Heute Morgen konnte ich nicht mehr schlafen und hab stattdessen gelesen Ist ja auch viel wichtiger .
Aber das Buch zieht mich in einen Lesesog, nachdem ich jetzt endlich auch Zeit dafür habe. Die Ereignisse überschlagen sich. Dabei geht es in bester Titus-Müller-Manier ganz viel um die Zeitgeschichte, in die die Handlung gekonnt eingewoben ist. Mich interessieren die damaligen Ereignisse sehr, gerade das Unbekannte für mich wie die Operation "Stahl". Wahnsinn, dass der Zusammenbruch so genau vorhergesehen wurde und welche Pläne für danach geschmiedet wurden! Bleibt natürlich die Frage, wie sich das weiter (bis in die heutige Zeit hinein) entwickelt hat und welche Alternativpläne es jetzt in Russland gibt ... Gruselig auch, wie sehr die Personen, die damals dabei waren, heute noch in die Politik und das gesellschaftliche Leben eingebunden sind oder zumindest bis vor kurzem waren!
Die Unruhen in Dresden hatte ich so auch nicht auf dem Schirm. Die Demos in Leipzig, klar oder Berlin - aber dass sich solche Straßenschlachten, die ich der Beschreibung nach eher in das heutige G20-Umfeld eingeordnet hätte, in der DDR zutrugen, hätte ich nicht vermutet. Sehr interessant und es passt natürlich auch, wie Annie und Michael dazukommen.
Auch wenn nun der Faden vom KGB Agenten Putin mit Annies Geschichte zusammenstößt, ....
Dieses Aufeinandertreffen der beiden Stränge hat mir hier auch sehr gut gefallen.
Leider wird das ja schon im Klappentext verraten. War also beim Lesen leider keine Überraschung mehr.
Das Zitat bezog sich auf das unabsichtliche Filmen des Treffen Putins mit seinen neuen Getreuen. Da verrät der Klappentext wirklich (zu) viel. Zum Glück habe ich ihn hier ausnahmsweise nicht gelesen, es war sowieso klar, dass ich das Buch lesen werde .
Die historischen Ereignisse überschlagen sich, vielleicht schreitet deshalb auch die Handlung fast sprungartig voran. Mir fehlen ein paar Details im Ablauf, so dass bei mir einige Fragen offenbleiben z. B. wo trieben Annie und Michael so schnell den Reporter auf, der den Film schmuggelt; wo, wann und von wem wurde Sascha geschnappt und vor allem wo war er in der Zeit zwischen dem Gespräch mit Putin und dem Auftauchen vor Annies Wohnungstür in Berlin??? Klar, die Lücken kann ich irgendwie selber füllen, ich hätte es aber trotzdem gerne gelesen und die Geschichte damit "rund" gemacht.
Überhaupt finde ich Saschas Auftauchen zu diesem Zeitpunkt sehr verwirrend. War nicht sein Auftrag, die Übergabe zu verhindern - das ist ja jetzt rum? Was will er also jetzt noch? Die Geschichte mit dem Zurückholen des Bandes als "Erinnerungsstück" ist ja mehr als hanebüchen. Abgesehen davon, dass das Band im Osten ja nur belastend ist muss ihm doch klar sein (und Putin auch), dass das Band schon längst vervielfältigt wurde. Seine Absichten kann ich noch überhaupt nicht einschätzen.
Sascha kann jetzt also versuchen mit Hilfe von Annie den Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Ich denke ihm ist ganz klar, dass er irgendwelchen Beteuerungen eh nicht glauben kann und er so oder so umgebracht wird.
Das denke ich auch, genauso bin ich mir aber auch sicher, dass Putin das weiß. Er wird Sascha also nicht trauen und sein Auftrag ist ja schon gescheitert. Eigentlich ein Wunder, dass Sascha noch bei Annie auftauchen kann.
Schalcks Frustration beim Gespräch mit Herbrich zeigt, wie sehr die DDR wirtschaftlich am Abgrund war, aber auch, dass sich manche Dinge leider nie ändern. Ich habe mich sehr an den heutigen Umgang mit dem Klimawandel erinnert gefühlt. Anstatt lieber endlich konsequent Ursachen zu bekämpfen regt man sich lieber über die unliebsamen "Störer" namens Klimakleber auf. Obwohl man doch mittlerweile wissen müsste, dass es so nicht weitergehen kann! Gleiche Einstellung damals: einfach weiter so, egal was kommt!