Notfallknopf, Smartwatch mit Fallsensor, ... - Erfahrungen?

  • Ihr lieben Eulen,


    vielleicht hat jemand von euch Erfahrungen, sei es beruflich, durch Angehörige oder selbst, mit Notfallknöpfen oder ähnlichen Notfallbenachrichtigungssystemen. Diese würden mich interessieren.

    Ein Angehöriger von mir ist körperlich schwach und visuell stark eingeschränkt. Vergangene Nacht ist er gestürzt und kam allein nicht wieder auf die Beine. Glücklicherweise ist nichts Schlimmeres passiert, er war bei Bewusstsein und eine Nachbarin, die spät nach Hause kam, hörte seine Hilferufe und rief telefonisch Hilfe. Ein Schwindel und ein Fall kann jederzeit wieder auftreten, Besserung ist nicht zu erwarten.


    Wenn man nachts auf Toilette geht, nimmt man sein Handy i.d.R. nicht mit, aber ich denke auch einen Notfallknopf wäre im Bett nicht getragen worden. Eine "Uhr", die nachts getragen wird, wäre geeignet. Der Notruf sollte nicht die Rettungsleitstelle, sondern eine andere Telefonnummer anrufen.


    Habt ihr Erfahrungen, seien es positive oder negative?


    Vielen Dank bereits im Voraus!

  • Die Mutter eines Freundes ist gestürzt und war hilflos; die Apple Watch hat die Feuerwehr benachrichtigt, sonst wäre das schlimm ausgegangen. Ein anderer Freund ist von seiner Smartwatch auf die Möglichkeit eines Herzkammerflimmerns hingewiesen worden, und der Kardiologe, zu dem er dann gegangen ist, hat ihn sofort ins Krankenhaus eingewiesen.


    Ich habe ja mit der Pflege zu tun und habe alle möglichen Gadgets und technischen Entwicklungen miterlebt. Hausnotrufe sind immer noch ein einträgliches Geschäft, und manchmal genügt es auch, wenn jemand vom Pflegedienst kommt und nicht gleich der Notarztwagen. Aber die Technik der Smartwatches ist inzwischen so extrem verlässlich, dass es als Notfallvorsorge eigentlich vollständig ausreicht. Vorausgesetzt, man hat die entsprechenden Mechanismen aktiviert, also die Sturzerkennung u.ä.

  • Ich habe vor einigen Wochen auf meinem Handy eine SMS bekommen, dass meine Patentante gestürzt und nicht ansprechbar ist. Die Nachricht war bereits eine Stunde alt, ich wohne in Hannover, sie in Wiesbaden. Da ich gerade bei meiner Mutter war, die auch die SMS bekommen hat, war mir klar, dass die gesamte Familiengruppe informiert wurde. Allerdings wohnen alle mind. 200 km entfernt. Habe daher, ihre Kinder versucht tel. zu erreichen, bevor ich einen RTW bestelle und gehofft, dass sie Entwarnung geben können. Es stellte sich raus, Tantchens Handtasche war ins Rutschen geraten und darin war die Sturzuhr ... zumindest wissen wir nun, es funktioniert. Sie hatte den "Alarm" nicht mitbekommen und war beim Yoga.


    Generell ist Hausnotruf eine gute Sache, die ich in den Jahren 1997 - 2000 als Sicherheit bei meinen Großeltern kennengelernt habe. Auch wenn ich mir gewünscht hätte, mein Großvater wäre nicht gerade nachts auf die Idee gekommen, auf Wanderschaft auf dem Grundstück zu gehen/stürzen oder den Knopf zu drücken, weil der Stift/Telefon ihm runtergefallen ist. Unsere Telefonnummer wurde dann als erstes von der Organisation angerufen, damit einer von uns in 2 km Entfernung mal schnell nach dem Rechten schaut. Meine Großmutter konnte mithilfe des Knopfes sich Hilfe rufen, als sie nachts Schmerzen/ einen Darmdurchbruch hatte/ das Telefon war im Flur.


    Für meine Eltern muss ich mir auch mit ihnen gemeinsam Gedanken machen, denn sobald einer stürzt, kommt derjenige nicht allein wieder hoch und gegenseitig können sie sich auch nicht mehr auf die Beine helfen, auch wenn es nur blaue Flecken gab. Von den Knien kommen sie nicht auf die Beine und benötigen Gegenstände, an denen sie sich hochziehen können.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Es stellte sich raus, Tantchens Handtasche war ins Rutschen geraten und darin war die Sturzuhr ...

    Das passiert Dir aber auch nur mit Billigsmartwatches. Die guten haben Handgelenkerkennung und vieles mehr. Da wird kein Alarm ausgelöst, wenn die Tante ihre Handtasche fallen lässt. Sonst wären die Systematiken hierzulande auch kaum geduldet.

  • Meine Mutter hat seit zwei Jahren einen Notfallknopf vom Johanniter Hilfsdienst. Sie zieht ihn aber leider nur sporadisch an. Vereinbart ist, dass die Johanniter im Alarmfall erst dort im Haus auf einer eigenen Gegensprechanlage anrufen und sich erkundigen, was los ist. Wenn da keiner antwortet, sollen sie mich oder meine Schwester anrufen oder gleich mit Notarzt bzw. Rettungswagen anrücken.

    Bisher gab es einen Fehlalarm als meine Mutter auf ihrem täglichen Weg zum Friedhof war und da unbemerkt mit dem Knopf am Handgelenk irgendwo angeschlagen ist.

    Als sie nach ca. 10 Minuten wieder heimkam, war der Sanitäter schon da und hat das ganze Haus vom Keller bis zum Dach und im Garten abgesucht, um die vermeintlich hilflose Frau zu finden. Danach bekam meine Mutter eingeschärft, den Knopf nicht mehr außer Haus zu tragen, was sie jetzt auch macht.

    In der Nacht trägt sie ihn aber auch nicht (stört sie beim Schlafen) und hat ihn auch nicht im Stockwerk wo ihr Schlafzimmer und Bad ist. Auf Toilette braucht sie dann nicht gehen, weil wir inzwischen einen Toilettenstuhl direkt neben dem Bett haben, den sie regelmäßig benutzt.


    Vorgestern habe ich mit einer Nachbarin gesprochen, die auch einen Notfallknopf hat, der ihr bei einem kürzlichen Schlaganfall gut geholfen hat. Sie hat ihn vom Roten Kreuz und zahlt nur ein Drittel von der Monatsgebühr meiner Mutter. Anscheinend gibt es da erhebliche Unterschiede.


    Bequem war, dass ich über die Gegensprechanlage vom Johanniter schnell einen Rettungswagen bekommen habe als ich letztes Jahr den Verdacht hatte, dass meine Mutter einen Herzinfarkt haben könnte, als ich zu meinem regelmäßigen Arbeitseinsatz bei ihr in der Früh hinkam.


    Meine Mutter muss jeden Tag einen bestimmten Knopf an diesem Gerät drücken, sonst meldet sich der Notdienst von sich aus und fragt nach, ob alles in Ordnung ist. Wenn sie verreist, muss sie sich da abmelden und beim Heimkommen wieder anmelden.

    - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend MZB: Darkover-Universum

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von Tante Li ()

  • Aber die Technik der Smartwatches ist inzwischen so extrem verlässlich, dass es als Notfallvorsorge eigentlich vollständig ausreicht. Vorausgesetzt, man hat die entsprechenden Mechanismen aktiviert, also die Sturzerkennung u.ä.

    ... und der Mensch kennt sich zumindest rudimentär mit solchen technischen Geräten aus. Meine Mutter kann mit einem Handy nichts anfangen und schafft noch nicht einmal die halbjährliche Zeitumstellung von simplen elektrischen Weckern.

    - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend MZB: Darkover-Universum

  • ... und der Mensch kennt sich zumindest rudimentär mit solchen technischen Geräten aus. Meine Mutter kann mit einem Handy nichts anfangen und schafft noch nicht einmal die halbjährliche Zeitumstellung von simplen elektrischen Weckern.

    Das ist ein Argument - so ein Notfallknopf an der Schnur um den Hals, am Bett oder sonstwie in Reichweite ist natürlich weit weniger komplex als eine Smartwatch. Und mit dem Notfallknopf, der mit einem Pflegedienst oder einem ähnlichen Service einhergeht, ruft man nicht immer gleich die Kavallerie. Aber die Smartwatch ist auch nicht so sensibel.


    Deiner Mutter könntest Du allerdings bei Gelegenheit mal ein paar Funkwecker schenken. Muttertag ist ja wieder in einem Jahr. 8)

  • Deiner Mutter könntest Du allerdings bei Gelegenheit mal ein paar Funkwecker schenken. Muttertag ist ja wieder in einem Jahr. 8)

    Gute Idee! Aber solange mein Schwager oder ich in der Nähe sind, lässt sich dieses kleine Problem noch ganz gut von uns händisch lösen.

    - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend MZB: Darkover-Universum

  • Bei einer Person, die akut sturzgefährdet ist und sich ohnehin an der Grenze zur Hilflosigkeit befindet, würde ich mich allerdings nicht auf eine Smartwatch konzentrieren. Das ist m.E. eher eine Option für Leute, die kein sehr hohes Alltagsrisiko haben. Pflegebedürftige und vergleichbar eingeschränkte Menschen sollten (zusätzlich) die Möglichkeit haben, sich schnell und unkompliziert einen professionellen Hilfedienstleister zu rufen.

  • Für meine Eltern muss ich mir auch mit ihnen gemeinsam Gedanken machen, denn sobald einer stürzt, kommt derjenige nicht allein wieder hoch und gegenseitig können sie sich auch nicht mehr auf die Beine helfen, auch wenn es nur blaue Flecken gab. Von den Knien kommen sie nicht auf die Beine und benötigen Gegenstände, an denen sie sich hochziehen können.

    Genau die Situation habe ich mit meinen Eltern auch, daher haben sie auch den Hausnotruf der Johanniter. Ein Gerät, dessen roten Knopf sie drücken und dann bekommen sie Hilfe. Die haben auch meine Handynummer, um mich zu informieren, sollte irgendwas schlimmeres sein.


    Gebraucht haben sie ihn schon öfters, zuletzt als mein Vater mit Corona dank des Fiebers einfach umgekippt ist. Die haben dann auch den Rettungsdienst gerufen, der ihn dann ins Krankenhaus gebracht hat.

    Stürze hatten sie wohl auch schon mehrere, bei denen jemand kam. Einmal ist mein Vater ca. 50 m vor der Haustür gestürzt, da ist meine Mutter dann in die Wohnung (glücklicherweise waren sie zusammen unterwegs) und hat den Hausnotruf betätigt.

    Ich hab schon mitbekommen, dass sie mir mittlerweile gar nicht mehr erzählen, wenn sie da Hilfe holen, weil sie mich ja nicht belasten wollen und das sehr zuverlässig funktioniert. Sie wollen mich wohl nicht beunruhigen.... ( Wissen tu ich das, weil mein Onkel mir erzählt hat, das was war, sie aber nicht)


    Theoretisch gibt es dann auch als Armband für unterwegs, aber damit haben wir uns noch nicht beschäftigt. Nachdem der Versuch mit Smartphones grandios gescheitert ist haben beide jetzt auch ein Seniorenhandy in dem meine Handynummer auf Schnellwahl ist. Und der Taxiruf :-)

  • Ich habe seit November 2022 einen Hausnotruf von den Maltesern. Ich kann den Notrufknopf entweder am Armband oder um den Hals tragen. Ich mache letzteres, weil ich das Ding nachts nicht tragen möchte (habe Angst, ich komme aus Versehen dran, höre die Stimme aus der Basisstation nicht, die nachfragt, ob alles okay ist, und beim aufwachen stehen zwei Männer an meinem Bett). Ich lege ihn auf den Nachttisch und wenn ich aufstehe, lege ich ihn mir um den Hals.


    Meine Mutter muss jeden Tag einen bestimmten Knopf an diesem Gerät drücken, sonst meldet sich der Notdienst von sich aus und fragt nach, ob alles in Ordnung ist. Wenn sie verreist, muss sie sich da abmelden und beim Heimkommen wieder anmelden.

    Das ist bei mir auch so.

  • Ich habe beruflich viel mit Menschen zu tun, die Hausnotrufknöpfe haben.

    Mit einem Pflegegrad werden Teile der Kosten übernommen, das aber nur am Rande.

    Viele Pflegedienste bieten die Variante an, den Pflegedienst als erste Kontaktnummer anzugeben. Sinnvoll, wenn die Familie weit entfernt wohnt oder schlicht nicht vorhanden ist.

    Nachteil: Wird der Pflegedienst gewechselt muss auch ein neuer Hausnotruf her (das kommt öfter vor, als man auf Anhieb glauben würde).

    Auch deshalb finde ich das System der Johanniter - unabhängig vom jeweiligen Pflegedienst und eigene Mitarbeiter, die nachsehen - ganz gut.

    In meiner eigenen Familie standen wir vor dem Problem, dass die Senioren noch gerne das Haus verlassen, Schwindel und Herzprobleme aber auch im Garten oder irgendwo im Dorf auftreten können. SmartWatch ist da keine Alternative, Smartphone war ein grandioser Fehlschlag...

    Wir haben für meinen Vater seit einiger Zeit einen Notruf, in dem eine Prepaid-SIM- Karte steckt. Bei Auslösen des Alarms werden fünf Leute per SMS informiert. Anschließend telefoniert das Gerät die fünf hinterlegten Nummern ab, bis jemand das Gespräch annimmt. Ist wie eine Armbanduhr zu tragen, aber nach der Einrichtung ganz simpel zu bedienen. Für uns die beste Lösung, aber nicht perfekt. Fehlalarme sind häufig, aber damit können wir leben.