'Lügen über meine Mutter' - Seiten 001 - 124

  • Mich nimmt die Geschichte ganz schön mit. Entschuldigung, aber was ist das für ein A.... von Ehemann? Es ist für mich kaum auszuhalten, wie sehr er seine Frau erniedrigt und ihr einfach mal die Schuld für alles in die Schuhe schiebt. Bestimmt hat er nebenbei ein Verhältnis, denn er ist ja sehr oft unterwegs. Gut für Mutter.


    Die Mutter wiederum lässt diese Erniedrigungen natürlich auch zu. Am schlimmsten fand ich die Stelle, als sie Ela mit dem Kochlöffel verprügelt, weil sie den Druck eins zu eins an ihr Kind weitergibt.


    Sehr schwer auszuhalten ist für mich auch, dass alles aus Elas Perspektive zu lesen. Man spürt richtig, wie sie sich ihr Zuhause schön redet und sich nach Nähe und Geborgenheit, ja, nach Liebe sehnt. So wie alle eigentlich.


    Auch die Abtreibungen, die die Mutter mit ihrer Tochter diskutiert... Geht's noch? :pille Wie furchtbar muss sie sich fühlen. Überhaupt sind Eheprobleme nichts für die Ohren der Tochter.


    Das Buch geht ganz schön ins Eingemachte.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Ich fühlte mich doch sehr an meine Jugend (und die meiner Freunde) erinnert - damals ging es in vielen Elternhäusern noch ganz anders zu.


    Die Szene mit dem Kochlöffel hat mich auch schockiert, allerdings bin ich tatsächlich der Meinung, dass die Belastung der Tochter mit den Eheproblemen der Eltern, egal ob im direkten Gespräch (über die Abtreibungen - na super, wenn man dann das Gefühl bekommt, nur zufällig der Fötus gewesen zu sein, der durchgerutscht ist :rolleyes: ) oder auch indirekt (die Aufforderung, zu lügen oder Dinge zu verheimlichen), langfristig der größere Missbrauch mit schwerwiegenderen Konsequenzen ist. Missversteht mich nicht, ich bin absolut gegen körperliche Strafen in der Erziehung - aber auch seelischer Missbrauch ist in meinen Augen Gewalt.


    Kennt ihr das Lied Because of you von Kelly Clarkson? Darin arbeitet sie genau dieses Thema auf. Ich kann das nicht ohne Gänsehaut hören.

  • Da kann ich dir nur zustimmen, Ellemir . Egal, ob körperliche oder seelische Gewalt, beides zerstört eine Kinderseele und das tut mir weh, zu lesen. Für mich war die Kochlöffelszene dennoch ein Wendepunkt, weil dabei zwischen Ela und ihrer Mutter zerbrochen ist. Bis dahin hatte ich das Gefühl, dass Ela sich sicher bei ihrer Mutter gefühlt hat. Sie hat sie ja auch verteidigt. Ab den Prügeln vertraut sie ihrer Mutter nicht mehr.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Angekommen bin ich bei Elas Geburtstag als sie auf dem Boden festklebt.:yikes

    Was für ein Tag. Die Mutter nicht da, dafür die seltsame Oma, dann die vielen Kaugummis und leider, leider behält der Vater recht mit seiner Prophezeiung. :(

    Und das alles aus der Sicht von Ela beschrieben.

    Wir erfahren sehr deutlich, wie das Verhalten der Erwachsenen bei ihr ankommt...........


    Ich glaube, dieses Buch wird sicher noch viele Erkenntnisse über die handelnden Personen bringen........ich bin gespannt.

  • Mich hat allein schon dieser erste Abschnitt sehr mit genommen. Die Mutter, die alles aufgibt für Kind und vor allem Ehemann, in das Kaff zeiht und den Anfeindungen der Schwiegermutter ausgesetzt ist ohne den Rückhalt des Ehemannes, nein, das war zu viel für mich. Dass es am Kind ausgelassen wird ist keine Lösung und natürlich keine Entschuldigung, aber bei all der Verzweiflung, die die Mutter in sich rein frisst, kein Wunder.

  • Ich höre ja das Hörbuch und mir gefällt es bisher ausgesprochen gut! Ich mag die Sprecherin, sie macht ihre Sache wirklich sehr gut. Und ich mag vor allem auch den Erzählton des Romans. Ich finde es richtig gut, wie die Geschichte aus der Sicht der 8 jährigen Ela erzählt wird. Wie man als Leser so direkt mitbekommt, wie das Kind die Situation in der Familie empfindet. Und mir gefällt auch, wie die Autorin immer wieder aus ihrer heutigen Sicht die Erlebnisse reflektiert und kommentiert. Ich bin also bisher sehr begeistert von dem Buch. Auch wenn mir die Mutter und Ela einfach nur furchtbar leid tun, bei diesem Vater und Ehemann:schlaeger


    Entschuldigung, aber was ist das für ein A.... von Ehemann?

    :write Der Ehemann ist einfach nur ein Widerling. Ich verstehe nicht, wie man so sein kann: komplett auf das Äußerliche und das Aussehen der Frau fixiert. Und wie er sie so terrorisieren und fertig mache kann. Einfach nur schrecklich.

    Ich frage mich die ganze Zeit: warum sind die beiden denn überhaupt noch verheiratet? Warum verlässt sie diesen schlimmen Ehemann nicht einfach? Okay, es wäre wahrscheinlich nicht einfach für die Mutter gewesen , sich scheiden zu lassen, auch wegen der Finanziellen Situation. Aber sowas kann doch kein Mensch ertragen oder ? Und die arme Tochter muss darunter leiden.

    Und warum bleibt der Ehemann noch bei seiner Frau, wenn er sie so Hässlich findet? Ich kann da keinerlei Liebe zwischen den Beiden fühlen.

    Wobei ich schon das Gefühl habe, dass der Vater Ela liebt und auch zum Teil lieb mit ihr umgeht. Aber die Gesamtsituation zu Hause in der Familie ist für die Tochter ganz schrecklich, das arme Kind.

  • Ich als Scheidungskind kann mit Sicherheit sagen, dass Scheidungen damals schon möglich waren - leicht sicher nicht, aber das sind sie heute auch nicht.


    Ja, der Ehemann ist ein Widerling, ganz unbestritten. Aber ich finde die Mutter auch schlimm - einem Kind die Eheprobleme der Eltern aufzubürden, ihr von den Abtreibungen zu erzählen, das geht alles gar nicht. Und wenn sie bei dem Ehemann bleibt, muss sie sich schon eine gewisse Mitschuld am Leid der Tochter zurechnen lassen.

    Egal, ob körperliche oder seelische Gewalt, beides zerstört eine Kinderseele und das tut mir weh, zu lesen. Für mich war die Kochlöffelszene dennoch ein Wendepunkt, weil dabei zwischen Ela und ihrer Mutter zerbrochen ist. Bis dahin hatte ich das Gefühl, dass Ela sich sicher bei ihrer Mutter gefühlt hat. Sie hat sie ja auch verteidigt. Ab den Prügeln vertraut sie ihrer Mutter nicht mehr.

    Ich hatte das Gefühl, dass da schon was zerbrochen ist, als sie bei dem Besuch bei ihren Eltern die Tochter zwingt, sich beim Großvater zu entschuldigen und die Puppe in den Mülleimer schmeißt.

  • Ich frage mich die ganze Zeit: warum sind die beiden denn überhaupt noch verheiratet? Warum verlässt sie diesen schlimmen Ehemann nicht einfach?

    Das frage ich mich auch die ganze Zeit. Sie hat nicht viel Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten mit ins Leben bekommen. Ihre eigenen Eltern unterstützen sie ja auch kaum. Dieses Sicherheitsnetz fällt schon mal weg. Wäre der erste Fluchtversuch nicht so kläglich am Benzinmangel gescheitert, vielleicht hätte sie die Kraft gehabt. Aber das hat ihre Vorurteile, dass sie alleine das Leben nicht bewältigen kann, bestätigt.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Ja, der Ehemann ist ein Widerling, ganz unbestritten. Aber ich finde die Mutter auch schlimm - einem Kind die Eheprobleme der Eltern aufzubürden, ihr von den Abtreibungen zu erzählen, das geht alles gar nicht. Und wenn sie bei dem Ehemann bleibt, muss sie sich schon eine gewisse Mitschuld am Leid der Tochter zurechnen lassen.

    Das sehe ich auch so. Die Eltern bekleckern sich beide nicht mit Ruhm. Es bleibt zu hoffen, dass Ela außerhalb des Elternhauses eine verlässliche Bezugsperson findet.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Der einzige Grund ist die finanzielle Situation, er braucht das Geld, das seine Frau verdient. Denn er gibt es ja so unnütz aus, das hat mich auch so aufgeregt.

  • Ja, der Ehemann ist ein Widerling, ganz unbestritten. Aber ich finde die Mutter auch schlimm - einem Kind die Eheprobleme der Eltern aufzubürden, ihr von den Abtreibungen zu erzählen, das geht alles gar nicht. Und wenn sie bei dem Ehemann bleibt, muss sie sich schon eine gewisse Mitschuld am Leid der Tochter zurechnen lassen.

    Mir fällt es echt schwer nicht regelrecht wütend auf die Mutter zu werden, wie kann sie nur bei diesem Widerling bleiben?!

    Klar, ihr fehlt jeder Rückhalt, keine Freunde, die eigenen Eltern auch eher seltsam und dann war in den 80ern eine Scheidung ja doch noch schwieriger, aber trotzdem möchte ich sie am liebsten schütteln.

  • Aber wenn man bei ihr die Gründe zu verstehen versucht, sollte man das doch auch bei ihm tun, oder? Ich glaube nicht, dass es nur die finanzielle Situation ist.


    Ich denke, bei ihm ist es Unsicherheit. Er stammt wohl aus eher einfachen, ländlichen Verhältnissen und versteht insofern die Geschäftswelt nicht ganz so intuitiv wie Menschen, die in dem Umfeld großgeworden sind. Auch sein fehlendes Studium sieht er als Mangel. In der Dorfgemeinschaft dagegen hat er offensichtlich den Ruf, etwas besseres sein zu wollen, was auch nicht förderlich ist für die Integration.


    Ich würde hier mal küchentischpsychologisch Minderwertigkeitskomplexe diagnostizieren. Und die versucht er auszugleichen, indem er einen Unterschied, den er wahrnimmt, anprangert. Seine erfolgreicheren Kollegen haben Frauen, die sie auf Firmenevents begleiten, die "etwas hermachen", die sozial integrierter sind als seine Frau. Sicher nicht der richtige Weg, unfair gegenüber der Frau und dem Kind, aber das ist das Verhalten der Mutter in meinen Augen auch.

  • Minderwertigkeitsgefühle sind es bestimmt, er zieht ja auch immer über die bürgerliche Herkunft seiner Frau her, ihre Eltern, da frage ich mich, warum er sie überhaupt geheiratet hat.

    Die Mutter finde ich, tut ja eigentlich alles für die Tochter, dass sie sich nicht so richtig kümmern kann, scheint mir an der Depression zu liegen, die sie mit Sicherheit, wegen der ständigen Zurücksetzung hat. Nie ist sie genug, sie verdient zu wenig, aber als sie befördert werden soll, einen Kurs machen will, legt er ihr wieder Steine in den Weg und macht sie runter.

    Dann die Umgebung, das Dorf in dem sie total isoliert lebt, von der Schwiegermutter oft auch nur beschimpft, das hat den stärksten Menschen um. Und stark ist sie, das zeigt sich ja immer wieder. Nur findet der Mann immer MIttel und Wege, sie scheitern zu lassen.

  • einem Kind die Eheprobleme der Eltern aufzubürden, ihr von den Abtreibungen zu erzählen, das geht alles gar nicht.

    Ich höre ja das Hörbuch und kann deswegen nicht mehr zurückblättern: hat die Mutter der Tochter wirklich schon als Kind von den Abtreibungen erzählt? Oder war das dann in der Rückblende, als sie schon älter war? ich kann mich gerade nicht mehr daran erinnern. Aber wenn sie es ihr wirklich schon als Kind erzählt hat, dann ist das wirklich der Hammer finde ich. Wie kann man den mit so einem Wissen aufwachsen? Das man zum Glück nicht das Baby war, dass abgetrieben worden ist ? Das ist echt heftig.

    Der einzige Grund ist die finanzielle Situation, er braucht das Geld, das seine Frau verdient. Denn er gibt es ja so unnütz aus, das hat mich auch so aufgeregt.

    Ja das wird ja dann glaube ich erst in den nächsten Abschnitten so richtig thematisiert: aber das der Ehemann das Geld von seiner Frau so zum Fenster rauswirft hat mich auch furchtbar geärgert.

  • Eins der Zwischenkapitel beginnt mit:


    Ich war gerade mal zwölf oder vielleicht dreizehn, als meine Mutter mir von ihren beiden Abtreibungen erzählte, an einem unserer vielen endlosen Nachmittagen auf dem Balkon, an denen wir ihre Ehe besprachen. Sie hatte einen Abbruch vor und einen nach meiner Geburt.

    Ich erinnere mich genau an diesen Moment, in dem mir die Zufälligkeit meiner Existenz bewusst wurde. An das Bewusstsein, genau dieser mittlere Fötus gewesen zu sein.


    Zugegeben, 12 ist älter als 6, aber mit einem zwölfjährigen Kind regelmäßig Eheprobleme zu wälzen und ihr von den Abtreibungen zu erzählen, das finde ich extrem hart. Im Zuge dieser Gespräche erklärt sie der Tochter auch, sie sei der Grund, dass sie sich nicht scheiden lässt. Ihre Eltern hätten sie ja nicht unterstützt und Alimente hätte sie nicht annehmen wollen. Und antwortet auf die Frage, ob sie überhaupt Kinder gewollt hätte mit


    "Ach, weißt du, das war damals so."

  • Ich war gerade mal zwölf oder vielleicht dreizehn, als meine Mutter mir von ihren beiden Abtreibungen erzählte,

    Danke Ellemir, dass Du das nochmal rausgesucht hast.

    Also ja ich sehe das genauso: wie die Mutter mit der 12 jährigen Tochter über die Abtreibungen redet geht einfach gar nicht. Und wie die Tochter dann das Gefühl haben musste, dass die Mutter sie eigentlich gar nicht gewollte hatte, einfach nur traurig.:(

  • Auch die Vorstellung von vielen endlosen Nachmittagen, in denen die Eheprobleme der Eltern besprochen werden, finde ich grausam. Ich würde mit meinen erwachsenen Söhnen nicht einmal über Probleme mit meinem Mann sprechen, weil ich aus eigener Erfahrung weiß, wie weh das tut und wie lange es dauert, solche Sachen aufzuarbeiten.


    Nicht falsch verstehen - ich bin glücklich mit meinem Mann ;-)