Anna Perbandt - Das Pensionat am Holstentor: Frühlingstöchter

  • Klappentext

    Im renommierten Pensionat am Holstentor lernen die Höheren Töchter Lübecks, was von ihnen erwartet wird. Doch die Jahrhundertwende bringt Veränderungen. Vor allem die temperamentvolle Grafentochter Nora begehrt auf gegen das gesellschaftliche Korsett. Zusammen mit ihren Freundinnen – Kaufmannstochter Agnes, Senatorentochter Lotte und Stipendiatin Fanny – genießt sie das unbeschwerte Pensionatsleben, bevor sich ihr Schicksal entscheidet. Eine Vertraute finden die Mädchen in der jungen Lehrerin Gesche Petersen, die sie in ihrem Wunsch nach Bildung und Selbstbestimmung bestärkt. Doch als Gesche sich in Noras Bruder Henry verliebt, stößt sie selbst an Grenzen. Eine Verbindung mit dem jungen Grafen scheint undenkbar. Auch Noras Freundschaft zu dem jungen Hafenarbeiter Karl sprengt die Konventionen.


    Über die Autorin

    Anna Perbandt arbeitete als Journalistin, bevor sie zum Bücherschreiben kam. Sie liebt die Recherche und verbringt ihre Zeit gerne in Bibliotheken und alten Zeitungsarchiven, immer auf der Suche nach spannenden Fakten aus vergangenen Tagen. Die Geschichten dazu denkt sie sich gerne selbst aus, und so entstand «Das Pensionat am Holstentor», ihr erster historischer Roman.


    Mein persönliches Fazit

    Die „Frühlingstöchter“ sind der Auftakt zu einer zweibändigen Reihe um ein Mädchenpensionat in Lübeck. Mir hat das Buch gut gefallen. Leichte und angenehme Unterhaltung, mit stimmigen Figuren und einem guten Lese-Flow.


    Mir haben die unterschiedlichen Figuren gut gefallen. Jedes der Mädchen aus der Abschlussklasse des Pensionats. Es wurden nicht alle gleich angelegt, sondern jedes Mädchen hat eigene Eigenschaften und ein eigenes Temperament. Man schließt die Mädchen unweigerlich ins Herz. Die junge Lehrerin Gesche Petersen ist erfrischend engagiert und versucht ihr Möglichstes, um den Mädchen in einer Gesellschaft, die Frauen nicht sehr viel Bildung zugesteht, zumindest ein wenig von der weiten Welt zu vermitteln. Natürlich braucht es aber auch einen Gegenpart. Pensionsleiterin Frau Eggers ist stockkonservativ und Gerät dabei immer wieder mit Gesche Petersen aneinander. Diese „Kämpfe“ sind durchaus amüsant zu lesen, kann man sich doch bestens Frau Eggers mit zusammengekniffenen Lippen und einer sauertöpfischen Miene vorstellen.

    Auch wenn Nora manchmal etwas mehr im Vordergrund der Geschichte steht, ist die Erzählung doch so angelegt, dass niemand dabei zu kurz kommt. Die Mädchen sind wirklich toll und es entsteht so ein schönes Wir-Gefühl, dass auch durch die Seiten fühlbar wird.


    ASIN/ISBN: 3499011212

  • Zur Autorin: Kathryn Taylor veröffentlichte ihre erste Geschichte bereits mit elf Jahren. Von da an wusste sie, dass sie irgendwann als Schriftstellerin ihr Geld verdienen wollte. Nach einigen beruflichen Umwegen und einem privaten Happy End ging ihr Traum in Erfüllung: Bereits mit ihrem zweiten Roman hat sie viele begeisterte Leser im In- und Ausland gewonnen. Seitdem gelten ihre Geschichten über große Gefühle und schicksalhafte Begegnungen, die sie auch unter den Pseudonymen Liv Helland und Anna Perbandt veröffentlicht, als Erfolgsgaranten.



    Auf den ersten Seiten hatte ich Internatsszenen aus „Trotzkopf“ vor Augen. Dieser Backfischroman, der zur ähnlichen Zeit spielt wie „Frühlingstöchter“ und in dem die jugendliche Protagonistin, der Wildfang Ilse, auch vom Gut mit Pferden in ein Mädchenpensionat für die Erziehung zur jungen Dame geschickt wird.

    Die Grafentochter Nora stammt aus Travemünde und wird von ihrem Bruder Henry für die Abschlussklasse ins Pensionat nach Lübeck geschickt. Zuvor wurde sie zuhause unterrichtet und hat sich durch den unbeschränkten Zugriff auf die Gutsbibliothek umfangreiches Wissen, weil sie interessiert hat diese Bücher zu lesen, angeeignet. Mir hat Nora sehr gut gefallen, weil sie das Herz auf dem rechten Fleck hat und in ihre Umgebung schaut. So weiß sie vom Gut, dass sie in einer privilegierten Lage ist, es gibt Personal und man versucht ihr anzuerziehen, dass die Spielkameraden in der Kindheit aus dem Dienstbotentrakt i.O. sind, jedoch in der Pubertät Distanz aufzubauen sei. Für Nora ist dies der gleiche Mensch geblieben und Herzenswärme hat sie von der Köchin bekommen, nicht von ihrer Mutter.

    Ihr Bruder trägt früh eine große Verantwortung, da der Vater der beiden Grafenkinder sich im Ausland amüsiert, die Mutter zurückgezogen lebt, muss er sich um Gut und Familie treffen und alle Entscheidungen treffen.

    Noras drei Mitschülerinnen, Kaufmannstochter Agnes, Senatorentochter Lotte und Stipendiatin Fanny, ergänzen gut ihr Naturell und Temperament und diese vier Freundinnen bilden den Bund der Frühlingsschwestern. Der Frühling steht für Erneuerung und Aufbruch, wie passend zu Beginn des 20. Jahrhunderts, in dem Frauen allmählich versucht haben, als denkende und auch gebildete Frauen wahrgenommen zu werden. Mädchen in diesen Kreisen wurden in die Gesellschaft eingeführt und die Eltern schauten schon früh nach passenden Heiratskandidaten. Geld zu Geld, Name oder Titel zueinander passend, Geschäftsverbindungen unterstützend. Liebe/ Zuneigung zählte in diesen Familien kaum, die Frau sollte doch glücklich sein, in einem schönen Haus umgeben von vielen Kindern, an der Seite eines hoch anerkannten Geschäftsmannes oder Adligen leben zu können. War der Mann der Ehefrau überdrüssig, dann schaute er sich eben fürs Vergnügen nach anderen Damen um, das hatte mit seiner Ehe nichts zu tun.

    Die junge Lehrerin Gesche, aufgewachsen auf dem Meer als Kapitänstochter, übt ihren Beruf sehr gern aus. In Noras Pensionat tritt sie ihre erste Stelle an. Sie ist weltoffen und hat erkannt, dass Bildung in aller Hinsicht ein Schatz und eine Chance ist. So dringt sie auch darauf und versteht die Mädchen, dass die Unterweisung mit Nadel und Faden schön und gut ist, doch Bildung auch in den Naturwissenschaften wichtig ist.

    Ich habe diesen Roman SEHR gern gelesen. Ich mochte immer schon Internatsgeschichten und Trotzkopf war als Kind wohl meine erste Begegnung mit einem Buch, dass zu dieser Zeit spielt. Gewissermaßen war dies mein erster hist. Roman und Jahrzehnte später ist dies mein bevorzugtes Lesegenre. Ich hatte damals auch keinen Zweifel daran, dass es eine alte Erzählung war, da ich als Grundschülerin unbedingt die Frakturausgabe der Großmutter und nicht das für mich gekaufte Exemplar lesen wollte.

    Sehr freue ich mich, dass zumindest eine Fortsetzung der Holstentor-Reihe angekündigt ist, ich kann mir noch viel Lesespass auch durch weitere Fortsetzungen vorstellen. Sehr angenehm fand ich die Unterteilung des Buches in viele Kapitel, was zwangsläufig verleitet, mich zumindest, schnell noch weiterzulesen. Leseempfehlung und volle Punktzahl.



    Das Pensionat am Holstentor: Sturmschwestern: Eine historische Familiensaga in Lübeck (Die Holstentor-Reihe, Band 2) – 17. Oktober 2023

    Im renommierten Pensionat am Holstentor sind Nora, Agnes und Lotte nur noch zu dritt, nachdem Fanny den viel älteren Kaufmann Jan Riklof geheiratet hat. Doch die Ehe steht wie befürchtet unter keinem guten Stern. Grafentochter Nora bekommt ihre Jugendliebe, den Hafenarbeiter Karl, nicht aus dem Kopf. Und auch ihr Bruder, Graf Henry, und die junge Lehrerin Gesche Petersen lieben sich heimlich. Doch gesellschaftliche Konventionen verhindern das Glück beider Paare. Nach einer rauschenden Ballnacht überschlagen sich die Ereignisse, und sowohl Nora als auch Gesche müssen alles riskieren, um ihre große Liebe nicht zu verlieren. Ein Happy End scheint beinahe greifbar. Doch dann schlägt das Schicksal unbarmherzig zu …

    ASIN/ISBN: 3499011220

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Meine Meinung

    Das Buch habe ich gestern beendet und es gefällt mir gut.

    Es ist der erste Teil eine Dilogie, die Ende des 19.Jahrhundert, im Übergang zum 20. Jahrhunderts in einem Mädchenpensionat spielt.


    Eine Art Wohlfühlbuch, das für meinen Geschmack zwar ein wenig „liebesromanlastig“ ist, aber doch relativ dezent. Insofern machte das Lesen und mitfiebern mit den Charakteren Spaß.

    Eleonore von Jagow, genannt Nora wird von ihrem Bruder Henry , der momentan das Gut, auf dem sie leben, leiten muß, da sein Vater in Italien weilt und seine Mutter krank danieder liegt, auf ein Pensionat in Lübeck geschickt.


    Die Arbeit, alleinige Verantwortung für das Gut und die Aufsicht über seine sehr lebhafte Schwestern überfordern ihn langsam. So entscheidet er, ihr dort noch gute Erziehung zukommen zu lassen.

    Nora reagiert entsetzt, muß sie doch so ihren Jugendfreund, den Stallburschen Karl verlassen – gewöhnt sich aber dann doch sehr schnell an das Pensionat, da sie schnell Freundinnen trifft und in ihrer neuen Lehrerin Gesche Petersen, eine engagierte und anregende Frau trifft.


    Die Hauptpersonen sind hier besonders Nora, Gesche und auch Henry. Auch Fanny, eine Mitschülerin, rückt später ein wenig mehr in den Fokus.

    Nur Agnes und Lotte, die beiden weiteren Freundinnen der verschworenen Gemeinschaft der „Frühlingstöchter“, bleiben noch etwas blaß. Ich kann mir vorstellen, daß sie im zweiten Teil dann eine größere Rolle spielen könnten.


    Herrlich beschrieben ist die Leiterin des Pensionats, Dorothea Eggers in ihren – für heutige Verhältnisse – sehr antiquierten Ansichten, unter denen die Frauen damals zu leiden hatten.

    Nichts wurde ihnen zugetraut, Bildung versagt, da man der Ansicht war, das würde den Frauen nur schaden.

    Erzogen wurden sie als nette Anhängsel für Männer, die nur schön und still zu sein hatten. *grusel*

    Erfrischend „moderner“ dagegen kommen Gesche und auch Nora daher, die beide das Glück hatten, anders aufzuwachsen. In weniger engen Konventionen.


    Gesche als Kind eines Kapitäns immer mit auf Reisen um die Welt – Nora dank relativer Freiheiten auf dem Gut, da Vater und Mutter meist abkömmlich waren.

    Gesche versucht ihren Schülerinnen mehr Selbstbewußtsein und den hohen Wert von Bildung zu vermitteln, ihre Wißbegierde anzuregen.


    Mir gefiel das Setting des Pensionats, vor allem das Lübecks, wenn bekannte Gegenden dort beschrieben wurden, wie sie damals aussahen.

    Auch die Figuren mochte ich sehr gern, besonders Gesche und Nora und auch Fanny, die zurückhaltende.


    Das Buch hat zwar ein offenes Ende, aber kein störendes abruptes im Spannendsten endendes – eher eine Art „natürliches“ Ende eines Abschnitts, der später fortgeführt werden soll.

    Der Schreibstil ist angenehm und gut zu lesen und zum hineintauchen in die damalige Zeit.

    Ich kann es empfehlen und bin doch sehr gespannt auf den nächsten Teil der wohl im Oktober 2023 erscheinen soll.


    Fazit

    Ein schöner erster Teil der Dilogie um das Pensionat am Holstentor.

    Die Erzählung über die Zeit um 1899 in einem Mädchenpensionat im wunderschönen Lübeck.

    Die Sorgen und Nöte der Frauen und Mädchen damals.


    Liebesgeschichten fehlen natürlich auch nicht, sind aber zum Glück nicht das ausschließliche Hauptthema.

    Ein schönes Wohlfühlbuch, um ein wenig in vergangene Zeiten abzutauchen.

  • Nora soll auf ein Pensionat. Das passt ihr gar nicht, genießt sie doch die Freiheit auf dem elterlichen Gut. Doch ihr Bruder ist unerbittlich und so zieht sie ins Pensionat Eggers in Lübeck. Gleich am ersten Tag lernt sie dort Gesche Petersen kennen, die sich um eine Anstellung bewirbt und in Zukunft die Mädchen der Abschlussklasse unterrichtet. Und sie findet Freundinnen, Lotte, Fanny und Agnes, alle drei aus vollkommen unterschiedlichen gesellschaftlichen Ebenen. Gemeinsam durchleben sie turbulente Zeiten und schwören sich Freundschaft fürs Leben.


    Mir hat die Geschichte richtig gut gefallen. Anna Perbandt schafft es mit ihren sehr unterschiedlichen Charakteren die Gesellschaft der damaligen Zeit und damit auch die Regeln, die für jeden galten anschaulich darzustellen. Durch die unterschiedliche Herkunft der vier Freundinnen sieht man, dass es ganz unterschiedliche Einschränkungen gab, zusätzlich zu der Tatsache, dass Frauenbildung zur damaligen Zeit als vollkommen überflüssig angesehen wurde.


    Der Fokus der Geschichte liegt einmal auf Nora, die sich ihrer Freiheit beraubt sieht und manche Einschränkungen nicht hinnehmen will, sowie auf Gesche Petersen, deren Leben schon mehrfach auf den Kopf gestellt wurde und die auch jetzt wieder schwierige Entscheidungen treffen muss. Und auch Fannys Schicksal bestimmt die Geschichte, wo hingegen sowohl Agnes als auch Lotte noch etwas blass bleiben.


    Der lebendige Schreibstil hat mich mitgenommen nach Lübeck und auf das Gut von Noras Eltern. Das Kopfkino lief eigentlich von Anfang an.


    Von daher kann ich das Buch nur empfehlen und ich freue mich darauf den zweiten Band auch noch zu lesen.

    9 von 10 Punkte