City of Dreams, von Don Winslow

  • City of Dreams, von Don Winslow


    Cover:

    Die goldene Blockschrift lässt das Ganze schon etwas glamourös erscheinen, dazu gefällt mir das schwarze HC.


    Inhalt und meine Meinung:

    Es geht um Danny, einen Mafiosi der einen anderen Mafiosi um ein Vermögen erleichtert hat, sich dabei aber verspekuliert hat (weil er verraten wurde) und nun auf der Verliererseite steht.

    Als ob das nicht schon genug wäre, stirbt auch noch seine Frau die er wirklich geliebt hat an Krebs und auch die Polizei ist hinter ihm her.

    Also flieht er mit seinem 2jährigern Sohn und dem Rest seiner Gang quer durch Amerika.


    Eine rasante und spannende Verfolgungsjagd, bei der Danny immer wieder auf die Nase fällt, aber auch immer wieder aufsteht und nach oben gespült wird.

    Es gibt viele Wendungen und e bleibt spannend bis zum Schluss.


    Und obwohl Danny ein Mafiosi (und ein Mörder) ist, sind alle meine Sympathien bei ihm.


    Der Schreibstil ist absolut klasse. Spannend, flüssig und sehr plausibel.


    Autor:

    Don Winslow, ein ehemaliger Privatdetektiv, Antiterrorausbilder und Prozesssachverständiger, lebt in Kalifornien und Rhode Island.


    Mein Fazit:

    Ein Thriller der mir gut gefallen hat und bei dem meine Sympathien auf der Seite des „Bösewichts“ sind.

    Von mir 5 Sterne.


    ASIN/ISBN: 3365001697




  • Typischer Mittelband


    „Jimmy, ich hab das Heroin ins Meer gekippt.“

    Don Winslow hat mit „City of Dreams” den zweiten Band seiner Trilogie rund um den irisch-amerikanischen Mafioso Danny Ryan vorgelegt. Um es gleich vorwegzunehmen – „City of Dreams“ ist meines Erachtens ein typischer Mittelband – nicht ganz so stark wie der Auftakt „City on Fire“ und hoffentlich schwächer als das Finale der Reihe, die sich liest wie eine Mischung aus Homers „Ilias“ und dem Scorsese – Kracher „The Departed“.

    Die Exposition von „City of Dreams” fand ich gelungen, der Mittelteil zog sich leider etwas in die Länge und war gleichzeitig zu gehetzt, und es gab für mich vorhersehbare und fast klischeehafte Erzählelemente. Das Ende dieser Mafiaballade in Buchform ist aber ganz okay und es macht neugierig auf den Abschluss der Serie. Zum besseren Verständnis empfehle ich, tatsächlich auch „City on Fire“ zu lesen (obwohl der Autor den Inhalt auch in diesem Folgeband zusammenfasst).

    Worum geht’s?

    Die Erzählung beginnt als Roadmovie. Die Gang macht sich von Neuengland (Rhode Island) nach Kalifornien auf. Dannys Frau Terri erlag ihrem Krebsleiden, der Protagonist beschloss, dem Bandenkrieg mit den Italienern und dem Katz-und-Mausspiel mit korrupten Polizisten ein Ende zu bereiten und kippte eine große Drogenlieferung kurzerhand ins Meer. Er wollte seinem Söhnchen Ian ein besseres Leben bieten und seinem Vater einen ruhigen Lebensabend, doch das FBI lässt nicht locker. Als in Hollywood ein Streifen über sein früheres Leben gedreht werden soll, verliebt sich der moderne Odysseus Danny in eine Filmdiva, ein Neuanfang liegt in greifbarer Nähe. Doch die Vergangenheit lässt sich nicht so einfach abschütteln…

    Don Winslow kann mit tollen Figuren und einem potentiell interessanten plot punkten. Leider konnte er mich mit seinem „geschwätzigen“ Stil nicht unbedingt überzeugen, und damit meine ich nicht nur die Tatsache, dass die Handlung arg dialoglastig ist. „Show, don’t tell“ möchte man ihm zurufen. Oft werden handwerkliche Schwächen im Thrillergenre mit spannenden, wendungsreichen Szenen kompensiert. „City of Dreams“ hätte für meinen Geschmack fesselnder sein dürfen, aber der Roman ist eben ein zweiter Teil, in welchem nicht das ganze Pulver verschossen werden darf. Jetzt darf man auf ein fantastisches Finale der Reihe rund um Danny Ryan & Co. hoffen!

    4/5

    "Literatur ist die Verteidigung gegen die Angriffe des Lebens."


    "...if you don't know who I am - then maybe your best course would be to tread lightly."

  • 1988: Danny Murphy ist mit seiner Mannschaft und Familie auf der Flucht, taucht in Kalifornien unter, versucht sich dort ein neues Leben aufzubauen, und gleichzeitig unter dem Radar zu bleiben, denn einige sind hinter ihm her.


    Der zweite Band um die beiden Mafia-Familien aus Providence setzt direkt am Vorgängerband an, und erzählt wieder aus verschiedenen Perspektiven die Schicksale verschiedener Menschen, und auch dieses Mal wird man sich von dem einen oder anderen verabschieden müssen. Auch Danny kommt nicht ohne Schicksalsschläge davon


    Dan Winslow hat einen sehr süffigen Erzählstil, und kann dadurch seine Leserschaft sofort packen, sowie ihr auch Charaktere sympathisch machen, die das eigentlich nicht unbedingt verdienen. Der Hauptcharakter auch in diesem Band ist Danny, und Danny ist Mafioso, hat Menschen bedroht, verletzt und getötet – und dennoch mag ich ihn, fühle mit und um ihn. Dan Winslow zeichnet ihn vor allem als Mensch, ein Mensch, der seiner Ehefrau treu war, und nun, nach ihrem Tod, um sie trauert, der sich um seinen Sohn kümmert und ihm ein guter Vater sein will, der loyal ist und Verantwortung für seine Männer trägt, und sich viele Gedanken macht, auch, ob seine Handlungen richtig sind – aber auch Fehler macht. Man kommt ihm auf diese Weise sehr nahe.


    Aber auch die anderen Charaktere weiß der Autor tiefgehend zu zeichnen, sie zu echten Menschen zu machen, auch wenn sie fast alle aus einem zweifelhaften Milieu kommen, und auch diejenigen, die eigentlich auf der „guten“ Seite stehen, nicht immer ehrenhaft sind. Den meisten würde man im wahren Leben lieber nicht begegnen. Keiner davon kommt einem allerdings so nahe wie Danny, was auch gut ist.


    Die Geschichte hat es in sich, da gibt es einige Szenen, die man nicht erwartet hat, und einiges, was klar scheint, läuft dann doch ganz anders. Das ist spannend, und macht den Roman zum Pageturner.


    Auch der Settingwechsel ist gelungen, in Kalifornien, wie kann es anders sein, kommt die Filmwelt mit ins Spiel. Daneben spielt auch Las Vegas eine Rolle, wo Dannys Mutter lebt, die natürlich auch wieder dabei ist. Aber auch Providence bleibt weiterhin Schauplatz, denn auch die Morettis sind weiter mit im Spiel, und auch ihre Geschichte wird weiter erzählt.


    Der mittlere Band der Trilogie um Danny Murphy, dessen Leben sich ungewollt auf den Kopf stellt, steht dem ersten Band nicht nach, gefällt mir sogar ein bisschen besser, packt von Anfang an und bringt einen gelungenen Settingwechsel mit. Ich empfehle dringend zuerst Band 1 zu lesen.

  • Nach dem dramatischen Showdown in „City on Fire“ befindet sich Danny Ryan auf der Flucht. Mit im Schlepptau hat er nicht nur seinen dreijährigen Sohn, sondern auch den ganzen verbliebenen Rest seiner Ostküstengang. Sie tauchen in Kalifornien unter und bemühen sich, dort nicht aufzufallen. Was gar nicht so einfach ist, als man in Hollywood damit beginnt, einen Film über die Ereignisse in Providence zu drehen. Noch komplizierter wird das Ganze, als sich Danny in die Hauptdarstellerin des Films, Diane Carson, verliebt und auf einmal die Klatschpresse hinter dem Liebespaar her ist. Für jemanden auf der Flucht ist das keine besonders gute Ausgangsbasis.

    Wer Don Winslows knackig-präzisen Schreibstil und seine derb-drastischen Handlungen mag, wird auch mit seinem neusten Werk seine Freude haben. „City of Dreams“ enthält all die bekannten und geliebten Winslow-Zutaten. Eben weil es sich um bereits vertrautes Terrain handelt, habe ich auf Anspielungen auf die Dawn Patrol, Art Keller oder die Kings of Cool gewartet. Leider vergebens. Offenbar ist die Saga komplett eigenständig. Nachdem es sich um den zweiten Teil einer Trilogie handelt, bleiben am Ende wenig überraschend mehrere Fragen offen. Daher warte ich gespannt auf den nächstes Jahr erscheinenden Abschlussband „City of Ashes“.

  • Die Geschichte des Aeneas heute

    Vergil schrieb vor gut 2000 Jahren die Aeneis und brachte somit den ersten Sequel in der Literaturgeschichte zu Wege. Denn Homer schrieb die Ilias über den trojanischen Krieg und die Odyssee, über den von den Gestaden Trojas heimkehrenden Odysseus. Nun hat also Vergil Aeneas’ Flucht aus dem brennenden Troja und seine Fahrt nach Westen in heldenhaften Gesängen beschrieben. Don Winslow greift dieses Thema der Flucht auf und macht daraus einen Roman epischen Ausmaßes. Was Don Windows hier tut, ist Aeneas' Geschichte in die heutige Zeit und in die Staaten zu versetzen. Obwohl - ich weiß nicht, ob Aeneas Mannen sich in einer Taverne mit Transvestiten oder Drag Queens abgegeben haben.

    Auch der Vorgängerroman, City of Fire, basiert auf ein antikes Epos, Ilias von Homer. Der Kampf um Troja der mit der völligen Zerstörung der Stadt und dem Sieg der Griechen über die Trojaner endet, wird im modernen Rhode Island im Kampf zwischen der irischen Band um Danny Ryan und der italienischen Mafia-Familie der Morettis aufgegriffen.

    Nun also hat die Zerstörung der irischen Bande stattgefunden und Danny / Aeneas flieht mit Vater und Sohn und seinen überlebenden Getreuen auch gen Westen, den Westen der USA. City of Dreams ist Hollywood, Königin Dido aus dem alten Karthago ist die wunderschöne, talentierte und Drogenabhängige Diane Carson. Genau wie im Altertum verlieben sich Danny und Diane und wollen einfach nur zusammen glücklich sein, doch es gibt immer größere Probleme. In der Aeneas mischen Götter und Nebenbuhler sich ins Geschehen ein, hier, im modernen Hollywood sind es alte Mafiastrukturen die den Liebenden im Weg stehen.

    Und das ist gerade das Interessante am Buch: man kann es sehr gut lesen, auch ohne die antiken Vorbilder zu kennen, denn es ist spannend, voller Leben, Ironie und Witz, die Handlung lässt einen kaum das Buch aus der Hand legen. Wer aber die antiken Vorbilder kennt, hat ein zusätzliches Schmankerl zum Lesevergnügen und einen Grund mehr, mal wieder die alten Werke zur Hand zu nehmen. Der Stil und das Thema erinnern an Mario Puzos Paten und brauchen den Vergleich nicht zu scheuen.