Jürgen Geiger - Nils: Bis alle tot sind!

  • Jürgen Geiger entdeckte bei einem Praktikum in einer kleinen Werbeagentur seine Liebe zum Schreiben. Also hängte er sein frisch erworbenes BWL-Diplom an den Nagel und textete sich stattdessen in der Kreativwirtschaft durchs Leben. Nebenbei entwickelte sich aus einer Gedankenspielerei Nachtschicht für Nachtschicht eine ganz eigene Geschichte und daraus sein Thriller-Debüt »Nils«. Der Autor lebt mit seiner Familie in München.


    "Er konnte in keinen Spiegel sehen, ohne darin den ganzen Horror seiner Vergangenheit zu erblicken." (Buchauszug)

    Der Tod von Mitgliedern einer Schülerclique, bei dem man beim ersten Opfer zuerst von Selbstmord ausging, stellt sich nun wohl doch als Mordfall für die Kripo München dar. Die beiden konträren Kommissare Julia Kramer und Dennis Lubinsky ermitteln und stehen vor einem Rätsel. Besonders die Buchstaben CC, die sie an jedem Tatort vorfinden, erscheinen ihnen fragwürdig. Sind es Initialen oder was haben diese Buchstaben mit dem Toten zu tun? Allerdings führt ihre Spur im Laufe der Ermittlungen zu einem weiteren Schüler und zum Tod der Schülerin Linda. Nils gilt durch seinen stechenden Blick mit den starren Augen, weshalb er gruselig aussieht und auffällt als Außenseiter. Seine starren Augen rühren allerdings von einem traumatischen Erlebnis aus der Kindheit.


    Meine Meinung:

    Gut gelungen finde ich das Cover mit dem großen Auge und dem darin enthaltenen Galgenmännchen. Der flüssige, lockere und spannende Schreibstil lässt mich sofort in die Geschichte eintauchen. Niemals hätte ich ein so einen Pageturner hinter diesem Debüt und Klappentext erwartet. Ich bin froh, dass die Lesersuche des Autors mich auf dieses Buch aufmerksam gemacht und ich es lesen durfte. Schön finde ich die abgerundeten Ecken des Printexemplars, welches man selten sieht, doch faszinierender ist der Plot selbst. Ein Rachefeldzug, der eine ganze Schülerclique nacheinander ausradiert und jeden auf andere Weise ist zwar nicht neu, allerdings hier sehr gut umgesetzt. Imponierend finde ich außerdem die beiden Ermittler, die der Autor gut darstellt und bei dem jeder von ihnen seine Ecken und Kanten hat. Das Wechselspiel der beiden zwischen Konkurrenz, Humor, Miteinander bis hin zu Sympathie ist hier gut gelungen. Beide haben belastende Erfahrungen hinter sich, die sie nicht nur geprägt, sondern vor allem verändert haben. Mit Nils kommt dann ein weiterer ganz eigener Charakter ins Spiel. Sein Erlebnis aus der Kindheit beschert ihm nicht nur ein Trauma, sondern eine Art Gesichtslähmung und dem Aussetzen des Lidschlussreflexes. Darum sein starrer Blick, weshalb er für viele ein Art Freak, Psycho, Zombie oder Spooky ist. Allein die Vorstellung seiner Augen lässt selbst mich ein wenig erschaudern. In der Schule wird er ausgegrenzt, nur Linda scheint jemand zu sein, der ihn wirklich verstanden hat. Kein Wunder also, dass ihr Tod ihn besonders hart trifft. Selbst wenn man in diesem Thriller doch recht früh den Täter kennt, bleibt es bis zum Ende durchweg spannend und fesselnd. Allein der Wettlauf zwischen Täter und Ermittler, die versuchen, den Tod er Schüler zu verhindern, ist lohnenswert. Warum nur Rache infrage kommt, ist mir relativ schnell klar, allerdings bleibt die Motivation des Täters lange zweifelhaft. Ich hoffe, es gibt ein weiteres Buch des Autors, gebe 5 von 5 Sterne und eine Leseempfehlung. :thumbup:


    ASIN/ISBN: B0B2X31TC5

    "Lebe jeden Tag so, als ob du dein ganzes Leben lang nur für diesen einen Tag gelebt hättest."

  • Klappentext

    Ene, mene, muh … und tot bist du. Eine Schülerclique wird Opfer eines spektakulären Rachefeldzugs. Einer nach dem anderen wird getötet – bei jeder Tat steigert sich die Brutalität und doch hat jeder Mord seltsamerweise etwas Kindliches an sich. Julia Kramer und Dennis Lapaczinski von der Münchner Kripo stehen vor einem Rätsel. Das ungleiche Ermittlerduo kämpft dabei nicht nur mit einer Mordserie, bei der nichts ist, wie es scheint, sondern auch mit der gegenseitigen Abneigung und eigenen, schmerzhaften Verlusten. Bald führt die Spur zu einem anderen Schüler: Nils, dem Außenseiter mit den gruseligen Augen. Augen, die etwas gesehen haben, was niemand sehen sollte, die ihn brandmarken und sein ganz persönliches Kindheitstrauma widerspiegeln. Als der Täter sein Tempo immer mehr verschärft, gelingt es der Polizei, Nils zu verhaften. Da nimmt der Fall eine unerwartete Wendung. Auch für Nils. Ein eskalierender, unglaublich rasanter Thriller mit Pageturner-Garantie. Wenn du denkst, krasser geht’s nicht, wirst du umgehend eines Besseren belehrt.


    Über den Autor (Quellen: Autorenportrait bei Amazon und offizieller Instagram-Account)

    Jürgen Geiger lebt mit seiner Familie in München, wo er sich in seiner Freizeit als Trainer der Fußballmannschaft seines Sohnes betätigt. Er studierte ursprünglich Betriebswirtschaftslehre, entdeckte aber bald nach dem Abschluss bei einem Praktikum in einer Werbeagentur seine Liebe zum Schreiben. Parallel zur Arbeit in der Kreativwirtschaft entwickelte er seinen ersten Roman.


    Persönlicher Eindruck

    Wer keine Krimis mag, bei denen die Frage nach dem Täter früh geklärt ist, braucht an dieser Stelle nicht weiterzulesen. Ihre Spannung bezieht die Geschichte aus der verzwickten Suche nach dem, von dem auch die Ermittler wissen, dass er der Täter sein muss. Der größte Teil der Geschichte wird erzählt aus der Perspektive der beiden Ermittler, die sehr unterschiedlich sind und beide ihr persönliches Päckchen zu tragen haben, was die Zusammenarbeit nicht unbedingt vereinfacht. Dazwischen werden die letzten Momente der Mordopfer eingeblendet, diese Szenen haben schon fast etwas von einem Horrorroman, weil der Täter überaus kreativ ist. Der Schreibstil ist flüssig, man merkt gar nicht, wie viel man in kurzer Zeit wegliest.


    Fazit

    Spannend und vielschichtig, mit Tendenzen zum Horror.