Der Eisbär und die Hoffnung auf morgen - John Ironmonger

  • Zum Inhalt (lt. Amazon):


    Ein kleines Dorf in Cornwall, ein Eisbär und eine außergewöhnliche Wette um unsere Zukunft

    In dem gemütlichen Pub eines winzigen Fischerdorfes in Cornwall kommt es am Mittsommerabend zu einer folgenreichen Zukunftswette zwischen einem Studenten und einem Politiker. Werden bald auch die 307 Bewohner des Dorfes zu spüren bekommen, wovor die Welt noch die Augen verschließt? Wird das Haus des Politikers in 50 Jahren vom Meer verschlungen werden? John Ironmonger erzählt von der dringendsten Aufgabe unserer Zeit, von einer Reise in die Arktis, von zwei schicksalhaft verbundenen Leben und nicht zuletzt von der großen Frage: Können aus Gegnern Verbündete werden, wenn es um unser aller Zukunft geht?



    Zum Autor:


    John Ironmonger kennt Cornwall und die ganze Welt. Er wuchs in Nairobi auf und zog im Alter von 17 Jahren mit seinen Eltern in den kleinen englischen Küstenort, aus dem seine Mutter stammte. John promovierte in Zoologie; nach Lehraufträgen wechselte er in die internationale IT-Branche. Schon immer hat er geschrieben; seine Romane wurden in viele Sprachen übersetzt. Inspiriert zu »Der Wal und das Ende der Welt« haben ihn unter anderem die biblische Geschichte von Jonas und dem Walfisch, das Werk des Gesellschaftsphilosophen Thomas Hobbes, Jared Diamonds Sachbuch »Kollaps« und viele andere Quellen der Phantasie und des Zeitgeschehens. John Ironmonger lebt heute in einem kleinen Ort in Cheshire, nicht weit von der Küste. Er ist mit der Zoologin Sue Newnes verheiratet; das Paar hat zwei erwachsene Kinder und zwei kleine Enkel. John Ironmongers Leidenschaft ist die Literatur – und das Reisen auf alle Kontinente.



    Meine Meinung:

    Ein kleines Dorf in Cornwall ist erneut Dreh- und Angelpunkt für Ironmongers neue Geschichte. Und wie einst ein Wal so spielt jetzt ein Eisbär eine zentrale Rolle. Das Tier als solches, aber auch die Welt, in der er lebt und die durch den Klimawandel vernichtet werden wird.


    John Ironmonger schreibt über ein hochaktuelles Thema und er tut es in einer Art Parabel. Darauf sollte man sich einlassen, denn nicht alle Geschehnisse sind hundertprozentig realistisch und man merkt natürlich beim Lesen, dass der Autor mit diesem Buch sehr viel sagen möchte. Deshalb begeleitet er seine zwei Hauptdarsteller über den langen Zeitraum von 75 Jahren.


    Alles beginnt mit einer verrückten Wette, geschlossen in einem kleinen Pub in eben jenem Dorf in Cornwall. Vertragspartner sind der Anfangzwanziger Thomas und der gut ein Jahrzehnt ältere und leicht korrupte Politiker Monty. Beide an diesem Abend vom Alkohol schon etwas angefasst, beide um Aufmerksamkeit bemüht. Tom behauptet, dass es in 50 Jahren nicht mehr möglich wäre, eine Stunde auf dem Boden von Montys Ferienhaus zu sitzen, weil dieses bis dahin vom, jedes Jahr steigenden, Meeresspiegel durchspült werden würde. Monty behauptet, das wäre Blödsinn und wenn Toms Vorhersagen nicht eintreffen würden, dann müsste der sich ins Meer stürzen um freiwillig zu sterben. Moderne Medien machen es möglich, dass die Wette schnell viral geht und damit das weitere Leben der beiden Männer maßgeblich beeinflusst.


    In den verschiedenen Abschnitten, die nach 10, 25, 50 und 75 Jahren spielen, wird erzählt, wie es den beiden Hauptdarstellern ergangen ist, wie die Welt sich verändert, wie sie immer wieder aufeinandertreffen und am Ende – ich will nicht zu viel verraten – kurzzeitig sogar auf einer Eisscholle mit einem Eisbären landen.


    Wie schon in Ironmongers Buch „Der Wal und das Ende der Welt“, besticht die Geschichte zum einen durch einen wunderbar warmherzigen und klugen Blick auf die Menschen und die großen gesellschaftlichen Zusammenhänge. Das Thema Klimawandel wird an sehr prägnanten Beispielen, mit Hilfe intelligenter Dialoge, dem Leser nähergebracht. Faszinierend finde ich, dass der Autor dabei keinen erhobenen Zeigefinger braucht und die Dramatik nicht überspitzt wird. Und dass sowohl Tom als auch Monty eine sehr eindrucksvolle Entwicklung durchmachen, der ich wegen ihrer Glaubwürdigkeit von der ersten bis zur letzten Seite folgen konnte. Zum anderen gelingen die Zeitsprünge für mein Empfinden sehr gut. Weder verliert er den Faden und damit den Leser, noch hat man den Eindruck, dass man die Zeit und wichtige Erlebnisse zwischen den Abschnitten verloren hätte.


    Eigentlich messe ich Autoren immer an ihren eigenen Büchern. Also stellt sich die Frage, ob es mir genauso gut wie das „Walbuch“ gefallen hat. Die Geschichte ist anders angelegt und die Personen sind sehr wichtig aber am Ende ist doch der Klimawandel mindestens ein gleichwertiger Hauptdarsteller. Mir hat das gefallen. Anders aber für mich perfekt. Also auch volle Punktzahl.


    ASIN/ISBN: 3103975031

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Ninni Schulman - Den Tod belauscht man nicht

    Hanna Caspian - Im Takt der Freiheit


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Tom Horsmith feiert seinen 20. Geburtstag mit Freunden im Pub seines Heimatdorfes, als der örtliche Abgeordnete dort auftaucht und sich ein Streitgespräch über den Klimawandel entwickelt. Daraus entsteht eine Wette, die die beiden ein Leben lang begleiten und prägen soll. Tom behauptet dass Monty, der Abgeordnete, in 50 Jahren zur Flut in seinem Haus im Wohnzimmer sitzend ertrinken wird. Monty, überzeugter Klimaleugner, widerspricht und verlangt von Tom als Wetteinsatz dessen Leben.

    Wir begleiten die beiden nun die nächsten achtzig Jahre nach diesem Streit, in denen sie immer wieder aufeinandertreffen und ihre Leben sich gegenseitig beeinflussen.


    Ich hatte bis jetzt noch kein Buch von John Ironmonger gelesen, Der Wal und das Ende der Welt steht noch auf meiner Leseliste. Ich fand das Thema dieses Buchs an sich sehr interessant und die guten Besprechungen taten ihr übriges.


    Ich kann mich den Lobeshymnen nur anschließen. Das Buch war unglaublich gut zu lesen, spannend und mit einer wichtigen Aussage versehen. Ich habe es an einem Tag in einem Rutsch gelesen und das Buch dann zufrieden zugeklappt.


    Die Geschichte macht immer wieder Zeitsprünge, aber man hat nie das Gefühl wichtige Dinge verpasst zu haben. Das, was in den Jahren dazwischen passiert ist, fließt ganz nebenbei in die Geschichte ein. Ich hatte die ganze Zeit Bilder vor Augen und war gespannt, was wohl als nächstes passieren wird. Die Charakterzeichnung fand ich sehr gelungen, sowohl Tom als auch Monty haben ihre guten und schlechten Seiten, auch wenn Tom deutlich sympathischer beschrieben ist als Monty. Gut gefallen hat mir, dass die beiden sich, obwohl sie meist gegensätzlicher Meinung sind es am Ende doch schaffen miteinander zu reden und sich gegenseitig zuzuhören. Wenn auch nicht ganz freiwillig.


    Ich kann dieses Buch nur empfehlen. Für mich war es definitiv eines meiner Jahreshighlights.


    10 von 10 Punkte

  • Darum geht’s:

    Schauplatz: Das Dorf Pub eines kleinen Fischerdorfes in Cornwall. Nach einer hitzigen Debatte schließen ein Student und ein Politiker eine schicksalshafte Wette ab. Der Student behauptet, dass aufgrund der sich anbahnenden Klimaveränderungen und dem damit verbundenen Anstieg des Meeresspiegels, das Haus des Politikers in den Fluten versinken wird. Der Politiker hält dagegen und verspricht, in genau 50 Jahren in seinem Wohnzimmer zu sitzen – egal wie die Lage dann sein wird. In den Jahren nach dem Abschließen der Wette, kreuzen sich die Leben der beiden Männer immer wieder und ihre Abmachung begleitet und verbindet die beiden in besonderer Weise auf Schritt und Tritt.


    So fand ich’s:

    Der Klimawandel, ein wichtiges Thema, das zurzeit in aller Munde ist. So hat John Ironmonger nach „Der Wal und das Ende der Welt“ wieder einen Roman geschrieben, der nicht aktueller sein könnte. Und da mich bereits die Geschichte mit dem Wal so stark berührt hatte, ging ich sehr erwartungsvoll an diese Lektüre ran.

    Die kontroverse Debatte in den Rahmen einer Wette zu verpacken, ist eine sehr spannende Idee und lässt so genügend Raum für beide Blickwinkel. Und auch wenn klar ist, wie der Autor selbst zum Thema steht, bleibt er meiner Meinung nach auch der gegnerischen Partei gegenüber fair.


    Ich mag es sehr, wie John Ironmonger seine Figuren darstellt. Sie wirken durchgehend realistisch und sind nicht in schwarz und weiß gezeichnet, sondern haben ihre menschlichen Ecken und Kanten und entwickeln sich über all die Jahre, die die Geschichte andauert, auf eine lebensechte Art.


    Trotz einem bedrückenden Thema habe ich immer wieder gerne zu diesem Buch gegriffen. Besonders gut gelungen empfand ich die leise Spannung, die sich allmählich steigert und mich immer hibbeliger werden ließ, wie denn die Wette wohl ausgehen würde.


    Parallel zum Buch habe ich auch das Hörbuch gehört, was für mich das „Buch-Erlebnis“ zusätzlich vertieft hat. Der Erzähler Johann von Bülow hat meiner Meinung nach, den richtigen Tonfall getroffen, um die Botschaften des Autors entsprechend zu betonen.


    Auch wenn „Der Wal und das Ende der Welt“ mich etwas intensiver berührte, finde ich auch diese Geschichte wieder sehr stark, teilweise auch aufwühlend. Jedenfalls regt dieses Buch zum Nachdenken an und sollte daher von vielen gelesen werden.

  • Leider kann ich mich meinen begeisterten Vorschreiberinnen nicht anschließen. :(


    Das Thema ist wichtig und aktuell - gar keine Zweifel! Doch die Umsetzung hat mir nicht gefallen. Die Charaktere waren mir zu einfach, zu eindimensional und auch allesamt unsympathisch. Es gab etliche Aktionen der beiden Hauptpersonen, die ich viel zu radikal fand, um sie nachvollziehen zu können. Auch wenn ich es versucht habe, das Buch als Parabel oder Märchen zu lesen, wie hollyhollunder schon anmerkt - bei mir hat das nicht funktioniert. Es hat mich weder abgeholt noch mitgenommen, mich hat nicht mal der Ausgang der verrückten Wetter wirklich interessiert. Wenn ich es nicht in der Querbeet-Leserunde gelesen hätte, hätte ich es wahrscheinlich abgebrochen.


    Fairerweise möchte ich aber auch erwähnen, dass sich das Buch schnell und (auch bei Nicht-Gefallen) leicht liest. Die Fakten zum Klimawandel sind zwar besorgniserregend, aber durchaus wissenswert. Die "Hoffnung auf morgen" wurde zwar angesprochen, kam bei mir aber etwas zu kurz. Da hätte ich mir einen etwas positiveren Ausgang gewünscht.


    Fazit: Wichtiges Thema - keine Frage. Aber mir hat die Umsetzung nicht gefallen, auch wenn es sich leicht liest. Deshalb nur fünf von zehn Eulenpunkten.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021