Verlag Kremayr&Scheriau, 2021
240 Seiten
Kurzbeschreibung:
Vier Führungskräfte einer Werbeagentur, ein Wochenende in einem abgelegenen Hotel: Wer den Geschäftsführer-Posten bekommen soll, entscheidet der von Selbstzweifeln geplagte Consulter Marius Tankwart. Seine Auswahlseminare sind berühmt, doch der erbitterte Kampf der Manager untereinander macht eine gemeinsame Lösung unmöglich, und als er im Verhalten der Teilnehmer schließlich die Erziehungsmethoden einer Nazi-Pädagogin wiedererkennt, muss er eine Entscheidung treffen, von der sein eigenes Überleben abhängt.
Über die Autorin:
Renate Silberer, geb. 1975, lebt in Linz. Für Ihre Gedichte und Prosaarbeiten wurde sie mit diversen Stipendien ausgezeichnet, u. a. mit dem Rauriser Förderungspreis 2013. 2017 erschien ihr Erzählband „Das Wetter hat viele Haare“ bei Kremayr und Scheriau. Die Arbeit an ihrem Debüt-Roman „Hotel Weitblick“ wurde mit einem Jubiläumsfondsstipendium der Literar-Mechana und einem Projektsiptendium des Bundeskanzleramtes gefördert.
Mein Eindruck:
Renate Silberer ist eine Österreichische Schriftstellerin. Ihr Buch Hotel Weitblick ist ein ungewöhnlicher Roman, da er zwei Ansätze zusammenbringt.
Zum einen wird auf die Thesen der nationalsozialistischen Autorin Johanna Haarer eingegangen, die 1934 das Buch „Die Deutsche Mutter und ihr erstes Kind“ geschrieben hat. Ein Erziehungsratgeber. Das wurde Teil der Methoden der Nationalsozialisten.
Zum anderen sind in der Gegenwart mehrere Menschen in einem Hotel bei einem Assessment-Seminar, das von einem Mann namens Marius Tankwart geleitet wird. Er ist der Icherzähler.
Die Seminarteilnehmer sind die Manager Horst, Helmut, Franz und Annette. Alles keine Sympathieträger. Sie definieren sich durch ihre Karrieren.
Es sind also mehr Rollen, die die Figuren einnehmen. Als echte Menschen kann ich sie nicht wahrnehmen.
Der Text wechselt zwischen den Figuren und ihren Perspektiven. Innere Monologe werden eingesetzt.
Die kammerspielartige Atmosphäre durch das Hotel und dem Seminarraum mit dem unpassenden Namen „Harmonie“ bestimmt das Buch mit. Das erzeugt eine ganz eigene Wirkung.
Der Zusammenhang Johanna Haarers Erziehungsmethoden und die Seminarerfahrungen ist etwas konstruiert, doch was die Autorin daraus macht, wird interessant. Schließlich eskaliert die Situation im Seminar.
Fazit: Es dauerte lange, bis ich mich in das Buch hineingefunden hatte und es war nicht durchgängig ein Lesegenuß, aber schließlich entfaltet es sich durch die Erzählmethode und eine Ironie wird spürbar. Das Ende war gelungen.
Ich kann eine bedingte Leseempfehlung geben. Ein raffiniert geschriebenes Buch, für Leute, die das Thema interessiert.
ASIN/ISBN: 3218012724 |