Die toten Engel von Kreta - Anja Marschall

  • Seiten: 240

    Herausgeber: Emons Verlag

    Erscheinungstermin: 18. Mai 2023

    ISBN: ‎978-3-7408-1243-0



    Meine Meinung:


    Stell dir vor, deine Tochter möchte die Welt bereisen und von einem Tag auf den anderen ist sie wie vom Erdboden verschluckt. Dann kommt ein Anruf von der Polizei: Du sollst dein totes Kind identifizieren. Ich mag mir gar nicht ausmalen, wie es Thea Winter in diesem Moment ging.


    Thea Winter bekommt einen Anruf aus Griechenland: Ihre Tochter Anna, die sie glücklich und zufrieden auf Erkundungsreise wähnt, soll durch einen Unfall verstorben sein und nun wird jemand benötigt, der Anna identifiziert. Thea macht sich auf die Reise nach Kreta und stellt fest: Die Tote ist nicht Anna. Aber wo ist Anna? Sie ist nicht mehr telefonisch erreichbar und auch so fehlt jedes Lebenszeichen von ihr. Dann tritt der rätselhafte Alexis in Theas Leben und will sich mit ihr auf die Suche nach ihrer Tochter machen. Irgendwann merkt Thea, dass der Fremde ihr nicht helfen will, sondern eigene Ziele verfolgt.


    Anja Marschall verarbeitet das Thema Butfehde und Drogenkriminalität in ihrem beim Emons-Verlag erschienenen Buch „Die toten Engel von Kreta“ anhand von Thea Winters verzweifelter Suche nach ihrer Tochter Anna. Die Lehrerin aus Hamburg, die wahrscheinlich noch nie ernsthaft betrogen hat oder sonst irgendwie auffällig wurde, wird nun plötzlich zur Diebin und versucht alles, um ihre Tochter zu finden. Dass Alexis bei ihr ist, beschert ihr Unbehagen, denn sie blickt nicht so richtig durch, ob er es gut mit ihr meint oder nicht. Irgendwas sagt ihr, dass er ihr nicht schaden will, aber er verheimlicht ihr ziemlich viel, so dass sie ihm sozusagen blind folgen muss. Alexis hat mal bei der EKAM, das ist die griechische Antiterrorismuseinheit, gearbeitet und sollte daher eigentlich vertrauenswürdig sein, oder etwa doch nicht? Anja Marschall hat einige Unklarheiten eingebaut, so dass ich mir nie sicher war, ob Alexis nun zu den Guten gehört oder nicht.

    Theas und Alexis´ Suche treibt sie quer über die Insel. Sie werden verfolgt, nur weiß Thea nicht von wem, sie weiß nur, dass sie mehrmals so eben mit dem Leben davon gekommen sind. Immer wieder finden sie Spuren von Anna, die sie natürlich verfolgen. Da ich als Leserin Theas Perspektive eingenommen habe, aber nur ab und ein einen kleinen Brocken der anderen Figuren erfahren habe, war für mich die Spannung genauso groß wie für Thea.


    Da ich größtenteils nur noch E-Books lese, habe ich meistens gar keine Ahnung mehr, wie lang das Buch ist, das ich gerade lese. Hier waren es um die 240 Seiten, die ich durch die beständig hochgehaltene Spannung in kürzester Zeit durchgelesen hatte. Während der Lektüre habe ich mich die ganze Zeit gefragt, ob es nun ein Krimi oder ein Thriller ist. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass das Buch aufgrund der drohenden Gefahr und der psychischen Anspannung, unter der Thea die ganze Zeit steht, ein Thriller ist, allerdings kein blutiger.

    Die Beschreibungen von Kreta haben mich neugierig auf diese Insel gemacht. Bisher hat mich dort nichts hingezogen, aber nun bin ich geneigt, mir erst mal ein paar Fotos anzusehen und dann zu überlegen, ob ich dort mal einen Urlaub verbringen möchte.


    Wenn du also Lust auf einen unblutigen Roman hast, der total spannend ist, aber nicht mit Blut um sich spritzt, bist du mit „Die toten Engel von Kreta“ gut beraten. Ganz nebenbei lernst du auch noch ein wenig rund um Kreta dazu.


    Das Buch wurde mir vom Emons Verlag zur Verfügung gestellt. Dafür bedanke ich mich mich herzlich.


    ASIN/ISBN: 3740812435

  • Die gebürtige Hamburgerin Anja Marschall lebt mit ihrer Familie im Westen Schleswig-Holsteins, wo sie als Journalistin und Autorin arbeitet. Sie veröffentlicht seit vielen Jahren Romane und Krimis. Im Emons Verlag erscheint ihre erfolgreiche historische Krimireihe (Ende 19. Jh.) um ihren Kommissar Hauke Sötje, der vornehmlich in Hamburg und Schleswig-Holstein ermittelt. Marschall initiierte den ersten Krimipreis für Schleswig-Holstein und ist Herausgeberin mehrerer Anthologien.


    "Wer Menschenblut vergießt, dessen Blut soll auch durch Menschen vergossen werden; denn Gott hat den Menschen zu seinem Bilde gemacht." (1. Mos. 9; 6)

    Ein Anruf der deutschen Botschaft in Rethymno versetzt Thea in eine Schockstarre. Ihre 22-jährige Tochter Anna, die gerade eine Auszeit auf Kreta macht, hatte einen tödlichen Unfall. Nun soll Thea auf die Insel fliegen, um sie zu identifizieren. Jedoch die Tote ist nicht Anna. Doch wo steckt sie und wer ist die Tote, hatte sie was mit Anna zu tun? Thea beginnt auf eigene Faust nach ihrer Tochter zu suchen und stößt auf immer größere Probleme. Jemand möchte sie so schnell wie möglich von der Insel haben, nur warum? Nur in dem Kreter Alexis findet sie Hilfe, der selbst ein Interesse hat, Anna zu finden. Doch was will er von ihrer Tochter? Kann sie Alexis wirklich vertrauen oder bringt sie durch ihn Anna noch mehr in Gefahr?


    Meine Meinung:
    Eine ganz andere Art Krimi präsentiert die Autorin diesmal, wo sie ansonsten doch eher historische Bücher schreibt. Doch für sie war dieser Krimi eine Herzensangelegenheit, zu viel hat sie von Griechenlands größter Insel erfahren. Vor allem das Thema Blutfehde hat sie nicht mehr losgelassen. Wikipedia schreibt: "Die Blutrache, Blutfehde oder Vendetta ist eine alte Form der privaten Vergeltung, die meist die Familienehre durch die Tötung eines Kontrahenten wiederherstellen soll." Ihren Ursprung findet man im babylonischen Gesetz, doch heute wird diese Form der Vergeltung noch immer in vielen Ländern angewendet, so auch in Kreta. Man mag sich dies kaum glauben, in einem europäischen Land und doch ist es so. In diesem rasanten Krimi, bei dem der Spannungsbogen kontinuierlich hoch ist, erleben wir, was Blutfehde heißt. Auf der Suche nach ihrer Tochter gerät Thea immer wieder zwischen die Fronten, ohne zu ahnen, was ihre Tochter damit zu tun hat. Ist Anna in irgendeinen familiären Zwist geraten oder steckt etwas ganz anderes dahinter, vielleicht Drogen, wie vermutet wird? Den guten Recherchen der Autorin auf Kreta haben wir es zu verdanken, dass man beim Lesen alles gut vorstellen kann. Gerade deshalb liebe ich ihre Bücher, weil man immer etwas dazulernt. Gut ausgedacht sind auch die Charaktere, allen voran Alexis, dessen Vorbild, wie kann es anders sein, Alexis Sorbas ist. Äußerlich scheint er durchaus dem Aussehen und der Statur Anthony Quinns zu ähneln. Seine verschlossene, geheimnisvolle Art allerdings lässt einen zu Beginn eher misstrauisch werden. Die andere Seite hingegen macht mir Hoffnung, dass er es doch ehrlich meint, mit Thea meint. Die sympathische Thea finde ich extrem mutig. In einem fremden Land auf Spurensuche zu gehen, wo man niemand kennt und die Sprache nicht kann, erfordert viel Mut. Vor allem, nachdem sie ständig jemand verfolgt, bedroht oder sogar töten will. Kreta als Setting empfand ich aufregend und interessant, besonders wenn man diese Insel durch die Augen der Autorin sehen kann. Sei es Kultur, Essen oder Sehenswertes, ich hatte beim Lesen den Eindruck, selbst auf der Insel zu sein. Deshalb von mir eine Leseempfehlung und 5 von 5 Sterne. :thumbup:


    ASIN/ISBN: 3740812435

    "Lebe jeden Tag so, als ob du dein ganzes Leben lang nur für diesen einen Tag gelebt hättest."