Roxy - Johann von Bülow

  • Roxy handelt von der Freundschaft zwischen Roy und Marc. Roy und Marc lernen sich während der Schulzeit kennen und könnten verschiedener nicht sein. Während Roy - der eigentlich Robert, nach seines Vaters Vater heißt - sich alles nimmt, was ihm das Leben bietet, weil er es von Haus aus gar nicht anders gewohnt ist, versucht Marc immer ausgleichend nach allen Seiten zu wirken und sucht gleichzeitig nach dem Sinn seines Lebens.


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    "Muss man sein Leben lang der sein, als der man geboren wurde? Wieviel Freiheit besitzen wir überhaupt, uns weiterzuentwickeln? Wer legt das eigentlich alles fest, wer man ist?" - Section 97


    Diese Fragen gehen Marc oft durch den Kopf, während er versucht, sein Leben so gut es geht zu gestalten. Ich lerne Marc zu einem Zeitpunkt kennen, an dem er selbst in der Mitte seines Lebens ist. Gerade befindet er sich auf dem Weg nach München - zur Beerdigung seines Freundes Roy. Die beiden hatten wenig Kontakt in den vergangenen Jahren, während sie die ersten Jahre ihrer Freundschaft sehr eng und beinahe tagtäglich gemeinsam verbracht haben.

    Mit der Berufswahl und den ersten intensiven Gefühlen von Marc zu Carolin sehen sich Roy und Marc kaum noch. In gedanklichen Rückblenden auf der Fahrt nach München lerne ich mehr über die Vergangenheit der ungleichen Freunde kennen. Die verhaltenen Annäherungen von Marc zu Carolin. Die ungestüme Art von Roy. Und das Zusammenwirken der Beiden auf ihre Außenwelt. Mal ist es für mich spannend zu verfolgen. Mal plätschert die Geschichte etwas dahin. Am intensivsten ist für mich die Zurückhaltung von Marc spürbar. Und genauso ungewöhnlich ist bei all der Zurückhaltung auch sein Berufswunsch für mich: Marc möchte Schauspieler werden. Ich stelle mir die Frage, ob es rein der Wunsch ist, gesehen zu werden.


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    "Mir hat es vielleicht immer zu gut gefallen, angeguckt zu werden. Das haben die bei mir aber immer gleich gesehen und gesagt: "Sei doch mal existenzieller!", er lachte. Das Wort musste ich nachschlagen. Ich hatte keine Ahnung, was die meinten. Irgendwann habe ich zu ahnen begonnen, dass es darum gehen könnte, dass man, um angeguckt zu werden nicht unbedingt etwas machen muss. Also, nichts hinzutun muss. Dass man selbst genug ist. Das wusste ich nämlich nicht. Ich dachte immer, wenn man nix macht, ist da auch nix." - Section 117


    Der Erzählstil hat mir sehr gefallen. Johann von Bülow erzählt die Geschichte in einem ruhigen Ton. Manchmal wirkt die Erzählung etwas verworren, wenn Episoden aus den Jugend- oder jungen Erwachsenenjahren erzählt werden. Ich finde jedoch immer schnell ins Geschehen.

    Was mich ebenfalls etwas erstaunt hatte, war der Bezug zum Titel. Nach etwa der Hälfte wurde mir als Leser erzählt, was es mit dem Roxy auf sich hatte. Das ist bei einem Hörbuch von rund 10 Stunden nach meinem Geschmack etwas spät, aber verschmerzbar. Nur wunderte ich mich bis dahin, was es denn mit Roxy auf sich hatte und wann sie oder er in Erscheinung treten würde.


    Johann von Bülow hat für mich mit seiner Erzählung um Freundschaft, Angst, Mut und dem Wunsch mehr zu sein, als man ist, genau die richtige Geschichte, wenn es um das Zusammentreffen von Menschen geht. Jedes Gefühl, jedes Hoffen, jedes Bangen ist spürbar - ganz genauso wie die Ausgelassenheit und der Nervenkitzel der Protagonisten in jungen Jahren. Mir hat es viel Spaß gemacht, die Freunde zu begleiten und ihre jeweilige Entwicklung zu verfolgen.


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    "Und seine Angst, abgelehnt zu werden. Über die Frage, ob es vorbestimmt ist, wer man sein muss im Leben. Oder ob man da eine Wahl hat. Wieviel man selber mitzureden hat, bei solchen Fragen." - Section 163


    Fazit

    Roxy ist für alle, die sich schon mal Gedanken über die Vorherbestimmug des eigenen Lebensverlaufs gemacht haben und anhand der fiktiven Geschichte von Roy und Marc erleben wollen, was es bringt, wenn man auf die richtige Gelegenheit wartet.


    ASIN/ISBN: 3839820472