'Der letzte Auftrag' - Seiten 171- 243

  • Heute Morgen konnte ich nicht mehr schlafen und hab stattdessen gelesen :) Ist ja auch viel wichtiger ;).


    Aber das Buch zieht mich in einen Lesesog, nachdem ich jetzt endlich auch Zeit dafür habe. Die Ereignisse überschlagen sich. Dabei geht es in bester Titus-Müller-Manier ganz viel um die Zeitgeschichte, in die die Handlung gekonnt eingewoben ist. Mich interessieren die damaligen Ereignisse sehr, gerade das Unbekannte für mich wie die Operation "Stahl". Wahnsinn, dass der Zusammenbruch so genau vorhergesehen wurde und welche Pläne für danach geschmiedet wurden! Bleibt natürlich die Frage, wie sich das weiter (bis in die heutige Zeit hinein) entwickelt hat und welche Alternativpläne es jetzt in Russland gibt ... Gruselig auch, wie sehr die Personen, die damals dabei waren, heute noch in die Politik und das gesellschaftliche Leben eingebunden sind oder zumindest bis vor kurzem waren! 8|


    Die Unruhen in Dresden hatte ich so auch nicht auf dem Schirm. Die Demos in Leipzig, klar oder Berlin - aber dass sich solche Straßenschlachten, die ich der Beschreibung nach eher in das heutige G20-Umfeld eingeordnet hätte, in der DDR zutrugen, hätte ich nicht vermutet. Sehr interessant und es passt natürlich auch, wie Annie und Michael dazukommen.

    Auch wenn nun der Faden vom KGB Agenten Putin mit Annies Geschichte zusammenstößt, ....

    Dieses Aufeinandertreffen der beiden Stränge hat mir hier auch sehr gut gefallen.


    Leider wird das ja schon im Klappentext verraten. War also beim Lesen leider keine Überraschung mehr.

    Das Zitat bezog sich auf das unabsichtliche Filmen des Treffen Putins mit seinen neuen Getreuen. Da verrät der Klappentext wirklich (zu) viel. Zum Glück habe ich ihn hier ausnahmsweise nicht gelesen, es war sowieso klar, dass ich das Buch lesen werde :grin.


    Die historischen Ereignisse überschlagen sich, vielleicht schreitet deshalb auch die Handlung fast sprungartig voran. Mir fehlen ein paar Details im Ablauf, so dass bei mir einige Fragen offenbleiben z. B. wo trieben Annie und Michael so schnell den Reporter auf, der den Film schmuggelt; wo, wann und von wem wurde Sascha geschnappt und vor allem wo war er in der Zeit zwischen dem Gespräch mit Putin und dem Auftauchen vor Annies Wohnungstür in Berlin??? Klar, die Lücken kann ich irgendwie selber füllen, ich hätte es aber trotzdem gerne gelesen und die Geschichte damit "rund" gemacht.


    Überhaupt finde ich Saschas Auftauchen zu diesem Zeitpunkt sehr verwirrend. War nicht sein Auftrag, die Übergabe zu verhindern - das ist ja jetzt rum? Was will er also jetzt noch? Die Geschichte mit dem Zurückholen des Bandes als "Erinnerungsstück" ist ja mehr als hanebüchen. Abgesehen davon, dass das Band im Osten ja nur belastend ist muss ihm doch klar sein (und Putin auch), dass das Band schon längst vervielfältigt wurde. Seine Absichten kann ich noch überhaupt nicht einschätzen.


    Sascha kann jetzt also versuchen mit Hilfe von Annie den Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Ich denke ihm ist ganz klar, dass er irgendwelchen Beteuerungen eh nicht glauben kann und er so oder so umgebracht wird.

    Das denke ich auch, genauso bin ich mir aber auch sicher, dass Putin das weiß. Er wird Sascha also nicht trauen und sein Auftrag ist ja schon gescheitert. Eigentlich ein Wunder, dass Sascha noch bei Annie auftauchen kann.


    Schalcks Frustration beim Gespräch mit Herbrich zeigt, wie sehr die DDR wirtschaftlich am Abgrund war, aber auch, dass sich manche Dinge leider nie ändern. Ich habe mich sehr an den heutigen Umgang mit dem Klimawandel erinnert gefühlt. :( Anstatt lieber endlich konsequent Ursachen zu bekämpfen regt man sich lieber über die unliebsamen "Störer" namens Klimakleber auf. Obwohl man doch mittlerweile wissen müsste, dass es so nicht weitergehen kann! :bonk Gleiche Einstellung damals: einfach weiter so, egal was kommt! :(

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Mich interessieren die damaligen Ereignisse sehr, gerade das Unbekannte für mich wie die Operation "Stahl". Wahnsinn, dass der Zusammenbruch so genau vorhergesehen wurde und welche Pläne für danach geschmiedet wurden! Bleibt natürlich die Frage, wie sich das weiter (bis in die heutige Zeit hinein) entwickelt hat und welche Alternativpläne es jetzt in Russland gibt ...

    Das wäre natürlich sehr wichtig für uns alle zu wissen. Würde mich echt interessieren, wie viel unsere derzeitigen Geheimdienste über Putins (oder andere Russen) Pläne wissen können und wie viel sie davon an die aktuelle Bundesregierung oder die NATO weitergeben. Weiß unser Verteidigungsminister jetzt mehr als seine Vorgänger(innen)? :gruebel

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend MZB: Darkover-Universum

  • wo war er in der Zeit zwischen dem Gespräch mit Putin und dem Auftauchen vor Annies Wohnungstür in Berlin???

    Sascha muss wohl erst intensiv über diese Verdächtigen geschult worden sein. Das hat eben die Zeit gedauert, in der er den Übergabetermin verpasst hat. Um dieses Wissen noch irgendwie für den KGB nutzen zu können, hat sich sein Auftrag dahingehend geändert, dass er möglichst die Hintermänner herausbekommen sollte. Vielleicht wollte Putin auch einfach nur noch prüfen, ob Sascha noch für Einsätze gegen Regimegegner taugt. :/

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  • Ich habe mich sehr an den heutigen Umgang mit dem Klimawandel erinnert gefühlt. Anstatt lieber endlich konsequent Ursachen zu bekämpfen regt man sich lieber über die unliebsamen "Störer" namens Klimakleber auf. Obwohl man doch mittlerweile wissen müsste, dass es so nicht weitergehen kann! Gleiche Einstellung damals: einfach weiter so, egal was kommt!

    Ganz so ist es ja nicht mehr. Viele sind sich der aktuellen Misere bewusst und es wird ausgiebig in allen möglichen Gruppen und Regierungen darüber diskutiert.

    Die "Klimakleber" haben einen für die Sache ungünstigen Weg gewählt, Aufmerksamkeit zu bekommen. :gruebel Manchmal fürchte ich, die sind auch von Putin oder Seinesgleichen instruiert, um zu zeigen, dass demokratische Prozesse nicht mehr für unsere Zukunft taugen.

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  • Manchmal fürchte ich, die sind auch von Putin oder Seinesgleichen instruiert, um zu zeigen, dass demokratische Prozesse nicht mehr für unsere Zukunft taugen.

    naja, das denke ich jetzt eher nicht. Ich habe jetzt erst ein Interview mit einem der Letzte Generation Aktivisten gehört. Das fand ich sehr interessant, die sind eher frusttriert und genervt von dem ewigen "Weiterso" der Regierung Hauptsache niemand muss auf irgendwas verzichten...


    #28 Die Letzte Generation hautnah wie nie. Illegal oder legitim? - Tage wie diese - Podcast (podigee.io)

  • Ich habe jetzt erst ein Interview mit einem der Letzte Generation Aktivisten gehört. Das fand ich sehr interessant, die sind eher frustriert und genervt von dem ewigen "Weiterso" der Regierung.

    Genau das meinte ich mit meinem Vergleich. Schalck bemängelt ja auch, die Probleme würden unter den Tisch gekehrt und stattdessen lieber die unliebsamen Personen, die die Finger in die Wunde legen, gejagt. Natürlich kann man die Situationen nicht vergleichen, aber ein gemeinsames Grundmuster gibt es meiner Meinung nach schon.


    Sascha muss wohl erst intensiv über diese Verdächtigen geschult worden sein. Das hat eben die Zeit gedauert, in der er den Übergabetermin verpasst hat. Um dieses Wissen noch irgendwie für den KGB nutzen zu können, hat sich sein Auftrag dahingehend geändert, dass er möglichst die Hintermänner herausbekommen sollte. Vielleicht wollte Putin auch einfach nur noch prüfen, ob Sascha noch für Einsätze gegen Regimegegner taugt. :/

    Das könnte natürlich alles sein, aber so ganz überzeugt es mich jetzt nicht. Schließlich war es Putin sehr wichtig, vor einer möglichen Veröffentlichung an das Band zu kommen. Ich hoffe, ich werde es noch erfahren (zwei Abschnitte kommen ja noch :-]).

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Die Unruhen in Dresden hatte ich so auch nicht auf dem Schirm. Die Demos in Leipzig, klar oder Berlin - aber dass sich solche Straßenschlachten, die ich der Beschreibung nach eher in das heutige G20-Umfeld eingeordnet hätte, in der DDR zutrugen, hätte ich nicht vermutet.

    Ging mir auch so. Für mich sind die Aufnahmen aus Leipzig und Berlin wesentlich präsenter.

  • naja, das denke ich jetzt eher nicht. Ich habe jetzt erst ein Interview mit einem der Letzte Generation Aktivisten gehört. Das fand ich sehr interessant, die sind eher frusttriert und genervt von dem ewigen "Weiterso" der Regierung Hauptsache niemand muss auf irgendwas verzichten...


    #28 Die Letzte Generation hautnah wie nie. Illegal oder legitim? - Tage wie diese - Podcast (podigee.io)

    Danke für den Link.

    Ich höre es gerade und finde es hochinteressant.


    Ich kann die Leute sehr gut verstehen, diese Resignation, daß es einfach nicht vorangeht, die Menschen sich immer noch zu wenig kümmern, es ihnen egal zu sein scheint.

    Die Regierung nicht mal endlich in die Hufe kommt und die FDP in ihre Schranken verweist..

    Was sollen sie denn noch machen?


    Ich persönlich fände zwar andere Aktionen sinnvoller - aber schon wie der junge Mann erklärt, das Gefühl, überhaupt etwas zu machen, gibt ihm etwas positives - das kann ich so nachvollziehen.


    Belohnungsprinzip könnte vielleicht Chancen haben.

    Bsp. Wers Auto abgibt, bekommt umsonst eine Fahrkarte für alle Züge.

  • Belohnungsprinzip könnte vielleicht Chancen haben.

    Bsp. Wers Auto abgibt, bekommt umsonst eine Fahrkarte für alle Züge.

    Bei älteren Leuten, sehe ich, dass sie leider häufig ihren Vorsatz, Führerschein abzugeben/Auto abzuschaffen, nicht umsetzen können, weil sie in ihrer Mobilität eingeschränkt sind. Weder zu Fuß den Weg zur Straßenbahn laufen können, noch in die Bahn über Stufen einsteigen können. Bei meinen Eltern verzögert sich der Bau des versprochenen Hochbahnsteigs nun schon um zehn Jahre. In Hannover gibt es kostenlose ÖPNV Jahreskarte bei Führerscheinabgabe. Leider gibt es weiter auch noch Bahnhöfe, wo man die Gleise ohne Rolltreppen oder Fahrstuhl erreichen muss... da muss noch viel passieren. Ebenso gibt es nur wenige Supermärkte, die LebensMittel liefern. Viele Ältere geben eher das Fahrrad fahren auf, als das Auto fahren.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Ebenso gibt es nur wenige Supermärkte, die LebensMittel liefern. Viele Ältere geben eher das Fahrrad fahren auf, als das Auto fahren.

    Leider ist das genau so auch bei meiner Mutter und ohne ihre fast täglichen Fahrten zum Einkaufen, zu Ärzten oder in die Kirche würde ihr deutlich einiges an Lebensqualität fehlen.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend MZB: Darkover-Universum