Weniger lesen / Abkehr vom Lesen

  • ..., denn rein zahlenmässig lese ich nicht weniger. Ich lese aber anders.

    Den oben zitierten Satz kann ich so nur :write. Laut meiner persönlichen Statistik lese ich sogar wieder etwas mehr als vor vier, fünf Jahren. Nicht weltbewegend mehr, aber ein paar Bücher macht es im Jahresdurchschnitt aus. Und wie bei Streifi auch: ich lese anders bzw. zu anderen Zeiten. Zum Beispiel muss ich mich morgens oft nur noch um mich selbst kümmern und nicht mehr um die übrigen Familienmitglieder, so dass ich da ein paar Minuten Zeit zum Lesen habe. Nicht immer, aber immer wieder. Und das tut mit morgendlichen Anlaufschwierigkeiten sehr gut. Oder Abends: auch da kann ich jetzt wieder lesen, was ich aus Müdigkeitsgründen lange nicht mehr konnte.


    Dafür lese ich unterm Tag zumindest gefühlt weniger. Da sind es momentan vor allem die Online-Brettspiele, die mich ablenken. Andererseits: vielleicht brauche ich auch diese Art von Ablenkung/Entspannung. Von daher würde ich das auch nicht negativ sehen.


    Streifi schrieb:

    Das "ich lese schnell ein paar Zeilen zwischendrin" mag ich nicht mehr, ich möchte mich in eine Geschichte für längere Zeit vertiefen, sonst habe ich kein Gefühl für die Geschichte und ich habe dann weniger davon.

    Das kann ich (zum Glück) schon. Im Gegenteil: ich kann nicht stundenlang lesen. Dann habe ich das Gefühl, die Geschichte rast an mir vorbei und ich kann eben gerade deshalb nicht in sie eintauchen. Ich brauch die Lesepausen zwischendurch, in denen ich die Zeit habe, bewusst und unterbewusst über die Geschichte nachzudenken. Von daher ist für mich mein Lesepensum mit ca. drei Büchern/Monat absolut ok. Und meinen Lesegewohnheiten kommt dieses Lesen auch entgegen.


    Mein persönliches Fazit: Leben ändert sich, Lebensphasen ändern sich und Lesegewohnheiten ändern sich dadurch natürlich auch. Das ist nicht schlimm, sondern normal und kann auch wieder mal in die andere Richtung gehen. Wichtig ist doch, dass man selbst zufrieden damit ist.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021