Tagebuch der Übersiedlung - Dževad Karahasan

  • Suhrkamp, 2021

    223 Seiten



    Kurzbeschreibung:

    In kurzen, unvergesslichen Szenen beschreibt Dževad Karahasan das Leben im belagerten Sarajevo. Einen Mann, der aus der Warteschlange tritt, sich auf ein Mäuerchen setzt und stirbt. Die Evakuierung der jüdischen Gemeinde. Das absurde Gespräch mit einem französischen Korrespondenten über Hunger und Kälte.

    Sarkasmus, Humor, Güte und eine beeindruckende geistige Souveränität charakterisieren die Haltung, mit der Karahasan vom Alltag im Krieg und von der Übersiedlung einer kulturell und religiös polyphonen Stadt in die Sphäre des Idealen schreibt.


    Über den Autor:

    Dževad Karahasan, 1953 in Duvno/Jugoslawien geboren, Erzähler, Dramatiker und Essayist. Die Belagerung Sarajevos war Thema seines in zehn Sprachen übersetzten Tagebuchs der Aussiedlung (1993) und seiner beiden Romane Schahrijârs Ring (1997) und Sara und Serafina (2000). Für den Essayband Das Buch der Gärten wurde er 2004 mit dem Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung ausgezeichnet. Karahasan lebt in Graz und Sarajevo.


    Über die Übersetzerin:

    Katharina Wolf-Griesshaber, geboren 1955, studierte Slavistik und Osteuropäische Geschichte in Heidelberg und Bochum. Sie lebt und arbeitet als freie Übersetzerin in Münster.


    Mein Eindruck:

    Dass der bosnische Schriftsteller Dževad Karahasan, der diesen Monat verstorben ist, ein großer Essayist war, beweist dieses Buch. Es versammelt eine Reihe von Essays.

    Karahasan gab Bosnien-Herzegowina eine Stimme. Der erste Text ist ein Porträt der inneren Stadt. Der Autor betont die Kultur und Vielfalt Sarajewos.


    Die meisten Essays stehen im Zusammenhang mit der Belagerung Sarajewos ab 1992.

    Dževad Karahasan lebte damals in Sarajewo und kann daher mit großer Genauigkeit berichten.


    Ziemlich bewegend ist auch Der Brief an einen beliebigen Freund. Es geht da um die Verantwortung der Literatur für das Handeln des Menschen.


    Die Essays sind aber auch gut verarbeitet. Karahasan verfügte über die erforderliche Sprachgewalt und die Texte werden deshalb Literatur.


    Am Ende des Buches steht dann ein aktuelles Interview (Dezember 2020) mit Dževad Karahasan, das zur Einordnung viel beiträgt.


    Für mich hat Dževad Karahasan einen neuen Maßstab für Essays gesetzt.



    ASIN/ISBN: 3518429817