Frühlingswellen von Katharina Mosel

  • Seiten: 360

    Herausgeber: Katharina Mosel (Nova MD)

    Erscheinungstermin: 10. Juni 2023

    ISBN: 978-3985959044



    Meine Meinung:


    Nachdem ich im letzten Jahr so positiv überrascht von „Veränderungsgetümmel“ war, habe ich mich sehr gefreut, dass ich „Frühlingswellen“ bereits vor dem Erscheinen lesen durfte. Wie auch schon bei dem Vorgängerbuch widmet sich Katharina Mosel wieder einem Thema, das jederzeit jeden von uns ereilen könnte: Einem bevorstehenden Neuanfang. Ich liebe ihre Art über diese Themen zu schreiben und habe mir ihre vorherigen Büchern nun endgültig auf den Lesestapel gelegt.


    Henrike ist schon seit ihrer Kindheit eine Weltenbummlerin. Zunächst ist sie auf verschiedenen Kontinenten herumgereist und ist nun, zum anstehenden 50sten Geburtstag in den USA, genauer gesagt in Miami, sesshaft geworden. Doch dann stellt sich heraus, dass ihr Freund Marc nicht nur eine Affaire mit einer Arbeitskollegin hat, sondern auch ihr Vermögen, das sie als Altersvorsorge zurückgelegt hat, mit dubiosen Investmentfonds durchgebracht hat. Sie flüchtet zu ihrer Mutter nach Sylt um sich klar zu werden, wie es in ihrem Leben weitergehen soll. Mit fast 50 will sie eigentlich nicht wieder von vorne anfangen, aber ihr bleibt ja leider nichts anderes übrig.


    Zitat

    Man ist nie zu alt für etwas Neues.
    „Frühlingswellen“ von Katharina Mosel


    Henrike hat eine Eigenschaft, die ich schon seit Jahren versuche mir selber abzugewöhnen: Sie verurteilt sich für alle Fehler, die sie im kleinen und insbesondere im Großen gemacht hat. Mir tat es im Herzen weh zu lesen, mit welchen Worten sie sich runter gezogen und fertig gemacht hat. Als Außenstehende und vor allem bei dieser fiktiven Figur habe ich erst mal bemerkt, wie schlimm dieses Verhalten ist. Sie hat immer wieder Gedankenschleifen gedreht und das berühmte „Was wäre wenn…“ durchdacht. Es ist absolut logisch, dass dieses Denken gar keine Probleme löst, sondern einen einfach stillstehen lässt. Ich konnte absolut verstehen, dass Henrike in dieser Lebensphase absolut alles in den falschen Hals bekommen hat und Handlungen und Worte ihrer Mitmenschen so gut wie immer negativ aufgefasst hat. Sie war wirklich in einem tiefen dunklen Loch gefangen. Heilfroh war ich, als sie dazu gezwungen wurde zu handeln und nach und nach immer mehr Lichtblicke gesehen hat, was nicht zuletzt auch am zauberhaften Joris lag.


    Eins musste ich wieder einmal feststellen: Katharina Mosel kann einfach die richtige Art Männer erschaffen. Ich mag diese Mischung aus kauzig, mürrisch, herzensgut und einem Schuss Schicksal, das den betreffenden Man ein wenig tragisch wirken lässt und mir als Leserin zeigt, das jeder seine eigene Baustelle im Leben hat. Auch Joris gehört zu dieser Art Mann.


    Witta, Henrikes Mutter, und auch ihre Freundin Ulli sind dagegen sehr gefestigte Charaktere. Witta hat sich in ihrem hohen Alter von 82 Jahren noch mal Freundinnen gesucht und verhält sich ganz anders als Henrike es sich vorher vorstellen konnte, denn durch die große Entfernung haben sie nur noch sporadisch miteinander zu tun gehabt. Witta spricht regelmäßig per Videotelefonie mit ihren Freundinnen, die im Ausland leben, und verreist sogar mit ihrer Freundin Paulina nach Mallorca um die dort lebenden Freundinnen zu besuchen und erscheint dabei so aufgeregt wie eine 17jährige, die das erste Mal allein unterwegs ist. Die älteren Damen sind dabei so unglaublich liebenswert, dass ich sie am liebsten sofort kennengelernt hätte. Ulli ist die Schwester von Joris und stärkt Henrike bei jeder sich bietenden Gelegenheit den Rücken, obwohl Henrike sie öfter enttäuscht hat, weil ihr die weite Welt wichtiger war als ihre Freundschaft. Ich finde ja, so wie Ulli es hält, geht Freundschaft. Man kann über die geschehenen Dinge reden und dann feststellen, wie schwerwiegend das Problem wirklich war. Ulli fragt nicht mal nach, sie ist sofort da. Das hat mir sehr imponiert.


    „Frühlingswellen“ hat mir einmal mehr gezeigt, dass man das Leben nur richtig genießen kann, wenn man auf allen Ebenen zufrieden ist. Es muss nicht das große Glück sein, sich wohl mit seinem Leben fühlen ist völlig ausreichend. Dazu gehört auch, dass man seine eigenen Wünsche verfolgt und nicht das tut, was andere für richtig halten – vor allem nicht stellvertretend für einen selbst.


    Wenn du jetzt ein Buch voller plakativer Lebensweisheiten erwartest, in dem die Autorin eine Liste von Handlungen abarbeitet und dabei vielleicht noch Buchtipps gibt, bist du völlig falsch.

    „Frühlingswellen“ vereint die Geschichte um Henrike mit ihren überwiegend wundervollen Charakteren und die Tiefe der eigenen Lebenserfahrung zu einem flüssig zu lesendem Roman, der niemals belehrend daher kommt. Wie auch schon in „Veränderungsgetümmel“ beinhaltet das Buch eine Vielfalt von Themen, die wir in dem unten verlinkten YouTube-Gespräch aufgearbeitet haben.

    Du solltest dir auf jeden Fall die Leseprobe durchlesen, denn der Schreibstil der Autorin entwickelt einen Sog, dem ich mich nicht entziehen kann. Vielleicht geht es dir ja genauso?


    Das Buch wurde mir von Katharina Mosel zur Verfügung gestellt. Ich bedanke mich herzlich dafür. Meine Meinung hat dies nicht beeinflusst.


    Link zu YouTube: 4 Bloggerinnern erzählen


    ASIN/ISBN: 3985959048