitismus erreichen nun auch das KaDeWe. Gleichzeitig erfahren auch die fiktiven Hauptcharaktere Judith und Rieke, was es heißt in einem Deutschland zu leben, das nach und nach von Rechten okkupiert wird.


    Für mich ist es jedes Mal aufs Neue furchtbar traurig, diese Entwicklung Deutschlands in Büchern oder bewegten Bildern mitzuerleben. Obwohl ich jetzt schon sehr viele Bücher darüber gelesen habe und Reportagen über das Thema gesehen habe, bin ich immer wieder aufs Neue total schockiert, dass sowas überhaupt passieren konnte. Ich glaube, damit spreche ich der Autorin aus dem Herzen. Bei den Lesungen, die ich zu den Büchern besucht habe, hat sie immer wieder klar gemacht, wie sehr ihr vor allem das Kriegsthema und auch der Nationalsozialismus zu Herzen geht. Genau das kann man in diesem zweiten Band der Reihe auch so nachlesen. Ich bin mir sicher, dass sie viele ihrer Emotionen und Gedanken über das Geschehen ihren fiktiven Figuren auf den Leib geschrieben hat.


    Ich habe mich öfter gefragt, wer denn nun meine Lieblingsfigur ist: Rieke, die aus einfachen Verhältnissen stammt und sich mittlerweile zur Aufsichtsdame im KaDeWe hochgearbeitet hat, oder Judith, die jüdischer Abstammung ist und sich unter anderem der Forschung sozialer Themen verschrieben hat und im Gegensatz zu Rieke über Reichtum verfügt. Fakt ist, dass beide kein leichtes Leben haben, aber durch ihre Freundschaft zueinander immer Verständnis für die jeweilige Art zu leben haben. Der Kontrast der beiden zueinander hat mir sehr gut gefallen.


    Auch hier sind wieder zahlreiche historische Personen ins Geschehen eingewoben, angereichert mit einer Vielzahl an geschichtlichen Themen. Oft wurden diese nur in einem Nebensatz erwähnt, haben mir aber das Gefühl gegeben, etwas dazu gelernt zu haben. Beispielsweise, dass Modenschauen erst Ende der 1920er Jahre populär wurden oder dass Selbstbedienungsrestaurants auch erst zu der Zeit Einzug in Deutschland gehalten haben. Zugegeben, das waren Themen, über die ich nie nachgedacht habe, aber es war trotz allem interessant zu erfahren. Ich kann dir sagen, dass ich mich wie in einem 700 Seiten langen, spannendem Geschichtsunterricht gefühlt habe. Bekannte Informationen, wie beispielsweise der Börsencrash in den USA 1929 oder die Weltwirtschaftskrise 1931 hat die Autorin nicht nur erwähnt, sondern auch noch authentisch ins Geschehen eingewoben. Immerhin trugen beide Geschehnisse dazu bei, dass die Hermann Tietz OHG in Schieflage geraten ist.


    Die Geschichte des Nationalsozialismus hat die Autorin ebenfalls sehr authentisch dargestellt. Für mich las es sich wie ein Abwärtsstrudel, der zu Beginn nur zögernd begonnen hat und dann immer schneller und immer schneller weiterging. Selten war mir das so bewusst, wie es mir in diesem Buch nahegebracht wurde. Erschreckend finde ich manche Parallelen zu heute, in denen Menschen einfach alles glauben, was sie irgendwo lesen oder hören und plötzlich ihre Gesinnung ändern.


    Wie auch schon beim ersten Teil suggeriert das Cover des Buches, dass der Inhalt eher romantisch verklärt daherkommt. Das ist absolut nicht der Fall. "KaDeWe - Haus der Wünsche" ist gespickt mit Gesellschaftskritik und wie schon oben erwähnt, voller Informationen. Es ist einfach kein leicht wegzulesendes Buch und meiner Meinung nach muss es auch genauso sein. Ich würde mir wünschen, dass das Buch auch von denen gelesen werden, mit dem Thema bisher nicht so vertraut waren. Diese Zeit ist absolut fürchterlich für alle, ob es nun Juden sind oder nicht, und ich hoffe, dass sowas nie wieder passieren wird.


    Wenn dir der erste Teil der Reihe gefallen hat, wird dir auf jeden Fall auch der zweite Teil gefallen. Falls du dir noch nicht so sicher bist, solltest du die Leseprobe lesen. Ich bin der Meinung, dass es jeder zumindest mal anlesen sollte, um sich ein eigenes Bild zu machen. Ich hätte mir vor allem auch gewünscht, noch weitere Jahre über das weitere Bestehen des KaDeWes zu lesen, aber vermutlich gab es hier nicht so drastische Einschnitte in die Firmengeschichte wie in der Zeit seit der Gründung bis 1934.


    Das Buch wurde mir von vom Goldmann Verlag zur Verfügung gestellt. Ich bedanke mich dafür herzlich. Dies hat meine Meinung nicht beeinflusst.