Andreas Winkelmann - Nicht ein Wort zu viel

  • Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)

    «Erzähl mir eine spannende Geschichte. Sie darf fünf Wörter haben. Sonst muss dein Freund sterben.» Was wie ein schlechter Scherz klingt, wird grausame Wirklichkeit. Buchbloggerin Faja traut ihren Augen nicht, als sie ihren Kollegen Claas vor sich auf dem Bildschirm sieht: geknebelt, gefesselt, in Todesangst. Die Botschaft ist an sie persönlich gerichtet. Faja hat keine Ahnung, warum. Oder wer dieses perfide Spiel mit ihr treibt. Doch Claas und sie bleiben nicht die einzigen Opfer …

    Steckt ein ausgeklügelter Plan hinter der «Challenge» oder purer Wahnsinn?


    Autor (Quelle: Verlagsseite)

    Andreas Winkelmann, geboren im Dezember 1968 in Niedersachsen, war Bäcker, Soldat, Sportlehrer, Taxifahrer, Versicherungsfachmann und arbeitete in einer Honigfabrik, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. Er lebt in einem über vierhundert Jahre alten Haus am Waldesrand nahe Bremen. Wenn er nicht gerade in menschliche Abgründe abtaucht, überquert er zu Fuß die Alpen oder wandert am Polarkreis, fischt und jagt mit Pfeil und Bogen in der Wildnis Kanadas oder fährt mit dem Fahrrad durch Skandinavien. «Grenzerfahrungen erweitern den Horizont», findet er.


    Allgemeines

    Erschienen am 13.06.2023 im Rowohlt Verlag als TB mit 400 Seiten

    Gliederung: Roman in fünf Teilen (Wort 1 bis Wort 5), jeweils mit nummerierten Kapiteln

    Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven

    Handlungsort und -zeit: Eine nicht namentlich genannte deutsche Stadt in der Gegenwart


    Inhalt

    Die Buchhändlerin Faja Bartels erhält während einer Autorenlesung in der Buchhandlung „Schriftzeichen“ ein Handyvideo, in dem ihr Kollege Claas Rehagen zu sehen ist. Er ist mit Klarsichtfolie an einen Stuhl gefesselt, ein Zettel vor seiner Brust fordert Faja auf, eine „spannende Geschichte in fünf Wörtern“ zu erzählen, ansonsten werde ihr Bekannter sterben. Faja hält das für einen Scherz von Claas und reagiert falsch, wodurch sie quasi sein Todesurteil unterschreibt. Als weitere Menschen unter vergleichbaren Umständen sterben, wird es den Ermittlern um Kommissar Simon Schierling klar, dass sie es mit einer Mordserie zu tun haben, die im „Literatur-Milieu“ angesiedelt ist. Die Opfer sind Mitglieder einer Online-Community namens „Bücherjunkies“, der Mörder stellt literarische Aufgaben, die am Vorbild Ernest Hemingways orientiert sind und an jedem Tatort wird der sehr erfolgreiche Krimi „Dunkelheit, mein Freund“ von David Sanford vorgefunden.

    Das erste Mordopfer hat eine sehr negative Rezension zu diesem Buch geschrieben, deshalb gerät der Autor, der offenbar etwas zu verbergen hat, unter Verdacht. Aber es gibt in Fajas Umfeld weitere Personen, die sich verdächtig machen.

    Simon erhält bei seinen Ermittlungen Unterstützung von Jaro(slav) Schrader, einem Zielfahnder, der nach einem gründlich misslungenen Festnahmeversuch mit Todesfolge derzeit suspendiert ist, bis er sich einer Therapie bei einer Psychotherapeutin unterzogen hat. Jaro nimmt es mit den Dienstvorschriften nicht so genau und wird dadurch zum wertvollen Helfer für Simon.


    Beurteilung

    Die Handlung von „Nicht ein Wort zu viel“ ist im weitesten Sinne im Literaturbetrieb angesiedelt, die in die Mordserie verwickelten Personen sind - mehr oder weniger erfolgreiche - Autoren, leidenschaftliche Leser, organisiert im Online-Forum „Bücherjunkies“, sowie Buchhändler und Rezensenten.

    Die Aufgabenstellung des Mörders ist originell und es überrascht, wie viel man tatsächlich mit nur fünf Worten erzählen kann. Als Beispiel für diese Flash Fiction dient eine minimalistische Geschichte von Hemingway: „Zu verkaufen: Babyschuhe, nie getragen“.

    Die Handlung gestaltet sich ziemlich komplex, es ist für die Ermittler nicht einfach, ein Motiv für die merkwürdigen Taten zu eruieren, zumal es in Fajas persönlichem Umfeld einige Ungereimtheiten gibt, die auch andere als „literarische“ Motive denkbar erscheinen lassen.

    Die Charaktere der Hauptfiguren Faja, Jaro und Simon, aus deren Perspektiven abwechselnd berichtet wird, sind individuell ausgearbeitet.

    Durch den Perspektivwechsel gestaltet sich die Lektüre kurzweilig und die zunehmende Spannung im Handlungsverlauf sorgt ebenfalls dafür, dass man das Buch nur ungern aus der Hand legt.

    Die Auflösung ist nicht zu früh absehbar, wirkt aber am Ende nicht völlig realistisch.


    Fazit

    Spannende Unterhaltung über eine Mordserie im bibliophilen Umfeld – lesenswert!

    8 Punkte

    ASIN/ISBN: 3499007525

  • Während einer Lesung des Autors David Sanford bekommt die Buchhändlerin Faja Bartels ein Foto auf WhatsApp mit dem halbnackten, gefesselten Claas Rehagen und der Mitteilung „Erzähl mir eine spannende Geschichte. Sie darf fünf Wörter haben. Nicht ein Wort zu viel. Sonst muß dein Freund sterben. Seine Zeit läuft bald ab.“


    Zuerst denkt sie an einen Scherz, aber nachdem sie ein zweites Video bekommen hat, wendet sie sich an die Polizei und Kriminalhauptkommissar Simon Schierling. Faja ist in der Buchbloggerszene bei Instagram aktiv und dort vor allem bei den Buchjunkies. Diesem kleinen Grüppchen berichtet sie darüber und sie beraten sich, welche Geschichte sie wohl schreiben könnte. Leider erfolglos, denn Claas wird tot aufgefunden und bei dieser einen Leiche wird es nicht bleiben. Und immer wieder taucht das neue Buch von Sanford „Dunkelheit, mein Freund“ auf, zu dem Claas einen Verriß geschrieben hatte.


    In einem anderen Strang muß der Zielfahnder Jaroslav Schrader nach Thorsten Fleischer suchen. Jaroslav wurde von seiner Chefin aus der Schußlinie genommen, weil es bei einer geplanten Festnahme zu drei Toten kam und seine Position Fragen aufgeworfen hat. Thorsten kam nach einem Festival nicht mehr nach Hause und sein einflußreicher Vater läßt den 22jährigen durch die Polizei suchen.


    Und irgendwann treffen sich die beiden Stränge, die Beamten ermitteln gemeinsam, um den Täter zu stoppen. Hoffentlich gelingt ihnen das bald!



    Ich bin ein Fan von Andreas Winkelmann. Er schreibt packende Thriller, die von der ersten Seite an fesseln und man als Leser quasi durch das Buch fliegt. So auch in diesem Fall – ein toll konstruierter Plot, rasantes Tempo und ein echter Pageturner. Die Polizei gibt die Hoffnung nicht auf, den Täter zu finden bzw. die auf dem Video abgebildete Person, dadurch ist es ein Wettlauf. Der Autor lenkt die Gedanken und Vermutungen des Lesers immer wieder in bestimmte Richtungen, die sich dann als Irrwege herausstellen. Die Figuren sind facettenreich und die zufällig zusammen ermittelnden Beamten erweisen sich als tolles Team, das durch die unterschiedlichen Charaktere gewinnt. Ihr Privatleben fließt am Rande mit ein und rundet das Ganze ab. Es gibt die ganze Bandbreite der Gefühle - von großer Liebe, fehlgeleiteter Liebe, Demütigung, Hass und Rache. Die Auflösung war eine Überraschung, mit der ich nicht gerechnet hatte.


    Mich hat dieser Thriller begeistert und ich empfehle ihn sehr gerne weiter!

  • Spannender Ansatz


    Ich liebe die Thriller von Andreas Winkelmann - er hat oft sehr einfallsreiche Ansätze und Ideen, was ihn aus der Masse an Thrillern oft heraushebt. Ähnlich einfallsreich ist auch die Grundidee seines neuesten Werks: "Nicht ein Wort zuviel":

    Darin verschlägt es den Leser in die Buchbloggerszene. Was Faja, eine Buchbloggerin, erst als geschmacklosen Scherz abtut, entpuppt sich als schreckliche Realität: Ihr an einen Stuhl gefesselte und sichtlich verängstigte Kollege Claas ist für seine schlechten Scherze bekannt und prompt kurze Zeit tot. Um ihn zu retten, hätte sie eine spannende Geschichte mit nur fünf Worten verfassen müssen. Wer steckt hinter dieser kranken Idee, ein gekränkter Autor?

    Gewohnt wendungsreich und packend schreibt Winkelmann auch diesen Thriller, so packen, dass ich es fast in einem Rutsch durchgelesen habe. Mein Fazit hierzu in fünf kurzen Worten: Danke für diesen Top-Thriller!